Isturiz

[99] Isturiz, Don Javier de I., geb. 1790 in Cadix. Sohn eines Kaufmanns u. Bruder des Thoms de I., welcher 1812–14 in den Cortes saß; nach der Restauration Ferdinands VII. wurden in dem Hause der beiden Brüder die Versammlungen der Mißvergnügten gehalten u. hier der Aufstand vom 1. Jan. 1820 vorbereitet; 1822 wurde Javier Cortesdeputirter u. 1823 Cortespräsident; er ging mit nach Sevilla u. stimmte für die Suspension des Königs; als der König wieder in den Besitz der unumschränkten Gewalt eingesetzt war, wurde er zum Tode verurtheilt u. floh nach England, wo er mit dem Hause Zulueta in Verbindung trat. Er kehrte 1834 nach Spanien zurück, u. von Cadix zum Procurator bei den Cortes gewählt, schloß er sich den Häuptern der liberalen Partei an u. war einer derjenigen, welche den Aufstand der Milicia urbana vorbereiten (1835); als Mendizabal an die Spitze des Ministeriums trat, wurde I. Präsent bei der Kammer der Procuratoren; verfeindete sich jedoch mit Mendizabal, der ihn sogar zu einem Duell forderte; nach Mendizabals Sturze 1836 wurde I. Minister des Auswärtigen u. Conseilpräsident, machte sich aber sowohl den Cortes als auch dem Volke durch seinen Starrsinn u. seine Nachsucht verhaßt u. mußte, als die Königin am 15. Mai gezwungen wurde, die Constitution von 1812 zu proclamiren, abdanken u. entfliehen; er ging zunächst nach England, von da nach Paris; nachdem er die Constitution von 1827 beschworen hatte, kehrte er nach Spanien zurück u. wurde 1838 von der Provinz Cadix zum Deputaten bei den Cortes gewillt u. Präsident derselben; ebenso 1839. Ein Feind von Espartero, wußte er sich doch unter dessen Regentschaft in Spanien zu erhalten, wirkte aber fortwährend für die Königin Christine; 1847 ging als Gesandter nach London, zog sich aber bald darauf[99] von der öffentlichen Thätigkeit zurück u. blieb auch den Bewegungen des Jahres 1854 fremd.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 9. Altenburg 1860, S. 99-100.
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