1. A Nobesch Kenger un Renger vergibt mer sich net. (Bedburg.)
Nachbarskinder kennt man und dessen Rinder auch.
2. An gâden Nâibar as bêdarüsh an fiiren (widjen) Frinj. (Amrum.) – Haupt, VIII, 366, 260; Johansen, 150.
Ein guter Nachbar ist besser als ein ferner Freund.
3. Auf des Nachbars Felde steht der Flachs immer am schönsten.
»Ein jeden dunckt, seines nachbarn flachss viel besser denn der sein auffwachss.« (Waldis, II, 49, 49.)
Mhd.: Frömder acker stuont ie baz dan eigensât; daz machet haz. (Freidank.) (Zingerle, 109.)
Böhm.: Hojnĕjší vždy obilí na sousední roli. (Čelakovský, 109.)
Poln.: Lepsze zbože na cudzém. (Čelakovský, 109.)
4. Besser dem Nachbar den Stiefel putzen als dem Fremden den Fuss küssen.
5. Besser (ein) Nachbar an der Wand (Hand), als (ein) Bruder (Freund, Vetter) vber Land. – Lehmann, 526, 10; Petri, II, 36; Henisch, 1233, 22; Eiselein, 482; Bücking, 221; Pistor., VIII, 48; Müller, 19, 6; Gaal, 1178; Sailer, 112; Latendorf II, 4; Simrock, 7236; Winckler, XVIII, 11; für Hannover: Schambach, I, 27; für Waldeck: Curtze, 324, 125.
Frz.: Mieux vaut bon voisin que longue (lointaine) parenté. – Mieux vaut prochain qu'ami lointain.
6. Böse Nachbarn lehren früh aufstehen.
7. Böse Nachbarn soll man lernen ertragen.
Holl.: Kwade geburen moet men bezuren. (Harrebomée, I, 105b.)
8. Böser Nachbar, ewiger Krieg. – Simrock, 7247.
9. By-n-eme böse Nochber und by-n-ere böse Frau sell me nit säge: strof mi Gott, me-n- isch scho g'stroft g'nue. (Solothurn.) – Schild, 67, 122; Sutermeister, 114.
[822] 10. Dem die Nachbarn übel gerathen sind, der muss sich selbst loben. – Heuseler, 245.
11. Der muss wol böse Nachbarn haben, der sich selber lobt.
Engl.: He dwells far from neighbours (or: hath ill neighbours) that's fain to praise himself. (Bohn II, 119.)
12. Der Nachbarn Recht ist Gottes Recht. – Schlechta, 376.
13. Der nächste Nachbar ist der sibbeste Freund. – Graf, 201, 130.
Das deutsche Erbrecht hatte Fürsorge getroffen, dass es nie oder äusserst selten an einem Erben fehlen konnte. Im siebenten Gliede endete zwar die Sibbe, aber an und für sich hörte die Verwandtschaft erst auf, wo sie nicht mehr bewiesen werden konnte. Fehlte es an Blutsverwandten, dann erbte der nächste Nachbar das Gut. Wo die Entfernung zweier Nachbarn von dem in den Erbgang gelangten Gute zweifelhaft ist, da soll sogar die Messung mit der Schnur entscheiden, und wer mit dem Masse der Nächste ist, der zieht das Erbe an sich. (Grimm, I, 88.)
Altfries.: Neste Boer, sibste frioan, as't kael yne groppe leyt. (Sprenger, I, 20.)
Holl.: Naaste buur, naaste bloedvriend, als het kalf in de groeve ligt. (Sprenger, I, 20; Harrebomée, I, 105b.)
Ung.: Möndenkor kövérebb a' más ember' szalonnája vagy a' szomszed asszony lúdgya. (Gaal, 253.)
14. Der schlechte Nachbar sieht nur, was ins Haus hineingeht, aber nicht, was herauskommt. – Burckhardt, 134.
Er bringt nur in Rechnung, was der Nachbar einnimmt, aber nicht, was er als Almosen ausgibt. Er ist blind für die guten Eigenschaften desselben und bemerkt blos seine Fehler.
15. Des bösen Nachbars Augen sind voll Neid.
Dän.: Naboes øye er avinds fuldt. (Prov. dan., 424.)
16. Des Nachbars Frau ist allzeit schöner.
It.: La moglie degl' altri par sempre più bella. (Pazzaglia, 229, 10.)
17. Des Nachbars Henne legt immer grössere Eier.
Die Türken sagen: Des Nachbars Huhn ist so gross wie eine Gans. (Schlechta, 375.)
Port.: A cabra de minha visinha, mais leite dà que a minha. – Melhor he a gallinha da minha visinha, que a minha. (Bohn I, 263 u. 283.)
Span.: La gallina de mi vecina mas huevos pone que la mia. (Bohn I, 226.)
18. Des Nachbars Kuh gibt allzeit mehr Milch.
»Vnd (denkt ein jeder) das seines nachbawrn khu allzeit viel mehr milch denn die seinen geit.« (Waldis, II, 49, 51.)
19. Des Nachbars Kühe haben immer grössere Euter.
Selten ist jemand mit dem ihm gewordenen Lose zufrieden; in der Regel findet er die Lage anderer günstiger als die seinige. »Dess nachbaurn vihe stäts feister ist, denn dass da gehet auff meinen mist.« Die Russen: Des Nachbars Hering schmeckt immer besser als die eigene Lamprete. (Altmann VI, 402.)
20. Des Nachbars Pferd füttert sich allzeit besser. – Petri, II, 120.
21. Des Nachbars Unglück ist uns nur ein Traum.
22. Des Nachbars Unglück lehrt uns das eigene tragen.
Aehnlich russisch Altmann VI, 470.
23. Des Nachbars wegen soll man etwas leiden.
24. Des Nachbars Weizen steht immer besser.
»Meins nechsten wise hat besser grass, meins nachbawrn pferdt futtert sich bass; die meisten milch gibt seine kuhe, sein weib ich sehr belieben thue.« (Waldis, I, 79, 49.)
Mhd.: Den nît dunket fremdiu sât vil schoener, den die er selber hat. (Renner.) (Zingerle, 109.)
Frz.: Moisson d'autruy plus belle que la sienne. (Leroux, I, 52.)
Holl.: Al, wat onze buurman heeft, dunkt ons beter, dan wat God ons geeft. (Harrebomée, I, 104b.)
Lat.: Aliena nobis nostra, plus aliis placent. (Gellius.) (Faselius, 88.) – Fertilior seges est alieno semper in agro vicinumque pecus grandius uber habet. (Wahl, 167, 17.)
25. Dess Nachbarn Braten ist stets feister. – Lehmann, II, 68, 5; Petri, II, 120; Henisch, 479, 22; Simrock, 7255.
26. Die Nachbarn müssen die Marken berichtigen. – Graf, 84, 102.
Wenn es sich um ein Zeugniss über ein nur der Gemeinde bekanntes Sachverhältniss handelte, so konnte dies nur von einem Nachbar der streitenden Theile, d.h. einem angesessenen Markgenossen, gegeben werden. »Das Zeugniss der Nachbarn entscheidet alle Grenzstreitigkeiten.« (S. Rogge 114.)
[823] 27. Die Nachbarn sind die schädlichsten Feinde, sonderlich die, so unterm Schein Friedens mit uns durch andere kriegen. – Opel, 382.
28. Die Nachbawren sind jm fern, er muss sich selber loben. – Tappius, 100a; Sailer, 103; Lehmann, II, 71, 52; Körte, 4392a.
Engl.: He has ill neighbours that's fain to praise him self. (Gaal, 1402.)
Holl.: Hij moet geene goede buren hebben, want hij prijst zich zelven. – Hij moet zich zelven prijzen, zijne buren doen het niet. (Harrebomée, I, 105b.)
Lat.: Ipse semet canit. (Tappius, 199b.)
29. Du magst in deines Nachbars Küche sehen, am meisten aber sieh in dein Häfelein.
30. Ein böser Nachbar ist ein ewiger Zank. – Sutor, 430.
Die Türken behaupten: Ein böser Nachbar stiftet Unheil bis ins siebente Stadtviertel. (Nordmann.)
It.: Tanto bastasse la mala vicina, quanto basta la neve marzolina. (Gaal, 1179.)
Schwed.: Grannar gnabbas och. (Grubb, 279.)
Ung.: Kinek rosz szomszédgya, árad annak gondgya és szaporodik kára. (Gaal, 1179.)
31. Ein böser Nachbar ist ein Fegteuffel in der Stadt vnnd auffem Landt. – Lehmann, 526, 12; Petri, II, 170.
Dän.: Ond naboe er daglich skærs-ild (dags-ulykke). (Prov. dan., 501.)
32. Ein böser Nachbar ist ein Plageteufel. – Gaal, 1179.
Er ist, wie der Osmane sagt, sieben Stadtviertel weit fühlbar. (Schlechta, 470.)
Dän.: Naboes øie er avindsfuldt. (Bohn I, 393.)
It.: Chi ha cattivo vicino, ha il mal mattino. (Gaal, 1179; Masson, 251.)
Lat.: Etenim invidere novit ipsa affinitas. (Eiselein, 482.) – Salsuginosa vicinia.
33. Ein böser Nachbar ist ein täglich Unglück. – Simrock, 7248; Körte, 4394; Masson, 251; Braun, I, 2862.
Holl.: Geene grootere plaag dan lastige buren. (Harrebomée, I, 105a.)
Schwed.: Ond granne är en dagelig skärseld. (Grubb, 616.)
34. Ein böser Nachbar ist fürchterlich, drum trägt die Schnecke ihr Haus mit sich.
35. Ein böser nachbar kann mehr schaden thun, als ein Frembder Ertzfeindt. – Lehmann, 526, 7.
Der böse Nachbar kann aber gerade der fremde Erzfeind sein, wie die Franzosen es Jahrhunderte für das deutsche Volk gewesen sind. Als sich der Kurfürst von der Pfalz am französischen Hofe beklagte, dass die Soldaten so viel Gewaltthätigkeiten begingen, bekam er zur Antwort: »Wenn ein kleiner Fürst, wie er, die Ehre habe, der Nachbar eines so grossen Königs zu sein, so müsse er die Kleinigkeiten (wie man die französischen Plünderungen in Paris nannte) nicht übelnehmen.« (Gesellschafter, Magdeburg 1783, I, 48.)
Dän.: Den skal sig selv love, der haver onde grander. (Bohn I, 355.) – Ond nabo kand giøre meere skade end en fremmed hoved fiende. (Prov. dan., 423.)
36. Ein böser Nachbar redet nichts Gutes.
Dän.: Ond nabo tier det gode og taler det onde om dig. (Prov. dan., 423.)
37. Ein böser nachbaur ist der Juden fluch. – Gruter, I, 24; Henisch, 462, 1; Eiselein, 482; Gaal, 1179; Simrock, 7249; Körte, 4391; Körte2, 5515; Braun, I, 2861.
Im Talmud findet sich der Spruch: Leidet der Bösewicht, so leidet sein Nachbar mit; geht's dem Frommen gut, so geniesst's auch sein Nachbar. (Tract. Suica, 56.)
Lat.: Optata est vivi praesentia dulcis amici, jucundumque illo cum moriente mori. (Chaos, 52.)
38. Ein böser nachpaur ist ärger dann der schaur1. – Franck, I, 144a; Lehmann, II, 121, 16.
1) Das kalte, vierttägige Fieber. – »Besser daheim viel kummer leiden, das du magst böse Nachbawrn meiden.« (Waldis, II, 97, 17.)
Mhd.: Deheiner slahte nezzekrût nie wart sô bitter noch so sûr als der sûre nachgebûr. (Tristan.) (Zingerle, 105.)
It.: Dio ti salvi da un cattivo vicino e da un principiante di violino. (Masson, 251.)
Port.: A má visinha dà agulha sem linha. (Bohn I, 165.)
Span.: A mala veziña da agulla sin liña. (Bohn I, 198.)
39. Ein guter Nachbar in der noth ist besser (mehr werth) als ein ferner Bruder (Vetter, Freund). – Lehmann, 526, 10; Eiselein, 482; Simrock, 7237; plattdeutsch bei Boebel, 144.
In Bedburg: 'Ne gode Nober ess besser als 'ne weckde Frönk. In Ostfriesland: En gode Naber is beter as'n verre Fründ. (Eichwald, 1374; Hauskalender, I.)
[824] Böhm.: Když tĕ tlačí bída, nehledej žida, ale souseda. – Soused za přítele stojí. (Čelakovský, 412.)
Dän.: God nabo er bedre end broder i anden by. (Prov. dan., 423.) – Mangen er god ven, men ond grande. (Bohn I, 387.)
Holl.: Een goede buur is beter dan eene verre vriend. (Harrebomée, I, 105a.)
Poln.: Sąsiad dobry za brata stoji. (Čelakovský, 412.)
Ung.: Jobb egy jó szomszéd, rosz atyafinál. (Gaal, 1178.)
40. Ein guter Nachbar ist besser als ein Kleinod im Kasten. – Lehmann, 527, 28.
Dän.: God nabo er tit bedre end penge. (Prov. dan., 423.)
Lat.: Vicinus bonus, ingens bonum. (Sutor, 22; Kritzinger, 724a.)
41. Ein guter Nachbar ist das halbe Leben. – Kritzinger, 724a.
42. Ein guter Nachbar ist die beste Wache.
Schwed.: God granne är landens bästa wän. (Grubb, 264.)
43. Ein guter Nachbar ist ein köstlich Ding. – Franck, I, 37; Eiselein, 482; Gaal, 1178; Simrock, 7246.
Frz.: Bien a en sa maison qui de ses voisins est aimé. – C'est un grand avantage qu'un bon voisin. (Kritzinger, 724a.)
Poln.: Sąsiad dobry za brata stoi. (Masson, 250.)
44. Ein guter nachbaur ist ein thewrer man. – Lehmann, II, 122, 44; Franck, I, 143b; Sutor, 430.
45. Ein guter nachbawer ist ein edel kleynodt. – Agricola I, 137; Egenolff, 83a; Eyering, II, 102; Gruter, I, 25; Petri, II, 193; Schottel, 1130b; Braun, I, 2860.
Böhm.: Dobrý soused drahý klénot (veliký poklad). (Čelakovský, 412.)
Dän.: Gode naboer er landets beste ven. (Prov. dan., 423.)
Holl.: Een goed nabuur is een edel kleinood. (Harrebomée, I, 105a.)
46. Ein Nachbar an der Hand (Wand) ist besser als ein Freund (Bruder, Schwester, Vetter) über Land. – Körte, 4381; Graf, 86.
Im Harz: De Nawer an der Wand is better as'n Fründ over Land. (Lohrengel, I, 132.)
Böhm.: Lepší blízky soused, než daleký přitel. (Čelakovský, 412.)
It.: Meglio è vicino da presso, che fratello da lungo.
Poln.: Lepszy sąsiad bliski, nižli brat daleki. (Čelakovský, 412.) – Niekupuj majętności, kupuj sąsiada. (Masson, 250.)
Schwed.: God granne wed handen är bättre än broor långt borta. Grubb, 264.)
47. Ein Nachbar beneidet den andern.
Wir beneiden nicht die, so weit höher stehen als wir, sondern die, welche wir bald zu erreichen hoffen.
48. Ein Nachbar in der nehe ist besser denn ein Bruder in der fern. – Petri, II, 216; Henisch, 323, 7; Spr. Sal. 27, 10; Schulze, 97; Zehner, 199.
Holl.: Beter is een verre buur dan een digte bloedverwant. (Harrebomée, I, 105a.)
It.: Meglio un prossimo vicino, ch'un lontano cugino. (Bohn I, 97; Pazzaglia, 407, 2; Masson, 250.)
Schwed.: Den näste grannen är ofta bättre, än en längt fränwarande wän. (Törning, 22.)
49. Ein Nachbar ist der Lehrer des andern.
Dein Nachbar ist dein Lehrer, sagen die Araber.
50. Ein Nachbar ist des andern Fuss und Hand.
Böhm.: Noha nohu podpírá, a stojí obĕ dobře. (Čelakovský, 412.)
51. Ein Nachbar kennt den andern (oder: weiss, wie es mit dem andern steht).
Böhm.: Vĕdí sousedé, jak se komu vede. (Čelakovský, 413.)
Poln.: Wiedzą sąsiedzi, jako kto siedzi. (Čelakovský, 413.)
52. Ein Nachbar muss dem andern helfen. – Graf, 84, 95.
Weil eben nur durch gegenseitige Dienstfertigkeit die Vortheile des Zusammenwohnens erreicht werden können.
Mhd.: Der eine naber mot dem andern helpen. (Hach, 391.)
53. Ein Nachbar reicht dem andern die Hand.
54. Ein nachbaur ist dem andern ein brand schuldig. – Egenolff, 47b; Gruter, I, 27; Petri, II, 216; Eyering, II, 151; Lehmann, 526, 17; Sailer, 252; Eiselein, 90; Simrock, 7251; Körte, 4389; Graf, 84, 96; Heuseler, 46; Pistor., V, 31; Eisenhart, 282; Hertius, I, 22; Braun, I, 2864.
Wenn in jemandes Hause Feuer auskommt und die Flamme auch die benachbarten Häuser ergreift, so ist der Besitzer des Hauses, bei dem das Feuer entstand, sobald er dargethan hat, dass das Unglück so wenig im bösen Vorsatz als in Vernachlässigung seine Quelle hat, zu keinem Schadenersatz verpflichtet, weil er von seinen Nachbarn gleicher Gefahr gewärtig sein muss. Es gibt Verhältnisse, in dem einer mit dem andern [825] leiden muss. In der Schweiz: 'S ist ein Nachbar dem andern en Brand schuldig. (Sutermeister, 114.)
Holl.: De eene gebuur moet des anderen brand voor lief nemen. (Harrebomée, I, 105a.) – De een moet dikwijls een' arm of een been breken om den nek van zijn' buurman te sparen. (Harrebomée, I, 105.)
Lat.: Aliquid malum propter vicinum bonum. (Sutor, 170.)
Schwed.: Den ena grannen lijder stundom ondt för den andras skuld. (Grubb, 518.)
55. Ein schlimmer Nachbar ist schon schwer im Dorf, im Haus und Wagen, am schwersten doch im Bette zu ertragen.
56. Einem nachbar muss man kein brand ins Hauss legen, da man dem fewr am nechsten sitzt. – Lehmann, 527, 29.
57. Eines Nachbars wegen soll man etwas (viel) leiden.
58. En gueden Noaber es biäter as en fären Frönt. – Woeste, 74, 229.
59. Erst muss man nach dem Nachbar fragen, ehe man ein Haus kauft, und nach dem Gefährten, ehe man sich auf den Weg macht. (Arab.)
So liess Themistokles, als er den Verkauf seines Landguts verkündigte, öffentlich ausrufen, dass es treffliche Nachbarn habe.
60. Es ist gut mit nachbarn scheurn auffrichten. – Franck, I, 78b; Gruter, I, 33.
Dän.: God nabo er bedre end broder i anden by. (Bohn I, 371; Prov. dan., 423.)
Frz.: Qui a félon voisin par maintes fois en a mauvais matin. (Masson, 251.)
Lat.: Est tua plus crassa pinguedine quam mea massa. (Loci comm., 96.)
Schwed.: Man giör mycket för grannesynja. (Grubb, 510.)
61. Es ist kein Nachbar nie so gut, der nicht bisweilen Schaden thut.
62. Es ist nicht vber einen bösen nachbaurn. – Franck, I, 78b; Gruter, I, 35; Petri, II, 276; Lehmann, II, 136, 53.
63. Es ist nichts über einen guten Nachbar.
Lat.: Beta Gammam persequitur, et rursus Gamma Betam.
64. Es ist vnbesonnen, dass einer in seines Nachbawren Hauss ein Brand einlegt, dass er zunechst am Kern muss sitzen. (S. ⇒ Haus 166.) – Lehmann, 694, 55.
65. Es muss ein nachbawer mit dem andern ein brandtfewer fur liebe nehmen. – Agricola I, 243; Tappius, 37b; Petri, II, 289; Henisch, 1083, 29; Latendorf II, 11; Lehmann, 526, 18; Lehmann, II, 138, 88; Eiselein, 90.
Een naber moth mit dem andern ein brandvür vor leve nemen. (Hertius, II, 3, 283.)
Lat.: Aliquid mali propter vicinum malum. (Philippi, I, 20; Tappius, 37b; Henisch, 1083, 30.)
66. Es nennt mancher den Nachbar einen Esel, der selber Säcke trägt.
Holl.: Menigeen draagt een' zak, en noemt zijn' buurman een' ezel. (Harrebomée, I, 195b.)
67. Et ies beätter en gurren Noawer ärre en feren Frönd. (Arnsberg.) – Firmenich, I, 353, 22.
68. Frag min Naber Jeck, de lügt ebenso wol as ek. – Schütze, III, 20.
Wird scherzweis zu jemand gesagt, den man auf einer Unwahrheit ertappt. (S. ⇒ Geck.)
Holl.: Vraag het mijnen buurman, die kan zoowel liegen als ik. (Harrebomée, I, 106a.)
69. Frag' min'n Nawer Fick, hei is ebenso 'n Schelm as ick. (Mecklenburg.)
Wird gebraucht um einen von der andern Partei vorgeschlagenen Zeugen als ungültig zurückzuweisen.
70. Frage meinen Nachbar, der ist ebenso klug als ich.
Holl.: Vraag het mijnen buurman, die weet het ook niet. (Harrebomée, I, 106a.)
71. Frew dich nicht deines Nachbarn schadt, du hast davon nichts als vnflat. – Lehmann, 526, 3.
72. Gât Nôber Gûld wiert. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 1074.
73. Geh nicht in Nachbars Haus, du trägst wenig Ehre heraus.
Man kann dort sehr leicht einer schiefen Beurtheilung begegnen. Vgl. auch Saphir's Marinirte Sprichwörter, wo es auf Verleumder und ihre Sippschaft angewandt [826] wird, die nur deshalb in des Nachbars Haus gehen, um ihm die Ehre abzuschneiden und herauszutragen.
74. Guoder Noaber an de Wand is bäter ass'n Bruoder öäwer Land. – Schlingmann, 1078; hochdeutsch bei Braun, I, 2857.
75. Guter Nachbar, gute Nahrung.
Böhm.: Dobrý soused půl živnosti. (Čelakovský, 412.)
Kroat.: Dober sused pol živlenja. (Čelakovský, 412.)
76. Guter Nachbar, guter Morgen; böser Nachbar, ewiger Krieg. – Sailer, 81.
Böhm.: Ač je daleko, chodí se lehko; i ač blízko, chodí se slizko. (Čelakovský, 412.)
Holl.: Een goed gebuur biedt goeden morgen. (Harrebomée, I, 105a.)
77. Halt's mit den Nachbarn, es gehe dir wohl oder übel. – Körte, 4386; Körte2, 5308; Braun, I, 2854.
Frz.: Il n'est voisin qui ne voisine. (Masson, 250.)
Poln.: Lepsze sąsiad bliski, niźli brat daleki. (Masson, 250.)
78. Halt's mit den Nachbarn, so viel an dir ist. – Körte, 4386.
Die Vertraulichkeit der Nachbarn untereinander ist im Morgenlande viel grösser als in Europa und hat einen bedeutenden Einfluss auf den Familienfrieden. In Aegypten empfiehlt man: Kann dich dein Nachbar nicht leiden, so verändere deine Hausthür. (Burckhardt, 6.) Bringe sie von einer andern Seite des Hauses an.
Engl.: You must ask your neighbour if you shall live in peace.
79. Kauf' deines Nachbarn Rind und freie deines Nachbarn Kind, so weisst du, was sie werth sind. – Estor, I, 344; Eiselein, 482; Hillebrand, 119; Pistor., II, 47; Simrock, 7238; Körte, 4394; Braun, I, 2866.
80. Kein Nachbar ist der beste.
So lange Rom noch ein kleiner Staat war, ward Nachbar und Feind durch dasselbe Wort, hostis, ausgedrückt. Die Russen: Keine Nachbarn, gute Nachbarn. (Altmann VI, 405.)
81. Klag eck mien'n Nawer mien Läd, wärd et noch emal so brät. (Oberharz.) – Lohrengel, I, 440.
82. Koep Nawers Rind, frîe Nawers Kind, sau weist de, wat de hest (oder: sau werst de nich bedrogen). – Brem. Sonntagsblatt, 1855, 4.
Im Oberharz: Köpe Nawers Rind, frie Nawers Kind, de weisst, wat werth se sind. (Lohrengel, I, 447.)
83. Lass deinen Nachbar in Frieden, so ist dir Ruh' im eigenen Haus beschieden.
Holl.: Laat uw' buurman in vrede, en stil uw eigen krakend wijf en uwe krijtende kinderen. (Harrebomée, I, 105b.)
84. Liebe deinen Nachbar, reiss aber den Zaun nicht ein! – Eiselein, 482; Simrock, 7242; Braun, I, 2859; Steiger, 156.
Die Russen sagen warnend vor zudringlichen Annäherungen: Zu nahe Nachbarn verdrängt die Freundschaft. (Altmann VI, 388.)
Frz.: Pour amytie garder fault paroy entre poser.
Lat.: Concilias te vicinis tuis. (Eiselein, 482; Masson, 250.) – Parietes amicitiae custodes. (Bovill, II, 38.)
85. Lobt schon der Nachbar das Pferdlein, so hat er's auch nicht geritten. – Eiselein, 540.
In Bezug auf Weiber.
86. Mach's wie deine Nachbarn.
Holl.: Doe als uwe geburen. (Harrebomée, I, 105a.)
87. Man kann dem Nachbar vertraun, noch mehr aber auf den Zaun.
88. Man muss dem Nachbar keinen Brand ins Haus legen, man zündet sonst sein eigenes an.
89. Man muss des Nachbars Bier nicht eher loben, bis man aus der Schenke heraus ist.
Kein Gastwirth hört es gern, wenn man die Getränke eines andern Wirthes rühmt und den seinen vorzieht. Die Türken drücken denselben Gedanken durch folgendes Sprichwort aus: Man muss nicht von der schönen Farbe des Lazurs reden, bis man beim Kieselfelde vorbei ist.
90. Man muss nicht dem Nachbar das Korn abschneiden.
Frz.: L'en ne doit pas mettre la faulx en autruy blé. (Leroux, I, 39.)
91. Man muss nicht über des Nachbars Dach spotten, wenn das eigene Löcher hat.
Die Russen: Schilt nicht deines Nachbars geborstene Mauer, wenn deine eigene in Trümmern liegt.
[827] 92. Man soll des Nachbars grosses Haus stützen, damit unsere kleine Hütte nicht einfällt!
93. Man soll keinen Nachbar oder Landsassen zu hoch lassen steigen. – Petri, III, 10.
94. Man solls mit den Nachbaren halten, es gehe wohl oder vbel. – Lehmann, 527, 24.
Böhm.: Musí soused s sousedem kyselá jablka i plané hrušky jísti, a za dobré přijíti. – Soused s sousedem plané hrušky jísti povinen. – Vedlé sousedův zlé i dobré trpĕti. (Čelakovský, 412.)
95. Mancher kehrt vor des Nachbars Thür und lässt den Schmuz vor der eigenen liegen.
Schwed.: Mången sopar för sin grannes dör och gar sin egen förbij. (Grubb, 566.)
96. Mancher wärmt sich lieber bey dess Nachbaren brandt, als dass er solt leschen helffen. – Lehmann, 526, 5.
97. Me muss den Nochbar nid witers thue as hinter Thür. (Luzern.)
Dass man ihn nicht weit zu suchen hat, wenn man ihn braucht.
98. Mit den nachbauern wol wir gern essen, aber nit treschen. – Franck, II, 36a.
99. Mit den nachbawren hebt man den zaun auff. – Agricola I, 589; Franck, I, 132; II, 86b; Tappius, 115b; Eyering, II, 240; Egenolff, 241b; Gruter, I, 59; III, 69; Lehmann, II, 413, 80; Schottel, 1138a; Hillebrand, 87; Eiselein, 482; Simrock, 7240; Pistor., I, 67; Körte, 4384; Sailer, 286; Grubb, 264; Masson, 250; Braun, I, 2851; Schmitz, 202, 260; Bluntschli, Deutsches Privatrecht, I, 427.
Deutet wol auf den Vortheil hin, der zwei Nachbarn durch Benutzung einer Mauer bei der Aufführung zweier verschiedener Gebäude erwächst. Das Sprichwort wird theils so gedeutet, dass umgeworfene Zäune durch gemeinschaftliche Thätigkeit der Nachbarn wieder aufgerichtet oder hergestellt werden, theils dahin verstanden, dass ein Nachbar schuldig ist, dem andern einen Weg zu seinem Felde zu gestatten, wenn er anders nicht dazu gelangen kann, auch mit Aufhebung des Zaunes. – »Mit Nachbarn hebt man Stadel vnd Häuser, pfleget man zu sagen.« (Mathesy, 154b; Herberger, I, 610.)
Lat.: Bonum est erigere domos cum vicinis. (Binder II, 357; Eiselein, 482.) – Ope vicinorum erigitur sepes horti. (Philippi, I, 67.)
100. Mit einem guten Nachbar baut man Häuser. – Gaal, 1178.
» ... Mit dem Nachbawern soll man Häuser aufführen, wie man bey den Klöstern Kinder auffziehet.« (Fischart, Gesch., in Kloster, VIII, 282.)
101. Mit Nachbarn ist gut Stadel (Scheuern) bauen. – Pistor., VIII, 49; Simrock, 7243; Körte, 4387; Graf, 85, 120; Braun, I, 2856.
Stadel = Scheuer. (Vgl. Spate, Deutscher Sprachschatz, S. 2114.)
Lat.: Non absque Thesio. (Binder II, 2124; Erasm., 136; Tappius, 115b.)
102. Mit Nachbarn muss man heben vnnd legen. – Lehmann, 526, 13.
»Geh wie es wöll, so rhate ich, halt's mit deim nachbaurn stettiglich.« Die Türken sagen: Verkauf deinen Weizen dem Nachbar, damit du seinen Kuchen mitessen kannst. (Nordmann.)
Holl.: Wat u overgaet, holdet mit u nabuurs. (Tunn., 25, 2.)
Lat.: Si bene sit vel male, cum vicinis teneas te. (Fallersleben, 757; Loci comm., 200; Sutor, 22.)
103. Mit nachbauern soll man sich leiden. – Franck, II, 36a; Petri, II, 479.
Die Russen empfehlen: Ist dein Nachbar wie Wasser und bist du wie Feuer, dann tritt deinem Nachbar nicht zu nahe. (Altmann VI, 401.)
Böhm.: Kdo chce požiti dobré vůle musí okusiti mnohé nezvůle. (Čelakovský, 412.)
104. 'N goden Naber is bäter as 'n fären Fründ. (Rastede.) – Firmenich, III, 29, 115; Bueren, 906; für Köln: Firmenich, I, 473, 68.
105. Naberske, ji dôt, wat je dôt, ettet Kêse un Brôd, dar sind niene Graen (keine Gräten) inne.
106. Nachbar guck vbern Zaun, nachbar guck wider herüber. – Lehmann, 537, 31.
107. Nachbarn helfen sehr, aber Gott noch mehr.
Holl.: Buren houden zeer, maar God houdt meer. (Harrebomée, I, 106a.)
[828] 108. Nachbarn neiden gern.
Lat.: Inimicus et invidus vicinorum oculus. (Philippi, I, 198; Sutor, 568.)
109. Nachbars Augen sehen immer sauer und schel.
110. Nachbars Beinbruch macht den Narren nicht klug.
111. Nachbars Kirschbaum trägt immer bessere Kirschen als unserer.
Böhm.: Hojnĕjší vždy obilí na sousední roli. – Sousedova kráva více mléka dává. – U souseda všecko lepši. – V cizích rukou vždy vĕtší krajíc. – V cizím dvoře peknĕjší jehňata. (Čelakovský, 109.)
Poln.: Cudze rzeczy lepsze się zdadzą. – Lępsze zboże na cudzém. – Sąsiedzkie wszystko lepsze. (Čelakovský, 109.)
112. Nachbars Kuh ist eine herzensgute Kuh, gibt aber keine Milch. – Simrock, 6025.
113. Nachbauren und die verwandten dein, sollen von dir vngeplaget sein.
Lat.: Non homines tribules, quos tu scis, esse tribules. (Loci comm., 200.)
114. Nachbawer vber den zaun, nachbawer widder heruber. – Agricola I, 242; Tappius, 120a; Egenolff, 130a; Gruter, I, 60; Eiselein, 482; Simrock, 7245.
Von Nachbarn, die miteinander nicht mehr in Berührung kommen, als dass sie einander über den Zaun grüssen.
Frz.: Il n'est voisin qui ne voisine.
Holl.: Het is nu nabuur over den tuin, dan nabuur over de stoep. – Nabuur over den tuin, nabuur weder terug. (Harrebomée, I, 105b.)
It.: Chi ha mal vicin, ha mal matin. (Eiselein, 482.)
Schwed.: Giör som du wil haa giordt igen. (Grubb, 2551.)
115. Nawers Kinner sind ümmer dei bös'sten. (Mecklenburg.) – Raabe, 23.
116. Nimm Naobers Kind, so west du, wat du finst. (Münster.) – Firmenich, I, 298, 36; Frommann, VI, 426, 37.
117. Op Noabers Felle es guet Raüwen liäsen. (Grafschaft Mark.) – Woeste, 74, 221.
Die Russen: Aus Nachbars Mehl ist gut Kuchen backen. – Mit Nachbars Beinen kann man eine weite Tagereise machen. (Altmann VI, 390 u. 510.)
118. Schau deinem Nachbar ins Gesicht, aber nicht in die Schüssel. (Steiermark.) – Sonntag.
119. Sihe (schau) in deins nachbaurn küchen, allermeyst aber in dein häfelin. – Franck, II, 73a; Lehmann, II, 569, 85; Simrock, 7256.
120. Soll dich dein Nachbar nicht Schaitan (Satan) heissen, so nenne ihn nicht Sofi (Narr). (Krim. Bl.)
121. Steht des Nachbars Haus in Brand, ist der Schaden vor der Hand.
Holl.: Als uws buurmans huis verbrandt, is't u schade voor de hand. (Harrebomée, I, 104b.)
122. Unsere Nachbarn bringen ihr Recht mit sich. – Graf, 25, 275.
Wenn Rechtsverhältnisse an einem andern Orte als dem ihrer Entstehung zur Beurtheilung kamen, so brachte nach dem ältern deutschen Recht jeder das ihm angeborene Recht mit sich, d.h. der Fall wurde nach dem Gesetz seiner Heimat behandelt. Das neuere Recht verfährt nach dem umgekehrten Grundsatz, dass niemand sein Recht mit sich bringt, sondern das am Orte der Beurtheilung geltende anzunehmen hat; doch findet hier wieder eine Unterscheidung nach persönlichen und dinglichen Rechten statt. In Schwyz: Vnnsser nachburen die bringend Ir rechtt mit Inen. (Kothing, 343, 19.)
123. Unsers Nachbars Kinder sind immer die schlimmsten. – Simrock, 7254.
124. Ut Noabers Hut es guet Räimen sni'en. – Woeste, 74, 222.
125. Vier schlimme Nachbarn sind: ein Amboss, ein Backofen, eine Mühle und ein Fluss.
Dän.: Det er ei godt at have en bagovn, ambolt, mølle og flod til nabo. – Tre skadelige nabœr: store floder, store herrer og alfar-voy. (Prov. dan., 423.)
126. Vnserer nachbaurn kind seind alweg die bösesten. – Franck, II, 88a; Lehmann, II, 792, 108.
127. Von der Nachbaren wegen soll man etwas leiden. – Lehmann, II, 794, 145; Simrock, 7250; Körte, 4390; Braun, I, 2865.
Holl.: De een moet dikwijls een' arm of een been breken, om den nek van zijn' buurman te sparen. (Harrebomée, I, 105a.)
[829] 128. Vor (sehr) armen und (sehr) reichen Nachbarn möge mich der Herr bewahren.
Dän.: Det er ei godt at have ent en for fattig eller for riigen nabo. (Prov. dan., 423.)
Schwed.: Hög granne är en gnagande matt (Högt umgånge är fahrligit). (Grubb, 366.)
129. Vor bösem Nachbar uns Gott bewahr'.
Böhm.: Maje souseda zlého, a k tomu bohatého, bĕž a nechej všeho. (Čelakovský, 413.)
It.: Deus ti bardet de malu bighinu, et de primu sonadore de violinu.
Poln.: Sąsiada gdy masz potężnego a k temu złego, odbież wszystkiego. (Čelakovský, 413.)
130. Vor dem Nachbar, der in Mekka war, nimm dich in Acht; aber den, der zweimal da war, fliehe wie die Pest.
So sagt der Araber; die Anwendung bei uns liegt nicht fern. (S. ⇒ Rom.)
131. Was du dem Nachbar in den Garten wirfst, das wuchert für dich in dem Garten Gottes. – Sailer, 240.
Segen der Freigebigkeit.
132. Was in des Nachbars Garten fällt, ist sein. – Eiselein, 482; Eisenhart, 229; Pistor., IV, 10; Hillebrand, 51, 72; Runde, 278; Simrock, 7253; Körte, 4385; Braun, I, 2853; Graf, 85, 124; Grimm, III, 59; Glossar zum Sachsensp., II, 52.
Handelt vom Ueberfallsrecht und spricht den alten Rechtsgrundsatz in Bezug auf die Früchte überhangender Bäume aus. (S. ⇒ Zaun.)
133. Was in des Nachbars Garten fällt, ist sein, sagte des Advocaten Schreiber, als ein Floh von seinem Kragen auf des Amtmanns Rock sprang.
Holl.: Die vink ben ik kwijt, zei Flip, en daar sprong eene vloo van zijn' rok op zijns buurmans mantel. (Harrebomée, II, 393.)
134. Wenn dein Nachbar schert, so seife du ein. – Burckhardt, 10.
Nämlich den Kopf dessen, den er schert. Komme überall seinen Wünschen entgegen.
135. Wenn dein Nachbar von Honig ist, so friss ihn nicht ganz auf.
Böhm.: Když soused jako med, zvi ho na obed. (Čelakovský, 412.)
136. Wenn der Nachbar ein Bein bricht, so fühl' auch an die deinigen.
137. Wenn der Nachbar einen Eheprocess hat, denkt jeder an seine eigene Frau.
138. Wenn der Nachbar isst, werd' ich davon nicht satt.
Holl.: Wat mijn buurman eet, helpt mij niet een' beet. (Harrebomée, I, 106a.)
139. Wenn der Nachbar Schweine schlacht't, wird für mich eine Wurst gemacht.
140. Wenn des Nachbars Haus brennt, ist es Zeit Feuer zu rufen.
Holl.: Als uws buurmans huis brandt, is het tijd, om brand te roepen. (Harrebomée, I, 104b.)
141. Wenn des Nachbars Haus brennt, ist man wenigstens auf seiner Hut.
Holl.: Als uws buurmans huis brandt, is het tijd, dat gij uitziet. (Harrebomée, I, 104b.)
142. Wenn des Nachbars Haus brennt, so ist auch das deinige in Gefahr.
Dies Sprichwort führte der Herr von Metternich, in seinem Schreiben an das französische Cabinet, als Grund zu dem Einrücken österreichischer Truppen in Italien während des Aufstandes der Legationen gegen die päpstliche Regierung an.
Engl.: When the neighbour's house is on fire, beware of thine own. (Gaal, 865; Bohn II, 15.)
Frz.: Qui ardre (brûler) voit l'autel de son voisin du propre sien doit avoir souci. (Masson, 251.)
Holl.: Als uws buurmans huis brandt, is't tijd uit te zien. (Bohn I, 299.)
It.: Chi vede arder la casa del vicino, habbia pensier della sua propria. (Pazzaglia, 407, 4.) – Quando egli arde in vicinanza, porta l'acqua a casa tua. (Gaal, 865.)
Lat.: Tunc tua res agitur, paries cum proximus ardet. (Horaz.) (Binder II, 3363; Gaal, 865; Seybold, 611; Schonheim, T, 17.)
Poln.: Sąsiedzka trwoga, twoja przestroga. (Masson, 251.)
Span.: Si hazen la barba a tu vezino, pon la tuya en remojo. (Masson, 251.)
[830] 143. Wenn des Nachbars Haus brennt, so trägt man Wasser zum eigenen (oder: so rettet jeder das eigene, im eigenen).
Dän.: Naar vor veg brænder, maae hver redde sin egen. (Prov. dan., 424.)
Schwed.: När grannans wägy brinner, så achta din egen. (Grubb, 575.)
144. Wenn des Nachbars Kind fällt, so hebe es auf.
Span.: Al hijo de tu vecino limpiale las narices, y metele en tu casa. (Don Quixote.)
145. Wenn dess Nachbarn Hauss brennt, so kan leicht ein Funcken deins auch anstecken. – Lehmann, 526, 4.
146. Wenn dess nachbarn Hauss lichter lohen brent, so lass das leschen vnnd erhalt das deine. – Lehmann, 527, 32.
Dän.: Naar din naboes væy mon brænde, er din skade nær i hænde. (Prov. dan., 88.)
It.: Quando l'incendio è nel vicinato, porta l'aqua a casa tua. (Bohn I, 123.)
147. Wenn du dem Nachbar deine Hand reichst, so hat dir Gott die seinige schon zuvor gereicht. – Simrock, 7257; Sailer, 240.
Von Versöhnlichkeit oder zuvorkommender Dienstfertigkeit.
148. Wenn du dem Nachbar eine Maulschelle gibst, so geb' ich sie dir wieder. – Simrock, 6903.
Du bist so schuldig als der, den du tadeln willst.
149. Wenn es beim Nachbar brennt, schützt man wol sein eigenes Haus.
»Wer sein nechsten zum gut ermant; vnd selb nit taug, thut wie im Brandt einer seins Nachbawrn hauss thut reumen vnd thut das seine daheim verseumen.« (Waldis, III, 36.)
Böhm.: Když u sousedův hoří, odstav svého. – Sousedská pohroma, tobĕ výstraha. (Čelakovský, 250.)
Poln.: Sąsiedska trwoga, twoja przestroga. (Čelakovský, 250.)
150. Wenn es beym nachbarn raucht, muss man wehren, dass kein fewr angehet. – Lehmann, 527, 20.
151. Wenn Nachbarn sind einander hold, viel besser ist denn Silber vnd Gold. – Petri, II, 670.
152. Wenn sich der Nachbar eine Beule schlägt, so thut uns der Kopf nicht wehe.
153. Wenn zwei Nachbarn sind in Streit, so holen die andern das Wasser sehr weit.
Sie beeilen sich mit der Schlichtung und Vermittelung nicht.
154. Wenn's beim Nachbar brennt, lernt man erst sein steinern Haus schätzen.
155. Wenn's beym nachbarn raucht, darff man woll mit einem Haussspiess vor die Thür tretten vnnd fragen, ob gefahr da sey. – Lehmann, 527, 20.
156. Wenns beym nachbawern raucht, darff man wol fragen, ob gefahr vorhanden. – Lehmann, 692, 23.
157. Wenns beym nachbawern raucht, so muss man wehren, ehe das Fewer ausschlägt. – Lehmann, 692, 23.
158. Wer böse Nachbarn hat, darf für Schande nicht sorgen.
Die Russen: Für üble Nachrede sorgt unser Nachbar. (Altmann VI, 399.)
159. Wer böse Nachbarn hat, muss sich selber loben.
160. Wer dem Nachbarn Schaden thut, thut sich selbst kein Gut.
161. Wer den Nachbar tritt, leidet selber mit.
Holl.: Wie zijne buren beleedigt, maakt het zich zelven daarna zuur. (Harrebomée, I, 106a.)
162. Wer einen bösen Nachbar hat, der hat ein Täglich vnglück. – Lehmann, 526, 1.
»Wer sich zun bösen nachbawrn wagt, hat gewissen teuffel, der in plagt.« (Waldis, II, 97, 15.)
163. Wer einen guten Nachbar hat, braucht keinen Zaun.
Böhm.: Od dobrého souseda hraditi se netřeba. (Čelakovský, 412.)
164. Wer einen guten Nachbar hat, ist wohl bewacht bei Tag und Nacht. – Gaal, 1178.
It.: Chi ha buon vicino, ha buon mattino. (Gaal, 1178; Bohn I, 81; Pazzaglia, 407, 1.)
Span.: Quien tiene buen vezino, tiene buen amigo. (Masson, 2, 50.)
[831] 165. Wer gute Nachbarn hat, bekommt (hat) einen guten Morgen. – Winckler, XVIII, 33; Körte, 4388; Simrock, 7244; Braun, I, 2855.
Dän.: Hvo som har en god nabo, har en god morgen. (Bohn I, 379; Prov. dan., 423.)
Engl.: A good neighbour, a good morrow. (Bohn II, 119; Gaal, 1178.)
Frz.: Qui a bon voisin, a bon matin. (Gaal, 1178; Masson, 250; Kritzinger, 445a; Lendroy, 988.)
Holl.: Die eenen goeden (kwaden) gebuur heeft, heeft eenen goeden (kwaden) morgen. (Harrebomée, I, 105a.)
It.: Chi ha il buon vicino, ha il buon mattino.
Lat.: Cui bonus est vicinus, felix illuxit dies. (Binder II, 622; Faselius, 53; Wiegand, 297.)
166. Wer gute Nachbarn hat, kann ruhig schlafen.
Holl.: Die goede buren heeft, kan gerust gaan slapen. (Harrebomée, I, 105a.)
167. Wer hilft dem Nachbar in der Noth, der hilft sich selbst und hilft ihm Gott.
168. Wer seine Nachbarn schilt, weiss bald, was er selber gilt. (S. ⇒ Wissen.)
Mhd.: Swer niht wizze wer er sî, der schelte sîner gebûre drî. (Freidank.) (Zingerle, 131.)
Böhm.: Nevís-li urození a zachování svého, rozhnĕvej souseda nejbližšího, povít' povahu života tvého. – Svad' se s sousedem, povít', jakous mĕl matku a batku. (Čelakovský, 413.)
Holl.: Wie zijn buren beledigt, maakt het zich zelven daarna zuur. (Bohn I, 344.)
Poln.: Kto niezna swéj żadnéj wady: niech pyta między sąsiady. (Čelakovský, 413.)
169. Wer seinem Nachbar Schaden thut, verbessert nicht das eigne Gut.
Dän.: Intet gavn at giøre sin nabo skade. ( Prov. dan., 423.)
170. Wer sin Nawer ni gôd will, kann em man ên Process wunschen. (Rendsburg.)
171. Wer wie sein Nachbar glaubt und thut, bekommt keinen Streit.
Altfries.: Dear liift en dâäd üs sin Neiber, de feid niin Strid. (Hansen, 14.)
172. Wer wie seine Nachbarn thut, der hat immer ruhig Blut.
Dän.: Skik dig som dinen aboer, saa lider du best. (Prov. dan., 506.)
Frz.: Qui fait comme son voisin, il ne pleure, il ne rit.
173. Wische des Nachbars Kind die Nase und nimm's ins Haus.
Holl.: Veeg uws buurmans kind den aars (neus) en nem het in huis. (Harrebomée, I, 106a.)
It.: T'annoia il tuo vicino, prestagli uno zecchino. (Bohn I, 127.)
Port.: O filho de tua visinha, tira-lhe o ranho, e casa-o com tua filha. (Bohn I, 288.)
174. Zwischen Nachbars Garten ist ein Zaun gut. – Simrock, 7241; Körte, 4383; Braun, I, 2852.
Engl.: A wall between, preserves love. (Masson, 250.)
Frz.: La borne sied très bien entre les champs de deux voisins. (Masson, 250.)
Lat.: Inter finitimos vetus et antiqua simultas.
*175. B'r huon ann noien Nupper krickt. (Sprottau.) – Firmenich, II, 299, 18.
Wir haben einen neuen Nachbar bekommen, sagt man, wenn der erste Schnee gefallen ist. In einzelnen Gegenden des schlesischen Gebirgs lautet das Wort: Nuckwer.
*176. Das hat ein Nachbar verrathen.
Lat.: Hoc municeps aut vicinus nunciavit. (Philippi, I, 178.)
*177. Des Nachbars Gaul reiten.
Auch russisch Altmann VI, 513. (S. 184.)
*178. Er darf dem Nachbar nicht sorgen helfen.
Er hat selber Kummer und Sorge genug.
Dän.: Nu er min sorg saa mangefold, som jomfruer de spinde guld. – Man har ei behov at græde sin naboes sorg, thi man har nok i sin egen deel. (Prov. dan., 63.)
*179. Er hat es von seinem Nachbar gesehen.
Der Einfluss des Beispiels auf die Gesinnung und Handlungsweise anderer.
*180. Er hat mehr Nachbarn als Freunde.
Dän.: Fleere naboer end venner. (Prov. dan., 423.)
*181. Giw din Naber ên up de Snût, ik will'n di naher wedder geven. – Schütze, IV, 151.
Gib deinem Nachbar eine Maulschelle, ich gebe sie dir nachher wieder.
*182. I weusch dir en böse Nohber und e Floh is Ohr. – Sutermeister, 25.
*183. In des Nachbars Ofen backen.
In Bezug auf geschlechtliche Beziehungen zur Nachbarin. (S. 184.) Die Russen: Seinen Keil in eine fremde Tanne treiben. (Altmann VI, 513.)
[832] *184. Ins Nachbars Wiese grasen.
»Wer grast in seines Nachbawrn Wiesen, der muss an gleicher müntz verkiesen.« (Waldis, IV, 16, 51.)
*185. Mit dem Nachbar essen.
*186. Nabern gehen. (Königsberg.)
Zu Nachbarn gehen, um mit ihnen zu plaudern.
*187. Nachbar, mit Rath! – Eiselein, 482; Braun, I, 2850.
Lat.: Deliberandum est diu, quod statuendum est semel.
*188. Seine Nachbarn sind schlecht gerathen, er muss sich selbst loben.
*189. Seinem Nachbar das Haus anzünden, um sich ein paar Eier zu sieden.
*190. Unter Nachbars Bäumen das Obst auflesen.
Von anderer Arbeit den Nutzen ziehen.
191. An des Nachbarn Fall soll man sich spiegeln. – Wirth, II, 298.
192. Des Nachbars Appetit ist uns näher als des Hottentotten Hunger.
Die Russen: Der Appetit derer in Moskau schadet den Nowagen mehr als der Hunger derer in Archangel. (Altmann V, 99.)
193. Des Nachbars Henne ist fetter als die eigene. – Schuller, 44.
194. Des Nachbars Hühner sind Gänse.
So gross scheinen sie für den angrenzenden Besitzer zu sein. Was auf des Nachbars Felde wächst und auf des Nachbars Hofe sich bewegt, ist bekanntlich immer besser als das Eigene.
195. Dess nachbaurn vihe stäts feyster ist, denn dass da gehet auff meinem mist.
Lat.: Est tua plus crassa pinguedine quam mea massa. (Loci comm., 96.)
196. Ehe du des Nachbars Splitter rügst, betrachte deinen Balken. – Wahl, 154.
197. Einem guten Nachbar verheirathe deine Tochter und verkaufe deinen Wein.
Span.: Con buen vezino casaras tu hija, y venderas tu vino. (Zeiler, Ep. II, 510.)
198. Es ist besser, dem Nachbar die Stiefel putzen, als dem Fremden den Fuss küssen. – Koenig, Jérôme's Carneval, 230.
199. Klopft man beim Nachbar an, so klopfe man auch bei der eigenen Thür an. – Schuller, 44.
200. Mein Nachbar ist krank, ich soll für ihn mitschwören, sagte der Bauer, als ihn der Richter fragte, warum er beide Hände erhe be. – Wirth, I, 54.
[1623] 201. Was wir heute beim Nachbar sehen, kann morgen uns geschehen.
Lat.: Aut sumus, aut fuimus, vel possumus esse, quod hic est. (Frischbier, 50; Philippi, I, 52.)
202. Wem guter Nachbar ist beschert, dess Haus ist doppelt schätzenswerth.
It.: Casa che ha il buon vicino, val più qualche fiorino. (Giani, 317.)
203. Wenn du beim Nachbar an der Thür anklopfest, so thue es auch an der eigenen. (Rumänisch.) – Neue Freie Presse, 4592.
204. Wenn's beim Nachbar brennt, muss man schnell zu Hülfe eilen.
*205. Er hat schlechte Nachbarn.
Wenn jemand sich in Selbstlob ergeht mit Bezug auf Spr. Sal. 27, 2, wo es heisst: Der Fremde lobe dich und nicht dein Mund. – Jüd.- deutsch in Warschau: Er müsse huben schlechte Schejnim.
Buchempfehlung
Robert ist krank und hält seinen gesunden Bruder für wahnsinnig. Die tragische Geschichte um Geisteskrankheit und Tod entstand 1917 unter dem Titel »Wahn« und trägt autobiografische Züge, die das schwierige Verhältnis Schnitzlers zu seinem Bruder Julius reflektieren. »Einer von uns beiden mußte ins Dunkel.«
74 Seiten, 3.80 Euro
Buchempfehlung
1799 schreibt Novalis seinen Heinrich von Ofterdingen und schafft mit der blauen Blume, nach der der Jüngling sich sehnt, das Symbol einer der wirkungsmächtigsten Epochen unseres Kulturkreises. Ricarda Huch wird dazu viel später bemerken: »Die blaue Blume ist aber das, was jeder sucht, ohne es selbst zu wissen, nenne man es nun Gott, Ewigkeit oder Liebe.« Diese und fünf weitere große Erzählungen der Frühromantik hat Michael Holzinger für diese Leseausgabe ausgewählt.
396 Seiten, 19.80 Euro