Katzenküsser

* Er ist ein Katzenküsser. (Schweiz.) – Kirchhofer, 89; Eiselein, 369.

Als Schimpfname der reformirten Berner von den katholischen Nachbarn gebraucht. Von einer religiösen Sekte, die sich in alter Zeit zu Bern gebildet und häufige Versammlungen in Privatwohnungen gehalten und von der man, wie eine alte Chronik berichtet, gesagt, sie hätten das Zeichen, wer in der Sekte wäre, küsste die Katzen in dem Hause. Man wollte die Partei ausrotten; als man aber mit dem Tödten anfing, fand man, dass mehr Anhänger waren, als man vermuthet hatte, und man musste davon abstehen. Der Name selber wurde aber zum Sprichwort, den Bernern ein sehr unleidiges. (Vgl. Bosshart's Chronik.) Ursprünglich wol Schimpfwort für Ketzer überhaupt, denn man gab ihnen schon im 12. Jahrhundert schuld, eine ihrer Ceremonien sei das Küssen der Katzen im Hintern, wie dem Teufel gehuldigt wurde. Die Katze ist des Teufels Thier. Ketzer wurden aber schon früh mit Katzen in Verbindung gebracht. (Vgl. Grimm, V, 298.)

Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 2. Leipzig 1870, Sp. 1212.
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