Weiß [1]

[58] Weiß, die hellste aller Farben, od. streng genommen keine eigentliche Farbe, sondern vielmehr der Lichteffect eines mehr od. weniger undurchsichtigen Körpers, wenn seine nicht polirte Oberfläche alle im Sonnenlicht enthaltenen farbigen Strahlen zurückwirft. Man nennt jedoch auch oft das ungefärbte Licht selbst weiß, was dann soviel wie farblos bedeutet. Absolut weiß ist jedoch nur ein Körper, welcher alle darauf fallenden Strahlen in gleicher Weise, d.h. in gleichem Verhältniß nach allen Seiten, zurückwirft; vgl. Farben S. 110. Die Weiße eines Körpers, welcher nicht alle auffallenden Lichtstrahlen zu reflectiren vermag, bezeichnet man mit dem Bruche, welcher den reflectirten Theil des auffallenden Lichts ausdrückte. So ist ein Körper 1/8 weiß, wenn er nur 1/8 der auffallenden Strahlen reflectirt. Ein Körper wird weiß, wenn ihm auf chemischem Wege aller Farbenstoff entzogen wird, z.B. durch das Bleichen u. durch das Schwefeln. Daher kann das W. nicht gefärbt werden. Hingegen in der Malerei wird die weiße Farbe nöthig, wenn man auf dunkelm Grunde etwas malt, als Farbenkörper dienen dazu Bleiweiß, Zinkweiß, Kreide, Weißkalk. Das reinste W. bezeichnet man als Schnee-, Kreide-, Schwanenweiß. Das W. kann in alle Farben übergehen, am häufigsten spielt es in Gelb, Grau u. Blau; Nuancen desselben sind daher Milch-, Silber-, Schiefer-, Röthlich-, Gelblich-, Graulich-, Grünlich- u. Zinnweiß. Die weiße Farbe bedeutet Reinheit, Unschuld, in Verbindung mit Grau u. Schwarz od. auch allein, z.B. bei den Chinesen, Trauer. Vgl. Farben S. 115.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 19. Altenburg 1865, S. 58.
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