Tarsus [2]

[260] Tarsus (Tarsos), 1) Liwa im türkischen Ejalet Adana (Kleinasien), am Mittelmeer, gebirgig (Taurus), Fluß: Karassu (sonst Kydnos, s.d.); bringt Eichen, Cypressen, Mastix, Getreide, Baumwolle, Metalle (Kupfer) u.a. Mineralien; 2) Hauptstadt hier, an der Karasu; schöne Gärten (durch Kanäle bewässert), Schloß, viel Moscheen, Kirche (angeblich vom Apostel Paulus gegründet), mehre Karavanserais, Bäder, Handel mit Baumwolle u. Seide; der Hafen Kasalu ist einige Meilen von T. entfernt; 30,000 Ew. – T. war im Alterthum groß u. reich u. die Hauptstadt Ciliciens; sie lag am Flusse Kydnos, 5 Stadien vom Meere u. hatte Rhegma zum Hafen. Sie war gegründet von assyrischen Königen, aber nach griechischen Mythen von dem Argiver Triptolemos, welcher die Jo aufsuchend, hier die Spur ihres Huss fand, od. von Perseus. Zur Zeit der persischen Herrschaft hatten die Tributkönige von Cilicien ihren Sitz hier, u. die griechischen Söldner, welche mit Kyros d. I. gegen Persien zogen, plünderten sie. Hier erkrankte Alexander der Große bei einem Bad im Kydnos gefährlich (s. Alexander des Großen Krieg gegen Persien). Unter den Seleukiden, wo viel Griechen in T. wohnten, bildete sich hier eine Art philosophische u. philologische Hochschule, welche ihre höchste Blüthe unter den ersten römischen Kaisern hatte. Als König Antiochos IV. die Stadt nebst Mallos einer seiner Kebsweiber schenkte, empörten sich diese Städte gegen den König. In den Bürgerkriegen war sie auf Cäsars Partei u. nannte sich Juliopolis. Zur Zeit der römischen Herrschaft wurde T. eine freie Stadt. Hier starb der Kaiser Julianus Apostata u. wurde auch hier begraben. In T., der Vaterstadt des Apostel Paulus, bildete sich früh eine christliche Gemeinde u. wurde nachher Sitz eines Bischofs. Die Einfälle der Sarazenen brachten der Stadt den Verfall;[260] der Khalif Harun al Raschid befestigte sie wieder. Zur Zeit der Kreuzzüge, wo T. als Erzbisthum erscheint, wurde es von Tancred erobert. Nachmals gehörte T. zu Kleinarmenien u. sank seit der Besitznahme durch die Türken zu einem blos mittelmäßigen Orte herab.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 17. Altenburg 1863, S. 260-261.
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