Kyros [1]

[939] Kyros, 1) (in der Bibel Koresch, bei den Persern Khosroes), Sohn des Kambyses u. der Mandane, der Tochter des medischen Königs Astyages. Da dem Astyages geweissagt worden war, daß[939] er von dem Sohne seiner Tochter entthront werden würde, so übergab er den neugeborenen K. seinem Minister Harpagos zu tödten, dieser aber gab ihn einem Hirten, welcher ihn aussetzte, jedoch von seiner Frau gebeten, heimholte. Der Hirt fand das Kind von einer Hündin gesäugt, brachte es seiner Frau, u. diese zog es auf. Schon unter den Hirtenknaben zeichnete sich K. aus; einst spielte er mit anderen Knaben, u. als er, von diesen zum König gewählt, einen derselben, den Sohn eines Edlen, als ungehorsam hatte züchtigen lassen, der Vater desselben aber bei Astyages Klage darüber führte, so ließ Astyages ihn vor sich kommen u. setzte ihn deshalb zur Rede; K. aber antwortete, daß er als König gehandelt habe. Bei dieser Gelegenheit erkannte ihn Astyages als seinen Enkel u. schickte ihn nach Medien zu seinen Eltern. Als K. erwachsen war, wurde er von Harpagos, welchen Astyages wegen Erhaltung des Knaben tief gekränkt hatte (s.u. Astyages), zur Revolution gegen seinen Großvater gereizt; er sammelte ein Heer, zog gegen die Perser u. unterstützt von Harpagos, welcher zu ihm überging, überwand u. entthronte er 560 v. Chr. den Astyages. Er führte nun siegreiche Kriege gegen Lydien, wo er den Krösos stürzte, eroberte Babylonien durch Ableitung des Euphrat, unterwarf Phönicien u. Palästina, wohin zurückzukehren er den Juden Erlaubniß gab, u. dehnte so seine Herrschaft von Indien bis zum Hellespont aus. Nach Herodot starb K. 529 im Kriege mit der Massagetenkönigin Tomyris, welche seinen Kopf abschneiden u. mit den Worten in einem blutgefüllten Schlauch stecken ließ: Nun sättige dich im Tode an Blut, da du es lebendig nicht gekonnt! Nach Ktesias, welcher überhaupt die Verwandtschaft des K. mit Astyages leugnet u. den K. erst nach seinem Siege über Astyages dessen Tochter Amytis heirathen läßt, starb er auf einem Zuge gegen die scythischen Derbiker. Nach Xenophon's (s.d.) philosophischem Roman, der Kyropädie, starb er daheim in Ruhe. Sein Nachfolger war sein Sohn Kambyses; s.u. Persien (Gesch.). Sein Grabmal war in Parsagadã (s.d.). Vgl. Sartorius, De rationibus, cur Xenophonti potius quam Herodoto sit credendum, Lübben 1771; dagegen Leutwein zwei Programme, Halle 1779 u. 1781; 2) K. der Jüngere, jüngerer Sohn des Darios Ochos u. der Parysatis, Bruder des Artaxerxes Mnemon; wurde 16 Jahre alt von seinem Vater zum Statthalter von ganz Asien dies seit des Halys u. zum Befehlshaber über die sämmtlichen Truppen des Niederlandes eingesetzt. Begünstigt von seiner Mutter u. unterstützt von den Lacedämoniern, denen er im Peloponnesischen Kriege beigestanden hatte, versuchte er nach dem Tode seines Vaters statt seines älteren Bruders Artaxerxes den persischen Thron zu besteigen; aber Tissaphernes verrieth dem Artaxerxes diesen Plan, u. K. wurde 405 v. Chr. verhaftet u. zum Tode verurtheilt, aber auf Fürbitte seiner Mutter begnadigt u. in seiner Satrapie bestätigt. Hier wieder angekommen, nahm er seinen alten Plan wieder auf; unter dem Vorwand, sich vor seinem Gegner Tissaphernes zu sichern, verband er sich mit den Städten Kleinasiens u. ließ durch, mit ihm befreundete Griechen Truppen in Griechenland u. Thracien anwerben. Nachdem er im Frühling 401 v. Chr. ein Heer von etwa 100,000 Asiaten u. 13,000 Griechen bei Sardes versammelt hatte, zog er gegen Osten u. traf bei Kunaxa in Mesopotamien auf seinen Bruder, welcher ein Heer von 400,000 Mann gegen ihn führte; nachdem K. selbst im Centrum u. die Griechen auf dem rechten Flügel gesiegt hatten, fiel K., indem er auf den König losging u. von Einem aus dessen Umgebung niedergehauen wurde. Nun wollten die Griechen mit Ariäos, dem Führer der Barbarentruppen des K., zurückkehren; dieser aber ging zu dem Könige über. Tissaphernes verhieß den Griechen sicheres Geleit, jedoch auf dem Wege ließ er die griechischen Heerführer zu sich entbieten, ermordete sie, unter ihnen bes. den Lacedämonier Klearchos, den Hauptanführer der Griechen, den Böotier Proxenos, den Thessalier Menon u.a. Entkommen waren der Athener Xenophon, der Lacedämonier Chirisophos, der Arkadier Kleanor u.a., welche nun an die Spitze der Griechen traten u. dieselben unter fortwährenden Kämpfen u. den größten Strapazen durch Kleinasien zurückführten, wo sie dann in die Dienste des Derkyllidas (s.d.) traten. Diesen Zug u. Rückzug (Zug der Zehntausend) hat Xenophon in der Anabasis beschrieben; 3) so v.w. Theodoros Prodromos.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 9. Altenburg 1860, S. 939-940.
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