Gebirgsartillerie

[31] Gebirgsartillerie, für den Gebirgskrieg eingerichtete Feldartillerie. Haupterfordernisse für die hierzu eingerichteten Geschütze sind: geringes Gewicht des Geschützes; möglichste Leichtigkeit, Rohr u. Laffete zu trennen, um sie auf Packthieren transportiren zu können; geringer Rücklauf u. eine Einrichtung der Laffete, welche hohe Richtungswinkel gestattet. Deshalb wendet man nur schwache Ladungen u. mit großem Vortheil Haubitzen u. Mörser an. Sehr günstig erscheinen für die G. die Raketen. Zuerst angewendet wurde die G. in Frankreich. Gribeauval nahm in sein System nur eine einpfündige Kanone (à la Rostaing) für den Gebirgskrieg auf, später kam noch eine vierpfündige hinzu, welche auf Schleifen transportirt wurde. In den Revolutionskriegen wandte man Wallbüchsen an, die von Böcken abgefeuert wurden u. sodann piemontefische Dreipfünder, welche auf Räder- u. Bocklaffeten transportirt wurden, ferner Vierpfünder auf Schleifenlaffeten, Acht- u. Zwölfpfünder auf Rolllasseten, sechszöllige Haubitzen auf schleifenden Bocklasseten, u. achtzöllige Mörser auf eigenthümlichen Lasseten. Seit Anfang dieses Jahrhunderts aber suchte man ein bestimmtes System für eine Gebirgsequipage aufzustellen u. nahm eine dreipfündige Kanone von 80 Kilogramm, einen Sechspfünder von 225 Kilogramm u. eine 24pfündige Haubitze von 300 Kilogramm Gewicht an, wenn auch ohne damit den Erwartungen Genüge zu leisten. Erst seit 1821 dachte man wieder ernstlich daran, ein passendes Material für die G. zu bilden, u. es wurde die Aufgabe besonderen Commissionen überwiesen, deren Untersuchungen dazu führten, daß 1822 die vierpfündige Kanone u. eine Haubitze von 12 Centimeter Durchmesser angenommen wurde; seit 1823 aber wurde nur diese Haubitze für die G. beibehalten; deren Rohr war 100 Kilogramm u. ruhte auf einer Blocklaffete, welche 129 Kilogramm schwer war, ein Maulthier trug das Rohr, ein anderes die Laffete, fünf Maulthiere die Munition. Später lernte man unbeschadet der Leistungsfähigkeit des Geschützes dasselbe noch auf 191 Kilogramm erleichtern. 1838 endlich nahm man auch wieder einen Mörser von 15 Centimeter für die G. an u. brachte ihn 1844 in Algerien zur Verwendung. Wie in Frankreich hat man auch in vielen anderen Armeen (Österreich, Rußland, Schweden, Spanien, den Niederlanden) besondere G. eingerichtet.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 7. Altenburg 1859, S. 31.
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