Quichuasprache

[764] Quichuasprache (spr. Kitschuasprache, Kechuasprache), zur Zeit der Inkas die herrschende Sprache in Peru, entbehrt der Laute b, d, f, g, x, v u. l, hat dagegen eine Reihe schwierig auszusprechender guttural-palataler Consonanten. Sie hat keine Form zu Bezeichnung des Genus, aber 7 Endungen für den Plural; die gewöhnlichste ist [764] cuna. Im collectiven Sinne wird das Wort verdoppelt. Die Pluralformen sind entbehrlich, wenn ein Zahlwort vorangeht. Die Casus werden durch folgende Endungen bezeichnet: Genitiv p, pa, Dativ pak, Accus. ta, cta, Illativ man, Innessiv pi, Adventiv manta, Effectiv huan. Die Adjectiva stehen immer vor dem Substantiv, sie werden oft nur durch den Genitiv eines Substantivs ausgedrückt. Solche Genitive können dann weiter declinirt werden. Der Comparativ wird entweder durch ein angehängtes ñi, ñec, od. durch ein vorangesetztes ashuan, od. durch die Präposition manta bei dem verglichenen Gegenstand ausgedrückt. Der Superlativ wird durch vorgesetzte Partikeln bezeichnet. Die Pronomina sind ñoca ich, cam du, pay er, ñocanchic (inclus.), ñocayeu (excl.) wir, camchic ihr, paycuna, paypay sie. Die beiden Formen für wir unterscheiden sich darnach, ob der Angeredete mit inbegriffen ist, od. nicht. Die Possessiva werden dem Substantiv angehängt, sie heißen: y mein, yqui dein, n sein, nchic, yeu unser, yquichic euer, n, ncu ihr. Bei der Conjugation sind die Personalendungen zwar nach den verschiedenen Zeiten etwas verschieden, doch sind folgende Endungen vorherrschend: Sing. 1. Pers. ni, 2. Pers. nqui, 3. Pers. n, Plur. 1. Pers. chic, cu, 2. Pers. nchic, 3. Pers. ncu. Es gibt 1 Präsens, 3 Präterita u. 2 Futura, u. für diese Tempora wieder verschiedene Modi, wie Infinitiv, Participium, Imperativ, Optativ, Subjunctiv, Prohibitiv, Dubitativ etc. Auch in der Q., wie in anderen amerikanischen Sprachen, wird die Beziehung des Verbums auf Pronominalobjecte durch besondere Formen am Verbum ausgedrückt. Die Wortstellung ist sehr regelmäßig, das Verbum steht zuletzt, die Präposition (eigentlich Postposition) nach dem Substantiv, die Conjunction am Ende des Vordersatzes. Der Anfang des Vaterunsers heißt: yayaycu hanacpachacunapi cac, suti yqui muchasca, cachun, d.h. Vater-unser, Himmeln-in seiend, Name dein verehrt sei. Grammatiken u. Wörterbücher von Domingo de S. Thomas, Ciudad de los Reyes 1586; Diego Gonzalez Holguin, ebd. 1607 f. 1842; Diego de Torres Rubio, Sevilla 1603, Lima 1754; v. Tschudi, Die Kechuasprache, Wien 1853, 2 Bde.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 13. Altenburg 1861, S. 764-765.
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