Schöll

[369] Schöll, 1) Maximilian Samson Friedrich, geb. 1766 in dem nassau-saarbrückischen Dorfe Harskirchen; studirte seit 1781 in Strasburg Geschichte u. Staatswissenschaften, bereiste Italien, Rußland u. andere Gegenden Europas, ging 1790 von Rußland wieder nach Strasburg u. von hier durch die Schreckensregierung 1794 vertrieben, nach der Schweiz, Weimar u. Berlin; mit dem Buchdrucker Decker bekannt geworden, stand er einer diesem gehörigen Druckerei in Basel vor, verkaufte 1892 seinen Antheil hieran u. ging nun als Buchhändler nach Paris, wo er sich mit den Brüdern Levrault verband. Mehrmals dem Untergange nahe, entging er 1812 nur durch die Unterstützung eines Freundes einem völligen Fallissement. 1814, beim Einzug der Verbündeten in Paris, wurde er im Cabinet des Königs von Preußen angestellt, blieb dann bei der preußischen Gesandtschaft, verließ 1815 Paris u. ging zum Fürsten Staatskanzler nach Wien, dann nach Berlin, wo er als Legationsrath beim Liquidationsgeschäst wesentliche Dienste leistete. 1819 wurde er Geheimer Oberregierungsrath u. vortragender Rath beim Fürsten Staatskanzler, nahm 1824 seinen Abschied u.st. 6. Aug. 1833 in Paris; er schr.: Hist. de la liter. romaine, Par. 1808, 2 Bde.; Hist. de la liter. grecque, 2. Aufl. ebd. 1823–30, 4 Bde. (deutsch von Schwarze u. Pinder, Berl. 1828–30, 3 Bde.); Hist. des traités de paix, Par. 1825, 15 Bde.; Congrès de Vienne, 8 Bde.; Cours d'histoire des états européens depuis la chûte de l'empire romain d'Occident jusqu'en 1789, Par. 1830–36, 46 Bde.; S-s Lebensbeschreibung, Lpz. 1821. 2) Adolf, geb. 1805 in Brünn, studirte in Tübingen u. seit 1828 in Göttingen Philologie u. wurde dann in Berlin Lector der Kunstmythologie an der Akademie der Künste; 1839 u. 40 bereiste. er mit Otfr. Müller Italien u. Griechenland, wurde 1842 Professor der Archäologie in Halle u. 1843 Director der Kunstanstalten in Weimar. Er übersetzte den Herodot, Stuttg. 1832, 2 Thle., u. den Ajax, beide Ödipus u. die Antigone des Sophokles, Berl. 1842–60; schr.: Beiträge zur Kenntniß der tragischen Poesie der Griechen, ebd. 1839; Sophokles, sein Leben u. Wirken, Frankf. 1841; Archäologische Mittheilungen aus Griechenland, ebd. 1843; Weimar (ein Führer für Fremde u. Einheimische), ebd. 1847; Über die Tetralogie des attischen Theaters u. die Compositionsweise des Sophokles, Lpz. 1859; u. gab heraus Briefe u. Aufsätze von Goethe aus den Jahren 1766–86, Weim. 1846 u. Goethes Briefe an Frau von Stein, Lpz. 1848 ff., 3 Bde.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 15. Altenburg 1862, S. 369.
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