Becken [1]

[462] Becken (lat. Pelvis), unterster Theil des Rumpfes, welcher diesem zur Unterlage dient, selbst von den Schenkeln, mit deren Köpfen es in Gelenkverbindung steht, getragen u. wegen entfernter Ähnlichkeit seiner knöchernen Grundlage mit einem Handbecken so genannt wird. Es wird zunächst gebildet A) von den Beckenknochen (Beckenbeinen, Ossa pelvis). Diese sind: a) das Kreuzbein (Heiliges Bein, Os sacrum), Knochen, der hinterwärts das B. schließt, zugleich aber für die Rückenwirbelsäule die Grundlage gibt, indem diese u. mittelbar der ganze obere Körper, im Stehen u. Sitzen, auf ihm seine Stütze erhält. Es ist eigentlich als Fortsetzung der Rückenwirbelsäule selbst anzusehen, indem es aus 5, zuweilen aus 6 (selten aus 4 od. nur 3), einzelnen Stücken besteht, die, obwohl fest mit einander verwachsen, doch auch Übereinstimmung mit gesonderten [462] Wirbeln haben u. daher auch als falsche Wirbel (Vertebrae spuriae) bezeichnet werden, aber sich nach unten verschmälern, auch zugleich niedriger werden. Mit seinem obern Theil (als Basis des getrennten Kreuzbeins) ist es mit dem untern Lendenwirbel in gleicher Art, wie die Rückenwirbel überhaupt, unter sich verbunden. Der vordere Rand dieser Verbindung (Vorgebirge, Promontorium), ragt bedeutend in die B-höhle hinein. An beiden Seiten der Gelenkfläche geht ein nach außen fächerförmiger, glatter, hinten in ein stumpfes Ende auslaufender, vorn rundlich in die vordere Fläche übergehender Theil ab. Nach hinten erscheinen die obern Gelenkfortsätze dieses falschen Wirbels vollständig ausgebildet, mit ihren Gelenkflächen nach hinten u. innen gerichtet. Die vordere, die hintere Wand des kleinen B-s bildende concave Fläche ist der Länge u. Breite nach gekrümmt u. durch 2 Reihen Öffnungen (vordere Kreuzbeinlöcher, Foramina sacralia anteriora), in einen mittleren Theil u. 2 Seitentheile geschieden. In dem mittleren Theile deuten erhabene Querlinien die Grenzen der falschen Wirbel an. Die Seitentheile bestehen aus den verwachsenen Querprocessen der falschen Wirbel. Die hintere Fläche ist convex, übrigens rauh u. uneben, bes. aber durch 5 von oben nach unten verlaufende Reihen von Erhabenheiten ausgezeichnet, von denen die mittelste die Spuren der verwachsenen Dornfortsätze, die beiden nächsten nach außen die Spuren der verwachsenen Gelenkfortsätze sind, die noch mehr nach außen liegenden aber zu den Querfortsätzen der falschen Wirbel gehören; die Enden dieser machen zugleich die beiden Seitenflächen u. Seitenränder des Kreuzbeins aus. Gewöhnlich sind die Spuren der Dornfortsätze in eine unebene Leiste (Crista sacralis) verwachsen, die jedoch nicht ganz von oben beginnt, indem hier ein Ausschnitt sich befindet, der vom hintern Theile des untersten Lendenwirbels überdeckt wird. Am untern Theile der hintern Fläche ist ein ähnlicher Ausschnitt, mit seiner Spitze aufwärts gerichtet. Zwischen den zunächst liegenden u. den äußersten Reihen von Erhabenheiten finden sich die hintern Kreuzbeinlöcher (Foramina sacralia posteriora). Beide äußerste Reihen laufen unterwärts in Hervorragungen aus, die Kreuzbeinhörner (Cornua sacralia), welche durch knorpelig-sehnige Masse mit den Hörnern des obersten Steißbeins sich verbinden. Die Seitenflächen laufen schräg von hinten nach vorn in Ränder aus. Der obere Theil derselben ist überknorpelt u. wird als ohren- od. nierenförmige Fläche (Facies auricularis s. reniformis) unterschieden; hier verbindet sich das Hüftbein auf jeder Seite mit dem Kreuzbein. Die durch beide Flächen bewirkte unbewegliche Verbindung heißt die Kreuzbeinhüftbeinfuge (Symphysis sacro-iliaca). Unterwärts besteht jede Seitenfläche des Kreuzbeins aus einer vorwärts gekrümmten, immer schmäler werdenden, sehr rauhen Fläche, welche vornehmlich zur Anlage der untern B-bänder dient. Im Innern des Kreuzbeins setzt sich der Rückenmarkskanal von den Wirbeln herab als Kreuzbeinkanal (Canalis sacralis) fort; nach oben ist er 3eckig mit einer vorwärts gekehrten Fläche, ist aber schon oben weit flacher als in den Wirbeln u. verschmälert sich abwärts noch mehr; ganz unten ist es hinterwärts knochenlos. In ihm kommen die vordern u. hintern Kreuzbeinlöcher zusammen, indem sie Kreuzbeinnerven durch sich hindurch lassen. Die Spitze, od. der unterste schmale u. abgestumpft zugespitzte Theil des Kreuzbeins, verbindet sich durch eine über knorpelte Gelenkfläche mit dem obersten Steißbein. Im weiblichen Körper ist das Kreuzbein überhaupt breiter u. flacher gekrümmt; auch tritt sowohl oberwärts das Vorgebirge, als unten die Spitze weniger hervor, wodurch das B. an Geräumigkeit gewinnt. b) Das Steiß- od. Kukuksbein (Os coccygis), 4 abgesonderte Knochen, die das eigentliche Ende der Wirbelsäule ausmachen u. unterhalb des Kreuzbeins zwischen den Bändern, die den Ausgang des V-s begrenzen, liegen. Selten sind die einzelnen Stücke zu einem einzigen Knochen vereinigt, od. 5 od. 3 Stücke vorhanden. Der oberste Knochen hat einige Ähnlichkeit mit einem Wirbelbeine ohne Bogen; zu beiden Seiten des Körpers gehen nach oben 2 Hörnchen (Cornua coccygea) ab, die sich mit ähnlichen des Kreuzbeins verbinden; die 3 andern werden immer kleiner, haben ober- u. unterhalb Gelenkflächen da, wo sie einander berühren, u. sind durch die Steißbeinbänder (Ligamenta sacro-coccygea) verbunden. Alle Knochen sind sehr weich u. schwammig. Die Verwachsung der einzelnen findet am häufigsten beim männlichen Geschlechte statt, weit seltener beim weiblichen, wo eine größere Beweglichkeit wegen der Erweiterung des B-ausgangs bei der Geburt nothwendig ist. Bei den Thieren geht das Steißbein in die Schwanzwirbel über; s. Schwanz. c) Das Hüftbein (Os coxae s. innominatum), der durch den Zusammentritt dreier, bis zu den Jahren der Mannbarkeit geschieden bleibender Stücke sich bildende, in dieser Verbindung als paariger, zu beiden Seiten sich an das Kreuzbein anzufügender Knochen, welcher das B. vor-, seit- u. größtentheils auch hinterwärts bildet. Man unterscheidet in jedem Hüftbein: aa) das Darmstück desselben (Darmbein, Os ileum s. ilei), der obere u. hintere ansehnlichste Theil; stellt nach oben eine breite nach innen ausgehöhlte Fläche dar, bildet die obere Seitenwand des B-s, nach außen die Hüfte, stützt mit dem der andern Seite einen großen Theil der Gedärme, bildet blos in der Jugend einen eignen Knochen, indem es später in der Pfanne (s. unten) mit dem Scham- u. Sitzbein völlig verwächst. An seinem dicksten Theile, seitwärts u. nach unten befindet sich die Gelenkhöhle des Schenkelknochens; Pfanne (Acetabulum). die größeste u. tiefste des ganzen Körpers, die, zum größten Theil nach oben u. hinten von ihm gebildet wird. Sie stellt eine halbkugelförmige, größtentheils nach hinten u. oben überknorpelte (halbmondförmige Knorpelfläche der Pfanne, Facies lunata acetabuli), unten mit einem Ausschnitt (Incisura acetabuli) versehene Höhlung dar in deren Mitte eine nicht überknorpelte, zur Aufnahme von Gelenkdrüsen u. zum Ansatz des runden Bands des Schenkelknochens bestimmte Vertiefung (Fovea acetabull) sich befindet. Die Knorpelfläche endigt in einen sehr erhabenen Rand (Supercilium acetabuli), dessen Enden nach unten u. vorn Hörner (Cornua) genannt werden. Der kleinste vordere Theil der Pfanne gehört dem Schoßknochen, der untere u. zum Theil der hintere dem Sitzknochen an. Von der Pfanne aus erhebt sich das Darmbein breiter u. dünner werdend nach oben u. hinten. Die äußere Fläche, mit einer nach oben convexen Linie dient[463] dem kleinsten Gefäßmuskel zum Ausatz. Die innere Fläche bildet in ihrem obern größten Theile die Seitenwand des großen B-s, mit dem kleinern hintern, rauhern Theile den Höcker des Darmbeins (Tuber ossis ilei) u. hat nach unten eine ohrförmige Knorpelfläche (Facies auricularis), durch welche sie mit dem Kreuzbein verbunden ist. Die untere kleinste Abtheilung wird durch die ungenannte Linie (Linea innominata), die zugleich die Grenze zwischen dem kleinen u. dem großen B. bildet, von der obern geschieden, bildet den obern Theil der Seitenwand des kleinen B-s, verläuft nach unten in den Körper des Sitzknochens, nach vorn in den horizontalen Ast des Schoßknochens. Der vordere von der Pfanne aufwärtssteigende Rand hat unten eine rauhe Erhabenheit, den vordern untern Darmbeinstachel (Spina anterior inferior ossis ilei). Der an ihn sich in einer stumpfen Ecke anschließende obere Rand (Kamm, Crista) fängt mit dem obern vordern Darmbeinstachel (Spina anterior superior) an, ist breit, bildet nach außen u. innen zwei wulstige Lefzen (Labia), zwischen beiden eine Linie (Linea intermedia), nach hinten den obern hintern Darmbeinstachel (Spina superior posterior), von dem abwärts sich ziehend der hintere Rand (der halbmondförmige Ausschnitt des Hüftknochens, Incisura semilunaris ossis innominati), anfängt, mit dem untern hintern Stachel endigt u. in den untern glatten, wulstigen, sehr ausgeschweiften, einen großen Theil des großen Ausschnitts des Hüftknochens (Incisura ischiadica major) ausmachenden Rand, der in das Sitzbein verläuft, übergeht. bb) Das Sitzstück des Hüftknochens (Sitzbein, Os ischii). dessen mittler u. unterer Theil, der den unteren Theil der Pfanne bilden hilft, das B. seitwärts schließt u. durch seinen tiefern Theil beim Sitzen dem Körper zum Ruhepunkt dient. Man unterscheidet an ihm. den Körper, welcher nach hinten in eine rauhe Hervorragung, den Sitzbeinstachel (Spina ischii) übergeht, der zur Anlage des untern kleinen B-bandes dient u. von welchem der große Ausschnitt des Hüftknochens (Incisura ischiadica major s. iliaca) anfängt, der sich nach hinten bis zu dem hintern untern Darmbeinstachel zieht u. zum Theil von dem Darmbein begrenzt wird. Ferner zwei Äste: einen absteigenden (Ramus descendens), der als eine Fortsetzung des Körpers, auf seiner äußern Fläche in den Sitzknorren (Tuber ischii), eine starke, verknorpelte Anschwellung, welche zur Anlage mehrerer Muskeln u. Bänder dient, übergeht. An seiner hintern Fläche befindet sich zwischen dem Sitzbeinstachel u. Sitzknorren der kleine Sitzbeinausschnitt (Incisura ischiadica minor); welcher zum Austritt des innern Hüftbeinlochmuskels dient. Der aufsteigende Ast (Ramus adscendens) steigt vom untern Ende des absteigenden Astes unter einem spitzen Winkel nach vorn u. oben, wo er in den absteigenden des Schoßbeins übergeht. cc) Das Schoßstück des Hüftknochens (Schambein, Os pubis), der kleinste, vordere Theil des Hüftbeins, der, sich mit demselben Theile des Hüftbeins der andern Seite vereinigend, das B. vorwärts schließt. Man unterscheidet an ihm den Körper, der in der Pfanne sich mit dem Darm- u. Sitzbein verbindet, u. 2 davon abgehende Aste: einen wagerechten Ast (Ramus horizontalis), der, vorwärts abgehend, mit einer obern scharfen Leiste, in welche die ungenannte Linie aus läuft (Schambeinkamm, Crista ossis pubis), in eine rauhe Erhabenheit (Schambeinhöcker, Tuberculum ossis pubis) sich endigt; u. einen von dem wagerechten ausgehenden absteigenden Ast (R. descendens), der, unterwärts u. auswärts gerichtet, mit dem der andern Seite, mittelst der Synchondrose die Schambeinvereinigung (Symphysis ossium pubis) bildet. Der unterhalb dieser Vereinigung befindliche, im weiblichen B. mehr halbkreisförmige, bogenartige, im männlichen, einen spitzeren Winkel bildenden Raum, heißt der Schambeinbogen (Arcus ossium pubis). Zu beiden Seiten u. etwas oberhalb desselben findet sich das rundlich-3eckige große von den Ästen des Sitz- u. Schoßtheils umgrenzte, von einer starken Membran (s. unten) verschlossene eirunde od. Hüftbeinloch (Foramen ovale pelvis). B) Beckenbänder (Ligamenta pelvis) sind a) solche, welche die einzelnen B-knochen unter sich u. mit andern Knochen verbinden. Hierher gehören: aa) die Synchondrose der Schoßstücke des Hüftknochens (Synchondrosis s. Symphysis ossium pubis), die noch durch sehnige Querfasern, die vorn u. hinten über dieselben weglaufen (Ligamentum annulare ossium pubis), durch Fasern mehrerer, bes. des schiefen Bauchmuskels, deren untere man als bogenartiges Band (Ligamentum arcuatum) unterscheidet, unterstützt wird. bb) Die Synchondrose des Kreuzbeins mit den Hüftbeinen (Symphysis sacro-iliaca), durch die ohrförmige Knorpelfläche u. verstärkende Fasern vermittelt, durch andere B-bänder verstärkt. cc) Die Gelenkverbindung des Kreuzbeins nach oben mit dem letzten Lendenwirbel, nach unten mit dem ersten Steißbeinwirbel, wird auf gleiche Weise wie die übrigen Rückgratswirbel (s. Rückgratsbänder) unter sich bewirkt dd) Gelenkverbindungen der Steißknochen: außer dünnen Zwischenknorpeln u. dünnen Kapselbändern, noch besondere Kreuzsteißbeinbänder (Ligamenta sacro-coccygea), u. zwar hinten, auf jeder Seite ein langes u. ein kurzes, vom Rücken u. der Spitze des Kreuzbeins ausgehend, theils bis zur Spitze des Steißbeins verlaufend, theils an die Hörner des obersten Coccyxknochens sich ansetzend; u. 2 vordere vom letzten falschen Wirbel des Kreuzbeins aus auf der innern Fläche der Steißbeine verlaufend. b) Unterstützende Bänder, die an verschiedenen Theilen des B-s ausgespannt, dasselbe verschließen, seine Höhle vollenden u. den inner- u. außerhalb gelegenen Theilen zur Bedeckung, Anlage u. zum Schutz dienen: aa) Das Poupartische Band, s.u. Bauch. bb) Die obturatorische Membran (Membrana obturatoria), die das Hüftbeinloch (s. oben A) bis auf eine kleine nach oben u. außen befindliche Spalte (Hiatus) verschließende Haut, welche 2 Muskeln zur Anlage dient u. mehreren Gefäßen u. Nerven durch den Hiatus u. ein od. mehrere kleine Löcher den Durchgang gewährt. ee) Die untern B-bänder (Ligamenta ischio-sacralia), vom seitlichen Theile des Kreuz- u. der Steißbeine zu dem Sitzbeine gehend; auf jeder Seite ein großes (Ligamentum tuberoso-sacrum), nebst einem Anhang (Falx ligamentosa), u. ein klein es (Ligamentum spinoso-sacrum). Sie spannen sich[464] über die Hüftbeinausschnitte (s. oben), die sie bis auf eine zum Durchgang von Gefäßen bestimmte Öffnung u. somit auch das B. nach hinten zu verschließen. dd) Die hintern Bänder des B-s (Ligamenta ileo-sacralia) gehen vom hintern Theil des Hüftbeinkammes (s. oben) zum Kreuzbein, werden auf jeder Seite als das lange u. als das kurze unterschieden, zu denen noch accessorische u. Seitenbänder u. viele feste, glänzend weiße, sehnige Faden kommen, welche die Verbindung der Hüftknochen mit dem Kreuzbein verstärken. ee) Vordere B-bänder (Ligamenta antica s. ileolumbalia), gehen von dem Hüftbeinkamme zu den Lendenwirbeln. Man unterscheidet ein oberes u. ein unteres. Beide dienen Muskeln zum Ansatz u. haben Spalten zum Durchgang von Gefäßen u. Nerven. C) Die Beckenhöhle, der von den genannten Theilen umschlossene, nach unten u. seitwärts von demselben u. mehreren Bauch- u. Schenkelmuskeln um- u. verschlossene, nach oben offene Raum, bildet den tiefsten Theil der Bauchhöhle, umschließt außer einem Theil des Darmkanals, die Harnblase u. die innern Geschlechtstheile. Wegen letzterer, denen das B. zum Schutz u. zur Stütze dient u. weil es bei der Geburt dem Kinde den Durchgang gestattet, ist es bes. für den weiblichen Körper von großer Wichtigkeit. Das weibliche B. ist, diesen Zwecken entsprechend, bedeutend weiter als das männliche, die Darmbeine desselben sind mehr nach außen geneigt, weniger steil ansteigend, die Schoßbeinvereinigung bildet unten einen bogenförmigen Ausschnitt, bei dem männlichen B. hingegen einen spitzen Winkel. S. noch B-arterie, B-vene u. B-nerven. D) In Beziehung auf die Betheiligung des weiblichen B-s bei der Schwangerschaft u. Geburt, u. behufs geburtshülflicher Demonstrationen unterscheidet man: a) das große B., dies ist der oberhalb einer, von dem oben hervorragenden Rande des Kreuzbeins, längs der innern Bogenlinien des Hüftbeins bis vorwärts an den obern Rand der Schoßbeinvereinigung gezogenen, als obere B-öffnung od. Ein gang des kleinen B-s bezeichneten Linie, gelegene, zur Seite von den Darmbeinen begrenzte Raum; u. b) das kleine B., dies ist der unter jener Linie befindliche, von dem Kreuz- u. Schwanzbein, den Sitz- u. Schoßbeinen umschlossene, nach unten durch eine, als vom letzten Schwanzbein zu beiden Seiten über die großen Seitenbeckenbänder längs dem untern Rand des aufsteigenden Asts desselben herauf bis zu dem Bogen des Schoßbeins gedachten Linie (untere B-öffnung, Ausgang des B-s) begrenzte Raum. E) Der innere Raum eines nornial gebauten weiblichen B-s hat folgende Dimensionen nach pariser Maß: a) im großen B.: größter Abstand der Hüftbeinkämme in ihrer Mitte 9–10 Zoll; Abstand eines obern Hüftbeinstachels von dem der andern Seite 8–9 Zoll; Tiefe des großen B-s, von der innern Bogenlinie bis zu gleicher Höhe mit der Mitte des Kammes 23/4 Zoll; Umfang 23–26 Zoll. b) In der obern B-öffnung: Querdurchmesser (Diameter) von der Mitte der bogenförmigen Linie einer Seite zu der andern 5 Zoll; gerader Durchmesser (Conjugata) vom Promontorium des Kreuzbeins zum obern Rande der Schoßbeinverbindung 4–41/2 Zoll; schiefer Durchmesser (Diameter obliquus s. Deventeri) von der Kreuzbeinhüftbeinverbindung einer Seite zu der Stelle, wo sich das Darmstück u. Schoßstück des Hüftknochens der andern Seite vereinigen, 41/2–43/4 Zoll; Umfang: 13–16 Zoll. c) Mittler Theil des kleinen B-s: Gerader Durchmesser von dem 2. falschen Wirbel des Kreuzbeins bis zur Mitte des Schambogens 41/2–5 Zoll; Querdurchmesser, oberer: von der erhabensten Stelle der Pfannenfläche einer Seite zu der der andern 41/2 Zoll; unterer: von einem Sitzbeinstachel zum andern 4 Zoll; schiefer Durchmesser von der Vereinigung des aufsteigenden Astes des Sitzbeins u. der absteigenden des Schoßbeins einer Seite zu dem Hüftbeinausschnitt der andern 41/2–43/4 Zoll; Umfang 15–16 Zoll. d) Untere B-öffnung: Querdurchmesser von einem Sitzknorren zum andern 4 Zoll; gerader Durchmesser von der Mitte des Schambogens bis zur Spitze der Steißbeine 3–31/2 Zoll, durch Zurückbiegung der letztern noch um (bis höchstens 1 Zoll zu erweitern; Umfang 13 Zoll. e) Die Höhe des ganzen V-s beträgt im mittleren Maß 63/4–7 Zoll. Die Aushöhlung des Kreuzbeins beträgt 6–8 Linien, höchstens 1 Zoll, die Stärke desselben an seiner Basis 11/2 Zoll, die Stärke des der Schoßbeinvereinigung 1/2 Zoll; weshalb man von dem, an einem Lebenden von außen genommenen Maße 2 Zoll u. außerdem ein Geringes für die Hauptbedeckungen abzurechnen hat. Zur Ausmessung des B-s giebt es verschiedene Instrumente (Beckenmesser), den Pelvimeter u. Kliseometer (s. b.), letzter ist zur Messung der Beckenneigung, d.h. der schiefen Richtung des B-s gegen den Horizont bei aufrechter Stellung der Person; erster bes. für das weibliche B. rücksichtlich der Geburt. Mißbildungen des B-s (Beckenabweichungen) sind eine der gewöhnlichsten Ursachen schwerer Geburten. Man rechnet dahin: ein zu weites B., wodurch der Durchgang des Kindes zwar erleichtert, aber auch auf eine für die Gebärende in ihren Folgen nachtheilige Weise zu sehr beschleunigt wird; ein zu enges B.; bei weniger als 3 Zoll der B-durchmesser kann nur ein sehr kleines u. unzeitiges Kind mit großer Anstrengung von selbst geboren werden; Knochenauswüchse in der B-höhle, welche die B-öffnungen verengen; Verknöcherung der Schambeinverbindung; zu starke Zurückbeugung des B-s; Schiefheit des B-s nach einer Seite; Mißverhältniß der B-durchmesser, was bes. häufig bei verwachsenen Personen Statt hat. Das B. erreicht seine vollständige Ausbildung erst in spätern Jahren. Im Hüftknochen zeigen sich beim reisen Kinde nur 3 Knochenkerne, die sich allmählig vergrößernd, erst im 6. Lebensjahre in der Pfanne sich erreichen, u. deren feste Verwachsung erst im 14.–16. Jahre erfolgt. Der Kreuzknochen hat beim reisen Kinde, in jedem der 3 obern falschen Wirbel 5, in jedem der 2 untern 3 Knochenkerne. Die völlige Verknöcherung u. Verwachsung der falschen Wirbel erfolgt erst nach dem 11. Jahre. Die Steißbeine sind bei der Geburt ganz knorplich u. werden zum Theil erst im 14.–20. Jahre zu Knochen. Vgl. Nägele, Das weibliche B., Karlsr. 1825; über B-messer schrieben Boivin, Desberger, Wellenbergh (Haag, 1831). – Bei den Thieren verschwindet auch die entfernteste Ähnlichkeit mit einem B. Bei dem Affen sind die beiden Hüftknochen weit länger als breit. Bei dem Biber u. Känguruh sind die Schoßknochen in ein Stück verwachsen; beim Ameisenbär stehen dieselben auseinander; beim Maulwurf liegen, wegen Engigkeit des B-s, selbst die inneren Geschlechtstheile außer dem Schambeine; bei dem[465] Känguruh u.a. Bentelthieren, auch bei den Schnabelthieren, findet sich an den Schambeinen ein eignes hornartiges Knochenpaar (Ossa marsupialia, s. Cornua pelvis abdominalis). Bei den Cetaceen findet sich, da ihnen die Hinterfüße mangeln, kein B., sondern nur ein Paar kleine, den Schambeinen der höhern Thiere ähnliche Knochen am Bauche. Bei den Vögeln wird das B. hauptsächlich durch einen breiten einfachen Hüftknochen gebildet, dessen Seitentheile verschiedentlich gestaltet sind, nach unten aber weit von einander stehen. Nur das B. des Straußes ist vorwärts durch verwachsene Schambeine verschlossen. Bei Schildkröten werden zwar ebenfalls die 3 Hauptseitentheile des B-s unterschieden, nur sind hier die Schambeine die größern u. die flachsten des ganzen Skelets. Bei Fröschen u. Kröten sind die Hüftknochen gabelförmig, u. zwischen ihnen das in Einen Knochen sich endigende Rückgrat.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 2. Altenburg 1857, S. 462-466.
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