1. A Hööbh as an lungh Sial. (Amrum.) – Haupt, VIII, 369, 320; Johansen, 151.
Die Hoffnung ist ein langes Seil.
2. An Hoffnung und gespanntem Tuche geht viel ab.
Frz.: Vin versé n'est pas avalé.
3. Bey Hoffnung ist allweg zweiffel. – Lehmann, 395, 12.
4. Der Hoffnung Licht verlischt dem Guten nicht.
It.: L'ultima cosa ch'abbandona l'huomo è la speranza. (Pazzaglia, 362, 6.)
Lat.: Quid non speremus amantes. (Virgil.) (Philippi, II, 131.)
5. Die Hoffnung auf den Sieg ermuthigt den Kämpfer.
Frz.: L'espoir du doux repos soulage le dur labeur de tout ouvrage. (Leroux, I, 252.)
It.: Invigorisce gl'amici de' guerrieri la sola speranza della vittoria. (Pazzaglia, 413, 4.)
6. Die Hoffnung der Frommen fehlet nicht, denn was sie glauben, das geschicht.
»Die Hoffnungen guter Menschen sind Prophezeiungen; die Besorgnisse schlechter sind es auch.« (L. Börne, Gesammelte Schriften, VI, 195.)
7. Die Hoffnung hat im Tod nicht statt.
8. Die Hoffnung hat rasche Pferde, aber sie bringen keinen Mistwagen von der Stelle.
Die Russen: Die Gäule der Hoffnung traben, die Telege aber bleibt am Ort. (Altmann VI, 393.)
9. Die Hoffnung hat viel Besitzungen über dem Meer.
Die Hoffnung hat vornehme Verwandten, sagen die Russen. (Altmann VI, 390.)
10. Die Hoffnung ist der Trägheit (unfruchtbare) Tochter.
11. Die Hoffnung ist der Traum eines Wachenden.
So erklärte schon Aristoteles die Hoffnung. (Einfälle, 26.)
12. Die Hoffnung ist des Bauern Schüttboden.
Dän.: Haabet føder agermanden (bonden). (Prov. dan., 19 u. 264.)
Lat.: Spes alit agricolas. (Prov. dan., 264.)
13. Die Hoffnung ist ein Ei, von dem einer die Schale, der andere das Weisse und wenige den Dotter finden. – Winckler, III, 54.
14. Die Hoffnung ist ein lang Seil, daran sich viele (wir uns alle) zu todt ziehen. – Lehmann, 896, 31; Sailer, 180; Simrock, 4865; Reinsberg II, 140.
[721] Die Russen sagen: Unsere letzte Hoffnung ist immer das Grab. – Die Hoffnung ist ein Leckerbissen, an dem man sich zu Tode würgt. (Altmann VI, 404 u. 483.) Die Russen: Hoffnung ist ein Seil, auf dem viel Narren tanzen. (Altmann VI, 116.) Der Hoffende gleicht einem Narren, der unablässig an einem Seile zieht, um den schweren Klöpfel einer Riesenglocke zu bewegen. (Altmann VI, 466.) Die Franzosen nennen eine durch nichts zu erschütternde Hoffnung einen Bretagner, von dem zähen Glauben an die Wiederkehr ihres Königs Arthur, dessen Tod sie noch immer bezweifeln. (Reinsberg V, 128.)
Dän.: Haabet er et æg hvoraf een faaer blommen, en anden viden, en tredie skallen. (Bohn I, 373.)
Lat.: Credula vitam spes fovet, et melius cras fore semper ait. (Gaal, 904.)
15. Die Hoffnung ist ein süsses Leiden. – Seybold, 579.
16. Dess Hoffnung ist umsunst, der sich verlässt auf Pöbels Gunst. – Seybold, 172.
Lat.: Fallitur aut fallit, qui vulgi pendet ab ore. (Seybold, 172.)
17. Die Hoffnung ist unser, der Ausgang Gottes. – Sailer, 219; Simrock, 4877; Körte, 2919.
Lat.: Spes in nobis, in Deo exitus. (Egeria, 286; Philippi, II, 198.)
18. Die Hoffnung mancher Leute fellt in Brunnen. – Gruter, III, 68.
Dän.: Forfængeligt haab er ideligt mishaab. (Prov. dan., 177.)
Haabet falder ofte i brønden. (Prov. dan., 264.)
Lat.: Spes cadit in irritum. (Livius.) (Philippi, II, 198; Seybold, 579.)
19. Die Hoffnung lässt keiner fahren, der ins Exil geht. (Altgr.)
20. Die Hoffnung sättigt nicht.
Frz.: Folle espérance deçoit l'homme. (Leroux, II, 224.)
21. Die Hoffnung trägt die Beute dahin.
Lat.: Spes servat afflictos. (Gaal, 902.)
Ung.: A reménység tartya az embert. (Gaal, 902.)
22. Die Hoffnung wird leicht zu Wasser. – Bücking, 319.
Frz.: L'espoir est riche en illusions. – Toutes ces belles espérances se sont envolées.
23. Die Hoffnungen der Schurken sind eitel faule Gurken.
Lat.: Improba nunquam spes laetata diu est. (Gaal, 500.)
24. Durch Hoffnung thu begehren, du wolst ein güldin Wagen han, dir wird doch kaum ein Rad darvon. – Gruter, III, 24; Lehmann, II, 88, 298.
25. Eitle Hoffnung ist ein grosser Gewinn.
It.: Assai guadagna chi vano sperar perde. (Cahier, 3118.)
26. Es gehet nicht einem jeden nach seiner hoffnung (oder: wie er gern wolt). – Henisch, 1512, 60.
27. Für Hoffnung vil geben, ist misslich. – Henisch, 1382, 47.
28. Gute Hoffnung ist besser als schlechter Besitz. – Reinsberg IV, 9.
Eine gehoffte Erbschaft ist wenigstens angenehmer als eine gewonnene Schuldenlast, wie eine gehoffte Honigsemmel süsser ist als eine erhaltene Ohrfeige. (S. ⇒ Hättich.)
Holl.: Eene goede hoop is beter dan eene kwade bezitting. (Harrebomée, I, 332.)
Span.: Vale mas buena esperanza que ruin posesion. (Don Quixote.)
29. Het mich hoffnung nicht ernehrt, armut het mich lang verzerth. – Latendorf in Neue Jahrb., 1867, S. 266.
30. Hoffnung auf Gewinn macht die Füsse leicht.
Lat.: Ex praemii spe laboris fit solatium. (Philippi I, 145.)
31. Hoffnung beredt sich selbst, der alte Wolff werde noch fromb werden. – Lehmann, 395, 8.
32. Hoffnung betreugt witz vnd vernunfft. – Lehmann, 395, 19.
33. Hoffnung bringt Frewd vnd muth. – Petri, II, 382.
Die Kalmücken sagen: Bei guter Hoffnung hat auch das Böcklein rothe Augen. (Erdmann's Reisen im Innern Russlands, Leipzig 1825.)
34. Hoffnung bringt kein nutz ins Hauss. – Lehmann, 395, 19.
35. Hoffnung darff man nit kauffen. – Petri, II, 382; Gruter, I, 48; Henisch, 653, 15; Simrock, 4875; Braun, I, 1436; Körte, 2912.
36. Hoffnung des lons macht die arbeit leicht. – Franck, I, 68a; Lehmann, II, 267, 81.
[722] 37. Hoffnung erhält, wenn Unglück fällt. – Simrock, 9876; Körte, 2914.
Der Graf Wilhelm von Bückeburg hatte sich aus dem lateinischen Spes den Denkspruch gebildet: Silence, Patience, Esperance, Soumission.
Holl.: Al is hoop wijd, courage hoopt altijd. (Harrebomée, I, 332.)
38. Hoffnung ernehrt mich für vnd hin, ob ich gleich offt im vnglück bin. – Petri, II, 383.
39. Hoffnung fährt so schnell, dass ein beladener Bauernwagen nicht folgen kann.
Die Russen: Die Hoffnung ist eine Trojka, die mit raschen Pferden dahinfliegt; kommt sie am Thor der Erfüllung an, findet sie's meist verschlossen. (Altmann VI, 464.)
40. Hoffnung hat einen tiefen Grund.
Böhm.: Nadĕje má hluboké dno. (Čelakovsky, 198.)
41. Hoffnung in Gott kennt keine Noth.
Böhm.: Mĕj ty nadĕji v boze, a chléb protĕ v voze. (Čelakovsky, 198.)
42. Hoffnung in Leiden, Demuth in Freuden. – Hertz, 72.
43. Hoffnung in Noth ist der höchste Trost. – Petri, I, 56.
44. Hoffnung ist das Brot des Elenden.
Auch die Russen sagen: Die Hoffnung ist mehr eine Speise der Armen als der Reichen. (Altmann VI, 388.)
Frz.: L'espérance est le pain des misérables. (Kritzinger, 286.)
Holl.: De hoop is het brood der ellendigen. (Harrebomée, I, 332.)
It.: La speranza è il pane de miseri. (Gaal, 904.) – La speranza, il patrimonio de' bisognosi. (Pazzaglia, 362, 3.)
45. Hoffnung ist der Geduld Blasebalg. – Sutor, 998.
Frz.: En espérance et patience fait bon vivre. (Leroux, I, 218.)
46. Hoffnung ist der Seelen Speiss. – Petri, I, 56.
Die Perser: Die Hoffnung ist besser denn Speise. Dann sagen die Venetier: Die Hoffnung ist immer grün. Die Russen: Im Reiche der Hoffnung gibt's keinen Winter. (Reinsberg II, 140.) »Nicht das Ziel, sondern die Bahn macht uns glücklich. Auf dieser begleitet uns die Hoffnung, aber an jenem erwartet uns Müdigkeit und Ekel. Daher prallen wir immer, gleich den Kugeln auf der Kegelbahn, vom erreichten Ziele zu einer neuen Laufbahn zurück und pränumeriren auf neues Glück durch Ekel am alten.« (Jean Paul, dessen Leben von Döring.)
47. Hoffnung ist der Wachenden Sorg. – Lehmann, II, 266, 65.
48. Hoffnung ist des Armen Reichthum.
Dän.: Jeg giffver ikke mit haab for hundrede mark. (Prov. dan., 230 u. 263.)
49. Hoffnung ist des Lebens Zehrpfennig.
Sie theilt unsere Wiege, flattert vor dem Knaben her wie ein bunter Schmetterling, geht dem muthiger strebenden Jünglinge zur Seite hin, ihm auf heitere Fernen deutend, und umwindet mit Blumen den Wanderstab des Greises; sie lebt daher in den Sprichwörtern aller Völker. Hoffnung hat einen tiefen Grund, sagen die Czechen. Die Welt ruht auf der Hoffnung, die Perser. Ein afrikanischer Negerstamm sagt: Hoffnung ist der Pfeiler der Welt. (Reinsberg II, 140.)
Böhm.: Nadĕje v práci potĕcha. (Čelakovsky, 198.)
Poln.: Nadzieja w pracy uciecha. (Čelakovsky, 198.)
50. Hoffnung ist die beste Arznei.
Dän.: Hvor der er haab til livet, er vand lægedom. (Prov. dan., 263.)
51. Hoffnung ist die (unfruchtbare) Tochter der Trägheit.
52. Hoffnung ist ein faul (mürb) Seyl. – Lehmann, 395, 4.
53. Hoffnung ist ein gutes Frühstück, aber ein schlechtes Abendbrot.
Böhm.: Nadĕje dobré snídaní, ale zlá večeře. (Čelakovsky, 198.)
Engl.: Hope is a good breakfast, but a bad supper. (Čelakovsky, 198.)
54. Hoffnung ist ein pein: wart biss ein gebraten Lerch ins Maul fleucht. – Lehmann, 396, 32.
55. Hoffnung ist ein Schiff mit einem Mast von Stroh.
56. Hoffnung ist ein Seil, auf dem viel Narren tanzen.
Der Hoffnungsquell der gutmüthigen Einfalt ist unversiegbar.
57. Hoffnung ist ein süsses Leiden.
Dän.: Haabet er et sødt lidende (passio dulcis). (Prov. dan., 264.)
[723] 58. Hoffnung ist ein Traum der Wachenden. – Lehmann, 395, 4.
Die Russen: Die Hoffnung ist eine grosse Dichterin, aber ihre Verse kommen nieht auf die Nachwelt. (Altmann, VI, 511.)
59. Hoffnung ist eines wachenden süsser Traum. – Petri, II, 383.
Die Russen: Hoffnung malt immer mit Goldfarbe. (Altmann VI, 455.)
60. Hoffnung ist im vnglück der beste trost. – Lehmann, 396, 24; Struve, 21.
Die Spanier: Hoffnung ist der Zehrpfennig der Unglücklichen.
Böhm.: Doufej, nezoufej, bůh tvůj s tebou. (Čelakovsky, 198.)
Dän.: Haabet er modgangs yderste trøst. (Prov. dan., 264.)
Holl.: Als de hoop ons de hand biedt, dan verdriet geene kwelling. – Hoop is leidens troost. (Harrebomée, I, 332.) (Ist im Holländischen doppelsinnig, da man auch an das Unglück der Stadt Leyden, 1574, denken kann.)
It.: L'afflizione colla speme si consola. (Pazzaglia, 4.)
61. Hoffnung ist leidens trost. – Petri, II, 383.
62. Hoffnung ist vnverschambt vnd blind, darnach die Leut gefangen sind. – Petri, II 383; Henisch, 406, 24.
63. Hoffnung ist zu allen Dingen gut, auch dem Feigen gibt sie Muth.
Lat.: Saepe ignavum fecit fortem spes et exspectatio. (Philippi, II, 162.)
64. Hoffnung lässet nicht zu schanden werden. – Lehmann, II, 266, 66; Röm, 5, 5; Teller, 376; Müller, 30, 2; Reche, I, 18; Teller, 376; Simrock, 4674; Körte, 2913 u. 3623; Braun, I, 1435; Ramann, I, Pred., II, 4; Reinsberg II, 140; Gedankenspäne aus der Brieftasche eines von der spanischen Inquisition Verurtheilten (Berlin 1795), Nr. 117; für Waldeck: Curtze, 344, 375.
Engl.: If it were not for hope, the heart would break. (Gaal, 902.)
Frz.: L'espérance est le pain des malheureux. – L'espoir no confond point. – L'espoir soutient toujours. (Starschedel, 408.)
It.: Chi vive a speranza, fa la fresca danza. – La speranza è sempre verde, e'l desiderio mai non manca. (Gaul, 902.)
Lat.: Sola spes inter homines bonum est numen. (Philippi, II, 194.) – Spes laqueo volucres, spes captat arundine pisces. (Eiselein, 317.) – Spes servat afflictos. (Philippi, II, 198; Seybold, 580.)
65. Hoffnung lässt die Steine Brot werden und die Ochsen kälbern.
66. Hoffnung macht den Schwachen stark.
Dän.: Haab giør tit feg mand kæk. (Prov. dan., 263.)
67. Hoffnung macht die schwerste Bürde leichter.
Dän.: Haab om bedring giør byrden let. (Prov. dan., 263.)
68. Hoffnung macht graue Haare.
69. Hoffnung macht lang Zän vnd ein wässrigs maul. – Lehmann, 395, 13.
Lat.: Ubi maxima spes, ibi minima res.
70. Hoffnung ohne Gott wird zu Spott.
Dän.: Vi leve alle i haabet; men haab og tillid uden Gud duer intet. (Prov. dan., 264.)
71. Hoffnung stösst vielen das Hertz ab. – Lehmann, 396, 31.
72. Hoffnung treibt das Schiff der Narren.
Dän.: Forgieves haab giør narren stolt. (Prov. dan., 263.)
73. Hoffnung tröstet vnd erhebt viel traurige Hertzen. – Petri, I, 56.
74. Hoffnung übergibt uns dem Todtengräber.
Lat.: Spes alant exules. – Spes etiam valida solatur compede vinctum, crura sonant ferro, sed canit inter opus. (Tibull.) (Philippi, II, 198.)
75. Hoffnung überredet sich, der alte Wolf werde noch fromm werden.
Frz.: En espérance d'avoir mieux, vit tant le loup qu'il devient vieux. (Kritzinger, 286a.)
76. Hoffnung und Muth helfen über manchen Graben. – Unterhaltungen im Plauderstübchen (Kaiserslautern 1846), S. 32, 2.
77. Hoffnung und Muth sind allzeit gut.
Holl.: Hoop en moed is altijd goed. (Harrebomée, I, 332.)
78. Hoffnung verzuckert (versüsst) alle Arbeit und Beschwerniss. – Lehmann, 395, 8; Struve, 21.
Dän.: Haabet forsøder all besværlighed. (Prov. dan., 264.)
79. Hoffnung zu Hoffe ist ein vergüldeter Blasebalg. – Petri, II, 383.
Die Russen: Hoffnung ist der Narren Götze. Hoffnung ist eine Zitze, an der der Narr ununterbrochen zieht, ohne dass sich das Melkfass mit Milch füllt. (Altmann VI, 431 u. 442.)
[724] 80. Hoffnungen machen den Mund gross, Erfahrungen machen ihn klein.
81. Hoffnungen und Aepfel um Ostern sind selten ohne faule Flecke.
Die Basken sagen: Alle Hoffnung ist angefault. (Westermann's Monatshefte, IV, 586.)
82. Ich setze meine Hoffnung auf das Anker, sagte Hans Quast, als er ins Schiff trat.
Holl.: Ik stel mijne hoop op het anker, zei de man, toen het schip verging. (Harrebomée, I, 332.)
83. In Hoffnung schweben macht süsses Leben. – Simrock, 4869; Körte, 2918; Körte2, 3628; Hertz, 46; Braun, I, 1403.
Mhd.: Gedinge fröwet manegen man, der doch nie herze liep gewan. – Gedinge uns groezer fröude gît, danne uns gebe diu sumerzît. (Freidank.) – Gedingen freuet mangen krist und der nie hertzen lieb gefreit. ( Wolkenstein.) (Zingerle, 70.)
84. In Hoffnungen berauschen sich mehr als in Wein.
85. Lange Hoffnung, lange Marter. – Petri, II, 431.
86. Lange Hoffnung, langer Schmerz. – Petri, II, 431.
87. Man gibt nit viel umb d' Hoffnung. – Sutor, 912.
88. Man muss kleine Hoffnungen nicht eher aufgeben, bis man grössere hat.
89. Mancher Leut Hoffnung fällt in Brunnen. – Lehmann, II, 410, 47.
90. Mein Hoffnung zu Gott allein, dann Trew vnd Glauben ist worden klein. – Gruter, III, 68; Lehmann, II, 411, 62.
91. Meine Hoffnung ist auf Gott gestellt, drum acht' ich nicht die Ungunst dieser Welt. – Hertz, 4.
Hausinschrift in Niedersachsen.
92. Mit der Hoffnung wächst der Muth.
Lat.: Spes addita suscitat iras. (Virgil.) (Philippi, II, 197.)
93. Ohne Hoffnung und Brot leidet der Bauer Noth.
Lat.: Spes alit agricolas. (Tibull.) (Philippi, I, 197; Schonheim, S, 29.)
94. Unser ist die Hoffnung, bei Gott ist der Ausgang.
95. Was die Hoffnung malt, hält nicht Farbe.
Die Russen: Die Hoffnung malt mit prächtigen Farben, aber sie verlöschen schnell. (Altmann I, 407.)
96. Was Hoffnung gesponnen, ist leicht zerronnen.
97. Wen Hoffnung nicht hält, der ist arm in der Welt.
Holl.: Wien het aan hoop ontbreekt, is de armste man op aarde. (Harrebomée, I, 332.)
Lat.: Qui nil potest sperare, desperet nihil. (Seybold, 492.)
98. Wenn Hoffnung nicht wär', so lebt' man nicht mehr. – Simrock, 4871.
Lat.: Spes bona dat vires, animum quoque spes bona firmat, vivere spe vidi, qui moriturus erat. (Philippi, II, 198.)
99. Wer auf hoffnung Jagt, der fengt Nebel. – Lehmann, 402, 1; Binder II, 3383.
Frz.: L'or potable. – Roue tousiours voluble. (Bovill, II, 6.)
Lat.: Aurum potabile. – Rota semper volubilis. (Bovill, II, 6.)
100. Wer auf Hoffnung lebt, macht den Tanz frisch.
101. Wer auff hoffnung trawt, hat auff ein Eyss gebawt. – Lehmann, 395, 15; Eiselein, 317.
»Denn wer auff mich, die Hoffnung, trawt, derselb hat auff ein Eyss gebawt.« (H. Sachs, Der ander Theyl von Tugend und Laster, Nürnberg 1560, LXXII, 1.)
Dän.: Hvo haabet troer, paa iis han boer. (Prov. dan., 264.)
Lat.: Spes fovet, et melius cras fore semper ait. (Eiselein, 317.)
102. Wer die Hoffnung nimmt, raubt dem Armen seinen letzten Pfennig.
It.: La speranza è il pane de' miseri.
103. Wer immer nur auf Hoffnung steht, will leben von Korn, das noch nicht gesät; er sieht seine Kinder beim heiligen Christ, eh' er noch ein Bräut'gam ist.
Frz.: En l'espérance d'avoir mieux tant vit le loup qu'il devient vieux. (Leroux, I, 297.)
104. Wer in Hoffnung lebt, tanzt ohne Musik. – Braun; I, 1431.
105. Wer mit der Hoffnung fährt, hat die Armuth zum Kutscher. (S. ⇒ Wagen.) – Körte, 2917; Simrock, 4867; Braun, I, 1430.
Die Araber: Wer den Wagen der Hoffnung besteigt, hat die Armuth zur Begleiterin. (Reinsberg II, 139.)
[725] 106. Wer nach der Hoffnung jagt, der fängt nebel. – Lehmann, 395, 1; Simrock, 4868; Braun, I, 1434; Körte, 2915.
Ung.: A reményseg olly íz ki el foly mint a'víz. (Gaal, 903.)
107. Wer seine Hoffnung auf Gott setzt, wird nicht zu Schanden. – Reinsberg I, 5.
108. Wer sich mit hoffnung auffhelt, der ist wie einer, der im schlaff traumt, als hette er wol getruncken, vnnd wenn er wacht, so dürstet jhn noch. – Lehmann, 395, 11.
Böhm.: V cizí nadĕji hrachu nevař (nemáš-li doma slanin). (Čelakovsky, 198.)
109. Wer von Hoffnung lebt, stirbt am Fasten (oder: vor Hunger). – Müller, 17, 11; Ramann, Unterr., IV, 28; Schlechta, 76; Sailer, 157; Körte, 2916; Simrock, 4864; Braun, I, 1432; Frischbier2, 1642; Reinsberg II, 139.
Die Russen: Hoffnungsspeise macht keinen fett. Hoffnung speiset wol, aber sie sättigt nicht. (Altmann VI, 498 u. 506.) Die Letten: Wer aus dem Becher der Hoffnung trinkt, der wird verschmachten. Die Walachen: Mit Hoffnung gelebt, mit Sehnsucht gestorben. Die Perser: Wer auf dem Wagen der Hoffnung fährt, der hat die Armuth zur Gefährtin. Nur von dem Reichen behaupten die Russen, wenn sie sich in den Wagen der Hoffnung setzen, pflege sich das Glück demselben vorzuspannen. Die Venetier: Die Hoffnung ist wie die Milch, hebt man sie auf, wird sie sauer. Die Araber: Wer von der Hoffnung lebt, läuft Gefahr Hungers zu sterben. (Reinsberg II, 139.)
Böhm.: Kdo jest trošty živ, bude-li bohat, bude div. (Čelakovsky, 199.)
Engl.: Golden dreams make men awake hungry. (Gaal, 903.)
Ho.: Die alleen op hoop leeft, sterft van honger. – Die op hoop leeft, loopt gevaar, van in het gasthuis te sterven. (Harrebomée, I, 332.)
It.: Chi vive a speranza, muore nello spedale a stento. (Pazzaglia, 362, 5; Gaal, 903.)
Poln.: Kto nadzieją żyw, wskora-li, będzie wielki dziw. (Čelakovsky, 199.)
Span.: Quien mano agena espera, mal yanta y peor cena. (Bohn I, 246.)
110. Wir gleben all der Hoffnung, es werd einmal ein guldener Schnee fallen vnd gelt regnen. – Henisch, 1776, 69.
111. Wir haben die Hoffnung, bei Gott steht der Ausgang.
112. Wo Hoffnung einschläft, da wacht Hoffnung auf.
113. Wo Hoffnung wohnt, da ist immer Frühling.
Die Russen: Im Reiche der Hoffnung gibt es keinen Winter. (Altmann VI, 405.)
114. Wo keine Hoffnung zur Gesundheit ist, soll man die Arznei sparen. – Seybold, 120.
Lat.: Desperatis etiam Hippocrates vetat ad hibere medicinam. (Cicero.) (Seybold, 120.)
*115. Die Hoffnung ist in Brunnen gefallen. – Segbold, 604; Mayer, I, 218; Braun, I, 1438.
Lat.: Spes cadit in irritum. (Seybold, 579.)
*116. Die Hoffnung ist zu Wasser geworden. – Braun, I, 1437.
Lat.: Thesaurus carbones erant. (Binder I, 1746; II, 3323; Buchler, 98; Hanzely, 122; Philippi, II, 219.) – Conclamatum est. (Seybold, 82.)
*117. Er lebt am Cap der guten Hoffnung.
Scherzweise von denen, die sich begründeter oder unbegründeter Hoffnung überlassen.
*118. Er lebt in der Hoffnung wie der Schwarzbeutler.
D.i. der Beutler Schwarz. So sagte man sonst im sächsischen Erzgebirge, wo ein Beutler dieses Namens lebte, der ungeachtet aller widrigen Schicksale, die ihn betrafen, doch niemals die Hoffnung verlor.
*119. Er wollte nach dem Cap der guten Hoffnung und kam ans Vorgebirge der Angst.
*120. Hoffnung nicht vmb gelt kauften. – Eyering, I, 308.
*121. Hoffnung vmb Geldt kauffen. – Eyering, III, 32 u. 214.
*122. Leere Hoffnungen hegen (nähren).
*123. Seine Hoffnung ist in den Brunnen gefallen. – Sutor, 913; Eiselein, 99 u. 319; Simrock, 1361; Parömiakon, 708 u. 1273.
Vereitelt worden.
Holl.: Daar ligt nu al mijne hoop in de asch. – De hoop ligt in het zand. (Harrebomée, I, 332.)
*124. Sich mit (eitler) Hoffnung ernähren. – Braun, I, 1439.
Frz.: Se repaître de viandes creuses. (Lendroy, 1460.)
[726] *125. Sie ist guter Hoffnung.
*126. Vor lauter Hoffnung werd' ich noch toll (jüd.: meschuche). – Tendlau, 619; Sprichw., 13, 12.
127. Die deutsche Hoffnung und die Cypresse sind zwar immer grün, aber auch immer an Gräber gepflanzt. – Ralisch, Schlagschatten, 146.
[1445] 128. Die Hoffnung ist sehr schön, so lange man dabei zu essen hat.
129. Die hoffnung stäts nach gutem strebt, dieweil man athem hat vnd lebt. – Loci comm., 186.
Lat.: Multum delirat, non sperans dum modo spirat. (Loci comm., 186.)
130. Hoffnung belebt, wenn die Furcht bebt. – Devisenbuch, 80.
131. Hoffnung hilft die schwersten Lasten tragen.
Lat.: Spes praemii levat laborum sarcinam. (Sailer, Sprüche, 99.)
132. Hoffnung is we de Melk, so ward bald sû'r. – Schlingmann, 637.
133. Hoffnung ist ein fester Stab und Geduld ein Reisekleid, damit man durch Welt und Grab wandert in die Ewigkeit. – Gerlach, 270.
134. Hoffnung ist eine schlechte Münze.
It.: La speranza è mal danaro. (Giani, 1584.)
135. Hoffnung ernehret mich, Trauren verzehret mich. Hätte mich Hoffnung nicht ernehret, Trauren hätte mich längst verzehret. – Keil, 24.
136. Niemand gibt seine Hoffnung hin für Geld.
137. Wo die Hoffnung aufhört, geht die Furcht an. – Harssdörffer, 2093.
*138. Mit Hoffnung gelebt, mit Sehnsucht gestorben. – Schuller, 37.
*139. Seine Hoffnung hat eine Misgeburt geboren. – Wirth, I, 255.
Brockhaus-1809: Das Vorgebirge der guten Hoffnung
DamenConvLex-1834: Vorgebirge der guten Hoffnung · Hoffnung
Kirchner-Michaelis-1907: Hoffnung
Meyers-1905: Hoffnung, mathematische · Mathematische Hoffnung · Moralische Hoffnung · Bretonische Hoffnung · Guten Hoffnung, Vorgebirge der · Hoffnung
Pierer-1857: Vorgebirge der Guten Hoffnung · Hoffnung · Guten Hoffnung
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Der in einen Esel verwandelte Lucius erzählt von seinen Irrfahrten, die ihn in absonderliche erotische Abenteuer mit einfachen Zofen und vornehmen Mädchen stürzen. Er trifft auf grobe Sadisten und homoerotische Priester, auf Transvestiten und Flagellanten. Verfällt einer adeligen Sodomitin und landet schließlich aus Scham über die öffentliche Kopulation allein am Strand von Korinth wo ihm die Göttin Isis erscheint und seine Rückverwandlung betreibt. Der vielschichtige Roman parodiert die Homer'sche Odyssee in burlesk-komischer Art und Weise.
196 Seiten, 9.80 Euro
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Biedermeier - das klingt in heutigen Ohren nach langweiligem Spießertum, nach geschmacklosen rosa Teetässchen in Wohnzimmern, die aussehen wie Puppenstuben und in denen es irgendwie nach »Omma« riecht. Zu Recht. Aber nicht nur. Biedermeier ist auch die Zeit einer zarten Literatur der Flucht ins Idyll, des Rückzuges ins private Glück und der Tugenden. Die Menschen im Europa nach Napoleon hatten die Nase voll von großen neuen Ideen, das aufstrebende Bürgertum forderte und entwickelte eine eigene Kunst und Kultur für sich, die unabhängig von feudaler Großmannssucht bestehen sollte. Dass das gelungen ist, zeigt Michael Holzingers Auswahl von neun Meistererzählungen aus der sogenannten Biedermeierzeit.
434 Seiten, 19.80 Euro