1. Ach, du lewe Tît, hadd' öck doch gefrît, wär' öck rusch e Wiew geworde. – Frischbier, 4158.
2. Abgeredet vor der Zeit, bringt nachher keinen Streit. – Masson, 362.
3. All mit der Tit kumt Jan in 't Wamms un Grêt in 'n Rock. – Lohrengel, I, 27; Bueren, 10; Schamback, II, 6.
Der Bauer übereilt sich mit nichts, was er thut. (S. ⇒ Allgemach 4.)
Engl.: A mouse in time may bite in two a cable. (Masson, 118.)
4. Alle Zeit, treu bereit, für des Reiches Herrlichkeit.
Nach Beendigung des Deutsch-französischen Kriegs von 1870-71 fasste Dr. A. Essenwein, erster Director des Germanischen Museums in Nürnberg, den Plan, ein Album anzulegen, in welches sämmtliche Personen, die in dem Kriege in hervorragender Weise thätig gewesen, eigenhändig einige Worte einschreiben sollten. Den obigen Spruch hat der Graf Moltke, der geistige Leiter des Feldzugs, eingeschrieben. In der Hofbuchhandlung von Soldan zu Nürnberg ist das Album 1872 gedruckt erschienen. Die Musterweberschule in Grünberg hat den obigen Spruch unter das Bild des Grafen Moltke eingetragen, das im März 1876 aus ihr, in schwarzweisser Streichgarnwolle gewebt, hervorgegangen ist.
Frz.: Il faut du temps pour tout.
5. Alles eine Zeit lang. – Eiselein, 657.
Lat.: Omnia ad tempus certum durant. (Eiselein, 657.)
6. Alles hat seine Zeit. – Härlin, 74; Mayer, II, 214; Simrock, 12012; Körte2, 8891; Dove, 967; Gaal, 1787; Beyer, II, 74; für Waldeck: Curtze, 336, 274.
In Krefeld: Ales hät sin Tit. (Röttscher, 211; Cahier, 2759.) – In Luxemburg: Alles huot seng Zeit. (Dicks, I, 28.)
Engl.: Timely blossom, timely ripe. (Bohn II, 137.)
Frz.: Chaque chose a son temps. (Kritzinger, 143b.) – Il y a temps pour tout. – Tout se fait avec le tems. (Kritzinger, 301a.) – Toute chose a sa saison. (Gaal, 1786, 1787.)
Holl.: Alles moet zijn' tijd hebben. (Harrebomée, II, 330a.)
It.: Ogni cosa ha la sua stagione. (Gaal, 1786.) Ogni cosa ha il suo tempo. – V' è tempo per ogni cosa. (Giani, 1624.)
Lat.: Omnia fert aetas. (Virgil.) (Binder I, 1287; II, 2393; Fischer, 165, 33; Kruse, 769; Philippi, II, 69.)
Span.: Qual el tiempo, tal el tiento. (Bohn II, 137.)
Ung.: Mindennek rendelt ideje vagyon. (Gaal, 1786.)
7. Alles hat seine Zeit; der Hahn kann nicht eher den Hahn spielen, bis er aus der Schale ist.
8. Alles hat seine Zeit, nur die alten Weiber nicht. – Eiselein, 656; Simrock, 12013; Körte, 7103.
9. Alles hat seine Zeit, sagt der weise Salomon; zu seiner Zeit essen, zu seiner Zeit trinken, zu seiner Zeit an die Pumpe tasten. – Simrock, 12015; Büchmann, 8. Aufl., S. 207.
»All 't to sîner Tüd, söä Salomon, to sîner Tüd öäten, to sîner Tüd drinken, to sîner Tüd an 'n Trillhoahn foaten.« (Schlingmann, 1212.)
10. Alles het sine Tîd. – Schambach, II, 5.
Es kommt zu seiner und dauert seine Zeit.
11. Alles ist gut zu seiner Zeit.
It.: Ogni cosa è buona nella sua stagione. (Biber.)
12. Alles ligt an der Zeit vnd Glück. – Lehmann, II, 26, 7; Henisch, 1659, 33.
Frz.: Il n'y a qu'heur et malheur en ce monde. (Kritzinger, 374a.)
13. Alles mit der zeit. – Franck, II, 34a.
Frz.: Tout se fait avec le tems. (Kritzinger, 301a.)
Lat.: Apta ferunt magnam tempora rebus opem. (Gaal, 1796.) – Est, qui non potuit dicere, dixit erat. (Seybold, 154.)
14. Alles mit der Zeit, sagte jener Abt, wie man ihn ob der Magd ertappte.
15. Alles währet eine Zeit, Gottes Lieb in Ewigkeit. – Junker und Pfaffe, II, 254.
Böhm.: Všeho do času, pán bůh na vĕky. (Čelakovsky, 262.)
16. Alles zau singer Zit; en Bokeskoch egen Herfs. (Aachen.) – Firmenich, I, 492, 36; hochdeutsch bei Simrock, 12014.
Bokeskoch aus: Bochwês, d.i. Buchweizenkuchen, der im Herbst gebacken wird.
[524] 17. Alles zu rechter Zeit und mit Bedacht, willst du nicht sein ausgelacht. – Wunderlich, 12.
18. Alles zu seiner Zeit, Freud' und daneben Leid. – Binder III, 4190.
19. Alles zu seiner Zeit, Steinelesen, Aehrenlesen. (Lit.) – Frischbier, 4154.
20. Alte Zeit, gute Zeit. – Pestalozzi, X, 114.
Weil die alte Zeit für jeden Einzelnen seine Jugendzeit ist, welche immer im goldenen Lichte erscheint.
21. Alte Zeit ist der Wahrheit Zunge.
Poln.: Dawność świadek (znak) prawdy. (Čelakovsky, 62.)
22. Än ärmer de Zikt, ä lichter de Likt. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 695a.
Je ärmer die Zeit, je leichter (leichtsinniger) die Leute.
23. Än ärmer de Zikt, än hîferdijer (hoffärtiger) de Likt. – Schuster, 695b.
24. Ander Zeit, ander Anfechtung. – Petri, II, 15.
25. Ander zeit, ander Gott, ander Jahr, ander Glück. – Gruter, III, 6; Lehmann, II, 35, 52.
26. Andere zeit, andere freud. – Franck, I, 50b; Gruter, I, 5; Eyering, I, 343; Petri, II, 15; Eiselein, 656; Simrock, 12078; Körte, 7100; Körte2, 8888; Suringar, VI, 19; Gaal, 1781.
Böhm.: Jiné doby, jiné způvoby. (Čelakovsky, 262.)
Dän.: Anden tid, anden fryd. (Prov. dan., 28.)
Holl.: Andere tijden, andere zeden. (Harrebomée, II, 330b.)
Ill.: Druga doba, druge ćudi. (Čelakovsky, 262.)
Lat.: Alia vita, alia diaeta. (Schamelius, I, 10; Seybold, 17; Philippi, I, 18; Binder II, 115.)
27. Andere Zeit, andere Lehre. – Simrock, 12079; Körte, 7101; Körte2, 8889.
Eine Zeit hatte das Priesterthum, eine andere das Fürstenthum; jetzt arbeitet das Volksthum an der Lösung seiner Aufgabe. (Vgl. Körte a.a.O.)
28. Andere Zeit, (zeugt) andere Leut. – Mayer, II, 215; Körte, 7119.
Dän.: Anden tid giver andre folk. (Prov. dan., 18.)
Frz.: En temps et lieu on doibt tout faire. (Bovill, III, 23.)
Span.: Tal el tiempo, tal el tiento. (Don Quixote.)
29. Andere Zeit, andere Weise. – Graf, 13, 169.
Lat.: Tempora mutantur, nos et mutantur in illis. (Egeria, 299.)
30. Andere Zeit, anderes Geschmeid. – Graf, 13, 170.
Isl.: Adhra tidh annadh smidh. (Jonssyni, 22.)
31. Andere Zeiten, andere Gedanken. – Eiselein, 658.
32. Andere Zeiten, andere Lieder.
»Andere Zeiten, andere Lieder! Heute bauen die Enkel jener Heiligen den Schweizern für gutes eidgenössisches Geld die Eisenbahn.« (Scheffel, Ekkehard, I, 15.)
33. Andere Zeiten, andere Musen.
34. Andere Zeiten, andere Saiten.
35. Andere Zeiten, andere Sitten. – Hollenberg, II, 76; Braun, I, 5438; Graf, 13, 173; Altmann V, 130.
Frz.: Autre temps, autre mœurs.
It.: Altri tempi, altri costumi. (Giani, 1615; Marin, 5.)
Lat.: Mores secundum tempus. – Quae placuere prius, displicuisse solent. (Gaal, 1781.)
Schwed.: Andra tider, andra zeder. (Marin, 5.)
36. Andere Zeiten, andere Sorgen.
It.: Altri tempi, altre cure. (Pazzaglia, 76.)
37. Andere Zeiten, andere Städte. – Altmann V, 130.
38. As hod ollas sain Zaid. (Niederösterr.) – Frommann, III, 390, 33.
39. Auch die böse Zeit geht vorbei.
Böhm.: Jen poshovĕj, i zlý čas mine svým časem. (Čelakovsky, 195.)
40. Auf eine Zeit folgt die andere.
Dän.: Efter den tiid en anden. (Prov. dan., 550.)
41. Bei den schlechten Zeiten soll man noch Credit geben, sagte der Bettler, als er auf morgen verwiesen wurde.
42. Bei theuerer Zeit gelten die Kleien so viel als das Mehl. – Winckler, XIII, 83.
43. Bei Zeit halt Rath, denn nach der That kommt er zu spat.
Frz.: Moutarde après dîner.
44. Besser bey Zeiten als zu spat.
Lat.: Tolle moras, semper nocuit differe pasatis. (Sutor, 993.)
45. Besser in der Zeit als zur Unzeit.
Holl.: Beter in den tijd dan ten ontijde. (Harrebomée, II, 330b.)
[525] 46. Bey Zeit ist gut löschen. – Henisch, 1087, 19.
Wenn das Feuer erst entsteht, ist es am leichtesten zu bekämpfen.
47. Brauch der Zeit, weil du siehest. – Henisch, 483, 45; Petri, II, 51.
Lat.: Aetate fruere, mobili cursu fugit.
Schwed.: Bruka tiden medan han varar. – Tid vil tagas i acht. (Grubb, 56.)
48. D' Zeit an d' Leit muss en huoln', we se kommen. – Dicks, I, 28.
49. D' Zeit lehrt d' Leut. (Weingarten.) – Birlinger. 561.
Holl.: De tijd leert staög wijzen en onwijzen. (Harrebomée, II, 331a.)
50. D' Zit bringt Rose, aber z'erst Knöpf. – Sutermeister, 35.
51. Da mag gute Zeit gewesen sein, da die Bauern Edelleute wurden. – Holtei, Eselsfresser.
52. Dai Ti'en sint wiäst, da me 't Speck op de Kuolen brait. (Iserlohn.) – Woeste, 79, 332; für Waldeck: Curtze, 339, 317.
Die Zeiten sind gewesen, da man den Speck auf Kohlen gebraten.
53. Darnach die Zeit ist, so macht der Wirth die Zeche. – Lehmann, 405, 20.
54. Das ist eine gute Zeit, wo man sagen kann, was man denkt.
Lat.: Rara temporum felicitas, ubi sentire quae velis et quae sentias dicere licet. (Egeria, 260.)
55. Das ist eine schöne Zeit, wenn der Esel 's Pferd vertreibt.
Wenn Dummheit und Unwissenheit ans Bret kommen, fähige Leute aber entfernt werden.
It.: Viene l' asino dalla montagna, e caccia il cavallo dalla stalla. (Pazzaglia, 20.)
56. Das sind böse Zeiten, wo das Unkraut theurer ist, als der Weizen.
57. Dat is so, de Tîd geit hen, de Dôd kummt här. (Jever.) – Firmenich, III, 12, 5.
58. Dat sänt nâre (arme, knappe) Tîden, se(de) de Pape, de Bûr mâkt sîn Kinner sülfst. – Frommann, II, 538, 182; Hoefer, 807a; Bueren, 379.
59. Dat sin hokbênige Tüden, söä' de Bu'r, de Lennen sitt'n Einen an 'n Oars fast. – Schlingmann, 146.
60. De eine Tîd schîr, de andere Tîd kein Spîr. (S. ⇒ Schîr 1.) – Schambach, II, 27.
Holl.: Het is goed laten, als den heelmeester geld ontbreekt. (Harrebomée, I, 293.)
61. De Teit bringet reipen Roggen. (Marsberg.) – Firmenich, I, 321, 27.
Die Finnen: Die Zeit bringt Reichthum. Die Zeit bringt stilles Wasser (in welchem besser zu rudern ist). (Bertram, 45.)
62. De Tîd, de gut hengeit, kummt nich slecht wedder. (Braunschweig.)
63. De Tiet vergeit, dat Licht verbrennt, ower dat ôle Wîw lewt noch. (Königsberg.) – Frischbier, 844.
64. De Tien sind veränderlich, dat maket de leiwe April.
Der April als Bild der Veränderlichkeit.
65. De Tît vergeit, dat Licht verbrennt, Mann, starwst noch nich? – Frischbier, 4160.
66. De Tît vergeit, dat Licht verbrennt, on gedahn ward nischt. – Frischbier, 4160.
67. De Tît vergeit, dat Johr öss lang, on dat ole Wîw lewt noch. – Frischbier, 4159.
68. De Tiyd röert de Tiyd. (Westf.)
Zeit regt Zeit an. »Wenn die Reben wieder blühn, rühret sich der Wein im Fasse.«
Frz.: Selon le temps la tempeure. (Leroux, I, 84.)
69. Dem wird die Zeit nicht lang, der sie füllt mit Arbeit aus.
Böhm.: Čiň to, čiň jiné, tak ti čas mine. (Čelakovsky, 132.)
70. Dein zeit leg wol an tag vnd nacht, vnd allwegen fleissig betracht, dass dein jugend gar schnell verschwind gleich wie ein blum oder der wind.
Lat.: Nocte dieque cane, tempus, consumere praue ut flos uel uentus, transibit nostra iuuentus. (Loci comm., 101.)
[526] 71. Dein zeit vnd tag leg du wol an, niemand sie wieder bringen kan.
Lat.: Damno fleo rerum, sed plus fleo damno dierum, quisque potest rebus, succurrere nemo diebus. (Loci comm., 194.)
72. Der der zeit dient, der dient ehrlich. – Franck, I, 69a; Gruter, I, 14; Egenolff, 331.
73. Der hat nimmer zeit, der sie nicht ergreifft vnd Reit. – Lehmann, 918, 6; Eiselein, 657.
Lat.: Fugit irrevocabile tempus. (Gaal, 1783.) – Quisquis potest rebus succurrere, nemo diebus. (Eiselein, 657.)
Ung.: Az idö járton jär, semmi szóra nem vár. (Gaal, 1783.)
74. Der ist zu unglücklicher Zeit geboren, der den Finger im Hintern bricht.
Bei Tunnicius (636): He is to ungeluckiger tyt geboren, de den vinger in dem êrse tobrikt. (In fauste natus digitum sub podice frangens.)
75. Der wird sich die Zeit verzetteln, der zu Knickern geht, zu betteln.
76. Der zeit biss karg. – Franck, I, 157b.
77. Der Zeit hat und Zeit lässt gleiten, findt keine Zeit zu allen Zeiten. – Schottel, 1130b.
78. Der Zeit ihr Flederwisch duldet keinen Staub.
79. Der Zeit ja nicht zu viel vertraw; ob man dich ehrt, darauf nicht baw. – Spangenberg, 20.
Lat.: Ne efferaris gloria. – Ne tempori credideris.
80. Der Zeit muss man viel befehlen. – Simrock, 12045.
81. Der Zeit und dem Wetter ist nicht zu trauen.
82. Die alte gute Zeit ist hin (oder: kehrt nicht wieder).
Die Chinesen: »In den vorigen Zeiten erhielt man den Weg ohne Streit und seinen Acker ohne Rechtshändel.« (Hlawatsch, 104.)
Dän.: Den forgangne tijd synes altid beste. (Prov. dan., 178.)
Lat.: Laudator temporis acti se puero. (Horaz.)
83. Die alte Zeit war immer besser.
Lat.: Semper superioris anni proventus melior. (Diogenes.) (Philippi, II, 175.)
84. Die beste Zeit zum Aderlassen ist, wenn – der Bader Geld braucht.
It.: Mutansi li tempi, e noi con quelli ancora. (Pazzaglia, 236, 2.)
85. Die beste Zeit zum Essen, sagte jener, ist, wenn kein Schmarotzer da ist.
»Ein Schmarotzer fragte einen guten Freund, wenn es Zeit essens were; der sagte zu ihm: wenn du wirst weg seyn.« (Wirth, I, 77.)
86. Die fürgesetzte Zeit läuft nur gegen den Wissenden. – Graf, 96, 202; Lünig, III, 594.
Von der Erwerbung rechtmässigen Eigenthums durch Verjährung. Ein Gut, das jemand eine gewisse Zeit unter bestimmten Bedingungen besessen, ist dadurch in seinen rechtmässigen Besitz übergegangen und konnte durch den frühern Besitzer nicht wieder in Anspruch genommen werden, wenn er im Lande und mündig, d.h. ein Wissender war. Ausnahmen fanden in Betreff der Unmündigen und der über ⇒ See (s.d.) Gezogenen statt.
87. Die in der Zeit sprechen, bekommen, die andern müssen missen. – Graf, 444, 395.
In Bezug auf das rechtzeitige Erscheinen vor Gericht, das Ausbleiben wie die beiderseitigen Folgen davon. Auf Rügen: »De spreken in der Tydt, de krigen, de andern mothen missen.« (Normann, 97, 75.)
88. Die rechte Zeit zu allen Dingen, so werden sie gelingen.
Lat.: Nosce tempus. (Philippi, II, 47.)
89. Die schlechte Zeit bleibt so wenig stehen als die gute.
Als Trostwort, wenn's übel geht.
90. Die Zeit baut und zerstört.
Böhm.: Čas hrady staví, čas je zas odstaví (ztráví). (Čelakovsky, 262.)
91. Die Zeit benimmt die Traurigkeit.
92. Die Zeit beschwert die Strafe. – Graf, 381, 518; Weingarten, II, 390, 45.
Zeit und Ort haben auf die Strafbarkeit einer Handlung bedeutenden Einfluss. Verbrechen zur Nachtzeit begangen, werden wegen ihrer besondern Gefährlichkeit strenger geahndet, als die Vergehungen am Tage.
93. Die zeit brengt's. – Conr. Müller, 1534.
94. Die Zeit bringt alles an den Tag, was noch so tief verborgen lag.
Böhm.: Čas vše na jevo vynáší. (Čelakovsky, 264.)
It.: Col tempo il corto torna da piede. (Gaal, 1498.) – La verità è figlia del tempo. (Cahier, 3154.)
[527] Kroat.: Vreme vse odkriva. (Čelakovsky, 264.)
Lat.: Tempus omnia revelat. (Binder I, 1735; II, 3311; Froberg, 591; Philippi, II, 215.) – Tempus omnium explorator. (Binder II, 3311; Faselius, 254; Wiegand, 69.) – Tempus omnium sapientissimum. (Seybold, 600.) – Veritatem aperit dies. (Seybold, 626.)
Ung.: Az idö mindent világosságra hoz. (Gaal, 1498.)
95. Die Zeit bringt alles ans Licht.
It.: Il tempo scopre ogni cosa.
96. Die zeit bringt alles vnnd nimbt alles. – Lehmann, 921, 47.
»Sie nagt vnnd frisset das leben, nichts frisset die zeit.«
Holl.: De tijd baart alles. (Harrebomée, II, 350b.)
It.: Il tempo è quello, ch' ogni cosa apporta, e che poscia ogni cosa via si porta. ( Pazzaglia, 372, 7.)
Lat.: Omnia fert tempus, pariter rapit omnia tempus. (Binder II, 2394; Palingen, 6, 344; Egeria, 202.)
97. Die Zeit bringt alles zu Wege.
Lat.: Nihil eat, quod longinquitas temporis efficere non possit. (Seybold, 349.)
98. Die Zeit bringt auch wol aus der Wiege in den Sarg. – Altmann V, 85.
99. Die zeit bringt bescheid vnnd Verrhät alle Bossheit. – Lehmann, 921, 42; Simrock, 12031.
Frz.: Le temps amène tout. (Gaal, 1797.)
Lat.: Omnia fert aetas. (Gaal, 1797.)
100. Die Zeit bringt die rechte Braut.
Engl.: In time comes she whom God sends. (Bohn II, 45.)
101. Die Zeit bringt die Wahrheit an den Tag. – Petri, II, 152.
102. Die Zeit bringt die Wahrheit an den Tag und enthüllt die Lüge. – Sailer, 38.
Lat.: Veritas temporis filia, lupus mendacio tempus. (Seybold, 599.) – Veritatem dies sperit. – Veritas elucesit. (Fischer, 225, 21.)
103. Die Zeit bringt es so mit. – Eiselein, 656.
Holl.: De tijd brengt het mede. – De tijd eischt (geeft) het. (Harrebomée, II, 330b.)
104. Die zeit bringt Frucht, nicht der Acker. – Lehmann, 919, 8.
105. Die Zeit bringt Kält, bewahr dein Leib, sey mässig jetzt in Gsundtheit bleib. Fleuchs Weib, das Bad vnd Aderläss. Bis warmb, Arbeit das allerbest. Winterlich dieser Monat ist, drumb dich mit warmer Speise rüst. – Egerbote, November 1877.
106. Die Zeit bringt Rosen, aber auch Dornen. – Hollenberg, I, 85; Dove, 797.
Holl.: De tijd baart rozen. (Harrebomée, II, 330b.)
Span.: El año produce las mieses, y no la heradad. (Cahier, 3542.)
107. Die Zeit darf sich niemand vertreiben, sie vertreibt sich selber und uns mit.
Dän.: Siig ikke, du vil fordrive tiden, tiden fordriver baade, sig og dig. (Prov. dan., 547.)
108. Die Zeit eilt, heilt, theilt. – Binder III, 4183.
Aufschrift an der Aussenwand eines Hauses auf dem sogenannten »Kreuz«, einer der Hauptstrassen Augsburgs.
109. Die Zeit entblättert jede Rose.
Dän.: Hver dag borttager noget degligheds blomster. (Prov. dan., 75.)
110. Die Zeit entfleucht und kehrt nie mehr zurück.
Holl.: De tijd vliegt heen en komt nimmer weder. (Harrebomée, II, 331a.)
111. Die Zeit entgleit't.
Holl.: De tijd glijdt. (Harrebomée, II, 330b.)
112. Die Zeit enthüllt den Mann, hätt' er auch Kapuz' und Mantel an.
Lat.: Tempus index morum. (Binder, I, 1734; II, 3308.)
113. Die Zeit erfindet und bringt alles.
Lat.: Tempus omnium sapientissimum. (Binder I, 1736; II, 3312; Manutius, 574; Philippi, II, 216; Seybold, 600.)
114. Die Zeit erhält nur, was sie hat erzogen.
Frz.: Le temps ne maintient que ce qu'il a élevé. (Čelakovsky, 1690.)
115. Die zeit fleucht, wie ein boltz vom bogen. – Lehmann, 918, 5.
»Die liebe Zeit so teur und werth ohn Unterlass mit Eyl hinfährt; wer sie recht brauchet, wie er soll, dem geht's in beiden Leben wohl.« (Gerlach, 85.)
Engl.: Time fleets away without delay. (Bohn II, 137.)
It.: Il tempo passa (fugge) di continuo.
Lat.: Labitur occulte, fallitque volatilis aetas, et celer admissis labitur annus equis. (Seybold, 269; Philippi, I, 218.)
Port.: Tempo et hora naõ se ata com soga. (Bohn II, 137.)
[528] 116. Die Zeit fleusst weg wie Wasser. – Petri, II, 152.
117. Die Zeit freit den Wirth. – Graf, 59, 249.
Auf Rügen: De Tydt fryet den Wehrt. (Normann, 136, 108.) »Wie der Bauer, wenn er nicht rechtzeitig widerstand, durch kurze Verjährung mit neuen Leistungen belastet werden konnte (vgl. Rente 4), so konnte auf ähnliche Weise der Berechtigte seine Ansprüche verlieren. Denn versäumte die Herrschaft, die Leistung der Abgaben zu fordern, so konnte durch Verjährung der Bauer zins- und zehntfrei werden.« (Vgl. Graf, S. 128.)
118. Die Zeit frisst alles. – Simrock, 12053.
Lat.: Vitiat lapidem longum tempus. (Eiselein, 657.)
119. Die Zeit frisst alles und bringt alles. – Körte, 7086.
120. Die Zeit frisst Berg und Thal, Eisen und Stahl. – Simrock, 12057a.
Die Aegypter sagen: Der Rachen der Zeit zerbeisst nicht blos Bauern, er verschlingt auch Sultane. – Die Zeit ist eine Säge, die auch den granitnen Rücken der Nilberge zerschneidet.
Frz.: Le temps, le feu dévore tout.
Holl.: De tijd wischt alles uit. (Bohn I, 307.)
It.: Il tempo ha un cattivo dente. (Gaal, 1793.)
Lat.: Tempus silices et adamanta terit. (Gaal, 1793.)
121. Die Zeit frisst jeden Strick und wäre er noch so dick. – Simrock, 12054; Lohrengel, I, 178; Körte, 7117.
Engl.: A mouse in time may bite in two a cable.
122. Die Zeit galopirt mit dem Verbrecher zur Richtstätte und schleicht mit der Braut zum Brautgemach. – Binder III, 4180.
123. Die Zeit gar vieles kann, sie macht auch den grossen Mann.
Aber wie die Holländer behaupten, braucht sie lange dazu.
Holl.: De tijd moet honderd jaar lang drogen, eer hij een' groot' man baart. (Harrebomée, II, 331a.)
124. Die Zeit gebiert viel Unheil.
It.: Molti mali il tempo mesce.
125. Die zeit gebirt warheyt. – Franck, I, 151b.
126. Die Zeit gehet vnd wir mit jhr. – Henisch, 1435, 62; Petri, II, 152.
127. Die Zeit gehört Gott und uns.
Holl.: De tijd is aan God en ons. (Bohn I, 307.)
128. Die Zeit geht auf wollenen Sohlen.
Holl.: De tijd gaat op wollen zolen. (Harrebomée, II, 330b.)
129. Die Zeit geht hin, der Tod kommt her.
Bei Tunnicius (439): De tyt vorgeit, dat older trit heran. (Tempus abit propere, surrepit curva senectus.)
Böhm.: Den za dnem, a léto za létem. – Doba za dobou, a k smrti bliže. (Čelakovsky, 310.)
Holl.: De tijd gaat, de dood komt. (Harrebomée, II, 330b; Cats, 306; Bohn I, 307.)
Frz.: Le temps nous passe. (Leroux, I, 84.) – Le tems passe, et la mort vient. (Kritzinger, 515a.)
130. Die Zeit gibt rhat. – Lehmann, 599, 90.
Lat.: Consilia temporum sunt, quae in horas mutari vides. (Lehmann, 599, 50.)
131. Die Zeit grüsst dich; aber sie wartet nicht, bis dir's gefällt zu danken.
132. Die Zeit hat ein doppeltes Gesicht, ein finsteres und eins licht.
Holl.: De tijd heeft twee aangezigten: een mooi en een leelijk. (Harrebomée, II, 331a.)
133. Die zeit hat flügel. – Franck, I, 59b; Lehmann, 918, 5; Simrock, 12060; Gaal, 1783; Sailer, 62.
Wer eine Reise, oder irgendein Geschäft vor sich hat, der muss bedenken, dass heut die Zeit ist.
Dän.: Tiden har rakse vinger flyver snart hen. (Prov. dan., 547.)
Engl.: The year disappears like lightning.
Frz.: La chandelle se brûle. (Kritzinger, 120a.)
Holl.: Die tijt is seer cort. – De tijd is snel, dat wist paust Gregorius ook wel. (Harrebomée, II, 331b.)
It.: Il tempo passa volando. (Giani, 1621.)
Lat.: Alata aetas. (Buchler, 17; Binder II, 104; Franck, I, 59b; Seybold, 16; Philippi, I, 144.) – Et fugiunt freno non remorante dies. (Ovid.) (Philippi, I, 139; Seybold, 155.) – Quam brevis est hora, quae labat absque mora. (Fallersleben, 205.)
Schwed.: Tid har vingar. (Grubb, 796.)
134. Die Zeit hat keine Ohren.
It.: Il tempo non indugia per nessuno. (Pazzaglia, 372, 5.)
135. Die Zeit hat lange Beine.
136. Die Zeit hat nicht blos einen Zahn, sie hat auch eine Zunge. – Altmann VI, 406.
[529] 137. Die Zeit hat Zähne mit scharfen Kanten, sie zerreibt Kiesel und Diamanten.
It.: Il tempo è una lima sorda.
138. Die Zeit heilet alles leyd. – Petri, II, 152.
139. Die Zeit heilt alle Wunden. – Eiselein, 657; Simrock, 12046.
Die Russen: Im Garten der Zeit wächst die Blume des Trostes. (Altmann VI, 409.)
Frz.: Le temps est le médecin de toutes les douleurs. (Gaal, 1794.) – Le tems guérit beaucoup de choses. (Kritzinger, 673a.)
It.: Il tempo mitiga ogni piaga. (Gaal, 1794; Giani, 1617; Pazzaglia, 372, 9.) – Molte cose il tempo cura, che la ragion non sana. (Gaal, 1794.)
Lat.: Est tarda illa quidem medicina, sed certissima, quam affert longinquitas et dies. (Philippi, I, 138.)
Ung.: A' mit az ész meg nem gyógyithat, meg gyógyitya az idö. (Gaal, 1794.)
140. Die Zeit heilt wol alte Wunden, aber nicht die, welche immer aufs neue geschlagen werden. – Altmann VI, 435.
141. Die Zeit heisst Schickelmann. – Lehmann, 920, 23.
»Also haben die alten die zeit genennt vnd haben gesagt: Schickelmann wohnet an der strassen. Das ist soviel gesagt: Jedermann lebt in der Zeit vnd muss drinn wandeln, vnnd die zeit lehrt jeden, was er thun vnd lassen soll; sie leidt, regiert, strafft, bessert, bösert vnd macht mit den Menschen, was sie will.«
Frz.: Il faut prendre le temps, comme il vient, les gens pour ce qu'ils sont, et l'argent pour ce qu'il vaut.
142. Die Zeit ist auf der Flucht.
143. Die Zeit ist bald Mutter, bald Stiefmutter.
Dän.: Tiden er nu moder, nu stif-moder. (Prov. dan., 547.)
144. Die Zeit ist das beste Pflaster.
145. Die zeit ist der best rahtgeber. – Henisch, 327; Petri, II, 152.
146. Die Zeit ist der beste Arzt. – Simrock, 12097.
147. Die Zeit ist der Menschen Lehrmeister. – Lehmann, 918, 4; Sailer, 63.
Dän.: Tiden er kundskabs moder, og erfaren hed laeremester. (Prov. dan., 547.)
Ung.: Idö a' bolondot is észre hozza. (Gaal, 1792.)
148. Die Zeit ist der Unschuld Advocat.
»Denn was öfters alss etwas verkehrtes, wenn es geschihet, angesehen wird, davon urtheilet man in folgender Zeit, da die Vorurtheile allmählich verschwinden und die vorgehabte Sache ihren Nutzen zeiget, ganz anders.« (Keller, 139b.)
149. Die Zeit ist der warheit Mutter, vnnd die Weiss ihre Tochter zu rechter gelegenheit zu geberen. – Lehmann, 866, 43.
Die Russen sagen: Die Zeit ist die Mutter der Gerechtigkeit, aber zum Geburtshelfer bedarf sie ein starkes Jahrhundert. (Altmann VI, 438.)
150. Die Zeit ist die beste Arzenei.
Holl.: De tijd is de beste medicijn. (Harrebomée, II, 331a.)
Lat.: Dies adimit ägritudinem. – Tempus molestiis meditur omnibus. (Eiselein, 657; Simrock, 12071.)
151. Die Zeit ist die grösste Tyrannin. – Altmann VI, 475.
152. Die Zeit ist edel.
Schwed.: Tiden är ädel. (Grubb, 798.)
153. Die Zeit ist ein flüchtig Wild, der beste Schütz erlegt es nicht. – Storch, Freiknecht, III, 6.
154. Die Zeit ist ein Gut, von dem der Arme so viel besitzt als der Reiche.
It.: Il tempo è un bene, che tanto n' ha il povero, quanto il ricco.
155. Die Zeit ist ein Meister aller Künste. – Winckler.
Auch die Russen sagen dies. (Altmann VI, 449.) – Die Finnen: Die Zeit ist älter als die Alten, die Luft grösser als die Grossen. (Bertram, 45.)
Holl.: De tijd is meester van alle kunsten. (Harrebomée, II, 331a.)
Span.: El tiempo es maestro en todas les artes. (Cahier 3734.)
156. Die Zeit ist ein Räuber und Dieb, frisst Jugend und Lieb. – Eiselein, 657.
157. Die Zeit ist ein trüber Spiegel. – Altmann VI, 398.
158. Die Zeit ist gar kurz.
Bei Tunnicius (276): Ach de tyt is gans kort. (Instar aquae tempus menses fugit, hora diesque.)
159. Die Zeit ist gleich lang, nützt aber nicht allen gleich.
Dän.: Tiden er lige lang, men ei lige nyttig. (Prov. dan., 546.)
[530] 160. Die Zeit ist Gottes Botin.
Frz.: Le temps est à Dieu et à nous. (Leroux, I, 84.)
161. Die Zeit ist grosser Namen Tod.
Männer, die in ihrem Kreise berühmt waren, werden allmählich vergessen.
It.: Il gran tempo a' gran nomi è gran veneno. (Petrarca.)
162. Die Zeit ist hoffärtig, sie wartet auch den grössten Monarchen nicht auf.
163. Die Zeit ist kurz, der Tod ist schnell; ein jeder leb, wie er sterben will. – Friedeberg, III, 42.
Pflegte Herzog Bogislav XIII. von Pommern zu sagen und in Stammbücher zu schreiben.
164. Die Zeit ist kurz und ungewiss, der letzten Stund' ja nicht vergiss.
Inschrift über einer Thür des Schlosses von Lauterbach. (Alsatia, 1854-55, S. 255.)
Holl.: De tijd is kort, de dood is snel: wacht u van zonden, zoo doet gij wel. (Harrebomée, II, 331a.)
165. Die Zeit ist nie schlecht, aber d' Leut. (Oberschwaben.) – Birlinger, 348.
166. Die Zeit ist Richter in allen Dingen; vnnd wie die zeit, so ist der bescheidt. – Lehmann, 919, 15.
167. Die Zeit ist schlecht, man kommt nur mit Unrecht zum Recht.
168. Die zeit ist vnsteht, wie ein rhor; wer ihr traut, der ist ein thor. – Gruter, III, 22; Lehmann, II, 86, 182; Simrock, 12087.
169. Die Zeit ist vorbei, da Bertha spann. – Hegewald, 75; Simrock, 12083; Wurzbach, II, 27 u. 118; Gaal, 1788; Körte, 7083.
Die Zeit ist hin, in der sich Mädchen oder Frauen noch mit etwas Nützlicherm als ihrer »Toilette« beschäftigten. Jedes Bürgermädchen ist jetzt eine Dame, die nicht mehr spinnt, sondern, so weit sie nicht von ihrer Toilette in Anspruch genommen ist oder am Piano sitzt, sich im Concert oder im Theater befindet. – Für dieses Sprichwort werden drei geschichtliche Erklärungen angeführt. Nach der einen war Bertha die Gemahlin des Königs von Kleinburgund, Rudolf's II. Sie starb 970. Ihr Grab wurde 1818 in der alten Abteikirche zu Payerne wieder aufgefunden. Der Wirth zu Payerne zeigt den Reisenden noch der Königin Bertha Sattel, in welchem man die Oeffnung für ihren Rocken sieht. Selbst bei den Reisen, die sie im Lande machte, war sie nicht müssig, um dem Volke überall und in jedem Stücke mit gutem Beispiele voranzugehen. Nun, die Zeit ist vorbei, wo Bertha, Rudolf's Gemahlin, spann. Unsere jungen Damen gehen lieber spazieren, sehen zum Fenster heraus, besuchen Theekränzchen, Concerte, Theater und Putzhandlungen; dafür leben wir auch im 19. Jahrhundert; die königliche Spinnerin starb aber schon 970. – Die zweite Bertha war eine junge Bäuerin, bei Montagne, die sehr fein zu spinnen verstand. Sie überreichte einst der Gemahlin Kaiser Heinrich's IV. eine Probe von ihrem Garne, welche die Feinheit desselben nicht genug bewundern konnte, und der Spinnerin zur Belohnung ihres Kunstfleisses so viel Land schenkte, als sie mit den Fäden des überreichten Garnes würde umziehen können. Die Königin wollte durch diese glänzende Belohnung zur Nacheiferung anreizen, welchen Zweck sie auch vortrefflich erreichte; denn bald bekam sie von allen Seiten Proben feinen Gespinstes, aber die Belohnung blieb aus, weil der Zweck erreicht war. Die Zeit war vorbei, wo Bertha spann. (Eine poetische Bearbeitung dieser Sage findet man: Abendzeitung, Dresden 1831, Nr. 123 unter der Ueberschrift: Die Spinnerin.) – Was die dritte betrifft, so hat der gelehrte Franzose Haudinus, der dem Ursprunge der sprichwörtlichen Betheuerungsformel: Par la quenouille de la reine Pédauque, nachforschte, zu beweisen gesucht, dass die »Königin Gänsefuss« beim Spinnrocken, die stark durch die Sagen des französischen Volks geht, niemand anders als die schöne und fromme Mutter Karl's des Grossen gewesen sei, die Bertha hiess, und der man den Namen »Gänsefuss« wegen ihrer langen Füsse gegeben. (Vgl. Wurzbach, II, 27.) – Es muss endlich noch an die in der Volkssage lebende Frau Perchtha erinnert werden. Im Vogtlande und im Orlagau untersucht dieselbe am Abend vor dem Dreikönigstage die Spinn- und Rockenstuben in der ganzen Umgegend, bringt den Spinnerinnen leere Spulen mit der Weisung, dass dieselben in einer bestimmten sehr kurzen Frist vollgesponnen sein müssen und bestraft mit Verwirrung und Verunreinigung des Flachses, wenn das Geforderte nicht geliefert wird. (Witzschel, Zur Kunde altheidnischer Gebräuche in Gutzkow's Unterhaltungen am häuslichen Herd, III. Folge, 2. Bd., S. 987. Ebenso finden sich auch Bemerkungen über dies Sprichwort im Magazin für die Literatur des Auslandes, 1861.)
Frz.: Du temps que la reine Bertha filait. (Roscher, Grundlage der Nationalökonomie, S. 83, 49, 1.)
[531] Holl.: De tijd gaat om als een brieschende leeuw. (Harrebomée, II, 330b.)
It.: Non è più il tempo, che Berta filava. (Gaal, 1788.)
170. Die Zeit jagt mit schnellen Rossen und holt alle Länder ein.
171. Die Zeit kämmt (macht den Kopf glatt), nicht der Kamm.
Böhm.: Nečeše hřeben hlavu, čas češe. (Čelakovsky, 262.)
172. Die Zeit kann alles überwinden. – Hollenberg, I, 100.
»Furchtbar ist das Rad der Zeit, allgewaltig in seinem Lauf, Mächt'ge können es wol hemmen, aber niemand hält es auf.«
173. Die Zeit kommt, dass die Kuh ihren Schwanz bedarf.
Bei Tunnicius (482): De tyt kumt al dat de ko des stêrtes behovet. (Ipsa dies aderit, caudam quod vacca reposcet.)
Frz.: Viendra le temps que les vaches auront affaire de leurs queues. (Cahier, 1738.)
Holl.: De tijd mogt komen, dat de koe haar' staart zou behoeven. (Harrebomée, II, 331a.)
174. Die Zeit kommt, wer nur warten kann.
It.: Ogni tempo viene a chi lo può aspettare. (Pazzaglia, 372, 14.)
175. Die Zeit lässt sich nicht drängen.
Schwed.: 'Tid nog vara rädder när det tränger. (Grubb, 795.)
176. Die Zeit lässt sich nicht zurückrufen. – Sutor, 981.
Einfältige Menschen glauben in vollem Ernste, man könne die Zeit zurückstellen, wie eine Uhr.
Engl.: Time lost can never be recovered. (Kritzinger, 672b.)
Frz.: En la puissance de l'homme est lieu non le temps. – Le tems passé ne revient jamais. (Kritzinger, 672b.)
It.: Tempo perduto mai non si racquista. (Gaal, 1782.)
Lat.: In potestate et arbitrio hominis est locus non tempus. (Bovill, III, 41.) – Non revocant lapsos irrita vota dies. (Sutor, 981; Gaal, 1782.) – Virginitas, tempus, vox irrevocabile damnum.
177. Die Zeit legt vieles bei.
Bringt vieles in Ordnung, wieder in Ruhe.
It.: Di cosa nasce cosa, il tempo la governa.
178. Die Zeit lehrt alles.
Lat.: Tempus invenit, discit, docet, mutat omnia. (Fischer, 225, 24.)
179. Die Zeit lehrt leben.
Frz.: Le tems apprend aux hommes à vivre. (Kritzinger, 673a.)
180. Die Zeit lindert jeden Schmerz.
It.: Il tempo mitiga ogni piaga. (Biber.)
181. Die Zeit macht auch den Narren klug.
Wozu sie freilich mitunter sich scharfer Zuchtmittel bedient. Die Russen sagen: Die Zeit hat an der Peitsche einen Bundesgenossen, um der Fohlen Widerspenstigkeit zu legen. (Altmann VI, 442.)
Ung.: Idö a' bolondot is észre hozza. (Gaal, 1792.)
182. Die Zeit macht das Geschäft.
It.: Il tempo vende merce. (Gaal, 1797.)
183. Die Zeit macht das Korn reif, pflügt aber nicht. – Sprichwörtergarten, 458; Schulzeitung, 1835, S. 50.
184. Die zeit macht den Menschen zeitig; wenn er gezeitigt, so gehets ans faulen. – Lehmann, 921, 39.
185. Die Zeit macht die Wiese grün.
Mhd.: Rechte zeit macht grunen ein iglichs kraut. (Fastnachtsspiele.) (Zingerle, 60.)
186. Die Zeit macht Ernte, nicht das Feld. – Winckler, XVII, 99.
187. Die Zeit macht gescheit.
Schwed.: Tid vinner visdom. (Grubb, 797.)
188. Die Zeit macht gescheite Leut'.
Holl.: De tijd leert vroedschap. (Harrebomée, II, 331a.)
189. Die Zeit macht greis, aber nicht weis.
Lat.: De iuuene tempus facit senem, de stulto nemo sapientem. (Bovill, I, 225.)
190. Die Zeit macht new. – Eyering, I, 767.
191. Die zeit macht's zeitig, der verzug macht's faul. – Lehmann, 803, 9.
Frz.: En la puissance de l'homme est lieu non le temps.
It.: Non vi son frutti si duri ch' il tempo non maturi. (Pazzaglia, 372, 17.)
Lat.: In potestate et arbitrio hominis est locus non tempus. (Bovill, III, 41.)
192. Die zeit macht was gut ist böss vnnd dass böss gut. – Lehmann, 919, 18.
Lat.: Variat omnia tempus. (Binder II, 3471; Palingen, 10, 305.)
[532] 193. Die Zeit macht wol aus Schlössern Ruinen, aber nie aus Ruinen Schlösser. – Altmann V, 113.
194. Die Zeit nagt an Berg und Thal, verzehrt Eisen und Stahl. – Eiselein, 657.
Die Russen: Der Mensch baut Schlösser und die Zeit Ruinen. (Altmann V, 103.)
Lat.: Gutta cavat lapidem, consumitur annulus usu, et teritur pressa vomer aduncus humo. (Eiselein, 657.)
195. Die Zeit nimmt den Glocken ihr Getön, den Weibern ihre Schön, dem Pferde seinen Zug, und dem Vogel seinen Flug.
196. Die Zeit offenbart alle Ding. – Petri, II, 152; Mathesy, 316b.
197. Die Zeit räumt schnell weg, was sich ihr in den Weg stellen will.
198. Die zeit reit auff der Post; wer sie ereilt, der hat's. – Lehmann, 918, 5.
199. Die Zeit schenkt der Fliege die Freiheit und sperrt den Adler in den Käfig. – Jüdisches Volksblatt, 1864, S. 147.
200. Die zeit solt man bedencken wol, da der reich wird sein traurens vol vnd der arm frölich in seim mut, als Christus selbs bezeugen thut.
Lat.: Tempus adhuc ueniet, quod diues qui modo gaudet, assidue flebit, dum pauper in corde ridebit. (Loci comm., 47.)
201. Die Zeit steht nicht still.
Holl.: De tijd staat niet stil. (Harrebomée, II, 331a.)
It.: Ad ora ad ora, vola tutto il tempo. (Cahier, 3131.)
202. Die Zeit tilgt alle Schulden, ihr müsst euch nur gedulden.
203. Die Zeit tödtet den Mann.
Holl.: De tijt doet sterven. (Harrebomée, II, 330b.)
204. Die Zeit trägt ihre Bürde.
Die Zeit trägt alles, schickt und fügt sich in alles, sieht, straft, lobt, be- und verräth alles.
205. Die Zeit thut Wunder.
Bringt zu Stande, was man kaum für möglich hielt.
206. Die zeit thut's. – Franck, II, 34a.
207. Die Zeit überwindet alles. – Hollenberg, I, 100.
Schwed.: Tiden kan alt övervinna. (Grubb, 795.)
208. Die Zeit und ich – wir sind unser zwei. – Eiselein, 657.
209. Die Zeit verändert alles.
Lat.: Tantum aevi longinqua valet mutare vetustas. (Virgil.) (Philippi, II, 211.)
Schwed.: Tiden gjör byte. (Grubb, 797.)
210. Die Zeit verändert sich bald, morgens noch warm und abends kalt.
Frz.: Le tems se change en bien peu d'heures, tel rit au matin qui au soir pleure. (Kritzinger, 672b.)
211. Die Zeit verändert Sinn und Muth, zu lang verweilen ist darum nicht gut.
Lat.: Sit mora tuta brevis, lentescunt tempore curae. (Seybold, 57.)
212. Die Zeit verbindet die grössten Wunden. – Winckler, XX, 14.
Die Russen sagen: Die Zeit verbindet zwar die Wunden der Unglücklichen, sie thut es aber oft so ungeschickt, dass tiefe Narben zurückbleiben. (Altmann VI, 443.)
213. Die Zeit verderbt alles, was gemacht ist, und die Zunge alles, was noch zu machen ist.
Holl.: De tijd verderft al, wat er gemaakt is, en te tong al, wat er te maken is. (Harrebomée, II, 331a.)
214. Die zeit vergehet, das alter kompt herein. – Henisch, 1433, 10.
Lat.: Tabida consumit ferrum lapidemque vetustas nullaque res majus tempore robur habet. (Ovid.) (Philippi, II, 209.)
215. Die Zeit vergeht bei Wehgeschrei, sodass man noch wird alt dabei.
Lat.: Tempora labuntur tacitisque senescismus annis, et fugiunt freno non remorante dies. (Ovid.) (Froberg, 539; Philippi, II, 215.)
216. Die Zeit vergeht, das Wort besteht (bleibt).
217. Die Zeit vergeht, der Narr besteht.
Wenn jemand zwar älter, aber nicht geschickter und klüger wird.
218. Die Zeit vergeht (wird alt), die Welt bleibt jung.
Lat.: Antiquitas saeculi juventus mundi.
[533] 219. Die Zeit vergeht, nicht aber wir. – Simrock, 12058.
220. Die Zeit vergeht, nichts besteht.
It.: Il tempo passa e se ne porta il tutto. (Gaal, 1783.)
Ung.: Az idö járton jar semmi szóra nem var. (Gaal, 1783.)
221. Die Zeit vergeht, und wir mit ihr.
Böhm.: Čas rychle uchází. – Časem vše zapadá. – Ply nou léta. – Všecky vĕci čas mĕní. (Čelakovsky, 262.)
Dän.: Tiden forandres og vi med den. (Prov. dan., 547.)
Poln.: S laty wszystko ustaje. (Čelakovsky, 262.)
222. Die Zeit verräth alle Bosheit.
223. Die Zeit verricht mehr als Stärcke vnnd Weissheit. – Lehmann, 923, 64.
224. Die Zeit verscheusst, wie Wasser verfleusst. – Petri, II, 152.
Lat.: Transit ut aqua fluens tempus et hora ruens. (Fallersleben, 208.)
225. Die Zeit verschont den Sperling, aber die Nachtigall bringt sie in den Käfig.
226. Die zeit verschwindt, eh man's besinnt. – Petri, II.
Lat.: Quam breuis est hora, que labat absque mora. (Loci comm., 194; Sutor, 984.)
227. Die Zeit verschwind't viel schneller als der Wind.
Lat.: Fugit irreparabile tempus. (Fischer, 225, 18.)
228. Die Zeit verwundet und heilt.
Ill.: Vrĕme rámi, al' i lĕči. (Čelakovsky, 195.)
229. Die Zeit verzehret Eisen und Stahl. – Schottel, 1128a.
Dän.: Tiden, der fortærer jern og stool, kand og fortære største harm. (Prov. dan., 547.)
Lat.: Tempora labuntur, tacitisque senescimus annis. (Ovid.)
230. Die Zeit verzehrt all Ding.
Im Plattdeutschen: De Tid geit, un wi gât mit. (Marahrens, 97.)
Frz.: Le tems devore tout. (Kritzinger, 232a.)
Holl.: De tijd slijt alles. – De tijd verslijt. (Harrebomée, II, 331a.)
Lat.: Quid non longa dies, quid non consumitis anni? (Martial.) – Tempus edax rerum, tuque invidiosa vetustas. (Ovid.) (Binder I, 1733; II, 3310; Schonheim, T, 9; Kruse, 1102; Fischer, 225, 23; Philippi, II, 215; Seybold, 599.)
231. Die zeit vnd freud der welt zergeht, allein Gottes Wort ewig besteht.
Lat.: Tempora transibunt et gaudia uana peribunt. (Loci comm., 194.)
232. Die Zeit wartet auf niemand.
Böhm.: Čas na nikoho nečeká. (Čelakovsky, 261.)
233. Die Zeit wartet auf niemand, man muss sie benutzen, wenn sie da ist.
Dän.: Tiden bier efter ingen mand. (Prov. dan., 546.)
Engl.: Take time, when time is, for time will away. (Gaal, 1136.)
234. Die Zeit, welche gut hingeht, kann nicht schlecht wiederkommen. (Dönhoffstädt.) – Frischbier, II, 2989.
235. Die Zeit wird immer schlimmer.
Lat.: Quotidie est deterior posterior dies. (Philippi, II, 149.) – Res humanae semper in deterius prolabuntur. (Philippi, II, 156.)
236. Die Zeit wird's bringen.
Lat.: Veritatem aperit dies. (Sutor, 480.)
237. Die Zeit wird's lehren. – Eiselein, 656; Petri, II, 112.
Dän.: Tiden giver det. (Prov. dan., 546.)
Frz.: Tout avec le temps.
Holl.: De tijd zal 't leeren. (Harrebomée, II, 331a.)
238. Die Zeit zähmet alle Dinge.
Bei Tunnicius (1160): De tyt temmet alle dinge. (Cuncta domat tempus tauros et iungit aratro.)
239. Die Zeit zielet gute Regenten; eine andere zeit zielet Tyrannen. – Lehmann, 923, 38.
240. Die Zeit zielt oft lange, trifft aber zuletzt.
241. Die Zeiten ändern sich. – Ramann, I, 8.
242. Die Zeiten ändern sich, sagte der Amtmann, als ihn der Pfarrer auf die Freuden des Himmels verwies.
243. Die Zeiten ändern sich und wir mit ihnen.
Die Finnen: Die Zeit verändert sich, der Mensch mit der Zeit. (Bertram, 45.)
Holl.: De tijden veranderen en wij met dezelve. (Harrebomée, II, 330b.)
It.: Col tempo si cangiano le cose. (Biber.)
Lat.: Tempora mutantur, nos et mutamur in illis. (Egeria, 299; Philippi, II, 214.)
[534] 244. Die Zeiten bleiben immer, die Leide wären schlimmer. – Curtze, 364, 614.
245. Die Zeiten, Brüder, sind nicht mehr.
»Da Treu und Glauben galten.« Sprichwörtlich gebrauchter Anfang eines bekannten Gesellschaftsliedes.
246. Die Zeiten des Säens und des Erntens sind zwei verschiedene. – Altmann VI, 460.
247. Die Zeiten sind böse, sagte der Vater; was würd' er jetzt sagen?
Lat.: Aetas parentium pecor avis. (Horaz.) – Meliora praetervolant, deteriora succedunt. (Seneca.) (Fischer, 7, 33.)
248. Die Zeiten sind schwer. – Tendlau, 721.
249. Die Zeiten werden immer schlechter (ärger). – Grubb, 403.
Eine sprichwörtliche Klage, die schon sehr alt ist.
Mhd.: Diu zît hât sich verwandelt gar: ie lange lenger boesent diu jâr. (Wigalois.) (Zingerle, 181.)
250. Die zeyt gibt's. – Agricola I, 399; Eyering, I, 767; Latendorf III, 529; Lehmann, II, 73, 86; Simrock, 12026.
Lat.: Tempus ita fert. – Tempora dant ita; temporibus sua danda vicissim; temporibus quisquis porret, ubique sapit. (Glandorp, 92, 199.)
251. Diene der zeit. – Franck, I, 55b; Lehmann, II; 73, 87; Körte, 7110.
252. Drög Tît, billig Tîd. (Ukermark.)
Trockene Zeit, billige Zeit. In trockenen Zeiten gewähren die Niederungen die besten und reichlichsten Ernten, sodass auch die höher gelegenen Gegenden billig mit Korn versehen werden können.
253. Drückende (schwere) Zeit schreitet langsam.
»Drückende Zeiten langsam schreiten, langsam schreiten nach ihrer Art, die Tage länger, der Winter strenger, das ist hart.« (Besser, Drei Wochen auf dem Kriegsschauplatz, 1866, S. 129.)
254. Du lîwe Tît, wat es de Welt wît, wat es den (der) Himmel hoch, wat sind de Menschen gottlos. (Meurs.) – Firmenich, I, 404, 249.
255. Du must der zeit vnd des glücks erwarten, biss es besser wirt. – Franck, II, 114a; Henisch, 1661, 31; Tappius, 123b.
Lat.: Opportunitas est exspectanda. (Bebel-Suringar, 548.) (Es ist die mit Erläuterungen versehene Ausgabe der Proverbia Bebelii von Dr. Suringar gemeint, die nächstens erscheinen wird.)
256. Ei Zit isch nid all Zit. – Sutermeister, 143.
257. Ein jede Zeit bringt was newes in die Küchen. – Petri, II, 204.
258. Ein jede Zeit hat jhr Frewd vnd Ausbeut. – Petri, II, 204.
259. Ein jede Zeit (vnd Alter) hat jhr Laster. – Petri, II, 204.
260. Ein ygklich ding hat sein zeyt. – Pred., 3, 1; Agricola I, 394; Latendorf III, 525; Schulze, 114; Zehner, 275; Eiselein, 656; Richard, 394; Dove, 343; Körte, 7107.
Frz.: Il est temps de semer et temps de moissonner. (Masson, 389.)
Holl.: Elk zijn' tijd. (Harrebomée, II, 331b.)
It.: In chiesa col santo, e all' osteria co' ghiotti. (Masson, 389.)
Lat.: Data tempora prosunt et data non apto tempore vina nocent. (Ovid.) (Philippi, I, 110.) – Omnia tempora tempus habent. – Omnia fert tempus, tristia, laeta simul. (Binder II, 2395; Seybold, 488.) – Omnia tempore et loco, exigenda, dicenda, faciunda. (Bovill, III, 23.) – Quae facta optima videntur, nisi opportune fiant, ingentes adferunt jacturas. (Philippi, II, 117.) – Stultitiam simulare prudentis est. (Vulpius, Curiositäten, Weimar 1811, S. 236.) – Tempus amandi, tempus nubendi. (Eiselein, 656.)
Schwed.: Allting har sin tid. (Wensell, 7.)
261. Ein zeit frölich, die ander ach vnd wehe. – Petri, II, 238.
262. Ein zeit ist der andern fürbild. – Henisch, 378, 28; Petri, II, 238.
Holl.: De eene tijd zegt den anderen niet. (Harrebomée, II, 330b.)
263. Eine heilige Zeit nach Scháane-rabbe. – Tendlau.
Der siebente Tag des Laubhüttenfestes, der das grosse Hosianna (Hoscháana rabi) heisst, hat eine besondere Bedeutung angenommen.
264. Eine Zeit bringt (gebiert) die andere.
Lat.: Nihil semper floret, aetas aetati succedit. (Seybold, 350.)
265. Eine Zeit ist besser als die andere.
266. Eine Zeit ist nicht alle Zeit. – Gotthelf, Käthi, 55.
[535] 267. En der Zeck stirv de Essel udder der Driever. (Bedburg.)
268. En Zitt der Nuth, esst me Koschte (Kruste) von Pastiete für Brut. (Aachen.)
269. Es braucht lange Zeit, der Welt recht an den Puls zu fühlen. – Winckler, VII, 42.
270. Es braucht wenig Zeit, viel Gutes zu thun, aber auch wenig Zeit, viel Böses zu stiften.
271. Es dauert lange Zeit, eh' der Bauer ein Junker wird.
272. Es gehört zu allem Zeit.
Frz.: Rien ne fait sans le temps. (Cahier, 1692.)
273. Es hat Alles si Zit, nume die alte Wiber nit. – Sutermeister, 34.
274. Es hat nichts sein gewisse zeit, als das Predigen, das soll in einer Stundt aufhören. – Lehmann, 921, 41.
Wenn die Predigt gut ist, kann man vom Redner nicht mehr verlangen; und ist sie schlecht, dann wär's ohnehin mit der Hälfte zu viel.
275. Es het Alles si Zit; wenn Eine bi sim Stöckli (gestecktes Ziel) ist, so muess er goh wie en andere au. – Sutermeister, 35.
276. Es iss schlömme Zeit on nuscht zu verdiene, de Baure mache sich schon de Kinder selbst. (Elbing.) – Frischbier, 4161.
277. Es ist alle tag gut zeit, wer nur fromb ist. – Henisch, 1255, 35.
278. Es ist böse Zeit, sagte der Junker, ich kann nur Rheinwein trinken und muss einkehren, wo Bier geschenkt wird.
Böhm.: Ach, zlý čas, piji jen kvas; a kde šenkují pivo, neprojdu mimo. (Čelakovsky, 499.)
279. Es ist e Zit zum lustig si und ist e Zit zum Trure; es ist e Zit zum Pflaster (Mörtel) mache und ist e Zit zum Mure. (Luzern.)
280. Es ist eine betrübte Zeit, wo Gerechtigkeit bitten für Uebelthat gehalten wird.
281. Es ist eine Zeit gut zu reden, eine Zeit gut zu schweigen.
»Es ist ein zeit zu reden gut, auch offt mit schweigen man recht thut.«
Lat.: Nunc est dicendum, nunc est ratione silendum. (Loci comm., 119.)
282. Es ist jedem seine Zeit beschert.
Lat.: Inevitabile fatum. (Philippi, I, 194.)
283. Es ist keine Zeit, die Hunde zu füttern, wenn der Wolf Hunger hat.
284. Es ist leyder jetzt der zeit, dem armen glaubt man nit ein meit; vnd ob er führt die Warheit schon, doch muss er weit dahinden ston. – Gruter, II, 34; Lehmann, II, 155, 147.
285. Es ist nicht mehr die Zeit, da man Esel suchte und Kronen fand. – Winckler, VIII, 73; Simrock, 12082; Körte, 7120.
Wie dies zu Samuel's Zeit mit Saul der Fall war.
286. Es ist nicht mehr die Zeit, dass man Speck auf Kohlen brate. – Eiselein, 656.
287. Es ist nicht mehr die Zeit der Landvögte. – Gotthelf, Käthi, I, 133.
288. Es ist nicht mehr um die Zeit, da die Nonnen bei Einnahme einer Stadt ihren Busen mit faulem Hühnerfleisch bedeckten. – Klosterspiegel, 59, 4.
289. Es ist nicht mehr um die Zeit, da Gretlein (Bertha) spann und Hänslein Stecken ritt. – Eiselein, 258.
Es hat sich alles geändert, die »Sprache hat sich verkehrt«.
Holl.: Het is nu geen tijd, dat Bertha spint. (Harrebomée, II, 332a.)
290. Es ist nicht mehr vmb die zeit, dass die Ganss eyer legt. – Gruter III, 34; Lehmann, II, 156, 153.
291. Es ist nicht mehr Zeit, die Wurst zu bewahren, wenn der Hund damit fort ist.
Holl.: Het is geen tijd, om naar de frikkedillen te tasten, als ze een ander tusschen de tanden heeft. (Harrebomée, II, 332.)
[536] 292. Es ist nicht mehr Zeit zu kämpfen, wenn der Kopf herab ist.
293. Es ist nicht vmb die Zeit, do man den Wein umb vier Pfenning aussrufft. – Lehmann, 921, 40.
294. Es ist nicht Zeit, den Windhund zu füttern, wenn man jagen geht.
Poln.: Włedy nieczas psy karmić, kiedy na łowy jechać. (Frischbier, 4327.)
295. Es ist nichts theurer als die Zeit, und nichts wird so verschwendet.
Lat.: Nihil vitius, quam tempus, expenditur. (Seybold, 351.)
296. Es ist schlechte Zeit, sagte der Wolf, als er auf die Mausjagd ging.
Mhd.: Sô der wolf mûsen gât und der valke keveren vât und der künec bürge machet, so ist ir êre geswachet. (Freidank.) (Zingerle, 176.)
297. Es ist schlechte Zeit, wenn der Teufel Fliegen fangen muss.
Die Finnen: Das ist eine schlechte Zeit, wenn der Pastor rudert. (Bertram, 45.)
298. Es ist Zeit, den Stall zuzumachen, wenn die Kuh hinaus ist.
Wenn das Uebel geschehen ist, ist's nicht mehr Zeit, Vorsichtsmassregeln anzuwenden.
299. Es ist Zeit mit der Geiss auf den Markt. – Eiselein, 202.
300. Es ist Zeit zu reden und Zeit zu schweigen. – Simrock, 9369.
301. Es ist zu zeiten nutz vnd fein, dass man auch könne thorecht sein.
Lat.: Esse loco stultum, est saepius utile multum. (Loci comm., 188.)
302. Es kommt alles zu seiner Zeit, wer es nur erwarten kann.
303. Es kommt auf Zeit und Umstände an.
304. Es kommt bessere (gute) Zeit, wer sie erleben wird.
Böhm.: Bude štĕstí, ale dlouho čekati. – Přijdou, přijdou lepší casové-ale kdo se jich dočká. (Čelakovsky, 199.)
Poln.: Będzie, będzie, a niewiedzieć kiedy. (Čelakovsky, 199.)
305. Es kommt noch die Zeit, wo die Geiss einen Schwanz treit. – Eiselein, 202.
306. Es kostet Zeit, auch wenn man schnelle Pferde reitet.
307. Es ligt alles an der zeit vnd glück. – Franck, I, 103.
Manchem gelingt nichts, weil er alles zur verkehrten Zeit anfängt.
Span.: Hay buena y mala fortuna en las pretensiones. (Don Quixote.)
308. Es macht die zeit vnd auch das ort, das offt die dieb werden verstort.
Lat.: Hora, locus faciunt que fures non sua tollunt. (Loci comm., 73.)
309. Es muss gute Zeit krümmen, das ein guter Hake werden soll. (S. ⇒ Zeitig.)
D.h. lange Zeit, gehörig, sonst taugt der Haken nicht. Bei Tunnicius (969): It mot gût tyt krummen, dat ein gût hake wîrden sal. (Vere nove semper bellus curvabitur uncus.)
310. Es muss jhm einer zeit nemen zu sterben, so neme er auch zu essen. – Henisch, 949, 8; Petri, II, 289.
311. Es muss sein eine heilige Zeit, wenn der Wolf den Schafen Friede geit.
Mhd.: Da mag wol sin hailig zit da wolff den schaven frid git. (Lassberg, Liedersaal, II, CLXXV, 95.)
312. Es muss zu allem Zeit sein.
Frz.: L'homme ne fait rien sans le temps, ni le temps sans l'homme. (Cahier, 1686.)
313. Es sind keine Zeiten gewesen, sie kommen wieder. – Simrock, 12088a.
314. Es sind nicht alle Zeiten gleich.
Holl.: Het kan ten allen tijde niet gelijk zijn. (Harrebomée, II, 332a.)
315. Es sind wunderliche Zeiten, die Pferde rauchen und die Häuser fahren, sagte die alte Frau, als sie den ersten Zug auf der Eisenbahn sah.
Holl.: Wij beleven wonderlijke tijden, zee Joost de fischer, en hij zag eene garnaal in een' pispot swemmen. (Harrebomée, II, 334a.)
[537] 316. Es währt alles nur eine Zeit.
Frz.: Toute chose n'a qu'un temps. (Lendroy, 1408.)
317. Es war zu aller Zeit zwischen Glück und Unglück Streit.
318. Es werden kommen Zeiten, wo sich zwei Weibsen um eine Hose streiten. (Umgegend von Glogau.)
319. Es werden Zeiten kommen, wo sie für Pharao um Erbarmen flehen würden. – Burckhardt, 761.
Die Zeiten sind so schlecht, dass man selbst Pharao bedauert.
320. Es will alles seine Zeit haben.
»Wenn man hundert Hühner über ein Ey setzte, würde es vor der Zeit nit ausgebrütet.«
Lat.: Alia aestate, alia hyeme fiunt. (Philippi, I, 17.) – Qui nimium properat, serius absolvit. (Sutor, 411.)
321. Es wird eine Zeit kommen, da aus Berchtesgaden kriechen möchte, wer nicht gehen könnte.
322. Es wird Zeit, dass die Kuh stirbt, denn das Futter wird alle. (Köthen.)
323. Es wor emal e Zeit, wo die magere' Küh' die fette verschlunge' hewwe'. – Tendlau, 904.
324. Es wott Alles si Zit ha, no sogar e galti Kues1. – Sutermeister, 35.
1) D.h. eine Kuh, die wenig Milch gibt vor dem Kalben.
325. Et es en knappe Tît, de Müse fallen vör den Brotkâs dôt. (Meurs.) – Firmenich, I, 402, 143.
326. Et kümmet emmol widder de Tît, bô de Koh des Stêrtes noidig hät. (Waldeck.) – Curtze, 339, 311.
327. Et öss Tît, dat du frîst, denn de Mönsch öss doch kein Wallach. (Insterburg.)
328. Et sind hochbeinige Tîden, de Lüde gaht up Stelzen. (Braunschweig.)
329. Gut angewandte Zeit trägt Früchte für die Ewigkeit. – Devisenbuch, 228.
330. Gute Zeit bricht geschwind den Hals. – Winckler, XI, 76.
»Doch kommt man dann und wann an den vergnügten Reigen, man tanzet, hüpfft und springt; es bricht die gute Zeit geschwind ohndem den Halss.« (Keller, 172b.)
Lat.: Tempus adhuc veniet, quo caudam capra requiret. (Eiselein, 202.)
331. Gute Zeit macht keine Langeweile.
It.: Il buon tempo non rincresce mai. (Pazzaglia, 372, 4.)
Lat.: O vita misero longa, felici brevis. (Philippi, II, 79.)
332. Gute Zeiten machen schlechte Menschen.
333. Harr auf gute Zeit, so bleibt sie weit.
334. Hilff bei Zeit, eh's kompt weit. – Schottel, 1123b; Petri, II, 380; Körte, 7096.
335. Ich habe noch lange Zeit zur Busse, da ich von unten auf gerädert werde, sagte der Delinquent zum Pastor, als dieser ihn ermahnte, endlich Busse zu thun.
336. Ich wart der zeit. – Mathias Pichler um 1550; Sallet, Sinnsprüche.
337. Ick slête mîne Tîd, un nemme mînen Profît. (Osnabrück.)
338. Ik hew kên Tîd nich, säd' de Düwel, ik schall na Wakkerballig tô Hochtîd. (S. 348.) (Holst.) – Hoefer, 1055.
339. Ik hewe niene Tyd, sach de Fo's (Fuchs), doa soagh hai den Jäger kuemen. – (Grafschaft Mark.) – Frommann, III, 251, 38.
340. In der guten Zeit soll man schlimme fürchten.
Böhm.: Za dobrou dobu zlou čekej. (Čelakovsky, 438.)
341. In der Zeit ist der Mensch nicht ewig. – Graf, 11, 123.
Ebenso wenig ist es die Gewohnheit mit dem darauf sich gründenden Rechte: neue Sachen und neue Zeiten bedingen neuen Brauch.
Mhd.: In dem zitt ist der mentsch nit ewig. (Grimm, I, 74.)
342. In die zeit dich richte vnd schicke, das vnglück hat gar manche stricke.
Lat.: Corrige praeteritum, praesens rege, cerne futurum. (Loci comm., 194.)
[538] 343. In diese zeit setz nicht dein freud, wiltu nicht haben ewig leid.
Lat.: Non est ridendum, sed in isto tempore flendum nam qui non flebit, non flendi tempus habebit, aeterno luctu lugebit tunc sine fructu. (Loci comm., 137.)
344. In einer eisernen Zeit muss man kein goldenes Leben suchen.
Engl.: We must not look for a golden life in an iron age. (Bohn II, 12.)
345. In kurzer Zeit kann sich viel ändern.
Lat.: Brevibus momentis summa possunt verti. (Seybold, 60.)
346. In langer Zeit kann viel geschehen.
Lat.: Vim variam rerum creat ampla cupido rerum (dierum?). (Reuterdahl, 1041.)
Schwed.: Thz wardher mangt i marghom daghom. (Reuterdahl, 1041.)
347. In Tîd van Noth kann en old Weif ok drabben. (Niederrhein.)
348. Ja, ich hab' keine Zeit, ich muss nach Vakkerballe, sagte der Teufel.
Gleichbedeutend mit dem Sprichwort: Die Trauben sind sauer, sagte der Fuchs. Der Ursprung soll folgender sein: Ein Bursche hatte mit einem andern gewettet, dass er es wagen werde, eine Nacht in der Kirche zu Geltung zuzubringen. Um Mitternacht kam der, Teufel und wollte ihn holen. In seiner Angst kroch der Bursche in den Kirchthurm hinauf und klammert sich an die Glocke fest. Ueber diese hatte der Teufel keine Gewalt. Erbittert, sich getäuscht zu sehen, ging er seiner Wege mit dem Ausrufe: Ei, ich würde dich schon heruntergeholt haben von diesem heiligen Dinge da, aber ich habe jetzt keine Zeit, ich muss nach Vakkerballe, wo ein Gelag ist. Sie sind eben dort im Begriff, einen todtzuschlagen; da muss ich dabei sein. (Morgenblatt, Stuttgart 1860, S. 843.)
349. Je dürrer die Zeit, je grüner die Hoffnung. – Freytag, Soll und Haben, III, 27.
350. Je heiliger d' Zit, je heilloser d' Lüt. – Sutermeister, 124.
»Wie (= je) heiliger die Zeit, wie (= desto) ärger seynd die Leut.« (Heribert von Salerno, I, 436.)
351. Je heiliger Zeit, je heftiger Streit. – Blum, 85; Simrock, 4509; Frieske, 14; Gaal, 1791; Körte, 7102.
Der Müssiggang an den Fest- und Feiertagen gibt zu manchen Zänkereien Veranlassung.
Frz.: Aux bonnes fêtes, les bons coups. (Gaal, 1791.)
352. Je heiliger Zeit, je vnleidlicher Teuffel. – Petri, II, 392.
353. Je später die Zeit, je schöner die Gäste.
354. Je weniger Zeit, je grösser die Hast.
Holl.: Tot korten tijd behoeft veel haast. (Harrebomée, II, 334a.)
355. Jede Zeit bringt was Neues in die Küche.
356. Jede Zeit hat ihr Leid.
Böhm.: Jiná dobá, jiná mdloba. (Čelakovsky, 262.)
357. Jede Zeit hat ihre Art, sagte der Schafbock, als man ihm den Hals abschnitt. – Bertram, 59.
358. Jede Zeit hat ihre Ebbe und Flut.
Böhm.: Každá vĕc má svůj čas. (Čelakovsky, 261.)
Holl.: Alle tijden hebben hunne weêrtijden. (Harrebomée, II, 330a.)
Kroat.: Vse ima vréme svoje. (Čelakovsky, 261.)
359. Jede Zeit hat ihre Hexen.
Aber auch jedes Zeitalter seine eigene Weise, sie hinzurichten. So sind die Presse, freisinnige Ideen schon als Hexen behandelt worden.
360. Jede zeit schilt jhre bossheit. – Lehmann, 923, 60.
361. Jede Zeit und jeder Tag hat für sich sein' eigne Plag.
362. Jeder hat seine Zeit.
Lat.: Cunctis stat terminus aevi. (Seybold, 107.)
363. Jeder klagt über die Zeit.
Engl.: Every one puts his fault on the times. (Bohn II, 20.)
364. Jeder klagt über schlechte Zeit und geht doch auch in ihrem Kleid.
Holl.: Jederen klaagt over den slechten tijd, en toch slaat de hoovaardig deuren en venster uit. (Harrebomée, II, 382b.)
365. Jeder Zeit (zu thun) jhr recht macht manchen armen Knecht. – Gruter, III, 53; Lehmann, II, 282, 21; Petri, II, 180; Eiselein, 521; Simrock, 12022a; Körte, 7114.
Von denen, die bei allen lustigen Festen, welche die Zeit bringt, mitmachen.
[539] 366. Kein Zeit hat Lieb ohn Leid.
Mhd.: Lieb âne leid ich finde selten leider. (Lobers, 390, 5.) – Liep wirt selten âne leit. (Freidank.) – Minne leidet underwîlen lieb unt liebet leit. (Marner.) Als manic łiep, als manic leit. (Krone.) (Zingerle, 89-91.)
367. Keine Zeit im Reich ist der andern gleich.
Lat.: Non annis anni, non menses mensibus usque conveniunt. (Seybold, 361.)
368. Keine Zeit ohne Streit.
Holl.: Geen tijd zonder strijd. (Harrebomée, II, 331b.)
369. Koin Zeit, se kommt wieder. (Heidenheim.)
370. Kömmt Tît, kömmt Rath, kömmt Sadeltiet, kömmt Saat. – Frischbier, 4163.
371. Kömmt Tît, kömmt Rath, säd de Vader; awer nich Hochtît, ok nich Heirath, säd de Dochter. – Frischbier, 4164; Schröder, 987.
372. Kömmt Tît, kömmt Rath, seggt de Drahttêher, on titt Drât. (Ostpreussen.) – Frischbier, II, 2992.
373. Kömmt Tît, kömmt Rôth, kömmt Sack, kömmt Sôt. (Königsberg.)
374. Kommt Zeit, kommt Rath. – Pistor., VII, 82; Eyering, I, 347; III, 147; Bücking, 91d; Meisner, 73, 5; Hollenberg, II, 8; Broma, II, 4; Mayer, II, 215; Steiger, 476; Struve, 29; Eiselein, 656; Simrock, 12073; Lohrengel, I, 449; Gaal, 1796; Körte, 7095; für Schlesien: Frommann, III, 409, 355; Robinson, 831; für Waldek: Firmenich, I, 326, 33; für Hannover: Schambach, II, 207; für Ostfriesland: Bueren, 773; Hauskalender I; Eichwald, 1927; Schröder, 657.
Das neue Blatt (Leipzig 1875), S. 111: Kommt Zeit, kommt Bundesrath, sagte die Civilehe, als sie immer noch nicht durch ein einheitliches Gesetz im deutschen Reich geregelt war.
Dän.: Kommer dag, sa kommer og raad. (Prov. dan., 464.)
Engl.: Time brings advice.
Frz.: A nouvelles affaires, nouveaux conseils. (Cahier, 49.)
Holl.: Komt tijd, komt raad. (Harrebomée, II, 333a.)
It.: Allora come allora.
Lat.: Consilia temporum sunt. (Philippi, I, 90.) – Consilium nobis mensque locusque dabunt. (Gaal, 1796.) – Consultor homini tempus utilissimus. (Binder I, 224; II, 566; Seybold, 87.) – Fata viam invenient. (Eiselein, 656; Philippi, I, 152.) – Tempus ipsum offert consilium. (Masson, 388.)
Poln.: Przyjdzie czas, przyjdzie rada. (Lompa, 28.)
Schwed.: Kommer dag, kommer råd. (Marin, 18.)
Span.: Andando el tiempo Dios dijo lo que será. (Cervantes, Don Quixote.)
375. Kümmt Tît, kümmt Roat, kümmt Kind, kümmt Kiddelken (Rökkelkän, Kittelchen, Röckchen), 't Kind kamm, 't Rökkelkän blêf ût. (Seehausen.) – Firmenich, III, 122, 30; für Schlesien: Gomolcke, 689.
Warnt vor zu grosser Sorglosigkeit.
376. Kurtz ist die Zeit, schnell ist der todt; hüt' dich vor sünden, so hat's kein noth. – Zinkgref, IV, 393.
Lat.: Si poenas sectis, non has peccator adires. (Chaos, 753.)
377. Lass dir Zeit und iss Brot dazu! – Simrock, 12077; Körte, 7113.
Uebereile dich nicht!
378. Lasst euch nur Zeit, es treibt euch ja niemand. – Eiselein, 656.
Lat.: Nemo nos insequitur. (Eiselein, 656.)
379. Lat di Tîd und bît Brod to. – Diermissen, 65.
Scherzhafte Tischregel.
380. Leere Zeit, schwere Zeit.
Wird in der kleinen Schrift: Schleiermacher und Harms, ein Vortrag von Schneider (Berlin 1865, S. 32), als eine Lebensregel Harms' angeführt.
381. Lerne dich schicken in die zeit; ist es kalt, zeuch an dein kleid.
Lat.: Simonis Judae, non debes currere nude. (Loci comm., 196.)
382. Lernt es bei Zeiten, so könnt ihr es bei Leuten.
383. Loat di Tît, iss ok en Danz. (Ukermark.)
Lass dir Zeit, ist auch ein Tanz. Man will damit sagen: hab' dich nicht so gefährlich, sei, z.B. bei der Arbeit, nicht so heftig!
384. M' mûes d'r Zît 'r warta, we m' jung Tûba ha wil. (Bern.) – Zyro, 46.
385. Man braucht wenig Zeit, um viel Gutes zu thun. – Winckler, XX, 17.
Dän.: Snart er gavn gjort. (Prov. dan., 219.)
[540] 386. Man hat oft viel Zeit, und doch noch zu wenig.
Frz.: Ce que nous appelons assez de temps, se trouve souvent trop court. (Cahier, 1695.)
387. Man kan eher de Tîd aftäuwen als afluren. (Braunschweig.)
Man kann die Zeit eher abwarten als ablauern; die Zeit wird nur lästig, wenn man mit Sehnsucht auf etwas wartet.
388. Man kann nicht zu gleicher Zeit spinnen und weifen.
389. Man lobt wol die alte Zeit, muss aber in der jetzigen leben.
Lat.: Laudamus veteres, sed nostris utimur annis. (Ovid.) (Seybold, 273; Binder I, 854; II, 1635) – Laudare se, vani, vituperare, stulti est. (Philippi, I, 221.)
390. Man muss alles zu rechter Zeit thun.
Holl.: Men moet alles op zijn' tijd doen. (Harrebomée, II, 333a.)
391. Man muss auf bessere Zeiten hoffen.
Holl.: Men moet den tijd des geluks verwachten, tot dat het eenmaal beter worde. (Harrebomée, II, 333a.)
392. Man muss der Zeit abwarten.
It.: Tempo viene, chi può aspettarlo. (Gaal, 1797.)
Lat.: Vrgendum non est nostro desiderio tempus, festinandum supra deum. (Bovill, I, 228.)
393. Man muss der zeit die Hand pieten. – Lehmann, 919, 9; Sailer, 62; Körte, 7105.
»Ist der Vogel aus der Hand, so kommt er schwerlich wieder.«
394. Man muss der Zeit dienen und folgen.
Dän.: Sæt stevne efter evne, tæring efter nering. (Prov. dan., 147.)
395. Man muss der Zeit dienen und sich von ihr dienen lassen.
Lat.: Temporis minister (esto). (Fasler, Sprüche, 124, 99.)
396. Man muss der Zeit erwarten, biss man das Glück erschleicht. – Petri, II, 460.
397. Man muss der Zeit ihr Recht thun, sagte der Mönch, und ging um Mitternacht zur Nonne.
398. Man muss der Zeit keine Zeit lassen.
Man muss der sich bietenden günstigen Gelegenheit keine Zeit zum Entfliehen gewähren, sondern sie ergreifen.
It.: Non si lasci tempo al tempo. (Pazzaglia, 372, 16.)
399. Man muss der Zeit nachgeben. (S. ⇒ Wunder und ⇒ Zorniger.) – Kornmann, IV, 114.
Denkspruch des Kaisers Theodosius II.
400. Man muss der Zeit nicht alles aufhalsen.
Namentlich nicht die Folgen jeder eigenen Dummheit.
Lat.: Tempora ne culpes, quum sis tibi causa doloris. (Egeria, 300.)
401. Man muss der Zeit nicht vorgreifen. – Simrock, 120, 23; Sailer, 62; Körte, 7105.
402. Man muss der zeit vnd gelegenheit die Händ bieten. – Lehmann, 257, 1.
403. Man muss der zeit yhre recht thun. – Agricola I, 400; Latendorf III, 528; Lehmann, 923, 65; Lehmann, II, 403, 32; Petri, II, 460; Siebenkees, 294; Simrock, 12020; Körte, 7105.
Die erlaubten Freuden, wie sie die Zeit (Jahreszeit) eben bietet, mit frohem Sinne geniessen, aber auch ihren Forderungen Rechnung tragen.
Holl.: Men moet den tijd zijn regt geven. (Harrebomée, II, 333a.)
Lat.: Serviendum est tempori. (Philippi, II, 179.) – Tempore quodque suo factum, laudabile fertur. – Tempore suo recte fiunt omnia. – Temporis est valde res bona, scire modum. (Glandorp, 108, 266.)
404. Man muss der zeyt des glücks erwartten, biss es dermaleins besser wirt. – Agricola I, 463; Latendorf III, 449; Lehmann, II, 408, 21.
Lat.: Fortuna exspectanda est. (Exspectat sapiens fortunae tempus amicae, dum veniat laeto sole cupida ferens.) (Glandorp, II, 147.)
405. Man muss die Zeit nehmen, wie sie kommt, sagte jener, und ging zu Weihnacht in die Haseln. – Hoefer, 475.
406. Man muss die zeyt nemen, wie sie kompt. – Agricola I, 462; Franck, II, 53a, 114a; Latendorf II, 23; III, 448; Tappius, 123b; Lehmann, II, 403, 34; Eyering, III, 199; Petri, II, 459; Schottel, 1137a; Simrock, 12017; Törning, 107.
Mhd.: Lât iu die zît gevallen wol, sît noch ein boeser komen sol. (Freidank.) (Zingerle, 182.)
Dän.: Man skal tage tiden, som hun kommer. (Prov. dan., 547.)
[541] Engl.: Take time when time is, for time will away. (Bohn, II, 137.)
Frz.: Il faut prendre le temps comme il vient, les gens pour ce qu'ils sont, et l'argent pour ce qu'il vaut. – Temps vient et temps passe, fol est qui ne se compasse. (Leroux, I, 84; Cahier, 1688.)
Holl.: Men moet den tijd nemen zoo als hij komt. (Harrebomée, II, 333a.)
Lat.: Praesentia boni consulenda. (Ut sese nobis venientia tempora donant, sumere sic grata convenit illa manu.) (Glandorp, I, 60, 310 u. 112, 210.) – Tu quamcunque deus tibi fortunaverit horam, grata sume manu, nec dulcia differ in annum. (Horaz.) (Philippi, II, 226.)
Span.: Torna el tiempo segun viene. (Cahier, 3732.)
407. Man muss nach der Zeit leben und sich nach dem Winde richten.
It.: Vivi second' il tempo, e naviga second' il vento. (Pazzaglia, 414, 21.)
408. Man muss nicht vor der Zeit urtheilen. – 1 Kor. 4, 5.
Holl.: Ordeel niet voor den tijd (of: voor het lijd is). (Harrebomée, II, 333b.)
409. Man muss seine Zeit auskaufen.
Holl.: Men dient zijn' tijd wel uit te koopen terwijl dat onze jaren loopen. (Harrebomée, II, 333a.)
410. Man muss seine Zeit wahrnehmen.
Holl.: Men moet zijn' tijd waarnemen. (Harrebomée, II, 333a.)
411. Man muss sich in die Zeit fügen (schicken). – Schlechta, 251.
Häufig von Philistern gebraucht, die sich unter der Herrschaft dieses Spruchs knechten lassen.
Lat.: Tempori pare. (Seybold, 599.) – Tempori serviendum. (Schonheim, T, 8; Philippi, II, 215; Seybold, 599.) – Temporibus servire decet. (Binder I, 1732; II, 3309; Kruse, 1100; Wiegand, 625.) – Temporis atque loci servanda est conditia. (Binder II, 3309; Palingen, 4, 688.)
412. Man muss sich nach der Zeit richten, die Zeit richtet sich nicht nach uns. – Simrock, 12021.
Mit Bezug darauf sagt man in Böhmen: Zur Zeit gehört es sich, die Erdbeeren zu suchen, die Weichseln zu pflücken und zur Zeit die Birnen abzunehmen. – Die Finnen sagen: Die Zeit fragt nicht nach dem Mann, wenn nicht der Mann nach der Zeit. – Die Türken: Wenn die Zeit dir nicht günstig ist, so mache du dich ihr günstig. (Weigel.)
Dän.: Man skal skikkersig efter tiden den skikkar sig efter os. – Tiden viser hvad man skal gjøre og lade. (Prov. dan., 506.)
Engl.: If time is not favourable to thee, render thyself favourable to it.
It.: Chi al tempo sa piegarsi è uomo da lodarsi. (Gaal, 1790.)
413. Man muss sich Zeit nehmen zu sterben.
Holl.: Men moet tijd hebben, om te sterven. (Harrebomée, II, 333a.)
414. Man muss viel der Zeit befehlen. – Luther's Tischr., 13b; Eiselein, 656.
415. Man muss wissen wenn es zeit ist, das Eisen auss der Ess zu ziehen vnd zu schmieden. – Lehmann, 918, 3.
416. Man muss Zeit und Stunde kennen.
Holl.: Men moet tijden en stonden kennen. (Harrebomée, II, 333a.)
417. Man muss zu jeder Zeit nachsehen, woher der Wind kommt.
Holl.: Men moet op zijn' tijd uitzien, van waar de wind waait. (Harrebomée, II, 333a.)
418. Man muss zu rechter Zeit den Mund aufthun und schliessen.
Holl.: Men moet te regter tijd den mond kunnen openen en sluiten. (Harrebomée, II, 333a.)
419. Man muss zu zeiten durch die finger sehen. – Franck, II, 170b.
420. Man muss zur rechten Zeit alt sein, um zur rechten Zeit jung zu sein.
421. Man mutt ken Tid tom Kranksin hem. (Rendsburg.)
422. Man mutt mit sien Tiid (Zeit) knauseri sin (geizig sein). (Rendsburg.)
423. Man rühmt die alte Zeit und thut nicht, wie die alten Leut'! (Schweiz.)
424. Man soll der zeit die schant nicht antun, dass man das Mess verendert. (S. ⇒ Mass 38.) – Lehmann, 315, 17.
425. Man soll nicht alles der Zeit überlassen.
Span.: Lo que ha de hazer el tiempo, hagalo el seso. (Cahier, 3716.)
[542] 426. Man soll sich in die Zeit fügen, aber nicht ändern.
Lat.: Non te mutes; sed potius aptes tempori; sicut manus eadem est, et cum in palmam extenditur, et cum in pugnum adstringitur. (Sailer, 195, 1.)
427. Me muess der Zyt abwarte, wenn me jung Tube ha will. (Solothurn.) – Schild, 70, 153.
Man muss nichts übertreiben.
Böhm.: Čas se vyčkati musí. – Dočkej času, co hus klasu. (Čelakovsky, 263.)
428. Meine Zeit mit Unruh. – Petri, II, 471.
429. Mer muss der Zeit aach ebbes überlasse. – Tendlau, 878.
430. Met der Tid kümt Hans int Wams. (Hannover.) – Schambach, 208; für Kleve: Firmenich, I, 382, 41.
Wams, wollene Unterweste.
431. Met der Zick kütt Jann en et Wammes. (Köln.) – Weyden, IV, 15; Firmenich, 471, 8; für Aachen: Firmenich, I, 493, 100; für München-Gladbach: Firmenich, III, 516, 52; Bagel, 44, 6.
432. Met der Zitt könt (kommt) Jahn en Wamesch. (Aachen.)
433. Mit de Tîd gewennt 'n sick an Allens, sä de Käksch, as se den Aalen de Hît aftröckt. – Schröder, 669.
Mit der Zeit gewöhnt man sich an alles, sagte die Köchin, als sie den Aalen die Haut abzog. (Hoefer, 624.)
434. Mit der Zeit ändern sich die Leut'. – Parömiakon, 3240.
Frz.: Le temps change toutes choses.
435. Mit der zeit auffm Stroh werden die Messpeln reif. – Lehmann, 9231, 56.
1) Das Blatt 923 ist in dieser Ausgabe doppelt.
Frz.: Avec le temps et la paille les nèfles mûrissent.
Holl.: Met tijd en stroo rijpen de mispelen. (Cats, 276.)
It.: Con il tempo e la paglia si maturano le nespole. (Pazzaglia, 372, 1.)
436. Mit der Zeit beisst die Maus sich in das grösste Haus.
Engl.: A mouse in time may bite in two a cable. (Bohn II, 137.)
Holl.: Met der tijd bijt de muis een' kabel in stukken. (Harrebomée, II, 333a.)
437. Mit der Zeit bekommt die glatteste Birke Knoten.
438. Mit der Zeit ein Haar, so wird das Haupt kahl. – Petri, II, 475.
439. Mit der Zeit erfährt man alles.
440. Mit der Zeit findet (gewöhnt man sich an) alles.
Lat.: Tempore difficiles veniunt ad aratra juvenci. – Tempore lenta pati frena docentur equi. (Ovid.) (Philippi, II, 214.)
441. Mit der Zeit flickt man Hosen. – Frischbier, 4155.
Scherzhafte Umwandlung von: Mit der Zeit pflückt man Rosen.
442. Mit der Zeit gewöhnt man sich an alles.
Die englischen Neger Surinams drücken diesen Gedanken durch das Sprichwort aus: »Der Papagai spricht viel, wenn er lange im Käfig ist.« (Wullschlägel.)
443. Mit der Zeit gibt der Bauer seine Tochter aus. (Flatow.) – Frischbier, 4156.
444. Mit der Zeit kommt alles ans Licht.
It.: Il tempo scopre tutto. (Giani, 1616.)
445. Mit der Zeit kommt das Kraut ins Fass.
Holl.: Met der tijd makt een ding in 't koolvat. (Harrebomée, II, 333a.)
446. Mit der Zeit kommt die Henne auf ihre Eier.
Man muss die Sache ihren gewöhnlichen Gang gehen lassen.
Holl.: Met der tijd komt de hen op hare eijeren. (Harrebomée, II, 333a.)
447. Mit der Zeit kommt Freud und Leid. – Simrock, 12041; Körte, 7078.
Holl.: Als die tijden komen, komen die plagen. (Harrebomée, II, 330b.)
448. Mit der Zeit kommt Hans ins Wams. – Simrock, 12040.
Auch bei den Holländern kommt Harmen mit der Zeit ins Wams. Sie sagen auch: Mit der Zeit beisst die Maus das Tau in Stücke. Mit der Zeit wird der Bauer sein Geld los. Mit der Zeit wird das Kind ein Mann.
Holl.: Al met der tijd komt Harmen in 't wambuis en Griet in de broek (de rokken). (Harrebomée, II, 330b.)
[543] 449. Mit der Zeit lernt e Kind gehn. – Tendlau, 879.
450. Mit der Zeit lernt ein wilder Ochs das Joch tragen.
451. Mit der Zeit lernt man einen Freund kennen.
Lat.: Tempus arguit amicum. (Seybold, 599.) – Tempus iudex morum. (Seybold, 600.)
452. Mit der Zeit lernt man fliegen.
453. Mit der Zeit macht man Heu.
In Luxemburg: Mat der Zeit mecht en Hê. (Dicks, I, 28.)
454. Mit der Zeit muss alles bezahlt werden. – Petri, II, 475.
455. Mit der Zeit, nach der Zeit, vor der Zeit, um die Zeit, in der Zeit, durch die Zeit, während der Zeit, alles fügt sich mit der Zeit.
456. Mit der Zeit pflückt (bricht) man Rosen. (S. 441.) – Lohrengel, I, 517; Meisner, 73, 2; Gaal, 1797; Masson, 118; Klix, 124.
Engl.: In space comes grace. (Bohn II, 133.)
Frz.: Tout vient à point qui sait attendre.
457. Mit der Zeit reift das Korn.
Holl.: Met der tijd rijpt het koren. (Harrebomée, II, 333a.)
458. Mit der Zeit soll es wol gehen, sagte Hans, als er ein Kind am Leitband führte.
Holl.: Het zal met der tijd wel gaan, zei Jan, en hij had een klein kind aan den leiband. (Harrebomée, II, 332a.)
459. Mit der Zeit vergeht (wird) alles. – Lehmann, 803, 21.
Holl.: Met der tijd vergaat het al, wat men ziet in 's werelds dal. (Harrebomée, II, 333a.)
Lat.: Nihil est opere aut manu factum, quod aliquando non conficiat aut consumat vetustas. (Seybold, 348.) – Nihil est, quod longinquitas temporis efficere non possit. (Cicero.) (Philippi, II, 23.) – Quid non longa dies, quid non consumitis anni? (Martial.) (Philippi, II, 131.) – Vitiat lapidem longum tempus. (Philippi, 258; Seybold, 600.)
460. Mit der Zeit vergisst man 's Leid.
461. Mit der Zeit verschwindet alles Leid. – Grubb, 79.
Lat.: Nullus dolor est, quem non longinquitas temporis minuat atque molliat. (Cicero.) (Philippi, II, 54.) – Sensim sine sensu senescit dolor. (Gaal, 1704.)
462. Mit der Zeit wandelt der rhat. – Lehmann, 599, 90.
463. Mit der Zeit werden auch die späten Früchte reif.
It.: Col tempo e colla paglia si maturano le nespole (sorbe).
464. Mit der Zeit werden die Eicheln zu Eichen.
465. Mit der Zeit werden die Kinder gross. – Petri, II, 475.
466. Mit der Zeit werden enge Dinge weit.
467. Mit der Zeit wird der Bauer sein Geld los.
Holl.: Met der tijd wordt de boer zijn geld kwijt. (Harrebomée, II, 333b.)
468. Mit der Zeit wird die Magd gefreit.
Holl.: Met der tijd zoo wordt het meisje groot. (Harrebomée, II, 333b.)
469. Mit der Zeit wird man klug. – Gaal, 1792.
Frz.: Avec l'âge on devient sage. (Gaal, 1792.)
470. Mit der Zeit wird Wiesengras zu Heu.
Holl.: Met der tijd zoo wast het hooi. (Harrebomée, II, 333b.)
471. Mit der zeit würt dir hold, was vor dein nit wolt. – Frank, I, 50a.
472. Mit der Zeit zu geizen, ist ein Ehr', fällt's auch manchem schwer.
Lat.: Temporis tantum honesta avaritia est. (Philippi, II, 215.)
473. Mit Zeit und Gebiss macht man die Pferde bändig. – Winckler, VI, 100.
474. Mit Zeit und Geduld wird aus dem Hanfstengel ein Halskragen. – Eiselein, 657; Simrock, 12039.
Halskragen ironisch auch für; Strick.
475. Mit Zeit und Geduld wird aus einem Maulbeerblatt ein Atlaskleid. – Simrock, 12039.
476. Mit Zeit und Jahren wird man's erfahren.
477. Mit Zeit und Weile kommt man nach Rom. – Eiselein, 657; Simrock, 12044.
478. Mit Zeit und Weile lernt ein wilder Ochs im Joche ziehn. – Eiselein, 657; Simrock, 12042.
479. Mit Zit und Wyl wird usem Hanfstengel es Hemmli. (Luzern.)
[544] 480. Mu mus d'r Zyt erworte, d' Zyt bringt Rose, aber zierst (zuerst) Chnöpf. (Obersimmenthal.) – Schweiz, II, 188, 5.
481. Nach der zeit kaine. – W. Weidolt (Nürnberg 1553); Sallet, Sinnsprüche.
In dem Sinne: Benutze die Gegenwart, weil es nach der Zeit keine Zeit (Gelegenheit) gibt.
482. Nach dieser Zeit kommt eine andere. – Frischbier, II, 2290.
Auch mit dem Zusatze: aber keine bessere.
483. Nehmt euch Zeit, sagte der Dieb, der gehängt werden sollte; es geht doch nicht los, ehe ich komme.
484. Neue Zeiten heischen neue Sitten. – Graf, 13, 172.
Isl.: Nyar tidhir krefja nya sidhi. (Jonssyni, 244.)
485. Nichts hat seine gewisse Zeit als das Predigen, das soll in einer Stunde aufhören.
486. Niemand hat die zeit vnnd gelegenheit im Ermel. – Lehmann, 918, 5.
487. Niemand ist zu allen Zeiten weise.
Holl.: Wie is te allen tijde wijs. (Harrebomée, II, 334a.)
488. Niemand kau die verflossene Zeit vnd Ding widerbringen. – Lehmann, II, 428, 110.
489. Nun ist's Zeit, die Thür am Stall zu schliessen, wann die Kuh heraus ist. – Lehmann, II, 430, 154.
490. Offt machts die zeit, das einer fromb vnd vnschuldig bleibt. – Lehmann, 841, 21.
491. Rechte Zeit halten, ist ehrlich. – Petri, II, 510.
492. Rechte Zeit und Statt find't allezeit Genad. – Henisch, 1671, 48; Körte, 7099.
493. Richt dich nach der zeit, sie wird sich nit nach dir richten. – Franck, II, 807a; Eyering, III, 290.
494. 'S het all's sy Zyt, numme die alte Wyber nit. – Schild, 70, 155.
495. 'S het all's sy Zyt, wenn Eine by syn Stöckli1 isch, so muess er goh wie-n-e-n- Angere-n- au. (Solothurn.) – Schild, 70, 154.
1) Bei seinem gesteckten Ziel. – Einer muss sterben wie der andere.
496. 'S ist kei Zit, si chumt wider. – Sutermeister, 141.
497. Schick dich in die Zeit. – Lehmann, II, 566, 28; Simrock, 12024; Körte, 7108.
Böhm.: S časem se srovnávej. – Každý čas má svůj čas. (Čelakovsky, 261.)
Frz.: Temps vient et temps passe, fol est qui ne se compasse.
Kroat.: Morat se po vrémenu ravnati. (Čelakovsky, 261.)
498. Schick dich in die Zeit, richt' dich in die Leut. – Mayer, II, 215.
499. Schicket euch in die Zeit! – Röm. 12, 11; Kol. 3, 5; Eph. 5, 16; Schulze, 253; Günther, 96; Dove, 978.
»Czu aller zeyt schickt sich der weyss man dann ytzliche zceyt wil ihre syten han.« (Werdea, Aiiij.)
Lat.: Redimentes tempus, quoniam dies mali sunt.
500. Schickt die Zeit sich nicht in dich, so schicke dich in sie.
501. Schlechte Tît, seggt de Dodegräwer (oder: de Fru Kanter), et starwt keiner. (Ostpr.) – Frischbier, II, 2993.
502. Schlechte Tît, seggt de Racker, et föllt nuscht. – Frischbier, 4165.
503. Schlechte Zeiten geben schlecht Bier. – Frischbier, 4157.
504. Schlechte Zeiten machen gute Menschen.
505. Schlît dîn Tîd, segt dat Vögelken. (Mecklenburg.) – Hoefer, 1100.
506. Schon der Zeit vnnd Schwangern Frawen. – Lehmann, II, 574, 41.
507. Seine Zeit hat Sang und Predigt.
Frz.: Il ne faut pas chanter Magnificat à matines. – Saumon comme sermon en carême ont leur saison. (Masson, 389.)
508. So blider tijt, so blider herte; so blider herte, so marer minnen. – Winter ende Sommer, 266.
509. So geht die Zeit zur Ewigkeit. – Hertz, 58.
Inschrift auf einer Uhr.
510. So's fordert zeit, so biss ein narr; das ist auch kunst vnd weissheyt gar. – Franck, I, 152a.
[545] 511. 'T het all sîn Tîd, man 't Flofangen nich. (Ostfr.) – Kern, 608; Goldschmidt, 106; Hauskalender, III, Bueren, 1106; Weserz., 4057.
Gewisse Dinge lassen sich nicht aufschieben, sie müssen sofort abgemacht werden.
512. 'T hett all sîn Tîd, see de Brut, do sêt se bi 't Füer. (Ostfr.) – Kern, 180; Hoefer, 78; Hauskalender IV; Bueren, 1169.
Wol ein beruhigendes Selbstgespräch einer verlobten Braut, die beim Feuer an die etwas ferne Hochzeit denkt.
513. 'T is nu leider 'n gesund' Tîd, see de Aptheker tô de Dokter un de Avdekker. (Ostfr.) – Hoefer, 25; Hauskalender, I; Schlingmann, 31; Peik, 19b; Schröder, 23; Bueren, 1083.
514. 'T is Tîd, segt de Voss to 'n Hasen, hürst du den Jäger nich blasen? – Hoefer, 373; Schlingmann, 1394.
515. 'T sünd hochbênig Tiden, säd' de oll Frû, un bünn sich de Strümp äwer de Knê tô. – Hoefer, 336; Peik, 196, 109; Schröder, 419.
516. 'T sünd schlichte (auch: nâre) Tiden, säd de Pap, de Bûr makt sin Kinner sülwst. – Goldschmidt, 63; Hoefer, 807; Schlingmann, 1160.
517. 'T sünt hôchbênte Tîden, de Lusen lôpen up Stelten. – Kern, 783; Bueren, 1145.
518. Theuere Zeit lehrt haushalten.
Holl.: Dure tijd leert huishouden. ( Harrebomée, II, 331b.)
519. Theure Zeit bringt vieles Leid.
Dän.: Dyr-tijd giør huus rødig. (Prov. dan., 131.)
520. Thue der Zeit jhr recht. – Lehmann, II, 625, 16.
521. Thu's in der Zeit, so hast's in der Noth.
Lat.: Hos etenim rebus conjungit gratia charo. (Chaos, 458.)
522. Tîd gewunnen, völ gewunnen. – Bueren, 1074; Hauskalender, I.
523. Tidj vörsladrin as so iaragh üsh an loakan Skreap. – Johansen, 151; für Amrum: Haupt, VIII, 568, 303.
Zeit verschwatzen ist so arg wie eine lecke Tasche.
524. Tiid gäwn is keen Kwiit gäwn.
Zeit geben, jemandem stunden, heisst nicht ihm Quittung geben.
525. Tît's genoog is, in 't Haff blefen. (Ostfr.)
526. Tyd brenget ripen Roggen. (Westf.)
527. Ueber die Zeit und die Regierung muss man sich nicht ärgern.
It.: Nè di tempo, nè di Signoria, ti pigliar malinconia.
528. Ueber gute Zeit beklagt man sich nicht. – Winckler, XIX, 70.
529. Ueber Zeit und Wetter spricht Muhm' und Vetter.
Lat.: De tempore loquamur. (Bovill, I, 37.)
530. Ungleiche Zeit macht ungleiche Leut'. – Braun, I, 5416; Graf, 13, 171; Eiselein, 656; Schweiz, I, 192, 113.
Lat.: Tempora mutantur, homines deteriorantur.
531. Unrechte Zeit verdirbt die Beut' (Leut').
Schwed.: Vrängt tida gjör saken ond. (Grubb, 866.)
532. Unter der Zeit kann noch viel Wasser bergab laufen. – Bücking, 245.
533. Verlorene Zeit ist nicht zu ersetzen. – Lohrengel, I, 669.
Lat.: Non revocare potes, quae periere dies. (Binder II, 2222.) – O mihi praeteritos referat si Jupiter annos. (Fischer, 155, 103.)
534. Verlorene Zeit kommt niemals wieder. – Gaal, 1782.
Mhd.: Mit keiner slahte stiure verlorne zît ich wider bejage. (Colm.) (Zingerle, 182.)
Böhm.: Ztracený čas nikdy se nevrátí. (Čelakovsky, 262.)
Engl.: Time lost can never be recovered. (Gaal, 1782.)
Frz.: Qui a le tems et le perd, tard le recouvrera. (Kritzinger, 673a.)
Holl.: De tijd die voorbij is en komt niet weer. (Bohn, I, 307.)
It.: Del tempo passato non v' è appellazione. – Il tempo perduto non ritorna mai più. ( Giani, 1622.) – Il tempo perso non si riacquista mai. (Pazzaglia, 372, 8 u. 18.)
Lat.: Fugit irreparabile tempus. – Nec, quae praeteriit, cursu revocabitur nuda, nec quae praeteriit, hora redire potest. (Ovid.) (Binder I, 1075; II, 2019; Seybold, 196.) – Non potest dies esse saepius, qui semel fuit. (Seybold, 376.) – Non revocant lapsos irrita vota dies. (Seybold, 378.)
Poln.: Czas utracony nigdy się niewróci. (Čelakovsky, 262.)
[546] 535. Verschon der zeit. – Franck, I, 157b.
536. Vngleiche zeit macht vngleich Recht vnd Gesatz. – Lehmann, 76, 14 u. 268, 45.
537. Vnversehens die zeit verschleisst, als eilend wie das wasser fleusst.
Lat.: Transit ut unda fluens, tempus et hora ruens. (Loci comm., 194.)
538. Volg der zeit, knecht. – Franck, I, 55b.
Lat.: Temporis minister. (Franck, I, 55b.)
539. Von den Zeiten lässt der Mensch sich leiten.
540. Von der Zeit hat niemand mehr als (das) heut.
Lat.: Nihil habemus de tempore nisi nunc.
541. Von Zeit zu Zeit ein Haar, so wird das Haupt kahl.
Bei Tunnicius (81): Mit der tyt ein hâr, so wert dat hovet kâl. (Crine ruente caput sensim calvescit ubique.)
Lat.: Si pilus ante pilum dempto de crine trahetur, frons cito medatur, et sic homo calvus habetur. (Haupt, XI, 114.)
542. Vor der zeit ist gut rathen. – Latendorf II, 27; Petri, II, 582.
543. Vor der zeit kan nicht geschehen. – Franck, II, 146b.
544. Vor der zeit wird niemand gescheit. – Henisch, 1534, 6; Petri, II, 582.
545. Vor der zeit wirds nit Tag und vor der Zeit nit Nacht, wenn alle Menschen an Leitheren härpffeten (hüpften?). – Sutor, 982.
Lat.: Et cele admissis labitur annos equis. – Ibiatur occulte, fallitque volatilis aetas. (Sutor, 982.)
546. Vor seiner Zeit sterbt kaaner. – Tendlau, 947.
Als Trost oder Ermahnung, sich in sein Schicksal zu fügen. (Hiob, 14, 5.)
547. Vor Zeit man siegelt grün vnd schrieb klein, vnd hielts fest alle Welt gemein; jetzt schreibt man gross vnd siegelt roth, das weder Teuffel helt noch Tod. – Petri, II, 583.
548. Vor Zeiten, als die Würste auf den Bäumen wuchsen und die gebratenen Tauben ins Maul flogen.
Böhm.: Dokud žil dĕd, nebývalo bĕd, a na nás vnuky shrnuly se muky. (Čelakovsky, 181.)
549. Vor Zeiten gelobt man wenig vnd hielt vil, jetzt helt man das Widerspiel. – Petri, II, 583.
550. Vor Zeiten hiess es: Ein Convent, eine Speise; jetzt heisst es: So viel Bäuche, so viel Platten. – Klosterspiegel, 7, 6.
551. Vor zeiten nutzt witz vnd Kunst, jetzt acht man nichts den gelt vnd gunst. – Henisch, 1477, 46.
552. Vor zeiten ward die Kunst geacht; wer jetzt gelt hat, der führt den Pracht. – Henisch, 1477, 44.
553. Vor Zeiten waren finstre Kirchen vnd lichte Hertzen; jetzt sind die Kirchen licht vnd die Hertzen dunkel. – Petri, II, 583.
554. Vor Zeiten war's anders.
Ob besser?
555. Vor Zeiten wars gross Lob vnd Ehr, wer liess sein Feind zu gleicher Wehr; jetzt wird gelobt das Stück in Kriegen, wer seinen Feind nur kan betriegen. – Petri, II, 583.
556. Vor Zeiten, wenn man getruncken hatte, wischet man vber den Mund, jetzt wischet man vber die Augen. – Petri, II, 583.
557. Vor zeytten gab man kurtze brieff vnd war vil glaubens, itzt gibt man lange brieffe vnd ist wenig glaubens. – Agricola, 733; Latendorf III, 623; Petri, II, 583; Chaos, 295.
Lat.: Fides hodie parva est. (Multa fides olim, breve cum diploma daretur; nunc bullae grandes, estque pusilla fides.) (Glandorp, I, 32, 175.) – Magna fides quondam parvo diplomate stabat: Nunc bullis magnis parvo stat orbe fides. (Lindeberg, Dist. Mor., 1226, 186.)
558. Wan die Zeit heran kompt, dann alsdan. – Tappius, 179a.
Lat.: Gladiator in harena consilium capit. (Tappius, 179a.)
559. Wann de Tid üm es, maut de Mann doa sin. (Grafschaft Mark.) – Woeste, 78, 327.
560. Wann's Zeit ist, so wird Sommer. – Schrader, 73.
[547] 561. Wann Zeit kommt, wollen wir davon reden. – Sutor, 116.
562. Wär nich taur rechten Tid wil arnen (ernten), dei mot herna' Hungers starwen. – Schambach, I, 173.
Das Wort »arnen« wird hier von den Feldarbeiten überhaupt, nicht blos vom Schlusse derselben, der eigentlichen Ernte, verstanden. Besonderes Gewicht wird darauf gelegt, dass jede Arbeit auch zur rechten Zeit geschieht.
563. Ward di dei Tid tau lang, so nimm's dubbelt. (Mecklenburg.) – Raabe, 7.
564. Was die Zeit bei dem Einen, thut der Verstand beim Andern.
Jüdisch-deutsch: Ma schejaasse ha Sman, jaasse ha S' echel. Wörtlich: Was die Zeit bewirken soll, bewirkt der Verstand, um zu sagen: dass der Kluge mit dem Verstande eine Sache rascher auffasst oder durchführt als der Dumme, welcher durch Abwarten und Ueberlegen sich die günstige Gelegenheit entgehen lässt. Der Volkswitz verwandelt auch den Satz: »jaasse ha S' echel« in: »jaasse ha Schakkel«, d.i. bewirkt ein Schnaps, um zu sagen: dass der Mensch oft im Glase Branntwein Muth, Begeisterung findet für Dinge, die er sonst nicht so rasch ergriffen hätte.
565. Was die Zeit bringt, hilft die Zeit tragen.
Lat.: Dolores mitigantur vetustate. (Cicero.) (Philippi, I, 124.)
566. Was die Zeit gebracht (gegeben hat), das nimmt sie wieder.
Holl.: Wat de tijd geeft, dat neemt hij weder. (Harrebomée, II, 334a.)
Lat.: Quod commodavit fortuna, tollet. (Sailer, Sprüche, 127, 106.)
567. Was die zeit mit sich bringen thut, dess biss zufrieden vnd hab vergut.
Lat.: Hoc sis contentus, sicut fert omnia tempus. (Loci comm., 194.)
568. Was die Zeit versprochen hat, das hält sie auch.
It.: Il tempo è galantuomo.
569. Was man bi Ziten hebet an, wol man das erlernen kan. – Liedersaal.
570. Was man in der Zeit kauft, das hat man in der Noth.
571. Was nicht eine bestimmte, gemessene und gewidmete Zeit hat, wird allwege auf ewig verstanden. – Pistor., VII, 75; Graf, 86, 139; Eisenhart, 265; Simrock, 2233; Volkmar, 348, 153.
Soll jemandem nur auf eine gewisse Zeit die Benutzung oder Belastung von etwas überlassen bleiben, so wird erfordert, dass diese Zeit durch einen Vertrag bestimmt werde. Ist dies nicht geschehen, so entsteht die Vermuthung, dass es auf immer geschehen solle; was eben der Sinn dieses Sprichworts ist.
572. Was nicht zur rechten Zeit geschieht, das hat umsonst geblüht.
Lat.: Item pestivum molestum. (Seybold, 251.)
573. Was vor Zeiten war ein Ehr', ist uns jetzund ein Beschwer'.
Lat.: Virtutes ipsas invertimus. (Philippi, II, 256.)
574. Was wir Zeit genug nennen, reicht am Ende selten zu.
575. Was zu einer zeit recht ist, das ist vber ein ander Zeit vnrecht. – Lehmann, 919, 17.
»Was vor zeiten gelobt ist worden, das wird itzo gescholten.«
576. Wem die Zeit aufspielt, der muss tanzen.
Holl.: Zoo de tijd speelt, zoo kan hij dansen. (Harrebomée, II, 334b.)
577. Wem die Zeit nicht passt, der passe sich in die Zeit.
578. Wen jede Zeit dünket zu früh, der kommt oft zu spät.
Bei Tunnicius (392): Dem alle tyt dunket to vro, de kumt ôk vake to late. (Sero venit orebro cui nunquam tempus eundi.)
579. Wenn der d' Zit z' lang wird, so nimm si dopplet. – Sutermeister, 32.
580. Wenn die Mühle der Zeit von den Wellen des Glücks getrieben worden, so gibt es viel Mehl der Freude.
581. Wenn die zeit da ist, so wächst Laub vnd Grass herfür. – Lehmann, 919, 19.
»Wenn sie nicht da ist, kanns kein Mensch herfürbringen.«
[548] 582. Wenn die Zeit drängt, muss man der Nothwendigkeit folgen.
583. Wenn die Zeiten glücklich sind, finden sich Freunde genug. – Parömiakon, 3164.
584. Wenn es Zeit ist, so soll man neuen Hund oder Netze sofort hervorziehen.
Bei Tunnicius (799): Wan it tyd is, so sal men nijen hunt of nette veriuk teien. (Ostendes temet, poscunt ubi tempora, largum.) Tein = trahere, um es andern zu zeigen, sich damit sehen zu lassen.
585. Wenn ich Zeit habe, sagen die, welche nicht wollen.
Ein hebräisches Sprichwort lautet: Sage nicht, ich werde sehen, wenn ich Zeit habe; wer hat dir gesagt, dass du Zeit haben wirst. (Cahier, 2493.)
586. Wenn jeder kommt zu rechter Zeit, so braucht man auf keinen zu warten.
Frz.: Tout vient à temps, ce qui peut attendre. (Cahier, 143.)
587. Wenn's bei Zeiten geschieht, so geschieht, was recht ist. – Graf, 445, 348.
Wer rechtzeitig vor Gericht erscheint oder, so »ehrhafte ⇒ Noth« (s.d.) ihn hindert, das Gericht bald in Kenntniss setzt. »Wanns bei Zeiten geschieht, so wirt geschehen, was recht ist.« (Graubünden, 40.)
588. Wenn's Zeit ist, dann ist's Zeit, sagte der Junge, und ging auf Lichtmesstag fort. (Eifel.)
589. Wenn's Zeit ist, soll man melken.
590. Wenn Tid un Stunn der här is, möt wi all daran. – Goldschmidt, II, 5.
591. Wenn zeit ist, muss mann die Gedanken heissen heimgehen. – Lehmann, 117, 14.
592. Wer alles thut zur rechten Zeit, macht aus Einem Tage drei.
Sagen auch die Chinesen. (Cahier, 2123.)
593. Wer auf die Zeit wartet, dem mangelt die Zeit. – Simrock, 12025a.
Denn die Polen warnen: Wer Zeit hat und auf die Zeit wartet, der verliert die Zeit.
It.: Non ha mai tempo, chi tempo aspetta. (Pazzaglia, 378, 12; Gaal, 552.)
Ung.: Nincs ank ideje, ki mindenkor idöre várakozik. (Gaal, 891.)
594. Wer der zeit dienet, der dient ehrlich (wohl). – Lehmann, 919, 10; Petri, II, 694; Eiselein, 657; Simrock, 12088; Henisch, 699, 45; Körte, 7111.
595. Wer der Zeit nachgibt, dem steht sie bei.
596. Wer der Zeit nicht gehorcht, wird der Zeit Knecht.
Die Araber: Die Zeit wird der Herr desjenigen, der keinen Herrn hat. (Cahier, 2272.)
597. Wer der zeit nicht thut jhr recht, der wird offt ein Armer Knecht. – Lehmann, 923, 65; Simrock, 12022.
Engl.: Time and tide tarry for no man.
Lat.: Temporibus qui rite sapis servire memento omnibus, ut tempus serviat omne tibi. (Chaos, 1017.)
598. Wer die Zeit der Saat verschläft, braucht in der Ernte nicht zu schwitzen.
Holl.: Die in den tijd van zaaijen slaapt, mag bij 't oogsten wel in de veren blijven. – Die zijnen zaaitijd verslaapt, vindt geen' maai tijd. (Harrebomée, II, 331a.)
599. Wer die Zeit ehrt, den ehrt sie wieder. – Simrock, 12074; Körte, 7107.
Holl.: Die wiedt op zijn' tijd, vindt loon voor zijn vlijt. (Harrebomée, II, 331a.)
600. Wer die Zeit erwarten kann, der bekommt, was er wünscht.
Frz.: Tout vient à temps pour qui peut attendre. (Lendroy, 1407.)
601. Wer die Zeit versäumt, der hat das Nachsehen. – Eiselein, 483.
Holl.: Die zijnen tijd verzit, bidt zelf op het laatst. (Harrebomée, II, 331b.)
602. Wer die Zeit zu sehr liebt, dem zürnt die Ewigkeit.
603. Wer etwas zur rechten Zeit gibt, der gibt es doppelt.
Holl.: Hij geeft tweemaal, die eending in tijds geeft. (Harrebomée, II, 332a.)
604. Wer in böser Zeit geruht, dem ist bessere doppelt gut.
605. Wer in der Zeit kauft, der hat in der Noth. – Ramann, I. Pred., 319.
[549] 606. Wer in theurer Zeit heirathet, lernt haushalten.
Holl.: In duren tijd trouwen leert goed huishouên. (Harrebomée, II, 332b.)
607. Wer jung übel anlegt seine Zeit, hat im Alter nichts als Reu und Leid.
608. Wer mit der Zeit geizt, ist ein guter Sparer.
It.: Avaro buono è l' avaro del tempo. (Giani, 1627.)
609. Wer nicht kommt zu rechter Zeit, der versäumt die Mahlzeit. – Blum, 173; Bücking, 332.
In grossen Schlachten und in grossen Gefechten gibt es fast immer nur wenige entscheidende Augenblicke. Wer diese muthig zu ergreifen weiss, trägt den Sieg davon; wer zaudert oder furchtsam wird, ist sicher geschlagen.
Frz.: Les os sont pour les absents.
610. Wer nicht kommt zu rechter Zît, geht der Mahlzeit quitt. – Simrock, 12061; Körte, 7098.
In Preussen: Wer nich kömmt to rechter Tît, geiht de Mahltît quitt. (Frischbier, 4167.)
611. Wer nicht kommt zu rechter Zeit, der muss han (sehn), was überbleibt. – Schmitz, 186, 50; Eiselein, 657; Frischbier, II, 2991.
Lat.: Sero venientibus ossa. (Eiselein, 657.)
612. Wer nicht will thun der Zeit ihr Recht, der fähret in Geschäften schlecht. – Eiselein, 657.
Lat.: Et miser et dives, ut ferunt tempora, vives. – Temporibus semper cautus servire memento, nec reflare velis adversum flamina venti. (Eiselein, 657.)
613. Wer nicht zu rechter Zeit den Mund thut auf, der kommt zu kurz bei seinem Kauf.
Holl.: Wie niet op zien' tijd weet te spreken, mist vaak zijn doel. (Harrebomée, II, 334a.)
614. Wer nicht zu rechter Zeit flickt, muss neu machen.
615. Wer nicht zu rechter Zeit thut, was er hätte thun sollen, der muss am Ende thun, was andere wollen.
616. Wer nützt die Zeit, lebt in Zufriedenheit.
617. Wer seine Zeit in Ruh' will leben, muss auf Gerüchte nicht viel geben.
Holl.: Die zijn' tijd in rust wil leven, moet hooren en zien, en 't beste geven. (Harrebomée, II, 331b.)
618. Wer seine Zeit verschläft, stirbt eher vor Mangel als vor Ueberfluss.
Lat.: Qui dormiunt libenter, sine lucro et cum malo quiescunt. (Plautus.) (Philippi, II, 131.)
619. Wer seine Zeit vertändelt, sieht den Tod nicht, der auf seinem Nacken sitzt.
620. Wer sich hält nach Zeit und Ort, ist aller Ehren werth.
Bei Tunnicius (317): De sik holt na der tyt unde stęde, de is aller ere wêrt. (Cui polypi mens est Pompeium vincit horore.)
621. Wer sich selbst vor der Zeit zum Herrn machen wil, der muss sein Lebtag ein Knecht sein. – Petri, II, 763.
622. Wer sich weiss in die Zeit zu schicken, dem pflegt es oft zu glücken.
»Man pfleget zu sagen: Wer sich allweg in die Zeit schicken könnte, der würde bald gross und mächtig.« (Simplic., I, 593.)
623. Wer sich Zeit nimmt, kommt auch. – Simrock, 12068; Körte, 7112.
624. Wer sik Tîd lett, kumt ôk.
625. Wer um diese kurze Zit die ewig Freude git, der hat sich gar betrogen und zimbert auf den Regenbogen. – Freidank.
626. Wer verspielt die Zeit, der verspielt die Ewigkeit. – Parömiakon, 1395.
627. Wer weiss die Zeit des Todes!
Bei Tunnicius (1124): We wet de tyt des todes? (Tempus sive diem lethi quis noverit unquam?)
628. Wer Zeit benutzt, hat Zeit gewonnen.
Lat.: Deliberare utilia, mora tutissima est. (Philippi, I, 114.)
629. Wer Zeit gewinnt, gewinnt alles. – Mayer, II, 214.
630. Wer Zeit gewinnt, gewinnt viel. – Bertram, 75.
631. Wer Zeit hat, ist nichts schuldig.
Vor abgelaufener Frist kann niemand Bezahlung fordern.
It.: Chi ha termino (tempo), non dà nulla.
[550] 632. Wer Zeit hat, muss nicht auf Zeit warten.
It.: Chi ha tempo, non aspetti tempo. (Cahier, 3132; Giani, 1623.)
Span.: Quien tiempo tiene y tiempo atiendo, tiempo viene que le arripiente. (Cahier, 3735.)
633. Wer Zeit hat und immer noch auf Zeit wartet, der verliert die Zeit.
Frz.: Qui tems a et tems attend, le tems perd et puis s'en repent. (Kritzinger, 671b.)
It.: Chi ha tempo, non aspetti tempo. (Pazzaglia, 372, 15.) – Qui tempo ha, e tempo aspetta, perde il tempo ch' aspetta. (Pazzaglia, 20, 3.) – Im Cembrathal Welschtirols: Chi ha temp, no speta temp. (Hörmann, 27.)
Poln.: Kto ma czas, a czasu czeka, czas traci. (Čelakovsky, 261.)
634. Wer Zeit hat und lässt entfliehen, der muss leer nach Hause ziehen.
Holl.: Die tijd heeft en tijd laat glijen, zal zijn leven niet gedijen. – Die tijd heeft en tijd laat glijen, vindt geen' tijd tot alle tijën. (Harrebomée, II, 331a.)
635. Wer Zeit hat, warte nicht auf die Zeit.
636. Wer Zit verlürt, verlürt sin grösste Schatz. – Schweiz, II, 184, 25.
637. Wer zu rechter zeit auffstehet, der kan noch wol ein stund länger schlaffen. – Lehmann, 923, 59.
638. Wer zu rechter Zeit Ja vnd Nein sagen vnd halten könnte, der verkeme viele Vnfell. – Petri, II, 784.
639. Wer zur rechten Zeit den Narren macht, wird mit Recht für einen Weisen geacht't.
640. Wer zur rechten Zeit zur Mühle geht, bekommt auch gemahlen.
Holl.: Ga altijd op zijn' tijd ter molen. (Harrebomée, II, 331b.)
Lat.: In tempore venire omnium rerum primum. (Seybold, 252.)
641. Wer zur Zeit nicht will, der kann nicht, wenn er will.
Span.: Entonces no quiscite, agora no podras. (Cahier, 3670.)
642. Wer zur Zeit will Möhren (Schoten) essen, muss das Pflanzen nicht vergessen.
Holl.: Die op zijn' tijd knollen wil eten, moet sint Lourens niet vergeten. (Harrebomée, II, 331a.)
643. Wessen Zeit gekommen ist, für den hat das Eisen Glanz; wessen Zeit vergangen ist, für den verliert das Gold seine Farbe. (Morgenland.)
644. Wie die Zeit (sich ändert), so ändern sich die Leut'.
Lat.: Tempora mutantur, nos et mutamur in illis. (Binder II, 3300.)
645. Wie die Zeit, so das Auge (der Blick).
Span.: Tal el tiempo, tal el tiento. (Cahier, 3733.)
646. Wie die Zeit, so der Bescheid. – Eiselein, 656.
Lat.: Multum in republica valent tempora. (Binder II, 1941; Eiselein, 656.)
647. Wie die Zeit, so der Streit.
Holl.: Naar de tijden zijn de strijden. (Harrebomée, II, 333b.)
648. Wie die Zeit, so die Leut. – Binder III, 4181.
649. Wie sich die Zeiten ändern!
Manche Menschen bedauern in vollem Ernste, dass man die Dummheiten des Mittelalters nicht gleichsam in Spiritus hängen konnte, um sie vor der moralischen Verwesung zu bewahren.
650. Wiem d' Zeit ze lang, get den Diébel se. – Dicks, II, 30.
651. Wo hilliger de Tîd, wo glûrsker1 der Düwel. (Münster.) – Frommann, VI, 428, 107.
1) Hintertückisch, lauernd von g-luren = lauern. Das Wetter glurt, d.h. es ist zweifelhaft.
652. Wünsche keine Zeit herum, sie kommt und geht allein. – Auerbach, Auf der Höhe, II, 208.
653. Zeit bringt alles. – Franck, I, 51a; Körte, 7086.
654. Zeit bringt alles an den tag. – Henisch, 510, 55; Petri, II, 820.
Lat.: Tempus omnia reuelat. (Henisch, 510, 56.)
655. Zeit bringt alles herfür. – Lehmann, II, 902, 2; Petri, II, 820.
656. Zeit bringt alles, wer warten kann. – Simrock, 12028.
657. Zeit bringt Arbeit.
Schwed.: Dagar gjöra arbete. (Grubb, 79.)
[551] 658. Zeit bringt Bescheid. – Simrock, 12030; Gaal, 1797; Sailer, 67; Körte, 7091.
659. Zeit bringt das Stroh auf den Markt. – Schlechta, 250.
660. Zeit bringt Getraid (Korn), und nicht der Acker. – Simrock, 12029; Sailer, 85; Körte, 7084.
Lat.: Annus producit, non ager. (Tappius, 202a; Sutor, 968.)
661. Zeit bringt Glück. – Petri, II, 820.
662. Zeit bringt Leid.
Kroat.: Ide vrĕme nosi brĕme.
663. Zeit bringt Rath. – Petri, II, 820.
It.: Il tempo dà consiglio. (Giani, 1620; Pazzaglia, 372, 6.)
664. Zeit bringt Rosen. – Bentzel-Sternau, I, 9.
665. Zeit bringt Rosen, aber Knöpfe kommen vorher.
»Frölich wöll'n wir singen, kein trawrigkeit nit pflegen, die Zeit thut rosen bringen.« (Ambraser Liederbuch, 210, 3.)
666. Zeit bringt Rosen, die Huren – Franzosen.
Dän.: Tiid giv roser, horer Franzoser. (Prov. dan., 480.)
667. Zeit bringt rosen, nit der stock. – Franck, II, 146a; Gruter, I, 87; Latendorf II, 33; Eyering, III, 595-597; Petri, II, 820; Eiselein, 657; Simrock, 12034; Bücking, 91e; Blum, 235; Körte, 7084; für Waldeck: Curtze, 344, 379.
Holl.: De tijd brengt rozen. (Bohn I, 307.)
Lat.: Ager non producit, sed annus. (Hauer, Kij.) – Tempus fert rosas. (Eiselein, 657.)
668. Zeit bringt Rosen und nimmt sie wieder hin. – Simrock, 12035a; Petri, II, 820.
669. Zeit bringt Rosen vnd verwelcket sie. – Petri, II, 820.
Böhm.: Čas růže přináší. (Čelakovsky, 195.)
Poln.: Gdzie rozum nie, czas pomože. (Čelakovsky, 110.)
670. Zeit bringt Weissheit vnd Verstand. – Petri, II, 820.
671. Zeit besiegt all Traurigkeit.
Holl.: Met der tijd wordt een man den rouw kwijt. (Harrebomée, II, 333b.)
672. Zeit darf man nicht nehmen, Gott gibt sie umsonst.
673. Zeit, Ebbe und Flut warten auf niemand. – Simrock, 12052; Sailer, 279; Körte, 7082.
Engl.: Time and tide tarry for no man. (Bohn II, 137; Masson, 71.)
Frz.: Le temps et la marée n'attendent personne. (Masson, 71.)
It.: Il tempo passa e se ne porta il tutto.
Lat.: Cito pede praeterit aetas. (Bohn II, 137.) – Fugit irreparabile tempus. (Philippi, I, 164.)
Port.: Tempo et hora naõ se ata com soga. (Bohn I, 295.)
Span.: Tiempo ni hora, no se áta con soga. (Bohn II, 137.)
674. Zeit erleidt alle ding. – Franck, I, 148b; Lehmann, II, 902, 3; Petri, II, 820.
675. Zeit fragt nichts nach den Glocken.
676. Zeit frisst das Eisen. – Mayer, II, 214.
677. Zeit frisst uns das Herz ab. – Simrock, 12055; Körte, 7118.
678. Zeit gedenckt vnd vergisst aller ding. – Franck, I, 51a; Gruter, I, 87; Schottel, 1126a; Petri, II, 820; Simrock, 12063; Körte, 7076.
679. Zeit genug, aber zu spät.
Holl.: Tijds genoeg kwam te laat. (Harrebomée, II, 334a.)
680. Zeit genug, sagte der Bauer, da bekam er einen Brief mit: Cito, Cito!
681. Zeit genung vnd noch wol gethan, darüber bleiben die Wicken im Felde stahn. – Petri, II, 820.
682. Zeit, gesprochen Wort und Jugend können nicht zurückgebracht werden.
Dän.: Tid, ord, mødom og ungdom kunne ei igien bentes. (Prov. dan., 323.)
683. Zeit gewinnt, Zeit verliert.
Böhm.: Čas platí, čas tratí. (Čelakovsky, 262.)
Holl.: Tijd verwint. (Harrebomée, II, 334a.)
Poln.: Czas ptaci, czas traci. (Lompa, 8.)
684. Zeit gewonnen, alles (viel) gewonnen. – Hollenberg, II, 71; Meisner, 73, 3; Steiger, 5; Eiselein, 657; Gaal, 1785; Simrock, 12065; Körte, 7122; Dove, 121, 269; für Henneberg: Frommann, II, 409, 60.
Im Plattdeutschen: Tîd gewunnen, is vêl gewunnent (Schröder, 903.) Bei Chamisso als Ueberschrift eines [552] Gedichts. – Die Russen sagen sehr charakteristisch: »Ich sitze am Ufer und lauere auf den Wind.« Das listige Lauern ist bekanntlich eine Haupteigenschaft aller slawischen Völker, besonders aber der russischen Diplomatie, welche damit schon recht schöne Resultate erreicht hat.
Frz.: Qui a temps, a vie. (Lendroy, 1403.)
Holl.: Tijd gewonnen, veel gewonnen. (Bohn I, 339.) – Tijd gewonnen, winst gesponnen. (Harrebomée, II, 333b.)
It.: Chi ha tempo, ha vita. – Chi scampa d' un punto, scampa di cento. – Col tempo si rimedia a tutto. – Passa un' ora, e passine mille. (Biber.)
685. Zeit gewonnen, viel gewonnen, sagte Faulert, da blieb er im Bett liegen.
686. Zeit gibt Ehre, Zeit gibt Rath, Zeit gibt Künste, Zeit gibt That. – Schottel.
687. Zeyt gibt vnd nympt alle ding. – Franck, I, 95b.
688. Zeit hat Ehr', Zeit hat mehr. – Petri, II, 820.
Bei Tunnicius (1064): De tyt heft êr. (Omnia tempus habent, conservat tempus honorem.)
689. Zeit hat Ehre, sagte Bummler, da ging er aus der sechsten Schenke in den siebenten Krug.
690. Zeit hat Ehre, sagte die Magd, da sie zur Mettezeit vom Tanz nach Hause ging. – Eiselein, 657; Simrock, 12076; Hoefer, 694.
691. Zeit hat Ehre und Treue hat Brot.
Lat.: Tempus honore canes et digna fides fore panes. (Reuterdahl, 1006.)
Schwed.: Tiidh hawer aero ok tro haffwer brodh. (Reuterdahl, 1006.)
692. Zeit hat Ehre, Zucht hat Zierde, Mass ist gut. – Eiselein, 657; Simrock, 12075.
Lat.: Dulce est desipere in loco. (Horaz.) – Nosce tempus. – Observato modum, nam rebus in omnibus illud optimum erit, si quis tempus spectaverit aptum.
693. Zeit hat Glück und Heil. – Schottel, 1128a.
694. Zeit hebt Streit.
695. Zeit ist an keynn pfal bunden. (S. ⇒ Jahr 29.) – Franck, I, 84b; Gruter, I, 87; Henisch, 386, 8; Egenolff, 344b; Eiselein, 657; Simrock, 12056; Gaal, 1784; Sailer, 280; Körte, 7801.
»Die Zeit geht hin eh man's versicht, lässt sich an Pfosten binden nicht.« Bei Tunnicius (893): De tyt is nicht an den post gebunden. (Horula sive dies firmis non postibus haeret.)
Dän.: Tiden er ikke bunden paa peel, som hest ved hrybbe. (Bohn I, 400; Prov. dan., 546.)
Holl.: De tijd is aan geen' post gebonden. (Harrebomée, II, 331a.)
Lat.: Cito pede labitur aetas. (Ovid.) (Binder II, 494.) – Fugiunt freno non remorante dies. (Ovid.) (Binder II, 1212.) – Hora ruit. (Egeria, 100.) – Stipite momenta nulla sunt fune retenta. (Gaal, 1784.) – Tempus abit subito, firmis nec postibus haeret. (Chaos, 1014.)
696. Zeit ist das thewreste kleinoth. – Lehmann, II, 902, 8.
Holl.: De tijd is kostelijk, waar men dien noodig heeft. (Harrebomée, II, 331a.)
It.: Chi ha tempo, ha vita. (Gaal, 1785.)
697. Zeit ist der beste Prediger.
698. Zeit ist des Zornes Artzeney. – Lehmann, 924, 16; Simrock, 12048; Wirth, II, 516; Sailer, 174; Körte, 7089.
Schwed.: Tid vil tagas i acht. (Grubb, 795; Törning, 105.)
699. Zeit ist ein gnädiger Gott. – Simrock, 12069.
700. Zeit ist ein rauber vnnd dieb. – Lehmann, 921, 48.
701. Zeit ist Geld. – Dove, 540.
Der Globus (1868, XIII. Bd., S. 210) nennt dies Sprichwort das »Stichwort des 19. Jahrhunderts«.
Engl.: Time is money.
Frz.: En perdant le tems on ne gagne point d'argent. (Kritzinger, 672.) – Le terme vaut l'argent compté.
Holl.: Tijd is geld. (Harrebomée, II, 334a; Bohn I, 339.)
It.: Il tempo è danaro. (Giani, 1619.)
702. Zeit ist Gnade.
703. Zeit ist Leben.
Die Zeit ist der Stoff, woraus das menschliche Leben gemacht ist, sagen die Engländer. (Roscher, Die Grundlagen der Nationalökonomie, 2. Ausg., S. 68, 41.) Und doch wird nichts so sehr verschwendet als die Zeit; die gewerbsmässigen Müssiggänger haben sogar das Wort »Zeitvertreib« erfunden.
Frz.: Qui a temps, a vie. (Masson, 388.)
Lat.: Nil vilias quam tempus expenditur. (Egeria, 164.) – Temporis punctum est omnis vita. (Egeria, 301.)
704. Zeit ist Leben und Leben ist Zeit.
Darum haushalten mit der Zeit, geize mit Augenblicken.
Dän.: Som tiden kroner livet, bør livet krone tiden. (Prov. dan., 547.)
Lat.: Tempus est optimus consiliarius. (Chaos, 133.)
[553] 705. Zeit kann alles lehren.
Lat.: Tempus est optimus consiliarius. (Chaos, 138.)
706. Zeit kann man nicht kaufen.
Holl.: Tijd is een onbetaalbar goed. (Harrebomée, II, 334a.)
707. Zeit kommt und Zeit vergeht, glücklich, der sie wohl versteht.
Frz.: Tems vient et tems passe, bien heureux qui le compasse. (Kritzinger, 673a.)
708. Zeit läuft hinweg wie Wasser.
Bei Tunnicius (1256): Tyt lôpt enwech als water. (Instar aquae sterilis fugit irreparabile tempus.)
709. Zeit lehrt alle Künste.
It.: Il tempo è maestro di tutte l' arti. (Pazzaglia, 372, 3.)
710. Zeit lehrt kramen.
711. Zeit lehrt Vergessenheit.
712. Zeit machet alt vnd naget das hertz ab; zeit machet kranck vnd bringt in das grab. – Zinkgref, IV, 383.
713. Zeit macht den Markt.
It.: Il tempo vende merce.
714. Zeit macht den Meister.
Lat.: Multitudo temporis facit experientiam. (Sutor, 265.)
715. Zeit macht flück. – Lehmann, 412, 21.
716. Zeit macht gesund. – Lehmann, II, 902, 9; Henisch, 1583, 53; Simrock, 12050; Körte, 7092.
717. Zeit macht Glück vnnd vnglück. – Lehmann, 921, 37.
718. Zeit macht Heu aus dem Gras. – Latendorf II, 33; Simrock, 12036; Sailer, 57; Masson, 118; Körte, 7085; Auerbach, Dorfgeschichten, III, 325.
Es grüne oder blühe, wie schön es wolle, es muss verdorren. Die Zigeuner sagen allgemein: Die Zeit macht alles reif. Die Letten: Die Zeit verwandelt einen Kienapfel in einen Sarg; und: Die Zeit verwandelt eine Eichel in einen Königssarg. Ferner: Zeit macht aus einem Gerstenkorn eine Kanne Bier. Zeit und Eifer trocknen Sümpfe aus. (Vgl. Globus, V, 54.)
719. Zeit macht hew. – Tappius, 202b; Lehmann, II, 902, 10; Petri, II, 821.
Sie mäht, wenn auch oft spät.
Böhm.: Čas dĕd, ale s kosou. (Čelakovsky, 262.)
720. Zeit macht kranck vnd gesundt. – Franck, II, 34a.
721. Zeit macht vnd tödt d' leut. – Franck, I, 51a; Lehmann, II, 902, 11; Petri, II, 821; Simrock, 12019; Körte, 7078.
722. Zeit nagt vns das hertz ab. – Franck, I, 52b; Petri, II, 821.
723. Zeit nimpts vnd bringts alles. – Franck, II, 34a.
724. Zeit, sagte die Schnecke, als sie zum Doctor ging.
Holl.: Geef tijd, zei de koekebakker, en hij ging bankeroet. – Geef wat tijd, zei vader Van Vlenten, want al te haastig is kwaad. (Harrebomée, II, 331b.)
725. Zeit, so weg, kommt nicht wieder. – Schottel, 1136a.
726. Zeit, Stätte vnd Stunde, Feld, Hasen vnd Hunde machen manchen wilden Mann; das merck, wer mercken kann. – Henisch, 1062, 11.
727. Zeit stillet den Zorn. – Lehmann, II, 902, 12; Petri, II, 821; Simrock, 12049.
Schwed.: Tid stillar wrede. (Grubb, 798.)
728. Zeit tödtet Sorgen.
Schwed.: Dagar minska sorger. (Grubb, 79.)
729. Zeit überwindet die Jugend.
Engl.: Time is the rider that breaks youth. (Bohn II, 20.)
730. Zeit, Umstände und Glück machen Reichthum zum Geschick.
731. Zeit und Erfahrung bilden den Verstand. – Winckler, XV, 48.
Böhm.: Čas a příhoda rozumu škola. (Čelakovsky, 205.)
732. Zeit und Erfahrung sind die besten Lehrmeister.
It.: Il tempo e l' esperienza generano la prudenza. (Pazzaglia, 372, 10.)
733. Zeit und Geduld überwinden viel Ungemach.
Dän.: Tiden og talmodighed fortager sorgen. (Prov. dan., 520.)
734. Zeit und Gelegenheit hat niemand im Aermel. – Simrock, 12067; Körte, 7079.
735. Zeit und Gelegenheit machen alle Dinge.
Dän.: Tiid og leylighed er liv og siæl i alde gjerninger. (Prov. dan., 550.)
[554] 736. Zeit und Gelegenheit machen einen Prediger. – Henisch, 1456, 58; Petri, II, 112.
737. Zeit und Gram machen gar bald ein junges Gesicht alt.
Lat.: Florem decoris singula carpunt dies. (Philippi, I, 157.)
738. Zeit und Ort machen den Dieb.
Bei Tunnicius (938): Tyt unde stede maken den deif. (Degenerem faciunt locus atque occasio furem.)
Holl.: Tijd en plaats doen den dief stelen. (Bohn I, 338.)
Lat.: Tempus conveniens, locus aptus et omnia grata latronem faciunt, quia sunt haec cuncta parata. (Prov. Rust., 179 in Haupt, Zeitschrift, XI.)
739. Zeit und Raum sind aller Dinge Mass.
Frz.: Il n'y a rien sur la terre que en temps et en lieu ne se serre.
Lat.: Omnium sub coelo rerum mensurae sunt tempus et locus. (Bovill, III, 40.)
740. Zeit und Statt bringen deiner Gaben Gnad oder Ungnad.
Lat.: Dat pyra, dat poma, qui non habet alia dona. (Sutor, 73.)
741. Zeit und Statt bringt manchen Unflat. – Eiselein, 657; Simrock, 12062.
742. Zeit und Stroh macht die Mispeln (Aprikosen) reif. – Simrock, 12037; Schlechta, 249.
Sie verbessert auch den Wein und reift die Ideen der Menschen. Die Walachen sagen: Dulden und Schweigen macht die Trauben süss. Die Türken: Mit Zeit und Stroh reifen die Aprikosen.
Engl.: Time and straw make medlars ripe. (Bohn II, 137; Gaal, 1795; Bohn I, 334.)
Frz.: Avec le temps et la paille les nèfles mûrissent. (Gaal, 1795.) – Tout vient à point à qui sait attendre.
Holl.: Met tijd en stroo rijpen de mispelen. (Harrebomée, II, 333b.)
It.: Col tempo e colla paglia si maturano le nespole (– si maturan le sorbe e la canaglia). (Gaal, 1795; Bohn II, 137; Giani, 1626.)
Lat.: Annus in apricis maturat collibus uvas. – Omnia fert tempus.
Schwed.: Allt kommer i sinom tid, blott man har tålamond. (Marin, 5.)
743. Zeit und Stund kommt aus Gottes Mund.
Holl.: En tijd en stond komt uit Gods mond. (Harrebomée, II, 331b.)
744. Zeit und Stund (Weile) seynd einander ungleich. – Petri, II, 821; Sutor, 981; Simrock, 12081; Gaal, 1780; Körte, 7115.
Frz.: Les jours se suivent, mais ne se ressemblent pas. (Gaal, 1780.)
Lat.: Horaque non ulli similis producitur horae. (Philippi, I, 182; Sutor, 981; Seybold, 223.) – Non semper idem spirat ventus. (Binder II, 2232; Novarin, 256.)
745. Zeit und Stunde rennt durch den rauhsten Tag. – Körte, 7080; Körte2, 8865.
746. Zeit und Uebung machen klug. – Grubb, 907.
Frz.: Le tems et l'usage, rendent l'homme sage. (Kritzinger, 673a.)
747. Zeit und Umstände ändern die Sachen.
748. Zeit und Weil' stillt Zorn in Eil'.
Lat.: Hora et mora sunt primae irae medicinae. (Chaos, 412.)
749. Zeit und Wind entfliehen geschwind.
Port.: Vai-se o tempo, como o vento. (Bohn I, 295.)
750. Zeit verbessert die Weine, aber nicht die Beine.
751. Zeit verdeckt und entdeckt alles. – Simrock, 12032; Körte, 7075.
Lat.: Quidquid sub terra est, in apricum proferet aetas.
752. Zeit verkauft die Waare.
It.: Il tempo vende merce. (Giani, 1618.)
753. Zeit verlieren, ist ein böser Verlust. – Petri, II, 821.
754. Zeit verloren, alles verloren. – Parömiakon, 2113; Eiselein, 657.
Lat.: Jactura nulla gravior est quam temporis. (Sailer, Sprüche, 45.) – Temporis jactura nulla gravior. (Seybold, 599.)
755. Zeit verloren, Leben (Geld) verloren. – Simrock, 12065.
Frz.: Perte de temps, pis que perte d'argent. (Cahier, 1693.)
It.: Agire è vita ed ozio è morte. (Cahier, 3012.)
756. Zeyt verrath alles. – Franck, I, 95b; II, 17b; Lehmann, II, 902, 13.
757. Zeit verrath vnd henckt den dieb. – Franck, II, 146b; Gruter, I, 88; Eiselein, 656; Petri, II, 821; Simrock, 12051; Sutor, 985; Sailer, 280; Körte, 7077.
Engl.: Give a thief rope enough and he 'll hang himself. (Masson, 322.)
[555] 758. Zeit verthan, Geld verthan.
Frz.: Le temps bien employé fait à cheval.
759. Zeit verzehrt (verräth) alle Dinge. – Sutor, 980.
Schwed.: Tiden förnöter alt ting. (Törning, 150.)
760. Zeit vnd gelegenheit macht, dass man übers Böglein schreit. – Lehmann, 257, 6.
761. Zeit vnd stat bringen einer Gab Gnad oder Schaden. – Petri, II, 821.
762. Zeit vnd stat macht manchen vnflat. – Franck, II, 147b; Lehmann, 257, 7; Lehmann, II, 904, 13; Petri, I, 88; II, 821; II, 118.
Gelegenheit verführt zu manchem Bösen.
Schwed.: Ond gjömmare gjör många tjufoer. – Tilfälle gjör tjufoer. (Grubb, 804.)
763. Zeit vnd stund lehrt den dieb stelen. – Henisch, 695, 46; Petri, II, 821.
Holl.: Tijd en plaats doen den dief stelen. (Harrebomée, II, 333b.)
764. Zeit weiset (lehrt, macht) weise.
Holl.: Tijd wijst zich zelven. (Harrebomée, II, 334a.)
765. Zeit, Wind, Weiber und Glück verändern sich all' Augenblick. – Chaos, 403; Körte, 7121.
766. Zeit zu schweigen, Zeit zu reden, Zeit aufzuhören. – Eiselein, 656; Simrock, 12018.
767. Zeyt bringt rosen. – Luther's Tischr., 428a; Agricola I, 395; Franck, I, 78a; Latendorf III, 527; Bullinger, Der Christlich Eestand, 1579; 64b; Hauer, Kij; Eyering, I, 343, 505 u. 765; Tappius, 202b; Dove, 1050; Mayer, II, 214; Sailer, 280; Alsatia, 1862-67, 490.
Lat.: Clausa aperit tempus. (Philippi, I, 84.)
Schwed.: Med tideu vöxa roser. (Grubb, 54.)
768. Zeyt hat ere. – Agricola I, 393; Franck, I, 79a; Egenolff, 194, 6; Pistor., VIII, 73; Latendorf II, 33; Lehmann, II, 902, 6; Eyering, III, 596; Körte, 7106.
»Das ist gutter syten leher, czeyt hat allczeyt eher.« (Werdea, Aiiij.) – Bei Tunnicius (1064): De tyt heft êr. (Omnia tempus habent conservat tempus honorem.)
Dän.: Tiden er best middel mod vrede. (Prov. dan., 547.)
Holl.: Tijd heeft eer. (Harrebomée, II, 334a.)
Lat.: Nosce tempus. (Seybold, 383.)
769. Zît macht die Haare wît.
Zeit macht die Haare grau, weiss. Jüdisch- deutsch: Die Zeit macht grû die Peije (Haarlocke) ün ändert die Deije (Meinung, Ansicht). Jahre üben ihren Einfluss auf Geist und Körper.
770. Zu allen Zeiten soll man für Recht und Wahrheit streiten.
Holl.: Men moet te allen tijde om de wijsheid strijden. (Harrebomée, II, 333a.)
771. Zu aller Zeit und in jedem Land ehrt man Tugend und Verstand.
Holl.: In alle tijden en landen eert men groote verstanden. (Harrebomée, II, 333b.)
772. Zu aller Zeit war zwischen Glück und Unglück Streit.
773. Zu gelegener Zeit seine Meinung ändern, ist grosse Weisheit.
774. Zu kurzer Zeit gehört viel Hasten. – Schottel, 1136b; Törning, 97.
775. Zu rechter Zeit anfangen, zu rechter Zeit aufhören.
Die Chinesen: Lernet zu rechter Zeit innehalten. (Hlawatsch, 149.)
776. Zu rechter Zeit ein Werk begonnen, ist halb gewonnen.
Lat.: Hyberno palvere, verno luto. (Philippi, I, 184.)
777. Zu rechter Zeit gibt Gott das Kleid.
Böhm.: Kde nahý béře? Bůh mu dává. (Čelakovsky, 5.)
778. Zu rechter Zeit schenken bringt reiche Ernte. – Grubb, 668.
779. Zu rechter Zeit schweigen, ist eine edle (schöne) Kunst. – Petri, II, 826.
Lat.: Virtutem priam esse puta compescere linguam, proximus ille Deo est, qui scit ratione tacere. (Catull.) (Philippi, II, 256.)
780. Zu rechter Zeit Stolz, zu rechter Zeit Demuth, so fehlt uns weder Ehre noch Tugend. – Wunderlich, 13.
781. Zu seiner zeit geberen die Nonnen auch. – Lehmann, II, 905, 21; Gruter, III, 119.
[556] 782. Zu seiner Zeit gilt ein Trunk Wasser ein Glas Wein, ein Heller einen Gulden. – Simrock, 12085; Sailer, 279.
783. Zu seiner Zeit ist alles gut. – Pred. 39, 40.
784. Zur rechten Zeit ein Trunk Wasser ist besser, als ein Glas Malvasier zur unrechten Zeit.
785. Zur rechten Zeit halt Rath, denn nach der That kommt er zu spat. – Schmitz, 181, 6.
786. Zur Zeit der Noth nimmt man einen Dieb vom Galgen; und wenn man ihn nicht mehr braucht, hängt man ihn wieder daran.
787. Zur zeit ein narr sein ist auch eine kunst. – Franck, II, 146b; Gruter, I, 89; Petri, II, 827; Simrock, 12080.
Lat.: Desipere in loco summa est sapientia. (Seybold, 120.)
788. Zur Zeit kommt sie, die Gott sendet.
Der Engländer in Bezug auf die ihm bestimmte Frau, die zu suchen er scheut.
*789. Behö de Tîd. – Eichwald, 1924.
*790. Bei gelegnerer Zeit.
Lat.: Borea cressante. (Philippi, I, 64.)
*791. Da wird schöne Zeit sein, wenn er mich sehen wird.
Ich werd' ihm nie über die Schwelle kommen, er wird mich in seinem Leben nicht wieder sehen.
*792. Das ist die Zeit der schweren Noth.
Diese Redensart hat der Dichter Chamisso zuerst in einem im Juni 1813 an Hitzig, den Herausgeber des Neuen Pitaval, aus Kunnersdorf geschriebenen und von Fontane (Wanderungen durch die Mark, 2. Th.) mitgetheilten Briefe gebraucht. Es heisst dort: »Gott verzeih mir meine Sünde, aber es ist wahr: Das ist die schwere Zeit der Noth, Das ist die Noth der schweren Zeit, Das ist die schwere Noth der Zeit, Das ist die Zeit der schweren Noth.« (Büchmann, 10. Aufl., S. 64.) Diese vier Zeilen führen in Chamisso's Werken jetzt den Titel: Kanon.
*793. Das macht die Zeit.
Sagen die Philister, wenn sie von Ereignissen getroffen werden, von denen sie alles andere, nur nicht deren Ursache einsehen.
*794. Das wird mit der Zeit eine fette Kuh werden.
Holl.: Het zal met der tijd een leghen netje worden. – Het zal met der tijd eene vette koe worden. (Harrebomée, II, 332a.)
*795. Dat sind dü're Tîten, man mot 't Brod mit 'n Tänen bîten. (Lehre bei Braunschweig.)
*796. Der ist noch aus der guten alten Zeit.
D.i. ein biederer, gerader und gutmüthiger Mensch.
*797. Der Zeit an den Puls fühlen. – Eiselein, 516.
*798. Der Zeit die Zähne ausnehmen wollen.
Von Leuten, welche alles Alte festhalten und jeden Fortschritt, jede Fortentwickelung hemmen wollen.
*799. Die gute Zeit haben wir schon verlebt. – Mayer, II, 72.
*800. Die Zeit auf den Schwanz schlagen. (Ulm.)
Sie unnütz verbringen.
*801. Die Zeit bieten. (Pennsylvanien.) – Firmenich, III, 447.
Nach der betreffenden Tageszeit grüssen. »Da kam der Nachbar und bot gar höflich die Zeit.«
*802. Die Zeit bringt es so mit.
*803. Die Zeit ist schwer.
»Gewiss die Zeit ist schwer.« (Keller, 132b.)
*804. Die Zeit warnemen. – Eyering, I, 612.
*805. Die Zeit wird's bringen (lehren).
*806. Die Zît empfahen. – Grenzboten, 1871, I, 213.
*807. Do mag seyn gude Zeit gewast, do die Bauern sein Edelloite worden. – Gomolcke, 348; Robinson, 890.
*808. Du hast die zeit wolfeil. – Henisch, 1046, 64.
*809. Du musst der zeit vnd des glücks warten. – Franck, II, 114.
*810. Du redest von alten Zeiten.
Lat.: Antiquioria diphthera loqueris. (Seybold, 31.)
*811. E hôt nichen1 Zeyt. (Siebenbürg.-sächs.) – Frommann, V, 33, 38.
1) Nicher, nichen, nichent – keiner, keine, kein. Verneinung von ichen – einiger oder irgendeiner. Beide biegen in der alten Form der Substantiven und finden ihre Erklärung im Hochdeutschen; altsächsisch nigen, mittelhochdeutsch nichein, nechein, niechein. (Vgl. Frommann, IV, 281, 13 und 407, 12.)
[557] *812. Eine Zeit und alle Zeit.
Holl.: Alle tijden, één tijd. (Harrebomée, II, 330a.)
*813. En beklummen Tid. – Eichwald, 1925.
*814. En der Zick drîv noch mänchen Droppe Wasser lans Kölln. (Köln.) – Firmenich, I, 472, 23.
*815. En schene Tid. – Eichwald, 1926.
*816. Er bringt sich immer viel Zeit mit.
Er verweilt bei seinen Besuchen ungebührlich lange. (S. ⇒ Pech 25.)
*817. Er hat nicht so viel Zeit, sich hinter den Ohren zu kratzen.
Sehr in Anspruch genommen sein. Jüdisch- deutsch in Warschau: Ich hob kein Zeit nit, mich in Kopp zu kratzen.
Lat.: Ne ad aures quidem scalpendas otium est. (Philippi, II, 7; Seybold, 330.)
*818. Er hat nicht Zeit, er muss den Hühnern die Schwänze aufbinden.
Jüd.-deutsch: Sch' tuss, hot den Hühnern die Schwänz' aufzubinde. (Tendlau, 191.) Als Spott auf Bummler und Träge, die über Zeitmangel klagen.
*819. Er hat seine Zeit gelebt. – Eyering, II, 308.
*820. Er hat seine Zeit, wie die Zuckererbsen.
Holl.: Hij slacht de suikerboontjes (of groene erwtjes), hij heeft zijn' tijd gehad. (Harrebomée, I, 115b.)
*821. Er hät so Zit wie de Schnägg ab der Brugg, wo sibe Johr über d' Brugg g'schliche 'n ist und doch no verharet worde. – Sutermeister, 43.
*822. Er ist noch aus der Zeit der stehenden Halskrausen. – Lyra, 469.
*823. Er kommt zu rechter Zeit, als wenn der Hagel schlagt in die Stupfeln. – Eiselein, 656.
Lat.: Ut quondam in stipulis magnus sine viribus ignis. (Eiselein, 656.)
*824. Er muss sein Zeyt geschlaffen haben wie ein Murmelthier.
»Ein Sprichwort, bey den eynwonern der Alpen im Brauch.« (Gessner, Thierbuch, CXIIa.)
*825. Er vertreibt sich die Zeit mit Langeweile. – Körte, 7122a.
*826. Er weiss sich in die Zeit zu schicken.
Holl.: Hij weet zich noar den tijd te voegen. (Harrebomée, II, 232b.)
*827. Er wird nicht vor der Zeit fliegen.
*828. Es findt sich mit der Zeit. – Keller, 162a.
*829. Es ist der Zeit unähnlich.
So merkwürdig, ungeheuerlich ist es.
*830. Es ist die todte Zeit.
Zeit der Geschäftsstille.
Holl.: Het is daar een doode tijd. ( Harrebomée, II, 332a.)
*831. Es ist keine Zeit zum Umsehen.
Böhm.: Nemá se kdy ani zastaviti. – Není se kdy ani ohlédnouti. (Čelakovsky, 525.)
*832. Es ist nicht um die Zeit, da man den Wein um vier Pfennige ausruft.
*833. Es ist noch aus der Zeit des alten Fritz.
Wie in Preussen und darüber hinaus Friedrich II. oder der Grosse genannt wird.
Holl.: Het is van hertog Otto's tijd. – Het is van Maarten van Rossems tijd. (Harrebomée, II, 332a.)
*834. Es ist um die gestrige Zeit.
Scherzhafte Antwort auf die Frage, wie spät es an der Uhr sei. »'S is itzo um de gestrige Zeit; und wenn ber en ander murgen wieder fron warn, so werber heren, wie viel 's wird geschlan hon.« (Keller, 170a.)
*835. Es ist Zeit, dass er stirbt, da ist Leben und Gut miteinander aufgegangen. – Sailer, 295.
Vom Verschwender.
*836. Es ist Zeit, dass wir Inducas gehen. – Eiselein, 342.
*837. Es ist Zeit, in die Weiden zu gehen.
*838. Es ist Zeit mit der Geiss auf den Markt.
Holl.: Het wordt tijd, om het geschot op den wal te brengen. (Harrebomée, II, 332a.)
*839. Es ist Zeit, zum Rückzuge zu blasen.
Sich zur Ruhe zu begeben, sich aus der Welt zurückzuziehen.
*840. Es sän huchbänige Zeiten. – Lohrengel, I, 273.
In Ostfriesland: Hochbênde Tîd'n. (Eichwald, 1928.) – »In so hochbeinigen Zeiten ist eine Ersparniss wol in Anschlag zu bringen.« (Eselsfresser, I, 103.)
*841. Es sind schwere Zeiten.
»Denn es seyn immer schwere Zeiten und 's ist auch wie vordem.« (Keller, 157b.)
[558] *842. Es soll jm mit der zeit wol vergehen. – Franck, II, 34a; Tappius, 34a; Egenolff, 259a; Henisch, 1433, 11.
Lat.: Dies adimit aegritudinum. (Terenz.) (Philippi, I, 118; Tappius, 34b.)
*843. Es war Zeit, dass die Kuh starb, das Futter war alle. – Klix, 124.
*844. Es wird sich mit der Zeit wol selbst verbieten. – Lehmann, II, 145, 213.
*845. Et is ût der Tîd, dat me den Speck up den Kollen brött. (Waldeck.) – Curtze, 339, 317.
*846. Et ös Tît, dat du frîst, denn de Mönsch öss doch kei Wallach. (Insterburg.) – Jähns, I, 80.
*847. Glaubst du, die Zeit geht im Simperl auf? – Wurth, 18.
*848. He set 't (stell 't) in de Tîd, as Krögel 't Hosenfangen. – Bueren, 623; Frommann, VI, 281, 664.
*849. Ich kam zu rechter zeytt. – Agricola I, 351; Latendorf III, 399; Hauskalender, III.
Lat.: Omnibus in rebus quod primum, in tempore veni: Maxima vis semper temporis esse solet. (Glandorp, II, 111, 280) – Opportune accessi.
*850. Ich kam zu vnrechter Zeit. – Eyering, III, 578.
*851. In der allen (alten) Tid, äs de Duiwel noch en klein Junge wass. (Westf.)
*852. In der allen Tijd, as der Düwel no am Leiebanne (Leit- oder Gängelbande) genk. (Westf.)
*853. In der allen Tyd, äs dem Düwel sine Grautmoer naone Juffern was. (Westf.)
*854. Jeder zeit jr recht thun. – Franck, II, 113b.
*855. Nîm d'r oach Zaid oan dänk, 's îs käne Brâtmîle. (Oesterr.-Schlesien.) – Peter, 448.
Es muss nicht in einem fortgehen.
*856. Nu is 't Tît van Gahen. (Rastede.) – Firmenich, III, 28, 76.
*857. Nun ist's Zeit, dass man den Sack zubindet.
*858. O Zeiten, o Sitten!
»O Sitten, ach, o Zeit.« (Keller, 132b.)
Holl.: O tijden, o zeden. (Harrebomée, II, 333b.)
*859. 'S werd em (einem) Zait un Waile lang. – Schlesische Provinzial-Blätter, 1871, S. 394.
*860. Seine Zeit ist aus.
*861. Seine Zeit ist gewesen.
Holl.: Zijn tijd is er geweest. (Harrebomée, II, 334b.)
*862. Seine Zeit ist längst begraben.
*863. Sich die Zeit mit Langeweile vertreiben.
*864. Sich in die Zeit schicken. – Dove, 633.
Lat.: Servire scenae. (Cicero.) (Philippi, II, 180; Hauer, 30.)
*865. 'T was Tît, dät d' Koh storf, 't Fudder was all. (Altmark.)
*866. Tîn genaug kümt doch nich einmol froi genaug. – Schambach, II, 373.
Zeitig genug kommt doch nicht einmal früh genug. Wer immer meint, dass es noch Zeit genug sei, kommt in der Regel zu spät.
*867. Vor der Zeit fliegen.
»Ma flieg og fer der Zeit, su wird ma wul sahn, dass enen die Flügel smaltzen war'n.« (Keller, 162a.)
*868. Vör langer Tijd, äs de Kau Barteld hedde, un de Osse Jäust. (Westf.)
Um zu sagen, dass etwas sehr alt und allbekannt sei, sagen die Juden in Polen: Dus is noch vün Chmielnicki's Zeiten. Chmielnicki, oder wie er kurzweg genannt wird, Chmiel, war ein gefürchteter Kosakenhauptmann, der um die Mitte des 17. Jahrhunderts bei Gelegenheit des Kosakenaufstandes auch die Juden hart bedrängte. Zur Erinnerung an die grausame Verfolgung wird von den Juden in Polen heut noch ein Festtag am 20. des Monats S'uvan veranstaltet. (Bernstein.)
*869. Vör langer Tijd, as der Düwel na 'en lütke (kleine) Fäntken wass un Himmänneken hedde. – Lyra, 197.
Vielleicht Herrmänneken? (Vgl. Herrgott 175 und Hermann 1.)
*870. Wann die Zeit heran kompt, dann, alsdann. – Lehmann, II, 828, 41.
*871. Wenn di de Tît to lank ward, nümm se dubbeld. – Kern, 1232.
*872. Wenn ich Zeit hô, will ich mit d'r kreine. Oberharz.
Zu übermässig oder heuchlerisch Betrübten sagt man: Ich will mit dir weinen, wenn ich Zeit habe.
[559] *873. Wenn Zeit kommt, wollen wir davon reden.
*874. Wie es die Zeit geben wird. – Eyering, III, 560.
*875. Wo ist die Zeit hin, da die Bratwürste in der Luft herumflogen.
Poln.: Gdziež się one czasy podziały, kiedy kiełbasy po świecie latały. (Čelakovsky, 498.)
*876. Zeit gewinnen.
Frz.: Pousser le temps avec l'épaule. (Venedey, 72.)
*877. Zu meiner Zeit war's anders. – Mayer, II, 72.
*878. Zu rechter Zeit kommen.
Holl.: Hij komt te regter tijd. (Harrebomée, II, 332b.)
*879. Zur rechten Zeit nach dem Hütlein greifen. – Schaltjahr, III, 531.
*880. Zur Zeit, als das Schaf einen Groschen galt.
Böhm.: Za krále Holce, když byla za groš ovce. (Čelakovsky, 509.)
881. All mit de Tîd, dar kön' ji drist up reken, kummt Jann in 't Wamms un Gretje in de Weken. – Kern, 126.
882. Die Zeit hat immer Eile, drum gut zu handeln, niemals weile.
It.: Al ben fare non far dimora, perchè presto passa l' ora. (Giani, 627.)
883. Die Zeit ist aus den Fugen.
Aus Shakespeare's Hamlet: »The time is out of joint« (I, 5).
884. Die Zeit ist schwanger, was wird sie gebären? – Merx, 347.
885. Die Zeiten sind lausig, brauchen Sie keine Kämme, sagte der Hausirer zum Kaufmann.
886. Et öss knappe Tîd, wi motte vom Stop beer ên- (twê-) mol drincke. – Frischbier, I, 360.
887. Jede Zeit hat ihr Recht, sagte das Mädchen, das am Morgen der Student und diese am Abend ihm nachlief.
888. Jetzt ist's noch Zeit auszureissen, weil der Weg noch gut ist.
889. Man muss sich in die Zeiten finden und immer segeln mit den Winden.
It.: Fa e vivi secondo il tempo, e naviga secondo il vento. (Giani, 622.)
890. Wer bei Zeit versteht zu schweigen, der kann als weiser Mann sich zeigen.
It.: Non parlare senza essere interrogato e sarai più stimato. (Giani, 1278.)
*891. Du sprichst von Zeiten, die vergangen sind.
Aus Schiller's Don Carlos (I, 2), um auszudrücken, dass die ausgesprochenen Ansichten u.s.w. nicht in die Gegenwart gehören.
*892. Er hat sie vor der Zeit angezapft. – Monatsblätter, VI, 157.
Sie ist zu früh Mutter geworden.
Brockhaus-1837: Zeit · Mittlere Zeit
Brockhaus-1911: Physiologische Zeit · Osteuropäische Zeit · Zeit · Westeuropäische Zeit · Mitteleuropäische Zeit · Geschlossene Zeit · Gebundene Zeit · La-Tène-Zeit · Hallstätter Zeit
DamenConvLex-1834: Zeit, Zeitalter, Zeitrechnung
Eisler-1904: Zeit, physiologische · Zeit · Zeit · Fließen der Zeit · Physiologische Zeit
Herder-1854: Geschlossene Zeit
Kirchner-Michaelis-1907: Zeit · Raum und Zeit · physiologische Zeit
Lueger-1904: Zeit · Greenwicher Zeit · Flugbahn, -zeit
Meyers-1905: Wahre Zeit · Waldburg-Zeit · Osteuropäische Zeit · Physiologische Zeit · Westeuropäische Zeit · Zeit [2] · Zeit [3] · Zeit ist Geld · Zeit [1] · Österliche Zeit · Gleichung der Zeit · Greenwicher Zeit · Bürgerliche Zeit · Geschlossene Zeit · Klimaktērische Zeit · Mittlere Zeit · Offene Zeit · Kritische Zeit · Mitteleuropäische Zeit
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