Sowaĭli

[323] Sowaĭli (Sowauli, Suahěli), Küste der, Küstenstrich im östlichen Afrika zwischen dem Äquator u. Mozambique, das Land ist wenig angebaut u. fast ganz unbekannt. Die Bevölkerung gehört wohl wie die Somauli (s.d.) zum Stamme der Gallas, ist vermischt mit Arabern, kräftig u. schön gebaut, kriegerisch u. räuberisch u. bekennt sich zum Islam. Ihre Sprache (Sowailisprache) gehört zu dem großen südafrikanischen od. Kongo-kaffrischen Stamme, hat die Laute a, b, ch, d, dh, e, f, g, h, i, j, j, k, l, m, n, o, p, r, s, sch, t, u, v, w, y, z, wovon j, v, w, y wie im Englischen, die übrigen wie im Deutschen auszusprechen sind, j ist ein Mittelton zwischen j u. y, fast wie dy. Der Accent ruht meist auf der vorletzten Sylbe. Alle Wörter endigen vokalisch; Zusammenstoß von Consonanten, mit Ausnahme von Verdoppelungen u. einigen Verbindungen, wie kw, mb, nt, ng u. dgl., findet nicht Statt, daher die Sowailisprache etwas Wohllautendes hat. Das Substantivum hat keine Declination, aber verschiedene Klassen, die man einigermaßen mit unsern grammatischen Geschlechtern vergleichen kann, welche im Singular u. Plural durch Präfixe unterschieden werden u. welchen die Präfixe ihres Attributs u. Prädicats entsprechen. Man unterscheidet 10 Klassen, z.B. mtu Mensch, Plur. watu, mto Fluß, Plur. mito; mukono Hand, Plur. mikono, unuelle Haar, Plur. nuelle, waraka Brief, Plur. niáraka, utu Ursache, Plur. niutu, kitu Ding, Plur, witu jiwe Stein, Plur. máwe, janda Finger, Plur. wianda. ulimi Zunge, Plur. ndími. Das Adjectiv steht nach seinem Substantiv, dessen Präfix es annimmt, z.B. watu wadogo kleine Menschen, witu widogo kleine Dinge, Ebenso nimmt der Genitiv je nach dem Präfix des Substantivs, von dem er abhängt, verschiedene Partikeln vor sich, z.B. mto wa nti der Fluß des Laudes, mito ya nti die Flüsse des Landes, jina la mfalme Name des Königs, Plur. mjina ya mfalme etc. Die Zahlwörter sind: 1 mmoja, 2 mbili, 3 tatu, 4 nne, 5 tano, 6 setta; 7 sabăa, 8 nane, 9 kenda, 10 kumi, 11 kumi na mmoja, 12 kumi na mbili, 20 ascherini, 100 mia od. makumi kumi. Ihre Präfixe richten sich ebenfalls nach dem zugehörigen Substantiv. Die persönlichen Pronomina sind mimi (mi) ich, wewe (we) du, yee er, suisui wir, nuinui ihr, wao (wo) sie. Die Possessiva, deren Präfixe ebenfalls mit denen der Substantiva harmoniren müssen, sind wango (yango, jango, lango, pango, wiango, sango, muango) mein, wako (yako etc.) dein, wakwe sein, wetu unser, wenu euer, wao ihr. Sie werden dem Substantivum nachgesetzt, zum Theil suffigirt, z.B. mtotowango mein Kind, Plur. watoto wango, niumba yango mein Haus, Plur. niumba sango. Demonstrativum huyu, Plur. hawa, Relativum ambai kuamba, Interrogativum nnani wer? nini was? Das Verbum hat Formen für Activum, Passivum, Causativum, Reflexivum, Reciprocum u. Frequentativum, z.B. penda lieben, pendoa geliebt werden, jipenda sich lieben, pendana einander lieben, pendelea sehr lieben, bevorzugen; auch die Beziehung auf ein Object, für welches die Handlung geschieht, wird durch eine Form ausgedrückt, z.B. von toka herauskommen, tokéa, erscheinen, gleichsam für Jemand herauskommen. Die Tempora werden theils durch Präfixe, theils durch Veränderung des Endvokals, die Personen durch Präfixe ausgedrückt, z.B. mimi napenda, ich liebe, wewe wapenda du liebst, yee apenda (yuwapenda) er liebt, suisui tuapenda wir lieben, nuinui muapenda, ihr liebt, wao wapenda sie lieben; mimi nipendai ich bin liebend, mimi nimependa ich habe. geliebt, nina penda ich liebte, tapenda ich werde lieben, mimi nipende ich kann lieben, mimi nikipenda wenn ich liebe, ku penda lieben, apendai liebend. Es gibt besondere Formen für das Negativum: mimi sipendi ich liebe nicht, siku penda ich habe nicht geliebt, sita penda ich werde nicht lieben, nsi pende ich kann nicht lieben etc. Sind persönliche Pronomina das Object der Handlung, so werden sie durch Infixe u. Suffixe am Verbum ausgedrückt: anipenda od. anipendami, er liebt mich, akupenda, akupendáwe er liebt dich, ampenda, ampendae er liebt ihn. Die Adverbien richten sich mit ihrem Präfix zuweilen nach dem Subject des Satzes, z.B. mtu yuwapi der Mensch wo (wo ist der Mensch)? jiwe liwapi wo ist der Steins motto uwapi wo ist das Feuer? Die Präpositionen haben meist eine Genitivpartikel nach sich, z.B. ju ya mbingo über den Himmeln, mfano wa ada nach der Weise, mbelle sa mfalme vor dem König; ni, in, u. mua, von, werden suffigirt: niumbani in dem Hause, miongonimua von der Seite. Conjunctionen sind na und, tena auch, hatta bis, kua als, da, laken aber u.a.m. Grammatik von Krapf, Tüb. 1850.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 16. Altenburg 1863, S. 323.
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