[726] Pythĕas, 1) Demagog in Athen, welcher durch allerhand Mittel zu Ansehen u. Reichthum gekommen war u. als Gegner des Demosthenes auf der macedonischen Partei stand; er wußte durch Witz in seinen Reden zu fesseln u. für seine Zwecke zu bestimmen. Im Lamischen Kriege gestürzt floh er zu Antipater; 2) griechischer Geograph, aus Massilia, wahrscheinlich im 4. Jahrh. v. Chr., machte mit massilischen Kaufleuten eine Reise nach der Nordseeküste, wobei er nördlich bis Thule u. dann östlich an der Nordküste Germaniens hinschiffend das Bernsteinland besuchte u. an der Mündung eines Flusses, welchen er Tanais nennt, umkehrte. Er selbst beschrieb seine Reise, Περίοδος τῆς γῆς, wovon nur noch Fragmente übrig sind (gesammelt von Arwedson, Ups. 1824), u. Τὰ περὶ ὠκεανοῦ. Die alten Geographen nennen ihn unzuverlässig. Übrigens verdankt man ihm die ersten Angaben über Kürze u. Länge der Tage in verschiedenen nördlichen Breiten, Beobachtungen über Ebbe u. Fluth, worauf er dem Mond Einfluß zuschrieb; nach seiner Meinung war der Nordpol ein leerer Platz, in dessen Nähe drei Sterne ständen, welche mit jener leeren Stelle zusammen ein Viereck bildeten. Vgl. Fuhr, De Pythea Massiliensi, Darmst. 1835; Lelewel, P. de Marseille, Par. 1835 (deutsch von Hoffmann, Lpz. 1838); Bessel, P. von Massilien, Gött. 1858.