Meyer, Familie (Braunschweig)

[683] Meyer [Braunschweig]. Braunschweig hat angeblich 1502 die erste Druckerei erhalten, als erster bekannter Drucker wird Hans Dorn genannt, der 1506 sein erstes Buch, ein plattdeutsches Evangelienwerk dort druckte.

Im Jahre 1634 gründete Balthasar Gruber in Braunschweig eine Druckoffizin, die, erst von seiner Witwe fortgesetzt, später an den Buchhändler Christoph Friedrich Zilliger übergeben wurde. Dieser widmete sich auch dem Verlag und hat um 1690 die erste Braunschweigische Zeitung ins Leben gerufen, welche unter verschiedenen Titeln von seinen Nachfolgern bis 1785 fortgesetzt worden ist. 1693 ging das Geschäft an seine Erben über, denen von Herzog Nudolf August ein Privilegium auf 22 theologische und philosophische Werke und diverse Kalender verliehen wurde. 1708 übernahm der Sohn, Hofbuchdrucker Johann Georg Zilliger die Offizin, der u. a. ein Privileg auf das Braunschweigische Gesangbuch erhielt.

Als das Zilligersche Geschäft in Konkurs geriet, kaufte es Heinrich Wilhelm Meyer, gräflich Lippischer Hof-Buchdrucker zu Lemgo für eine sehr beträchtliche Summe und übergab die Führung seinem Sohne Friedrich Wilhelm Meyer (geb. 1695) der bei ihm die Buchdruckerkunst erlernt und zu Jena die Rechte studiert hatte. Derselbe erweiterte das Geschäft durch eine namhafte Zahl von Verlagsartikeln, bedeutenden Bibeldruck und Anlage einer Sortimentsbuchhandlung. In der Zeit des 7jährigen[683] Krieges wurde bei ihm eine zeitlang eine »Gazette de Brunsvic« in französischer Sprache gedruckt; er selbst war auch als Redakteur der »Braunschweigischen Zeitung« tätig. Meyer starb im August 1774, das Geschäft wurde von seiner Witwe und ihrem Sohne unter der Firma Fr. Wilh. Meyers Witwe & Joh. Christoph Meyer fortgesetzt. 1800 kam die Firma an Johann Heinrich Meyer. Dieser, geb. 19. 10. 1768, gest. 1. 1. 1827, war ein Schüler des berühmten J. F. G. Unger zu Berlin. Er hat 1805 das erste Braunschweiger Adreßbuch herausgegeben. Sein Nachfolger war Dr. Heinrich Meyer, der Begründer des bekannten »Journal der Buchdruckerkunst« (1834 uff.). Er hat ferner verfaßt ein »Handbuch der Stereotypie« (1838), hat 1840 das »Gutenberg-Album« und 1854 ein »Adreßbuch der Buchdruckereien Mitteleuropas« herausgegeben, sowie 1835 die Übersetzung von Dembours Metall-Ektypographie veröffentlicht.

Dr. Heinrich Meyer starb am 4. 11. 1863; das Geschäft wurde bis 1868 unter Vormundschaft fortgeführt, zu welcher Zeit es auf den älteren männlichen Erben Stephan Meyer überging. Verlag und Druck des »Journals der Buchdruckerkunst« wurde 1881 an Ferdinand Schlotke in Hamburg abgetreten. Der Verlag wurde weiter ausgebaut. Zu dem Braunschweiger Adreßbuch, den Kalendern, Gesangbüchern, Katechismen kam noch eine Reihe von Schriften, welche sich auf die verschiedensten Gebiete erstreckten. – Seit Januar 1893 befindet sich die Firma Johann Heinrich Meyer im Besitze von Heinrich Kleucker.

Quellen: L. Irmisch, Geschichte der Buchdruckereien im Herzogtum Braunschweig 1890; Grotefend-Culemann, Buchdruckereien in Hannover und Braunschweig. Landen, Hannover 1840; Neuer Nekrolog der Deutschen 1827.

Quelle:
Rudolf Schmidt: Deutsche Buchhändler. Deutsche Buchdrucker. Band 4. Berlin/Eberswalde 1907, S. 683-684.
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