Helōten

[226] Helōten (Helotes od. Helotä), in Lakonika die Staatssklaven, welche vor anderen Sklaven nur das voraus hatten, daß sie nicht außer Landes verkauft werden konnten; sie waren die Nachkommen derjenigen, welche bei der Einwanderung der Dorier in Lakonika persönliche Freiheit u. Grundbesitz verloren hatten, u. der Name soll nach Einigen von der Stadt Helos (s.d. 2) herkommen, deren Bewohner zuerst diesem Loose verfallen wären, nach Anderen aber Kriegsgefangene bedeuten. Sie wurden von dem Staate an einzelne Edle abgelassen u. bauten deren Land, von dem Ertrage mußten sie eine bestimmte Leistung an Gerste, Öl u. Wein zahlen, außerdem ihre Herren bedienen u. im Kriege als Leichtbewaffnete, auch als Matrosen Dienste thun. Ihre Lage war nur insofern eine gedrückte, da sie von den Freien verachtet waren, sonst konnten sie sich bei guter Wirthschaft zur Wohlhabenheit emporarbeiten[226] u. für Auszeichnung im Kriege auch die Freiheit erhalten; freigelassene H. hießen Neodamodeis; das Bürgerrecht aber wurde ihnen selten ertheilt, wie den Epennakten (s.d.) nach dem zweiten Messenischen Kriege. Kinder von Spartanern mit Helotinnen hießen Mothakes od. Mothones u. waren Freie ohne Bürgerrecht. Die Verachtung, mit welcher die H. von den Spartanern angesehen u. behandelt wurden, erzeugte in ihnen Haß gegen ihre Herren, u. diese fürchteten die H. wegen ihrer ungeheueren numerischen Stärke (vor der Schlacht bei Leuktra zählte man bei 224,000 H. an 56,000 Waffenfähige), weshalb über sie, bes. von den jüngeren Spartanern, eine sehr genaue u. scharfe Aufsicht geführt wurde, die zuweilen in Grausamkeit ausartete (s. Krypteia) u. sogar zu geheimen u. öffentlichen Niedermetzelungen unter ihnen führte. Wie gegründet freilich der Verdacht der Spartaner gegen die H. war, zeigte sich durch öftere Empörungen der H., namentlich als diese im dritten Messenischen Kriege mit den Messeniern gemeinschaftliche Sache gegen die Spartaner machten (Helotenkrieg), wo sie aber besiegt wurden (s. Messenische Kriege). Daher Helotisch, niedrig, sklavisch; Helotismus, tiefste Sklaverei.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 8. Altenburg 1859, S. 226-227.
Lizenz:
Faksimiles:
226 | 227
Kategorien: