Hydra [2]

[655] Hydra, 1) (a. Geogr.), Vorgebirg in Mysien, bildet die südwestliche Spitze des Elaitischen Meerbusens; j. Cap Fokia; 2) der westliche Theil des Sees Trichonis in Ätolien; 3) (n. Geogr.), Insel im Ägäischen Meere, nordöstlich von Morea, an der Küste von Argolis, ehemals Hydrĕa; hat etwas über 2 QM. u. ist felsig u. nicht bes. fruchtbar; die früher weit beträchtlichere Bevölkerung ist auf etwa 12,000 herabgesunken, welche industriös u. thätig u. bes. ausgezeichnete Seeleute sind. Der Hafen der Insel ist eng, aber sicher, u. die Hydrioten treiben nicht unbedeutenden Handel. – H. war von jeher ein unfruchtbares Felseneiland, nur von einzelnen Schiffern bewohnt. Erst im 15. Jahrh., nachdem mit dem Tode Skanderbegs (1466) Albanien unter[655] die Herrschaft der Türken gekommen war, ließen sich einzelne albanesische Familien auf H. nieder, u. auch 1770, nach dem Russisch-türkischen Kriege, wanderten viele Griechen aus Morea dorthin aus. Die Schifffahrt u. der Handel, welchen die Hydrioten mit großem Geschick u. glücklichstem Erfolge trieben, erweiterte sich nach u. nach bis nach dem Schwarzen Meere u. Ägypten, nach Italien u. Frankreich u. sogar bis in die Ostsee u. nach Nordamerika. Ihre Handelsmarine war längere Zeit vor 1821 eben so ausgezeichnet, als die Gewandtheit u. Kühnheit ihrer Seeleute, u. sie gewannen dadurch bedeutende Reichthümer. Während des Freiheitskrieges war es bes. H. u. Spetzia, welche mit Ipsara (Psara), nachdem sie ihre Handelsschiffe in Kriegsschisse umgewandelt hatten, fast allein die Last des Seekrieges gegen die türkischen Flotte trugen, aber namentlich die Hydrioten nahmen den bedeutendsten Antheil an dem Kampfe u. brachten der Sache der Unabhängigkeit große Geldopfer. Dadurch u. wie durch den Krieg der Handel verschwand, wurde auch der Wohlstand H-s vernichtet, u. sie hat sich von allen Verlusten, wozu noch im Frühjahre 1837 ein, mehrere Wochen anhaltendes Erdbeben kam, noch nicht wieder erholen können. Indeß hatten einzelne Hydrioten bereits 1841 wieder angefangen, ihr Geld im Schiffbau anzulegen, u. H. besaß schon 1855666 Fahrzeuge zu 22,965 Tonnen; 4) Hauptort der Insel, an der Westküste gelegen, in welchem fast deren ganze Bevölkerung lebt; er erhebt sich amphitheatralisch über dem Hafen u. hat Gymnasium, Handels- u. Schifffahrtsschule, hellenische u. mehrere Elementarschulen), viele Kirchen etc.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 8. Altenburg 1859, S. 655-656.
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