Silhouette [1]

[102] Silhouette (spr. Silluet), Etienne de S., geb. 1709 in Limoges, wurde von seinem Vater, einem Beamten, zeitig für das Administrativfach bestimmt u. bereiste den Süden von Europa u. England, wurde dann Parlamentsrath in Metz, hierauf Maitre des requêtes in Paris u. bald Kanzler beim Herzog von Orleans, dem Sohne des Regenten; er war einer der Commissäre, welche die Grenzen Englands u. Frankreichs nach dem Frieden von 1748 in Akadien zu ordnen hatten, u. dann einer der königlichen Commissäre bei der Indischen Compagnie, in welchem Posten er die Grundsätze der Finanzwissenschaft zuerst zur Anwendung brachte. Er wurde deshalb unter die Candidaten zur Generalcontrole gestellt u. erhielt hauptsächlich durch den Einfluß der Pompadour 1757 die Stelle als Generalcontroleur. Hier stellte er manche Mißbräuche in der Verwaltung ab u. gewann so dem Staate in 24 Stunden 72 Mill. Frcs., ohne eine neue Auflage. Dann beeilte er sich das englische Finanzsystem in Frankreich einzuführen u. zwang alle Große nach Ludwigs XV. Vorgang ihr Silber in die Münze zu schicken, was die Großen u. das Parlament gegen S. sehr erbitterte. Wie bei Law weigerte es sich ein königliches Edict einzuregistriren, man machte ihn lächerlich, u. so wurde er genöthigt nach acht Monaten das Ministerium niederzulegen; er zog sich auf sein [102] Landgut nach Brie sur Marne zurück, wo er 1767 starb. Er schr.: Idée générale du gouvernement chinois, Par. 1729, ebd. 1731; Sur l'union dela réligion et de la politique, ebd. 1742; Voyage de France, d'Espagne, de Portugal et de l'Italie, ebd. 1720, u. übersetzte Mehres aus dem Englischen.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 16. Altenburg 1863, S. 102-103.
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