Leinsamen

[248] Leinsamen (Semen lini), der reife eiförmiglänglich zugespitzte, scharfrandige, flache, braunglänzende, glatte, viel Öl u. Schleim enthaltende Same des Leins, wird bes. als Rigaischer L. von Livland, auch Kurland, desgleichen von Polen, Lithauen u. Nordamerika aus in den Handel gebracht. Der Russische L. wird meist von Lein gewonnen, zu welchem mit Stallmist gedüngt wurde, od. der auf Neubrüchen stand, welchen man sehr dünn säete u. völlig reif werden ließ, dessen Knoten man mit einem Sensenblatt abschnitt u. vor dem Dreschen auf sogenannten Hipen trocknete. Ärztlich wird der L. sowohl innerlich, im Decoct von einem Theil unzerstoßenen Samens mit 12–16 Theilen Wasser gegen Strangurie, zur Linderung der Steinschmerzen, zur Einhüllung scharfer metallischer Mittel u. zu Klystiren, äußerlich der von zwei Loth Samen mit 12 Loth Wasser bereitete dicke Schleim, od. der gestoßene Samen mit anderen erweichenden Kräutern in Milch od. Wasser gekocht, zu erweichenden Kataplasmen benutzt; wird auch von Thierärzten angewendet, bes. als Leinumschlag zur Erweichung entzündlicher Geschwülste, bei Koliken u. sonst. In der Landwirthschaft benutzt man ihn als ein sehr gutes Vieh- od. Mastfutter. Durch Auskochen von L. erhält man Leingummi, braunen, dicken Schleim, welcher durch trockene Destillation Blausäure, Ammonium u. eine stickstoffhaltige Kohle liefert.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 10. Altenburg 1860, S. 248.
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