[277] Tätowiren, Art des Körperschmucks, schon bei alten Völkern, bes. Thrakern u. Britanniern, in neuer Zeit aber bes. bei den Südseeinsulanern u. einigen Indianerstämmen in Amerika gebräuchlich. Es gibt besondere Künstler, welche das T. verrichten, auf Tahiti Taitaon genannt. Man macht dabei mit spitzigen Instrumenten aus Knochen od. Fischgräten Punkte u. allerlei leichte Einschnitte in die Haut u. gibt denselben dadurch, daß man in die frischen Wunden Farben od. den unter einem Stein aufgefangenen Qualm der Lichtnuß, od. auch bloßes Seewasser einreibt, eine Dauer auf Lebenszeit. Zuweilen wird der ganze Körper tätowirt, bei den Neuseeländern auch die Augenlider, die Lippen, das Kinn, ja auch die Zunge; bei andern, z.B. auf Tahiti, läßt man das Gesicht frei. Die Figuren, welche man tätowirt, sind verschieden; die Linien sind kreis- od. halbkreisförmig, gerade od. krumm, Bilder von Pflanzen u. Thieren; es wechseln auch wohl auf dem einen Körper regelmäßige u. unregelmäßige Figuren ab. Das T. dient den Indianern vorzugsweise als Schmuck des Körpers, doch auch zur Unterscheidung der einzelnen Stämme unter einander, so wie der einzelnen Familien, ja des höhern od. niedern Ranges einzelner Personen; ferner zum Andenken an merkwürdige Ereignisse aus dem Leben des Tätowirten, od. es ist auch eine Art Contract, welche Häuptlinge mit ihren Untergebenen machen, daher jene mehr tätowirt sind, als diese. Wo das Christenthum eingeführt ist, ist das T. durch die Missionäre außer Gebrauch gekommen. Auch die Neger von Benguela tätowiren sich ein Zeichen auf beide Schulterblätter, welches gleichsam ihr Stammwappen ist, indem man daran die zu demselben Stamm Gehörigen erkennen kann. Es gibt unter ihnen auch Leute, welche diese Zeichenkunde verstehn, also eine Art Herolde.