Spleißen

[578] Spleißen (Abscheiben, Abspleißen, Scheibenreißen), die Verwandlung des herdgaren Kupfers in scheiben- od. tellerartige Massen. Das Garmachen von unreinem Schwarzkupfer erfolgt nicht in Herdöfen, sondern besser in Flammöfen, von denen eine besondere Art Spleißofen genannt wird. Dieser besitzt, wie ein Treibherd, einen muldenförmig vertieften Herd u. darüber ein flaches Kuppelgewölbe (Haube), welches aber hier wegen der höheren Temperatur aus feuerfesten Backsteinen besteht. Auf einer Seite u. dicht neben der Feuerung münden zwei Düsen ein, durch welche die zur Oxydation nöthige Luft eingeblasen wird. Die Herdmasse besteht aus schwerem Gestübbe od. aus einem Gemeng von Thon u. Sand. Je nach der Größe des Ofens werden auf einmal 30–60 Centner Schwarzkupfer eingetragen u. gargemacht. Eisen u. Schwefel werden am vollständigsten oxydirt u. entfernt; Zink, Antimon, Arsen, Nickel u. Blei gewöhnlich nur theilweise, Zinn u. Silber gar nicht. Die auf der Oberfläche schwimmende u. zuweilen abzunehmende Garschlacke besteht aus Eisenoxyd, Kupferoxydul u. den andern nicht flüchtigen Oxyden. Im Spleißofen wird ein reineres Kupfer erhalten, aber mehr davon verschlackt, als im Garherde. Ist das Kupfer herdgar, d.h. zeigt sich die Kupferrinde, welche sich an einen eingetauchten Eisenstab ansetzt, biegsam, so läßt man es in zwei dicht am Spleißofen angebrachte Herde (Spleißherde) fließen. Hier gießt man kaltes Wasser auf die Oberfläche, hebt die erstarrte Kruste als scheibenartige Masse (Rosettenkupfer) ab, gießt wieder Wasser auf etc.; dieses herdgare Kupfer kann dann noch hammergar gemacht werden.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 16. Altenburg 1863, S. 578.
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