Gallensteine

[873] Gallensteine (Gallenconcremente, Cholelithiasis), steinartige Concremenre in der Gallenblase, seltner in den Gallengängen, von der Größe einer Linse bis zu der eines Taubeneies, auch kleiner u. größer, selbst zum Umfang eines Hühnereies, körnig, rund, oval, glatt u. flach od. vieleckig, weiß, grau, roth, braun, dunkelgrün, schwarz od. gemischt, innen krystallinisch, strahlenförmig, in der Mitte einen od. mehrere Kerne, gestreift od. blättrig, selten einzeln, meist mehrzählig vorkommend Sie sind meist reich an Cholesterin, welches zuweilen den Hauptbestandtheil der G. ausmacht; viele G. bilden Gemenge von Cholesterin u. einer Verbindung des Gallenfarbstoffs mit Kalk, sogenannten Pigmentkalk; seltner sind die schwarzen od. grünen G., sie enthallen eine andere Modification des Pigments, verbunden mit Kalk u. wenig od. keinem Cholesterin; ebenso kommen G., wenhe vorzugsweise aus kohlensaurem u. phosphorsaurem Kalk bestehen, nur selten vor. Die Kerne der G. bestehen meist aus Schleim u. Pigmentkalk. Manche sogenannte Bezoare, welche entschieden G. sind, enthalten eine eigenthümilche krystallinische Säure, die Lithofellinsäure, sie bildet sechsseitige, im Wasser unlösliche Prismen, schmilzt bei 205° u. verwandelt sich, längere Zeit auf dieser Temperatur erhitzt, in eine amorphe Modification; sie gibt die Pettenkofersche Gallenreaction u. hat die Formel: C40H35O7 + HO. Die G. veranlassen bisweilen wenige od. keine Beschwerden, öfter jedoch durch Verstopfung der Gallenwege, Einklemmung u. daraus entstehende Entzündung derselben, so wie Ansammlung der Galle in der Gallenblase, Austreibung derselben, Gallenblasenwassersucht, Verdauungsbeschwerden, Gelbsucht, Schmerzen in der Gegend der Gallenblase, wo bei Anschwellung derselben die Steine bisweilen äußerlich gefühlt werden können. Der Übertritt der Steine in den Darmkanal u. Abgang durch den Stuhl erhebt manchmal augenblicklich die Zufälle. Diese Gallensteinkrankheit betrifft vorzüglich das mittlere u. höhere Lebensalter, mehr fette, üppig lebende, viel sitzende, an Gicht, Hämorrhoiden, Verstopfung leidende Personen, mehr Frauen als Männer. Sie kann lange Zeit ohne Gefahr u. selbst ohne bemerkt zu werden bestehen, u. eigentlich erst dann treten Symptome ein, wenn die G. in zu großer Menge sich ansammeln od. den Gallenausführungsgang verstopfen, wodurch es zu chronischer Entzündung der Gallenblase, Gelbsucht, Gallenblasenwassersucht, Verknöcherung der Gallenblase, Absceß u. Ergießung des Eiters in den Unterleib mit tödtlichem Ausgang od. nach außen (Gallenfistel) kommen kann. Gegen die sogenannten Gallensteinsymptome sind viele Mittel, bes. auflösende, alkalinische u. salinische, ganz vorzüglich aber Terpentinöl mit Schwefeläther (das Durande'sche Mittel) empfohlen worden. Warme Überschläge, Bäder u. Klystiere, sowie Opium, thun gegen die Gallensteinbeschwerden die besten Dienste; übrigens ist noch leichte Diät, reichliches Wassertrinken u. gehörige Körperbewegung zu empfehlen. Von Mineralbädern steht vorzüglich Karlsbad in Ruf. Auch bei den Pferden, dem Rindvieh etc. kommen häufig, meist runde, bräunliche, röthliche, gebliche Gallensteine vor.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 6. Altenburg 1858, S. 873.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien:
Ähnliche Einträge in anderen Lexika