[232] Schleimsäure, C12H8O14 + 2HO = M, entsteht durch die Einwirkung von Salpetersäure auf Gummi, Pflanzenschleim u. Milchzucker u. wurde von Scheele entdeckt. Sie wird dargestellt, indem man Gummi od. Milchzucker mit verdünnter Salpetersäure in einer Retorte erhitzt, so Lange sich salpetrige Säure entwickelt; beim Erkalten des Rückstandes fällt die S. als weißes Pulver zu Boden, das ausgewaschen u. getrocknet wird. Die S. ist eine zweibasische Säure; sie erscheint als weißes, krystallinisches Pulver von säuerlichem Geschmacke, reagirt sauer, löst sich in 6080 Theilen siedendem Wasser, ist aber unlöslich in Alkohol. Metaschleimsäure (Paraschleimsäure) erhält man durch längeres Erhitzen der S. auf 100° u. Auflösen der Masse in Alkohol; überläßt man die Lösung der freiwilligen Verdunstung, so bildet sich anfangs eine flockige, später eine krystallinische Kruste, auf deren Oberfläche deutliche quadratische Tafeln zu beobachten sind. Die Metaschleimsäure hat dieselbe Zusammensetzung wie die S., u. unterscheidet sich von dieser nur durch ihre leichte Löslichkeit in kaltem u. siedendem Wasser u. in Alkohol. Bei der trocknen Destillation zerfällt die S.u. Metaschleimsäure in Brenzschleimsäure od. Pyroschleimsäure, C10H3O5 (C12H10O16 = C10H3O5 + 2 CO2 + 7HO). Die S. bildet mit den Basen die Schleimsauren Salze (Mucate). a) Schleimsaures Äthyloxyd (Schleimsäureäther), C20H18O16 = 2 C4H5 + C12H8O14, wird dargestellt, wenn man S. mit der vierfachen Menge Schwefelsäure gelinde erhitzt, wodurch das Gemenge erst rosenroth, dann carmoisinroth u. endlich schwarz wird, dasselbe nach 12 Stunden mit vier Theilen Alkohol mischt u. nach Verlauf von 24 Stunden die erstarrte Masse mit Wasser schüttelt, wodurch das schleimsaure Äthyloxyd gefällt wird; durch Auflösen in Alkohol u. Umkrystallisiren wird es gereinigt. Es krystallisirt in wasserhellen, vierseitigen Prismen von 1,17 specifischem Gewicht, welche bei 158° schmelzen, bei 135° erstarren u. sich bei 170° zersetzen. In siedendem Wasser ist die Verbindung löslich, eben so in heißem Alkohol, unlöslich aber in Äther. Wird die Lösung mit Kali gekocht, so regenerirt sich Alkohol, u. schleimsaures Kali bleibt zurück. b) Schleimsaures Baryt, 2BaO, C12H8O14 + 3HO, fällt beim Vermischen einer Lösung von Chlorbarium mit S. unter Zusatz von Ammoniak. c) Schleimsaures Bleioxyd, 2 PbO; C12H8O14 + 2HO, durch Fällen einer Schleimsäurelösung mit essigsaurem Bleioxyd erhalten, ist ein weißes, körniges, im Wasser unlösliches Pulver; bei 150° ist es wasserfrei u. dann zimmetbraun. Durch Fällen von schleimsaurem Ammoniak mit basisch essigsaurem Bleioxyd, wird ein schleimiger, in Wasser wenig löslicher, essigsäurehaltiger Niederschlag von sehr wechselndem Bleioxydgehalt (6279 Procent) erhalten. d) Schleimsaures Eisenoxydul, 2 FeO, C12H8O14 + 4 HO, ein gelblich weißes, an der Luft sich nicht veränderndes Pulver, welches auf 150160° erhitzt, zu einer braunen, an der Luft sich selbst entzündenden Masse wird. e) Neutrales schleimsaures Kali, 2 KO, C12H8O14 + HO, durch Sättigen der Säure mit Kali od. kohlensaurem Kali erhalten, setzt sich aus einer siedend heißen Lösung in weißen krystallinischen Körnern ab. f) Saures schleimsaures Kali, KO, HO, C12H8O14 + 2HO, wird erhalten, indem man von zwei gleichen Gewichtsmengen S. die eine mit koolensaurem Kali sättigt u. die andere hinzufügt; es bildet kleine durchsichtige Krystalle, welche in Wasser leichter löslich sind als das neutrale Salz. g) Schleimsaurer Kalk, 2 CaO, C12H8O14 + 3HO; gegen Chlorcalciumlösung verhält sich S. wie gegen Magnesialösung; die Verbindung ist in Essigsäure löslich. h) Schleimsaures Kupferoxyd, 2 CuO, C12H8O14 + HO, wird durch Fällen von schwefelsaurem Kupferoxyd mit schleimsaurem Ammoniak erzeugt, es ist ein bläulich weißes, in Wasser unlösliches Pulver. i) Schleimsaure Magnesia, 2 MgO, C12H8O14 + 4HO, durch Fällen einer Lösung von schleimsaurem Ammoniak mit schwefelsaurer Magnesia erhalten. k) Neutralesschleimsaures Natron, 2NaO, C12H8O14 + 9 HO, krystallisirt bei allmäligem Abdampfen einer mit kohlensaurem Natron neutralisirten Lösung von S. in großen wasserklaren Krystallen, welche an der Luft verwittern u. auf 100° erhitzt acht Äquivalente HO abgeben. l) Schleimsaures Silberoxyd, 2 AgO, C12H8O14, wird aus salpetersaurem Silberoxyd u. schleimsaurem Ammoniak dargestellt.