Wicelius

[157] Wicelius (Witzel), Georg, geb. 1501 in Vach, studirte in Erfurt u. seit 1520 in Wittenberg, wo er sich der Reformation zuwendete, ließ sich aber nach römischem Ritus zum Priester weihen u. wurde Vicar u. Stadtschreiber in Vach. Wegen seiner reformatorischen Predigten genöthigt Vach zu verlassen, wendete er sich 1525 nach Wenigen-Lübnitz in Thüringen u. von hier durch den Bauernaufstand vertrieben, wurde er 1526 Pfarrer zu Niemeck in Kursachsen. Hier gab er aber den reformatorischen Lehrbegriff, namentlich weil er den Einfluß der lutherischen Rechtfertigungslehre auf das sittliche Leben vermißte, wieder auf, verließ seine Stelle u. kehrte 1531 nach Vach zurück, von wo er nach Eisleben u. darnach zum Herzog Georg von Sachsen berufen wurde; nach des Herzogs Tode, 1539, verließ er Sachsen u. wurde vom Kurfürsten Joachim II. nach Berlin berufen, um mit Melanchthon die neue Liturgie zu entwerfen; 1540 wurde er Rath des Abtes Johann von Fulda in Würzburg, 1554 kurfürstlicher Rath in Mainz u. st. 1573. Er war fortwährend bemüht eine Reformation der Katholischen Kirche zu erzielen, die Vereinigung der getrennten Kirchen herzustellen u. den katholischen Gottesdienst durch deutsche Messe, deutsche Predigt u. deutsches Lied zu verbessern. Er schr. u.a.: Typus ecclesiae prioris, 1540; Via regia s. de controversis religionis capitibus conciliandis sententia, 1564, herausgeg. von Conring Helmst. 1659. Er arbeitete auch mit Agricola das Augsburger Interim aus. Vgl. A. Neander, De G. Vicelio ejusque in ecclesiam evangelicam animo, Berl. 1839; Kampschulte, De G. Wicelio ejusque studiis, Paderb. 1856.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 19. Altenburg 1865, S. 157.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien: