Novatiānus

[144] Novatiānus (von griechischen Schriftstellern auch Novātus genannt), war um 250 römischer Presbyter, soll von einem Exorcisten von einer Krankheit geheilt worden sein u. darauf die Taufe erhalten haben. Von ihm haben die Novatianischen Streitigkeiten ihren Namen, welche ihre Entstehung in der Vorstellung über die Berechtigung der kirchlichen Schlüsselgewalt fanden; es gab nämlich eine strengere Partei, welche den Gefallenen (Lapsi) u. den Todsündern die kirchliche Buße u. Wiederaufnahme in die kirchliche Gemeinschaft versagten, u. eine in diesem Punkte milder denkende Partei. Diese Streitigkeiten begannen in der Afrikanischen Kirche, wo in Carthago ein Presbyter Novatus in der Decianischen Verfolgung (250) der Mittelpunkt einer gegen die bischöfliche monarchische Gewalt bes. in der Bußdisciplin gerichtete Opposition war, welche zu einem Schisma führte. Novatus wandte sich 251 nach Rom u. schloß sich hier, im Gegensatz zu seiner früheren Ansicht, den strengeren Grundsätzen des N. an. N. war in der römischen Gemeinde ein angesehener Mann u. hoffte bei der nächsten Bischofswahl berücksichtigt zu werden. Als indeß 251 die Wahl auf Cornelius fiel, wurde N. von seiner Partei zum Gegenbischof gewählt, u. dadurch die Trennung der strengen u. milden Partei zu einem öffentlichen Schisma (Novatianisches Schisma). N. wurde mit seinen Anhängern auf einer Synode in Rom excommunicirt. Außer in Rom, wo die Novatianer mehre Kirchen u. einen eigenen Bischof hatten, breiteten sie sich auch in Afrika aus, wo sie den Maximus als Gegenbischof gegen Cyprian wählten, u. gründeten Gemeinden in Constantinopel, Phrygien, Cyzikus, Bithynien, Pontus, Alexandrien, Mauritanien, Scythien, Gallien u. Spanien. N. selbst scheint den Märtyrertod gestorben zu sein; er sehr: De regula fidei seu de trinitate; Über jüdische Speisegesetze etc.; Opera, herausgegeben von Jackson, Lond. 1728. Die Novatianer wollten eine Gemeinde der Heiligen u. Reinen, weshalb sie alle Todsünder auf immer aus der Kirchengemeinschaft ausschlossen; sie hielten deshalb auch nur ihre Priester für fähig eine heilskräftige Taufe zu vollziehen u. tauften daher die von anderen christlichen Gemeinschaften zu ihnen Übertretenden aufs Neue. Im Übrigen hielten sie fest an der kirchlichen Orthodoxie. Auf dem Concil zu Nicäa (325) wurden ihnen einige Zugeständnisse gemacht; Kaiser Constantin gestattete ihnen eigene Kirchen u. Gottesäcker, da sie aber die Vereinigung mit der Kirche abwiesen, ließ er ihnen ihre Kirchen nehmen u. ihre Bücher verbrennen; unter Constantius wurden sie mit den Katholiken von den Arianern verfolgt; Julian schützte sie u. erlaubte ihnen in Constantinopel die Anastasiakirche zu bauen; Valens unterdrückte sie, u. während ihnen Theodosius der Große volle Gemeinderechte verlieh, erließen die folgenden Kaiser scharfe Gesetze gegen sie. In Rom wurden ihnen ihre Kirchen genommen, u. sie scheinen zu Anfang des 7. Jahrh. erloschen zu sein. Gegen die Novatianer schrieben u.a. bes. Pacian u. Ambrosius.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 12. Altenburg 1861, S. 144.
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