[371] Katarrh (v. gr., Katarrhalische Affection), oberflächliche Entzündung emer Schleimhaut u. ihrer Drüschen, deren Producte sich nach der Außenseite der Schleimhaut ergießen u. zwar in Form schleimiger od. eiteriger Flüssigkeiten. Der K. wird gewöhnlich von Jucken, Kitzeln u. Brennen, selten aber von Schmerz begleitet u. kommt auf den verschiedensten Schleimhäuten u. in mannigfaltigster Weise vor. Bald hat der K. einen schnellen Verlauf in bestimmten Stadien (acuter K.), wobei anfänglich eine dünne Flüssigkeit, später ein milder dicklicher Schleim od. schleimiger Eiter ausgeschieden wird. Nicht selten wird der acute K. von Fieber, Katarrhalfieber (Febris catarrhalis), begleitet, welches mit Frösteln, öfterem Schauder, abwechselnder Neigung zum Schwitzen, großer Empfindlichkeit der Haut eintritt, u. mit einer abendlichen Verschlimmerung, unter größerer Unruhe, Hitze, Durst, schnellem Puls, warmer duftender Haut einhergeht; läßt das Fieber wieder nach, so bleibt Eingenommenheit des Kopfes, Mangel an Appetit, belegte Zunge, fader Geschmack u. zumeist Trägheit des Stuhlgangs zurück. Der Harn ist anfangs roth u. hell, macht später einen Beschlag an das Nachtgeschirr od. einen leichten Bodensatz. Das Katarrhalsieber dauert von 24 Stunden bis zu 714 Tagen, wo sich dann das Fieber durch Schweiß u. Harn, der K. durch reichliche dicke u. milde Schleimabsonderung löst. Übrigens complicirt sich das Katarrhalfieber häufig mit gastrischen, galligen u. rheumatischen Übeln. In anderen Fällen fehlt das Fieber, wie beim Nasenkatarrh (Schnupfen). Geht der anfangs acute K. durch Störung seines Verlaufes od. durch fortgesetzte Einwirkung der veranlassenden Ursache in eine schleichende Entzündung über, so entsteht der chronische K., aus welchem unter allmäliger Entartung der Schleimhaut u. der Schleimbälge der Schleimfluß (Blenorrhoea) als habituelle Ausscheidung entsteht. Die katarrhalischen Entzündungen sind bisweilen nur auf die Schleimbälge u. deren Mündungen (Follicularkatarrh) beschränkt, bald verbreiten sie sich über die ganze Oberfläche, haben Neigung zum Wandern, von der Nase z.B. nach Rachen u. Kehlkopf od. nach den Augen, von der Harnröhrs auf die Blase etc. Die katarrhalische Entzündung kann auch zu einem höheren Grad der Entzündung, der sogen croupösen (mit blutfarbiger, plastischer od. eiterartiger Ausschwitzung), sich steigern, ja auch brandige Zersetzung kann die Schleimhaut ergreifen, od. es zeigen sich als Folgen Verschwärungen, Wucherungen, Polypen der Schleimhaut etc. Die Neigung zu K. ist theils in den Schleimhäuten selbst durch öfter wiederholte K-e od. krankhafte Empfindlichkeit überhaupt, theils in der Empfindlichkeit der äußeren Haut durch überstandene Hautkrankheiten u. Verzärtelung der Haut begründet, zumeist jedoch werden sie durch Erkältungen der äußeren Haut, wie der Schleimhäute hervorgerufen, in seltenen Fällen durch mechanische Ursachen (z.B. Staub im Auge) u. durch Contagien, wie z.B. Harnröhrenkatarry (Tripper), die contagiöse Augenentzündung, od. durch Miasmen, wie z.B. die acuten Exantheme, welche immer mit katarrhalischen Affectionen auftreten, die Grippe, der Keuchhusten, der Schnupfen, bei denen sich zugleich eine ansteckende Eigenschaft entwickelt. Die Behandlung der K-e hat hauptsächlich die veranlassenden Ursachen zu beseitigen, sodann durch Schweiße auf die Haut zu wirken u. direct auf die Schleimhäute wirkende Mittel (Salmiak, Brechweinstein, Brechwurz, Abführmittel, Gurgelwasser, Einspritzungen) zu geben. Vgl. Cabanis, Observations sur les affections catarrhales Par. 1807; Richter, Der K. u. die Folgeübel vernachlässigter K-e, Wien 1833; Liebert, De catarrho chronico, Lpz. 1845.