[701] Vorstellung, 1) der allgemeinste Ausdruck dafür, daß etwas Inhalt des Bewußtseins ist, insofern dabei keine Rücksicht auf die Merkmale genommen wird, welche die Zustände des Fühlens u. Begehrens bezeichnen. Das Wort V. bezeichnet demgemäß bald das Vorgestellte, bald die Thätigkeit des Vorstellens; in der erstern Bedeutung umfaßt es die sinnlichen Empfindungen, Wahrnehmungen, Anschauungen, Erinnerungen, Phantasten, Begriffe, Ideen, Erkenntnisse, in der letzteren die Thätigkeiten des Empfindens, Wahrnehmens etc. Zur Orientirung in dem weiten Gebiete des Vorstellens dienen, abgesehen von den eben berührten Verschiedenheiten, auch folgende Unterscheidungen. Empirische od. sinnliche V-en sind die, welche uns im Verkehr mit der Außenwelt dargeboten werden u. in deren Auffassung entstehen; je nach der Verschiedenheit der körperlichen Organe zerfallen sie in Gesichts-, Gehör-, Geruchvorstellungen etc.; transscendente (die sinnliche Erfahrung überschreitende) V-en im weiteren Sinne des Worts sind alle die, welche mit der sinnlichen Empfindung nicht unmittelbar mitgegeben sind. Insofern das Vorgestellte sich in Theile zerlegen läßt od. einer solchen Zerlegung nicht zugänglich ist, unterscheidet man zusammengesetzte u. einfache V-en; insofern jedes Vorgestellte Gegenstand eines neuen Vorstellens werden kann u. in dem reflectirenden Denken durch logische Operationen nach den verschiedensten Gesichtspunkten bestimmt, auf einander bezogen u. mit einander verglichen werden kann, unterscheidet man klare u. dunkle (unklare), deutliche u. verworrene (undeutliche), concrete u. abstracte V-en; insofern sich endlich[701] mit einem bestimmten Vorstellen die Annahme od. Überzeugung verbindet, daß die V-en theils unter sich selbst, theils mit dem vorgestellten Gegenstände übereinstimmen, macht man den Unterschied richtiger (wahrer)unrichtiger (falscher) V-en. Für die wissenschaftliche Untersuchung bietet das Vorstellen zwei wesentlich verschiedene Seiten dar. Auf der einen Seite ist es in der Form des denkenden (verständigen m vernünftigen) Vorstellens Mittel u. Ausdruck alles Wissens u. Erkennens, u. während die formale Gesetzmäßigkeit des richtigen Denkens Gegenstand der Logik ist, entwickelt sich aus der Frage, ob u. in wiefern V-en u. Begriffe mit den Dingen selbst u. ihren Verhältnissen übereinstimmen, die Aufgabe der Theorie der Erkenntniß; u. auf der andern Seite ist das Vorstellen ein psychologisches Phänomen u. die Aufgabe die Ursachen u. Gesetze desselben, wie es wirklich beschaffen ist, nachzuweisen fällt der Psychologie anheim. Die ältere Psychologie begnügte sich in dieser Beziehung mit der Annahme eines Vorstellungsvermögens, wobei man die Vermögen, auf welche die einzelnen Arten des Vorstellens zurückgeführt wurden, Sinnlichkeit, Gedächtniß u. Erinnerungskraft, Phantasie, Verstand, Urtheilskraft u. Vernunft, bald als Theile, bald als untergeordnete Arten, bald als Entwickelungsstufen desselben betrachtete. Es entstanden ferner verschiedene Meinungen darüber, ob die Elemente alles Vorstellens durch den sinnlichen Verkehr mit der Außenwelt dargeboten werden od. ob einige von ihnen ein von der äußeren Erfahrung unabhängiges Eigenthum der Seele seien (angeborene Ideen). Während der Sensualismus (s.d.) die erstere Richtung vertrat, behauptete Leibnitz, daß die V-en lediglich Product einer immanenten Thätigkeit der Seele seien, dergestalt, daß ihre Verknüpfungen, wo sie der Erfahrung zu entsprechen scheinen, nur vermöge einer prästabilirten Harmonie (s.d.) mit dieser zusammentreffen; u. während Kant durch die Unterscheidung zwischen der Receptivität (der Sinnlichkeit) u. der Spontaneität (des Verstandes u. der Vernunft) eine bestimmte Grenzlinie zwischen erworbenen u. in der Seele a priori bereits liegenden V-en zu ziehen gesucht hatte, erklärte der Idealismus Fichte's das vorstellende Ich für den absoluten Urheber aller Vorstellungen. Seitdem die Psychologie die Hypothese von den Seelenvermögen (s.d.) aufgegeben hat, ist man im Allgemeinen darüber einverstanden, daß die sinnlichen Empfindungen die durch das Nervensystem vermittelte, unentbehrliche Grundlage alles unseres Vorstellens u. Denkens ist; aber während der Materialismus (s.d.) alles Vorstellen u. Denken lediglich als eine Function des Nervensystems betrachtet, hält die spiritualistische Psychologie daran fest, daß das Vorstellen eine auf einen, durch die Nervenerregung dargebotenen Anreiz eintretende Thätigkeit der Seele u. daß die verschiedenen Formen u. die allmälige Ausbildung des Vorstellens u. Denkens die Folge eines innerhalb der Seele selbst sich vollziehenden psychischen Geschehens sei. Die alte, der unkritischen Auffassung am nächsten liegende Ansicht, daß die V-en Abbildungen, Abdrücke der Dinge sind, deren Qualität der Qualität der Dinge selbst entspricht, hat die Wissenschaft durchaus aufgegeben. 2) Nennung des Namens u. der gesellschaftlichen Stellung einer anwesenden Person, um dieselbe andern bekannt zu machen. 3) Darstellung eines Schauspiels. 4) Eine mündliche od. schriftliche Darlegung der eigenen Ansicht, um auf die eines Andern u. die damit zusammenhängenden Entschließungen desselben einzuwirken. 5) (Rechtsw.), s.u. Defensionsschrift.