[329] Oranien (Geneal.). Das Haus O. hat seinen Namen von dem Städtchen Orange (s.d. 2) in Südfrankreich. 700 kommt 1) ein Graf Theofred von O. u. zu Karls des Großen Zeit 2) Wilhelm Courtnez (Cornet), welcher die Stadt u. das große Gebiet derselben den Sarazenen abgenommen hatte, vor. Schon durch die Erbtochter Wilhelms kam die Grafschaft an 3) Rollin (Gosselin), einen arelatischen Großen, u. erbte nun bald durch Söhne, bald durch Töchter fort. Durch die zweite Ehe einer dieser Erbtöchter, Titburgis, kam O. um 1160 an 4) Bertrand de Baux, dessen Nachfolger 5) Wilhelm de Baux, 1214 vom Kaiser Friedrich II. den Titel eines Königs von Arles u. Vienne erhielt u. von den Albingensern, deren Feind er war, gefangen u. 1218 ermordet wurde. O. blieb nun in dem Mannsstamm der Grafen von Baux, bis 6) Raimund V. als der letzte dieses Stammes 1403 starb. In dieser Zeit war die Unabhängigkeit des Fürstenthums Ö. lange ein Gegenstand des Zwistes zwischen O. u. Provence, in welchen Streit sich auch Frankreich u. die deutschen Kaiser, Friedrich I. u. II., welche die Oberlehnsbarkeit prätendirten, mischten. Durch Verheirathung der einzigen Tochter Raimunds V., Maria, mit 7) Johann I. von Chalons kam O. an das Haus Chalons. Johann war Statthalter vom Herzogthum u. der Grafschaft Burgund, wurde 1415 Kämmerer von Frankreich, war stets auf Seiten der burgundischen Partei u. in die wichtigsten Begebenheiten seiner Zeit verwickelt; er st. 1418 als Gouverneur von Languedoc in Paris. 8) Ludwig, dessen Sohn, folgte ihm; er hielt es mit der Partei des Dauphins gegen König Karl VII., kaufte sich vom König René von Sicilien u. Grafen von Provence von dessen prätendirten Oberherrlichkeit los u. st. 1466. 9) Wilhelm VIII., des Vor. Bruder u. Nachfolger, wurde von Ludwig XI. gezwungen, ihm die Souveränetät von O. zu verkaufen u. st. 1475. 10) Johann II., Sohn des Vor.; stand bei der Partei des Königs von Frankreich, trat aber nach dem Tode seines Vaters zu der Karls des Kühnen u. zeichnete sich 1476 in der Schlacht bei Granson aus, wurde als Anhänger Maximilians I. aus Frankreich verbannt u. seiner Güter beraubt; er schlug 1477 die Franzosen in der Franche Comté, verlor aber 1478 das Treffen bei Montguyon, söhnte sich jedoch darauf mit dem französischen Hofe aus. In den bretagnischen Unruhen wurde er 1488 bei St. Aubin du Cormier gefangen, erhielt vom Hofe Verzeihung u. huldigte 1489 dem König wegen O., wurde Statthalter in Bretagne u. st. 1502. 11) Philibert von Chalons, Fürst von O. u. Melfi, Herzog von Gravina, Bruder des Vor., geb. 1502; trat in Dienste des Kaisers Karl V. gegen Frankreich, wurde 1520, als er nach Spanien gehen wollte, von den Franzosen gefangen u. erst 1525 wieder frei gegeben; 1527 zum Generalieutenant der kaiserlichen Truppen in Italien ernannt, war er mit Karl von Bourbon bei der Belagerung von Rom, welches er nach dessen Tode vollends eroberte u. plündern ließ; 1528 führte er das Heer aus Rom nach Neapel, das von den Franzosen unter Lautrec hart bedrängt war, wurde nach dem Tode Moncade's Vicekönig u. schlug die Franzosen zurück. Durch den Frieden von Cambray 1529 erhielt er von Franz I. sein Fürstenthum, das während des Kriegs sequestrirt war, wieder u. fiel 1530 bei der Belagerung von Florenz, indem er es für die Familie Medici erobern sollte. Er war unvermählt u. hinterließ das Fürstenthum O. dem Grafen Renatus von Nassau, dem Sohn seiner Schwester Claudia, welche seit 1515 mit Heinrich von Nassau vermählt war; der Herzog von Longeville u. der Graf de la Chambre fochten dies Testament vergebens an, u. durch die Frieden zu Madrid, Cambray, Nizza, Crespy u. Cambresis 1526, 1529, 1538, 1544 u. 1558 wurde Renatus in seinen Besitzungen bestätigt. Er blieb vor St. Dizier, u. ihm folgten im Fürstenthum sein Bruderssohn, Wilhelm I. von Nassau, von der Ottonischen Linie, die Prinzen Moritz, Heinrich Friedrich, Wilhelm II. u. Wilhelm III., die zugleich Statthalter von Holland, Utrecht, Zeeland u. Generalcapitäns der Niederlande waren, s. Nassau (Gesch.) u. Niederlande (Gesch.) Als Letzter, welcher zugleich König von England war, 1702 starb, prätendirle sowohl sein Seitenverwandter, Johann Wilhelm Friso, Statthalter von Friesland u. Gröningen, die Erbfolge in dem Fürstenthum O., das bisher von Frankreich, welches mit Wilhelm III. stets im Krieg gewesen war, sequestrirt worden war, u. in den deutschen Besitzungen Wilhelms III., indem er sich auf ein Testament desselben, welches ihm diese Besitzungen allerdings zusprach, stützte, dagegen verlangte dasselbe O. auch Preußen durch Testament Heinrich Friedrichs, des Großvaters von Wilhelm III., dessen Tochter die Gemahlin des großen Kurfürsten Friedrich von Brandenburg gewesen war. In diesem Oranischen Erbfolgestreit entschied sowohl der deutsche Kaiser hinsichtlich der deutschen Besitzungen, als der König von Frankreich, Ludwig XIV., für Preußen, u. dies nahm die streitigen Länder in Besitz. Der Erbstatthalter Heinrich Wilhelm Friso von Nassau gab aber seine Rechte nicht auf u. nahm den Titel Nassau-Oranien an, obgleich Preußen später Orange an den König von Frankreich abtrat, u. diese Benennung wurde nun völlig Bezeichnung seines Hauses u. seiner Nachkommen bis auf den jetzigen König der Niederlande, Wilhelm III.