Klügster

1. Auch der Klügste kann irren.

Böhm.: Nejmoudřejší může chybití. (Čelakovsky, 284.)

Frz.: Les plus sages faillent souvent en bon chemin. (Leroux, II, 252.)

Kroat.: Najpametnéji faleti more. (Čelakovsky, 284.)


2. De Klökst gifft nao. (Altmark.) – Danneil, 277.


3. Der Klügste gibt nach.Gaal, 1180; Körte, 3446; Lohrengel, I, 152; Braun, I, 1900; Masson, 216.

Aus Braunschweig wird folgende Anwendung des Sprichworts mitgetheilt. Ein alter Kaufmann ritt öfter spazieren. Das dabei benutzte alte Pferd war stets begierig nach dem Stalle und der Reiter nicht im Stande es vor dem Hause anzuhalten, um abzusteigen, das Pferd ging vielmehr ohne weiteres mit ihm in den Stall. Eines Tages war der obere Theil der Thür geschlossen, das Pferd ging aber doch durch die halbgeöffnete Thür. Der Kaufmann hätte rücklings vom Pferde fallen müssen, wenn nicht der obere Theil der Thür aufgesprungen wäre. »Der Klügste gibt nach«, sagte der Kaufmann und rieb sich die vom Stosse geschwollene Stirn.

Frz.: Le plus sage cède. (Starschedel, 346.)

Lat.: Cedendo victor abibis. (Ovid.) (Binder II, 474.)


4. Der Klügste gibt nach, sagte der Hundekarren zur Locomotive, und fuhr ihr aus dem Wege.

Engl.: Where's the use of railing, as the dog-cart said to the steam-engine when it upset. (Hagen, VI, 103, 13.)


5. Der Klügste gibt nach, sagte Kunz, als er seinen Process verloren hatte.


6. Der Klügste wird oft am ersten übers Ohr gehauen.

Frz.: Les sages sont souvent la dupe des sots. (Cahier, 1592.)


7. Die Klügsten verführen gemeiniglich das Schiff am ersten.Petri, II, 122.

Frz.: Les plus sages ne le sont pas toujours. (Cahier, 1591.)


8. Die Klügsten werden am ersten ertappt.


9. Wa hat Klögst is, lött noah. (Ukermark.)

Wer der Klügste ist, lässt nach.


10. Wann de Klaükste soll hangen weren, hai makede dat eiste, dat he weag kwäme. (Büren.)


[Zusätze und Ergänzungen]

11. Der Klîgste werd noch oagerannt (betrogen).

Als Ueberschrift eines Gedichts in schlesischer Mundart. (Bertermann, S. 200.)


Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 2. Leipzig 1870.
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