[48] Harnblase (Vesīca urinaria), der zur Aufnahme des Harns aus den Nieren bestimmte, durch eigene Häute (Harnhäute) gebildete Behälter; liegt in der Höhle des kleinen Beckens hinter der Schooßknochenvereinigung u. ist ziemlich oval. Mit seinem oberen Theil (Scheitel, Harnblasengrund) steigt sie, wenn sie mit Harn angefüllt ist, bis vor od. etwas über den Rand der Schooßknochen empor. Hinterwärts liegt bei dem Manne der Mastdarm, beim Weibe die Mutterscheide zunächst an ihr. Nur die obere Fläche ist vom Bauchfell bedeckt, das mit seiner Bauchhöhlenplatte die vordere Fläche zur Hälfte, die hintere zu 2/3 überkleidet. Hierdurch u. durch zwei bänderartige Stränge, Harnbänder, vordere, durch dichtes Zellgewebe von den Schooßknochen aus, Seitenbänder, welche meist Rückstände der Nabelgefäße sind, u. hintere, von der Faltung des Bauchfelles bewirkt (vgl. Douglasische Falten), wird bes. die H. in ihrer Lage erhalten. Oberwärts ist beim Weibe die H. mit dem Urachus in Verbindung, in den sie bei dem Embryo, wo derselbe hohl ist, selbst übergeht, der aber ebenfalls als ein Blasenband sich darstellt. Der vom Bauchfell nicht bedeckte Theil der H. wird von dichterem Zellstoff (Zellhaut) umgeben. Außerdem zieht sich eine Lage von meist langen, doch auch einigen schief u. quer verlaufenden Muskelfibern um die innere Haut der Blase herum u. bildet die eigene Muskelhaut, auf deren Thätigkeit das Auspressen des Harns beim Harnlassen beruht. Unter ihr findet sich eine Schleimhaut, die nach der Blasenhöhle zu sammtartig u. faltig ist. Der aus ihr reichlich abgesonderte Schleim schützt die Blase gegen die Schärfe des Harns. Unterwärts wird die Blase, deren Haupt- u. Mitteltheile als Harnblasenkörper unterschieden werden, verschmälert (Harnblasenhals). Gegen denselben hin treten die Harnleiter auf beiden Seiten schräg in die H. Die Muskelfasern der H. aber treten hier dichter an einander u. bewirken am Blasenhals selbst einen Verschluß der Blase, obgleich sie keinen eigentlichen Schließmuskel bilden (vgl. Harnlassen). Zur stärkeren Verschließung der Blase wirken aber noch beim Mann mit: Quermuskel der Vorsteherdrüse (Harnblasenmuskel), der von dem aufsteigenden Aste des Sitzbeins aus, verstärkt durch Fasern des Aushebemuskels des Mastdarms, theils an der Seiten- u. Hinterfläche der Vorsteherdrüse, theils am Blasenhals sich befestigt u. bei beiden Geschlechtern, ein gewöhnlich unbeachtet bleibender Muskel (Schamknochen-, Harnröhrenmuskel), der von der hinteren Fläche der Schooßknochenvereinigung aus, theils zum oberen Theil der Harnröhre geht u. diese umgibt, theils aufwärts zur Muskelhaut der H. gelangt. An der unteren Fläche aber, hinterwärts u. zur Seite, liegen beim Mann die Samenbläschen, zwischen denen der Mastdarm mit der H. in Berührung kommt. Vom Blasenhals aus geht die H. in die Harnröhre über.