Leo [4]

[278] Leo, Prinz von Armenien, Fürst von Korikos, Lusignan, Georgien u. Gapan, Herzog von Tyr u. Graf von Almaric, so nannte sich ein Abenteurer mit Namen Joseph Joannis, welcher um 1820 in Samarang auf Java geboren ist, in Leyden einige Jahre studirte, sein väterliches Erbe bald verbrauchte u. dann in den holländischen Colonien, Ostindien u. Constantinopel ein unstetes Leben führte. 1846 mußte er Petersburg wegen Schwindeleien verlassen, kam nach Berlin, gab sich hier für einen Herrn von Korikos aus, wurde wegen Betrugs mit Steckbriefen verfolgt u. ging nach Brüssel, wo er sich Zutritt in die höheren Gesellschaften zu verschaffen wußte. Er gab vor, der letzte Sprößling des Fürstenhauses Lusignan zu sein, welcher aus seinem Vaterlande vertrieben worden wäre, u. verstand Geld aufzubringen u. sich Creditbriefe zu verschaffen. Auch in Brüssel wurde er erkannt u. flüchtete nach London, wo er sich ebenfalls in die vornehmsten Kreise drängte u. dasselbe Spiel trieb, aber den Folgen eines Eheprocesses sich durch die Flucht entzog. In den folgenden Jahren führte er als vertriebener Prinz ähnliche Schwindeleien in Paris, Frankfurt a. M., Stuttgart u. anderen Städten Deutschlands aus. Nach dem Ausbruche des Russisch-türkischen Krieges (1853) erschien er wieder in London u. gab sich für den Bevollmächtigten der Kaukasischen Fürsten aus, erließ als verstoßener u. beraubter Prinz von Armenien Proclamationen gegen Rußland u. wußte auch hier wieder in den höheren Gesellschaften Geldvorschüsse u. Unterstützungen zu erlangen. Von hier begab er sich wieder nach Paris, dann nach Turin u. wiederhvite sein früheres Treiben, bis er endlich im Oct. 1855 in Berlin entlarvt u. ins Arbeitshaus gebracht, im Decbr. aber aus den preußischen Staaten ausgewiesen wurde. Im Februar 1856 machte er von Frankfurt a. M. aus, für seine Hast in Berlin, an die preußische Regierung einen Entschädigungsanspruch von 100,000 Thalern.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 10. Altenburg 1860, S. 278.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien: