Saffian

[746] Saffian (Marrokin, Maroquin, so genannt nach dem Orte seiner ersten Darstellung), seines Ziegen- od. Schafleder, derb u. geschmeidig, auf der Haarseite roth, gelb, grün, blau od. schwarz, glänzend u. meist gekrispelt, gerippt od. gekörnt, zu Luxuswaaren benutzt. Der beste S. kommt aus der Levante, Cypern, Diarbekr, Kleinasien, der beste rothe S. aus der Berberei; doch wird auch in Rußland, Polen, bes. Galizien, Frankreich, England u. Deutschland guter S. bereitet. Von dem polnischen S. unterscheidet man gelben Rusacker u. rothen grenztürkischen. Das Verfahren bei Bereitung des S-s ist an verschiedenen Orten verschieden u. wird bes. im Orient geheim gehalten. Im Allgemeinen werden die Felle rein ausgewaschen, dann kommen sie in den Kalkäscher, um enthaart werden zu können, aber nur kurze Zeit, damit der Kalk das Feuer der Farben nicht mindere, daher müssen sie nun wieder mit reinem Wasser, od. in einer Brühe von Hundekoth u. Wasser, od. von Feigen od. Honig u. Wasser gut gereinigt werden; auch werden die Felle mehrmals mit der Pumpkeule gewalkt. Das eigentliche Gerben geschieht in einer Brühe von Galläpfeln od. Sumach u. wird bei dem rothen S. nach dem Färben vorgenommen. Roth färbt man mit Cochenille, Stangenlack, Galläpfeln, Zinnsolution u. Alaun; blau mit Indigo; gelb mit Kurkume u. Avignonbeeren; grün mit Berberitzenwurzel u. Indigotinctur; schwarz mit essigsaurem Eisen. Als Beitzmittel bedient man sich der Alaune u. des Weinsteins; beim Rothfärben einer Brühe von gekochten trocknen Feigen (Lauge). Beim Färben näht man zwei Felle auf der Fleischseite zusammen u. bringt sie so in die Farbenbrühe. Auch werden zuweilen Farben aufgedruckt od. mit der Bürste aufgetragen. Zuletzt werden die Felle auf der Fleischseite geschlichtet u. auf der Narbenseite blank gestoßen u. gekrispelt, d.h. mit einer gerieften Walze übers Kreuz überfahren, um ihnen das unebene Aussehen (Reißkorn) zu geben. Zur Erhöhung des Glanzes bedient man sich auch des Leinöls. Der levantische S. soll einen Vorzug haben, weil man Felle von Angoraziegen dazu nimmt. Zu dem schlechtesten S. wird in Deutschland auch Kalbleder genommen.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 14. Altenburg 1862, S. 746.
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