Geiz

[93] Geiz, 1) die Begierde Eigenthum zu erwerben, zu besitzen u. zu vermehren. Er hat seinen Grund in einer beschränkten engherzigen Gemüthsart od. in einem stillen Eigendünkel, der sich durch die Macht des Besitzes Geltung verschaffen will. Oft entwickelt sich aus der Sparsamkeit eine gewisse Sparsucht, u. diese ist dann schon der Übergang zum G., welcher mehrere Stufen u. Nüancen hat, so die Habsucht, die Begierde nach Erwerb, die selbst mit Verschwendung verbunden sein kann; die Kargheit, die sich nur auf Befriedigung der nothwendigsten Bedürfnisse beschränkt; die Genauigkeit u. Knickerei, die auch in reellen Bedürfnissen Abbruch thut u. bes. zur Knauserei wird, sofern sie Anderen das Gebührende entzieht. Im höchsten Grade des Geizes wird derselbe zum schmutzigen G. od. zur Filzigkeit, u. der ihm willenlos Fröhnende zum Geizhals. In der Bibel wird der G. die Wurzel (Quelle) alles Übels genannt, 1 Tim. 6, 9 u. 10., u. in der scholastischen Zeit wurde der G. von Thomas von Aquino als eine Hauptsünde bezeichnet; 2) die überflüssigen Schosse in den Blattwinkeln am Weinstock, an Tabakspflanzen, am Türkischen Weizen etc.; sie entziehen dem Hauptstamme die Nahrung u. bringen doch keine Frucht; das Ausbrechen derselben: Geizen.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 7. Altenburg 1859, S. 93.
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