Sondrio

[280] Sondrio, 1) Provinz der Lombardei, an die Schweiz, Tyrol u. die Provinzen Bergamo u. Como grenzend, 59,21 QM., 90,600 Ew., italienischer Abstammung, Sprache u. Sitte, katholischer Confession. Die Provinz begreift das bis 1779 zu Graubündten gehörige Veltlin, also das langgestreckte Thal der Adda zwischen den Berninaalpen (mit M. Disgrazia, M. Rosso di Scersen, M. Foscagno) nördlich u. den Lombardischen Alpen (mit M. Legnone, M. Azzarini, Pizzo Diabolo etc.) südlich. Über das Gebirge führen der Splügenpaß im Westen u. das Wormser Joch im Osten, auch münden hier die Straßen über den Septimer u. Bernina. Flüsse: Adda (mit Poschiavino, Malerno, Maira u.a.); Seen: Lago di Chiavenna u. di Mezzola; viele romantische Thäler; bringt Wein (viel u. gute Sorten), Kastanien, Bauholz, Obst, Getreide, Südfrüchte; man zieht Seide, treibt Viehzucht (Schafe, Pferde, Esel, Ziegen, vorzüglich aber Rindvieh) u. gewinnt davon unter anderen auch berühmten Butterkäse, treibt Fischerei, Jagd auf Wild, Bergbau auf Eisen, Marmor u. Lavezstein, auch etwas Weberei. Der Handel ist bedeutend. Es wurde ehemals in die Thäler Veltlin, Cleven u. Worms eingetheilt, jetzt in die Districte Sondrio, Ponte, Tirano, Morbegno, Taona, Bormio u. Chiavenna. 2) Hauptstadt hier, am Eingange des Val Malenca u. an der Mündung des Malerno (welcher dem Orte mehrfach gefährlich geworden ist) in die Adda, Hauptort des Veltlin in schöner Lage; hat Castell, Trümmer eines alten Schlosses, das ehemalige landvögtliche Schloß ist jetzt Kaserne, Stiftskirche, ehemaliges Frauenkloster (jetzt Gefängniß), Gymnasium, Handel u. Landwirthschaft; 4600 Ew. In der Nähe besuchte Bäder u. der alte Wartthurm Teglio, nach welchem das Thal benannt ist (Valtellina, Veltlin).

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 16. Altenburg 1863, S. 280.
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