Fluxiōn

[399] Fluxiōn (v. lat.), 1) Strömung, das Fließen; 2) (Med.), Fluß; daher Fluxionär, der mit Flüssen behaftet ist; 3) (Math.), nach Newton sind F-en die Geschwindigkeiten, womit fluente Größen, d.h. solche, die durch Bewegung eines Punktes, einer Linie od. einer Ebene entstehen, durch die erzeugende Bewegung zunehmen. Wenn ein Punkt sich mit gewisser Geschwindigkeit auf der Abscissenachse bewegt u. gleichzeitig ein Punkt auf der zugehörigen Ordinate, so heißt also die Geschwindigkeit, mit welcher die Abscisse x zunimmt, die F. der Abscisse, von Newton durch x bezeichnet, u. die zugehörige Geschwindigkeit, mit welcher die Ordinatey wächst, die F. der Ordinate y, endlich die Geschwindigkeit, mit welcher der Bogen s der Curve zunimmt, die durch einen Punkt beschrieben wird, welcher immer mit dem Endpunkt der Ordinate zusammentrifft, die F. der Curve s. Für einen Kreis, z.B. vom Halbmesser r, ist bei rechtwinkeligen Coordinaten, deren Anfangspunkt in einem Endpunkt eines Durchmessers liegt, x : y = y : r – x, ferner x : s = y : r u. y : s = r – x : r. Man sieht, daß das Verhältniß der F. dasselbe ist, was Leibnitz Verhältniß der Differentiale nennt. Da die F-en der Flächen nicht blos von der Geschwindigkeit der erzeugenden Linie, sondern auch von ihrer Größe abhängen, so muß man sie auf F. von Linien zurückführen; dasselbe gilt von körperlichen Räumen. Dadurch wird aber der Gebrauch der F. unbequem u. ist daher durch die Begriffe u. Bezeichnungen der Leibnitzschen Differentialrechnung überall verdrängt worden.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 6. Altenburg 1858, S. 399.
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