Gastmahl

1. Bei einem Gastmahl ohne Wein kann keine Freude sein.

Ein Mönch bezeichnete die verschiedenen Grade der durch den Wein entwickelten Freude bei einem Gastmahl durch folgende Bibelstellen. Anfangs: »Keiner, [1356] der etwas hören liess.« (Jes. 41, 26.) Nach einer Weile: »Da ging eine Rede unter den Brüdern.« (Joh. 21, 23.) Darauf: »Sie sind voll süssen Weins.« (Apostelg. 2, 13.) Weiter: »Sie fingen an zu reden in andern Zungen.« (Apostelg. 2, 4.) Zuletzt: »Sie wandelten, wo sie konnten.« (1 Sam. 22, 13.)

Holl.: Een gastmaal zonder wijn is eene tooverlantaarn zonder kaars. (Harrebomée, I, 203.)


2. Viel Gastmahl und wenig Freude.

Jüd.-deutsch: Viel Mischte un wenig Simche. (Tendlau, 608.)

Frz.: Après grant feste grante pleur, et après grant joie grant douleur. (Leroux, II, 173.)


3. Wer zum Gastmahl kommt zu spät und zu einer Prügelei zuerst, der ist kein Sonntagskind.

Dän.: Ondt at komme sidst i giestebud, og først i strid. (Prov. dan., 436.)


4. Zu einem guten Gastmahl gehören drei: ein guter Freund, gut Trinken und guter Brei (Speise).


*5. Es ist ein Gastmahl wie bei einem Prälaten. Eiselein, 208; Klosterspiegel, 28, 2.

Von einem ärmlichen Gastmahl sagen die Holländer: Een banket van drie hazelnoten (Harrebomée, I, 31), und von einem Gastmahl mit einem gewissen politischen Charakter (1 Kön. 1, 5, 9 fg.) gilt die lateinische Redensart: Adoniae convivium. (Bovill, I, 69.)

Lat.: Coena pontificalis. (Eiselein, 208.)


[Zusätze und Ergänzungen]

*6. Es ist ein Gastmahl, bei dem man Gänsewein trinkt.

Lat.: Prandium cardinum. (Philippi, II, 106.)


Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 1. Leipzig 1867.
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