Mitau

[323] Mitau 1) russisches Gouvernement, so v.w. Kurland; nach der früheren Eintheilung bildete M. eine Oberhauptmannschaft des Herzogthums Kurland; 2) Kreis daselbst, 145,000 Ew.; 3) Hauptstadt (lettisch Jelgawa) des Gouvernements unsern des Ausflusses der Drixe in die Aa; alte Wälle, meist ungepflasterte, regelmäßige Straßen, mit niedrigen, hölzernen Häusern; kaiserliches Schloß, außerhalb der Stadt, 1739 von Biron begonnen, dessen eine Seite abgebrannt u. nicht ganz im vorigen Styl hergestellt ist; Sitz des Gouverneurs u. seiner Kanzlei, mehre Kirchen verschiedener Confessionen, Hospital, Waisen- u. Armenhaus, akademisches Gymnasium (mit Bibliothek, Physikalischem Cabinet, Sternwarte), zu welchem 1834 eine Forstanstalt mit zwei Klassen hinzugekommen ist, Provinzialmuseum, mit Sammlungen von Gemälden, Naturalien, Alterthümern, Münzen, Bibliothek, Kurländische Gesellschaft für Literatur u. Künste (seit 1816), vierwöchentlicher Markt zu Johannis (Johanniszeit); Handel, Weberei in Leinwand u. Wolle, Seifensiederei; 17,500 Ew. Der Jakobskanal verbindet hier seit 1822 die Drixe mit der Schwite. 1 Meile von M. ist Barbera, Dorf mit salinischerdigem Schwefelwasser am Fluß Erkau. – M. soll 1274 von Konrad von Medem gegründet worden sein; es war früher die Hauptstadt von Semgallen u. Residenz der Herzöge von Kurland. 1658 wurde es von den Schweden eingenommen, aber 1660 im Frieden von Oliva zurückgegeben, 1706 von den Russen eingenommen. Das Schloß diente 1798–1801 Ludwig XVIII. zur Residenz.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 11. Altenburg 1860, S. 323.
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