Korvey

[734] Korvey, Marktflecken im Kreise Höxter des preußischen Regierungsbezirks Minden; 600 Ew. an der Schelpe u. Weser; großer Jahrmarkt, Mediatbesitz sonst (bis 1822) des Landgrafen von Hessen-Rothenburg, jetzt des Fürsten von Hohenlohe-Schillingsfürst, leit 1846 zu einem Fürstenthume[734] (6 QM., 22, 500 Ew.) erhoben. K. war sonst gefürstete Benedictinerabtei (jetzt Schloß), eine Colonie des in der jetzigen Picardie gelegenen gleichnamigen Klosters, zuerst in Ertha im Sollinger Walde gestiftet, vom Kaiser Ludwig dem Frommen aber 822 hierher verlegt u. mit zahlreichen Ländereien u. großen Vorrechten dotirt. Der Abt war Reichsstand, hatte auf dem Reichstage unter den gefürsteten Äbten die letzte Stelle u. Stimme u. stand unmittelbar unter dem Papst. Die Schule der Abtei stand im 9. u. 10. Jahrh. in hoher Blüthe; 1794 wurde K. zum Hochstift (Bisthum) erhoben; das Gebiet, zwischen der Weser u. dem Hochstifte Paderborn, enthielt 5 QM. mit 10,000 Ew. 1804 säcularisirt, kam K. als weltliches Fürstenthum an Nassau Oranien, 1807 zu Westfalen u. 1815 an Preußen. Hier wurden die fünf ersten Bücher der Annalen des Tacitus (s.d.) aufgefunden. Vgl. Wigand, Geschichte der Abtei K., Höxter 1819, u. der Korveische Güterbesitz, Lemgo 1831; Chronicon Corbejense von 768–1187 in den Noten zu einigen Geschichtsschreibern des deutschen Mittelalters (Braunschw. 1823) von Wedekind; Wigand, Die Korveischen Geschichtsquellen, Lpz. 1841.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 9. Altenburg 1860, S. 734-735.
Lizenz:
Faksimiles:
734 | 735
Kategorien:
Ähnliche Einträge in anderen Lexika