Hornblende

[541] Hornblende (Amphibol), Mineral, krystallisirt in Säulen des monoklinoëdrischen Systems, welche theils eingewachsen, theils aufgewachsen u. zu Drusen vereinigt erscheinen, häufig sind Zwillingskrystalle; meist in derben stänglichen od. fasrigen, auch körnigen Massen; vollkommen spaltbar nach den Flächen des Prismas, Bruch unvollkommen muschlig. Härte 5–6, specifisches Gewicht 2,9–3,4; farblos, weiß, gewöhnlich grün, grau, gelb, braun od. schwarz, durchsichtig bis undurchsichtig, glas- bis perlmutterglänzend. Die chemische Zusammensetzung der H. ist sehr verschieden; L. Gmelin gibt 5 RO. 6 Si O2 od. 3 (RO Si O2) + 2 RO. 3 Si O2 als allgemeine Formel an, wobei RO Magnesia, Kalk u. Eisenoxydul bedeutet; manche Arten enthalten Fluor u. sehr viele auch Thonerde; aus den von Bonsdorff angestellten Analysen von H-n läßt sich die Formel 3 (5 MgO. 6 Si O2) + 5 CaO. 6 Si O2 + Ca Fl ableiten, wogegen Hisinger's Analysen von schwarzer H. die Formeln 5 (MgO. Ca O) 6 Si O2 + FeO . Al2O3 geben; gewöhnlich nimmt man RO. SiO3 + RO . 2 SiO3 als allgemeine Formel für H. an. Man unterscheidet folgende Arten: a) Tremolith (Grammatit, Tremoliner Amphibol), ist graulich-, grünlich-, gelblichgrau, spargelgrün bis licht violett, eingewachsen, in langsäulenförmigen Krystallen, perlmutterglänzend bis seidenglänzend, halbdurchsichtig bis durchscheinend; findet sich bes. im körnigen Kalk u. Dolomit am St. Gotthard, Pfitsch u. Klausen in Tyrol, Gullsjö in Wärmeland u. Aker in Schweden, Lengefeld im Sächsischen Erzgebirge, im Fichtelgebirge, Bannat u. mehreren Orten Schottlands. Hierher gehört auch der sogenannte Calamit von Bradsorsgrube in Wärmeland u. der Pargasit von Pargas in Finnland; b) Aktinolith (Strahlstein), berg-, oliven-, gras- bis schwärzlichgrün, durchscheinend, in säulenförmigen eingewachsenen Krystallen od. radialstänglichen Massen, findet sich auf Eisenerzlagern zu Ehrenfriedersdorf, Breitenbrunn in Sachsen, Arendal in Norwegen, mehreren Gegenden Schwedens, im Talkschiefer in Tyrol u. am St. Gotthard. c) Hornblende: aa) Gemeine H., dunkellauchgrün, schwärzlichgrün bis schwarz, undurchsichtig bis kantendurchscheinend, meist derb u. eingesprengt, in körnigen u. radialstängligen Aggregaten. Die Gemeine H. bildet einen wesentlichen Gemengtheil vieler vulkanischer u. plutonischer Gesteine; bb) Basaltische H., bräunlich- bis pechschwarz, undurchsichtig, die Krystalle eingewachsen od. lose, findet sich in vielen Basalten, bes. des Böhmischen Mittelgebirges, der Rhön, des Habichtswaldes, etc. Der sogenannte Karithin steht zwischen der Gemeinen u. Basaltischen H.; d) Arfvedsonit, derb od. in stängligen Massen, glasglänzend, schwarz u. undurchsichtig, findet sich auf Grönland; e) Uralit, hat die Krystallform des Augits, im Übrigen wie Gemeine H., findet sich in den Grünsteinporphyren des Ural, bes. bei Mostawaja unweit Katharinenburg u. zu Cavellinski bei Miask, ferner in Tyrol, Ostindien, Norwegen u.s.w.; f) Anthophyllit, derb, in körnigen u. radialstängligen Aggregaten, metallähnlicher Perlmutterglanz, gelblichbraun bis nelkenbraun od. bräunlichschwarz, durchscheinend; besteht fast nur aus kieselsaurer Magnesia u. kieselsaurem Eisenoxydul; findet sich bei Konsberg u. Modum in Norwegen, in Grönland, etc.; g) Asbest, Amianth u. Byssolith sind sehr feinfaserige Abänderungen der H. Wegen ihrer Leichtflüssigkeit dient die H., wo sie in großen Massen als Hornblendegestein od. Hornblendeschiefer (s.d.) vorkommt, als Zuschlag beim Eisenschmelzen u. in der Glasfabrikation, bes. zur Herstellung des Bouteillenglases, od. man schmilzt die H. allein als ein dunkles Glas, das sogenannte Steinglas, welches zu Glasknöpfen, Perlen etc. verarbeitet wird.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 8. Altenburg 1859, S. 541.
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