Ertrinken

1. Es ertrinken mehr im Becher als in der Donau (im Meer).Sailer, 374; Blum, 581.

Und noch mehr berauschen sich in Illusionen und Hoffnungen als im Weine.


2. Es ertrinken mehr im Glas, als in allen Wässern.Sailer, 158; Simrock, 3659; Mayer, II, 145.

Lat.: De plenis cyathis multos periisse sciatis. – Ense cadunt multi, perimit sed crapula plures.


3. Es ertrinken mehr vom Wein als vom Wasser.Lehmann, 758, 34.


4. Es ertrinkt im Meere kein Fisch.


5. Man ertrinkt leichter im Meer als im Bach. Scheidemünze, II, 62.

Sowie man leichter, d.h. ohne so viel Qualen durch einen Löwen stirbt, als unter Wespenstichen.


6. Mehr ertrincken im weinglass (Becher) dann im Meer.Gruter, I, 58; Eyering, III, 224.

Dän.: Der drukne fleere i øll og viin om aaret end i vand. (Prov. dan., 126.)

Holl.: Daar verdrinken er meer in wijn-(jenever-)flesch (glas) dan in de zee. (Harrebomée, I, 192.)


7. Mehr ertrincken im Weinglass, denn jhr das Schwerd vmbringt.Eyering, III, 224.


8. Wenn sich einer ertrencken will, der thuts sanffter im saubern Wasser als im Wüsten.Lehmann, 858, 6.


9. Wer am Ertrinken ist, ergreift jeden Strohhalm.

Engl.: He that falls in the sea, takes hold of the serpent to be saved.

Frz.: Homme, qui se noie, s'accroche à toute branche. (Lendroy, 11.)


10. Wer am Ertrinken ist, greift auch ins Scheermesser.


11. Wer einmal ertrinkt, der hat sein Leben lang genug.Scheidemünze, I, 3793.


12. Wer einmal ertrunken ist, fürchtet das Nasswerden nicht mehr.


*13. Er ertrank, ehe er den Weg gesehen.


*14. Er ertrinkt in einem Glase Wasser.

Er ist in allem unglücklich oder ungeschickt.

*15. Er wird nicht ertrinken, das Wasser ginge denn über den Galgen.


[Zusätze und Ergänzungen]

16. Ertrinken, o grause Todesnoth; Verdursten ist der schlimmste Tod.

Inschrift an einem Gurtbogen des berliner Rathskellers.


17. Wer ertrinken will, kann's im nächsten Teich.

Die Russen sagen: Man braucht nicht nach Astrachan zu fahren, man kann auch in Twer ertrinken. (Altmann V, 93.)


Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 1. Leipzig 1867.
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