[677] Hyperboreer (a. Geogr.), 1) überhaupt den Griechen nördlich wohnende Völker, bes. 2) die jenseit der Rhipäen wohnenden Völker. Sie galten den Griechen als gerechte, lang (1000 Jahre) lebende Leute (vgl. Makrobier), welche sich der Thierspeise enthielten u. fromme Verehrer des Apollo waren. Diesem Gotte feierten sie Feste unter freiem Himmel, wobei von Sängern u. Schwänen Lieder gesungen u. Hekatomben von Eseln gebracht wurden. Von langem Leben gesättigt, sprangen sie, mit Kränzen umwunden, von einem Felsen ins Meer. Zu ihnen wanderte Apollo jährlich u. brachte Erntegaben nach Delphi zurück, u. die H. beschickten auch die Apollonischen Heiligthümer zu Delphi u. Delos, wie denn auch Leto von ihnen als Wölfin gekommen sein soll. Auch Hercules war auf seinen Wanderungen bei ihnen gewesen u. hatte den Ölbaum von ihnen mitgebracht, s.u. Hercules. Die H. dachte man in dem Lande jenseit der Rhipäen (daher diese Hyperboreisches Gebirg hießen), wo die Macht des kalten Boreas nicht mehr walten sollte, am Ufer des Oceans, früher im Norden am Nordischen (daher Hyperboreisches Meer, so v.w. Nord-Eismeer), dann im Nordwesten am Atlantischen, zuletzt im Nordosten. Hekatäos schr. über die H.; Herodot bezweifelte ihr Vorhandensein, Andere erklärten sie für ein historisches Volk u. gaben ihnen Sitze in Norden od. Westen von Griechenland; die Römer versetzten sie nach Skandinavien od. nach Germanien. Der Sage von den H-n liegt der Zusammenhang Griechenlands mit den Ursitzen des Apollocultus in Nord-Thessalien zu Grunde. Shubert, De Hyperporeis, Marb. 1825. Daher Hyperborëisch, nördlich.