Skirrhus

[169] Skirrhus (v. gr.), bösartige Verhärtung in drüsigen Theilen, welche früher od. später in Krebs (s.d.) übergeht. Der wahre S., welcher bes. den conglomerirten Drüsen (s.d.) eigen ist, oft auch die Schleimmembranen, selten aber die Lymphdrüsen primär befällt, bildet sich langsam aus, ist Anfangs sehr klein, nimmt eben so langsam, ohne Einwirkung äußerer Ursachen an Größe zu; ist steinhart, auch dem stärksten Drucke nicht nachgebend, ohne alle Spur von Schwappung, kalt, farblos, unschmerzhaft beim Druck, zuweilen ganz fühllos; er verwächst unter verschiedenen Veränderungen mit seinen Umgebungen, wird dann fest u. unbeweglich; seine Oberfläche ist größtentheils uneben, rauh, höckerig, späterhin zeigt sich Jucken[169] u. Kitzeln in der Drüse, gemeiniglich ruckweise, plötzlich kommend u. vergehend, od. abwechselnd stechende, zuweilen klopfende, od. stumpfe Schmerzen. Die scheinbar runde Geschwulst wird ungleich, unregelmäßig, mißfarben, bleibt steinhart; die nahen Adern schwellen an, es entstehen verschiedene Krampfadern mit schwärzlichem Blute gefüllt; der Aufbruch, welcher oft spät, oft gar nicht erfolgt, mindert weder die Geschwulst, noch die Empfindlichkeit, u. gibt kein gutes Eiter (s. Krebs). Der S. entsteht aus einer eigenen Entmischung der Säfte, welche sich später auch im ganzen Äußern des Kranken zu erkennen gibt. Gelegenheitsursachen sind: anhaltender Druck, Stoß, Quetschung eines drüsigen Theiles, oft nur eine sehr geringe, äußere Gewalt etc. Allerlei Metastafen (s.d.), unterdrückte Ausleerungen, schlechte Nahrung, niederdrückende Affecte etc. wirken als Veranlassung. Er kommt selten im Jünglingsalter vor, nie vor der Mannbarkeit, gewöhnlich im männlichen u. weiblichen höheren Alter, am meisten beim weiblichen Geschlecht. Die Speicheldrüsen, Brüste, Eierstöcke, Lippen, Gebärmutter u. Hoden sind ihm bes. unterworfen, bisweilen auch die Hautdrüsen, welche dann als kleine schmerzhafte harte Knoten sich darstellen u. in Geschwüre übergehen; doch werden auch andere Theile davon befallen, als Nase, Wangen, Augen, Mund etc., nie aber Lunge, Leber, Milz. u. Gehirn. Fast immer steht er allein u. isolirt da, doch entstehen oft im weiteren Verlaufe skirrhöse Anschwellungen in benachbarten Drüsen. Er widersteht allen Mitteln, läßt sich nicht zertheilen, kommt nach dem Ausschneiden leicht wieder u. geht dann meist u. weit eher in Krebs über, als wenn man ihn ungestört gelassen hätte. Es sind viele Mittel gegen ihn empfohlen worden, namentlich solche, welche auf die Drüsen u. die Vegetation im Allgemeinen wirken. Der exstirpirte S. besteht aus einem festen, spröden, weißlichen Gewebe, dessen Mitte mit einer wässerigen, eiweißähnlichen Flüssigkeit angefüllt ist, zuweilen auch aus zwei Massen, wovon die eine hart, faserig, die andere weich, speckig ist.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 16. Altenburg 1863, S. 169-170.
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