Wesselenyi

[118] Wesselenyi, 1) Anführer der Malcontenten in Ungarn, st. 1677, s. Ungarn S. 196. 2) Nicolaus, [118] Baron von W., geb. 1794 auf Schloß Zsibo im Szamosthale in Siebenbürgen, führte schon 1809 eine kleine Abtheilung des Aufgebotes an u. sprach dann 1818 auf dem Landtage, wo die Regierung mit Beseitigung des Landtages die Frohnen der Bauern aufheben wollte, für die Verfassung; bereiste dann mit Szechenyi England u. Südfrankreich. Später mit seinem Reisebegleiter entzweit, gehörte er auf dem ungarischen Landtage 1830, 1831 u. 1833 zur Oppositon u. strebte die Grundlasten des Bauernstandes durch freie Verträge abzulösen; die Landtagsverhandlungen 1834 (Naplo) gab W. lithographirt heraus, indem er behauptete, daß für den Steindruck die Censur nicht gelte; doch wurde ihm seine Presse genommen u. der Landtag aufgelöst. 1835 wurde er in zwei Processe wegen Mißbrauchs der Öffentlichkeit u. Redefreiheit verwickelt u. 1839 zu dreijähriger Gefängnißstrafe verurtheilt, welche er in Ofen büßte, jedoch 1840 amnestirt. Beim Ausbruch der Ungarischen Revolution 1848 begab er sich nach Presburg u. glaubte durch seine Rathschläge seinem Vaterlande nützen zu können, doch der Gang der Ereignisse entsprach nicht seinen Ansichten, u. er verließ Presburg im September wieder. Nach der Ermordung Lambergs im Sept. 1848 verließ er Ungarn u. ging nach Gräfenberg, nach Bewältigung der Ungarischen Revolution kehrte er nach Pesth zurück u. starb hier, gänzlich erblindet, am 27. April 1850. Er schr.: Eine Stimme über die ungarische u. slawische Nationalität.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 19. Altenburg 1865, S. 118-119.
Lizenz:
Faksimiles:
118 | 119
Kategorien:
Ähnliche Einträge in anderen Lexika