[580] Tiber, 1) (a. Geogr., Tiberis, Tibris), Fluß in Mittelitalien, hieß früher Albula u. soll später den Namen T. von Tiberinus (s.d.) erhalten haben; er entsprang auf den Apenninen bei Tifernum in Etrurien, machte in seinem südlichen Laufe die Grenze zwischen Etrurien u. Umbrien, Sabinum u. Latium u. durchfloß endlich letzteres Land in südwestlicher Richtung, wo er Rom berührte, von wo an er 400 Fuß breit u. sehr tief war. Er nahm viele andere Flüsse auf, z.B. rechts den Clanis, links Tinia, Clitumnus, Nar, Anio etc. Vor seiner Mündung in das Tyrrhenische Meer entsendete er nördlich einen kleinen Arm, u. das zwischen beiden Armen des Flusses liegende, der Venus geweihete Delta hieß nach Einigen Insula sacra; dasselbe sollte durch die in den Fluß geworfene Ernte von den Äckern des vertriebenen Königs Tarquinius II., welche dort hängen blieb u. eine Menge Schlamm ansammelte, entstanden sein. Da der T. nur mit wenig beladenen Schiffen bis Rom befahren werden konnte, so legte Ancus Marcius an der Mündung des Hmptarmes die Hafenstadt Ostia an. Jetzt 2) (n. Geogr., Tevere, Tibro), ansehnlicher Fluß in Mittelitalien, entspringt am Monte Fumajolo im Apennin in Toscana, tritt nach Umbrien, wo sein Lauf die vorherrschend südliche Richtung beibehält, bildet dann, längs der Sabinerberge hinströmend, auf eine Strecke die jetzige Grenze des Kirchenstaates, umfließt in zahlreichen Windungen den Berg Soracte, wendet sich bei Torita südwestlich u. tritt in die römische Campagna ein, wo er ein äußerst gewundenes Bett hat; er durchfließt Rom in einer Länge von etwa 10,660 Pariser Fuß, hat bei seinem Eintritt in die Stadt 192 Schritt Breite, an der Engelsbrücke 150, weiterhin blos 100 Schritt u. 3 bis 4 Fuß Tiefe; 61/2 Meilen von Rom mündet er in das Tyrrhenische Meer, indem seine beiden Arme, in welche er sich hier theilt (der südliche versandete Fiumara u. der nördliche schiffbare Fiumicino), ein aus der mit Wald u. Sumpf bedeckten Isola Sacra bestehendes Delta bilden. Er nimmt 42 Zuflüsse auf, von welchen die bedeutendsten sind: rechts Sovara, Nestore, Chiana, Ricano, u. imts Carpino, Topino (mit Chiascio), Poglia, Naja, Nera, Teverone od. Aniene. Sein Wasser ist durch sein thoniges Bett gelbweiß gefärbt. Von Perugia ist er für kleine Schiffe fahrbar.
Pierer-1857: Tibēr