[366] Orissa (sonst Atkala, Utkala), 1) Landschaft in Ostindien, welche sich im Süden von Bengalen zwischen der Meeresküste u. Nagpore, von 17°16' bis 22°23' nördl. Br. u. 81°35' bis 87°20' östl. Länge (von Greenwich) ausdehnt, ein Areal von 2404 QM. einnimmt u. den britischen District Cuttack, einen Theil des Districts Miduapoor u. die wilden Berglandschaften im Westen umfaßt. Das Land ist von vielen Ketten, Fortsetzungen der östlichen Ghats, durchzogen, in welchen sich mehre Gipfel über 2000 Fuß erheben; sie sind mit Waldungen bedeckt u. reich an Eisenerzen; in der Umgebung der Stadt Sumbhulpore werden Gold, Diamanten u. Rubinen gefunden; die bedeutendsten Flüsse sind der Mahanuddee u. die Brahminy. Das Klima, namentlich in den Küstengegenden, ist sehr heiß u. für den Europäer sehr ungesund; Raubthiere u. große, gefährliche Schlangenarten. Die Bevölkerung, über 4,534,800 geschätzt, besteht aus vier Hauptbestandtheilen: die Uriyas (Odras), arischen Stammes, welche sich zum Brahmanismus bekennen, u. vorzugsweise die Ebenen u. Thäler in den westlichern Gebieten wohnen; Coles (Hos), im nördlichen Theile des Landes; Khonds, in den mittlern; Sanrias (Sauras), in den südlicheren Gegenden des Landes. Die drei letzten Stämme sind Reste der Urbewohner des Landes u. zeigen Verwandtschaft mit den dravidischen Völkern, des Dekan; die Uriyas sind eingewandert u. sprechen eine eigne neuindische Sprache, das Orissa (Uriya u. Utkala), welches dem Bengalischen sehr nahe steht u. mit einem eigenen Alphabete, welches aus dem Devanagari entstanden ist, geschrieben u. gedruckt wird. Die Sprache ist von Sutter grammatisch (Calc. 1831) u. lexikalisch (3 Bde., Cuttack 184143) bearbeitet. Die Anfänge einer Literatur sind vorhanden, doch noch wenig bekannt; es werden darunter auch einige historische Werke genannt, u. die Missionäre haben religiöse u. Unterrichtsschriften in O. verfaßt, welche meist in Cuttack gedruckt sind. 2) Ehemaliger Name der Stadt Cuttack.