[374] Wullenweber (Wullenwever), Georg (Jürgen), geb. 1492 in Lübeck, widmete sich dem Kaufmannstande, wurde Mitglied der Stadtverordneten in Lübeck, 1533 Mitglied des Stadtraths u. am 8. März 1533 zum Bürgermeister gewählt. Er suchte durch die innige Vereinigung der Staaten an der Ostsee die von den Staaten an der Nordsee bedrohte Hansa aufrecht zu erhalten, begünstigte die Reformation u. strebte die Verfassung Lübecks in demokratischem Sinne zu ändern. Da er den vertriebenen König Christian II. von Dänemark unterstützte, so belagerten die Holsteiner Lübeck, bis sie in Folge des Friedens von Stockelsdorf (18. Nov. 1534) die Belagerung aufhoben; er war dann äußerst thätig im Seekriege zwischen Dänemark u. Schweden, rüstete eine Flotte aus u. eroberte 1535 Kopenhagen. Die Schlacht bei Assens am 14. Juni 1535 u. die Seeschlacht bei Bornholm, welche beide unglücklich für W. ausfielen, sowie die engere Einschließung der Lübecker in Kopenhagen durch Christian III. mehrten die Zahl seiner Feinde in Lübeck. Auf einem Landtage zu Lüneburg setzte W. die Bewilligung zur Fortsetzung des Krieges gegen Dänemark durch, allein bei seiner Abwesenheit von Lübeck war ein kaiserliches Executorialmandat eingelaufen, welches befahl die alte Verfassung wieder herzustellen, u. W. sah sich genöthigt sein Amt niederzulegen u. trat in den Privatstand zurück. Als er das Gebiet des Erzbischofs Christoph von Bremen betrat, um für Lübeck Soldaten zu werben, wurde er verhaftet, auf das Schloß Rothenburg abgeführt, von hier an den Herzog Heinrich von Braunschweig ausgeliefert, zu Steinbrück bei Wolfenbüttel ins Gefängniß[374] geworfen u. am 24. Sept. 1537 enthauptet u. dann geviertheilt. Vgl. Lebensbeschreibung von F. W. Barthold in Raumers Historischem Jahrbuch (6. Jahrg.) u. Waitz, Lübeck unter Jürgen W. u. die europäische Politik, Berlin 1855 f., 3 Bde. W. ist auch das Sujet eines Trauerspiels von Gutzkow.