Bocksbeutel

*1. Ein alter Bocksbeutel.Körte, 668; Wurzbach, II, 43.

Ein in ganz Niedersachsen, Mecklenburg und Pommnern gebräuchliches Wort, womit man verächtlich altes Herkommen, schwerfälligen Gebrauch, das steife Anhangen an alten lächerlichen Gewohnheiten und Formen, wie jeden Schlendrian bezeichnet. Das Wort ist eine Verstümmelung von Booksbüdel, d.i. Buchbeutel, weil früher vornehme Bürgerfrauen, wenn sie in die Kirche gingen, das Gesangbuch in einem schönen Beutel trugen, welcher der Bookbüdel hiess. (Chronik, Hamburgs, S. 384.) In einem ähnlichen Beutel nahmen auch die hamburger Rathsherren die Statuten mit aufs Rathhaus. Manches Statut musste nun wol im Laufe der Zeit als sinnlos und zweckwidrig erscheinen. Es war eine blosse Bookbüdelie (Buchbeutelei), woraus dann Bockbeutelei entstanden ist. (Vgl. Richey, 21; Hamburger Patriot, II, 247; Schütze, I, 126; Grimm, II, 206.)


*2. Einem den Bocksbeutel anhangen.

Ihn lächerlich machen, seine Albernheiten darstellen.

Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 1. Leipzig 1867, Sp. 419.
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