Selters

[821] Selters, 1) Amt im Herzogthum Nassau, an die preußische Rheinprovinz grenzend; 16,500 Ew., über die Hälfte Katholiken; gehört theils dem Here zog von Nassau, theils als Standesherrschaft (mit 7000 Ew.) dem Fürsten von Wied-Runkel; 2) Amtssitz der Standesherrschaft, Dorf mit 900 Ew.; 3) (Oberselters), Dorf an der Embs, im nassauischen Amt Idstein; Eisenhammer; 550 Ew.; 4) (Niederselters), Dorf ander Embs, indemselben Amte; 1150 Ew.; berühmt durch seinen Sauerbrunnen, dessen Wasser, Selterserwasser (oft unrichtig Seltzerwasser [s.u. Seltz] genannt) hell u. klar, perlend u. schäumend aus vier in einen Brunnen gefaßten Quellen emporsteigt. Wegen seines hervorstechenden Gehalts an freier Kohlensäure, Kochsalz u. kohlensaurem Natron ist es zu den alkalisch salinischen Säuerlingen gehörig u. dadurch ausgezeichnet, daß es die innige Verbindung behält, indem es nur einen Theil des Eisens ausscheidet. Mit Erfolg wird es bei chronischen Katarrhen, Verschleimung der Lungen, drohender Schwindsucht, Stockungen im Unterleib u. dergl. angewendet; Brustkranke trinken es häufig mit Milch vermischt; auch ist es mit Wein u. Zucker ein erfrischendes, angenehmes Getränk. Dieser Sauerbrunnen, von welchem jetzt jährlich mehr als 11/2 Mill. Flaschen (Krüge) nach allen Gegenden der Erde versendet werrden u. der dem Staate etwa 93,500 Gulden Reinertrag einbringt, wurde in der ersten Hälfte des 16. Jahrh. entdeckt, aber lange wenig beachtet, so daß er noch in der Mitte des 18. Jahrh. für 2 Guld. 20 Kr. verpachtet war. Von Kurgästen wird er wenig besucht. Beliebter als das versendete Selterserwasser ist neuerdings das künstliche Selterserwasser der Struveschen Anstalten wegen seines Gasreichthums u. seiner Frische. Auch bereiten Viele sich selbst ein jenem ähnliches kohlensäurehaltiges Getränk aus Brunnenwasser mittelst eigener Apparate. Vgl. Fenner von Fenneberg, S.u. seine Heilkräfte, Darmst. 1824.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 15. Altenburg 1862, S. 821.
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