1. Besser einen Theil verlieren als das Ganze.
Mhd.: Ez ist bezzer, daz ist wâr, ein teil verlies en danne gar. (Welscher Gast.) (Zingerle, 145.)
2. Brüderliche Theile müssen unverschmitzt sein. – Graf, 215, 209.
Es soll das Erbe so gerade, so gerecht als immer möglich getheilt werden, es soll keine Uebervortheilung dabei vorkommen. Auf der Insel Rügen: Broderlike dele moth unbeschmittet sin. (Normann, 71-261.)
3. Das halb teyl ist mehr dann gar. – Franck, I, 57b; Lehmann, II, 58, 32.
4. Dat drudde Dêl vun Kinne sleggt na 'n Vader. – Hochdeutsch bei Simrock, 1213a.
5. Der grössere theil vberwündet den bessern theil. – Lehmann, 499, 8.
6. Der Theil ist (wiegt) oft mehr als das Ganze. – Dove, 743.
7. En Del küemet allene nitt. (Grafschaft Mark.) – Woeste, 67, 51.
8. Gleich tail machen kein Krieg. – Hauer, Miij; Gruter, I, 44; Chaos, 325; Petri, II, 340; Egenolff, 335a; Schottel, 1127a; Simrock, 10483; Körte, 5929; Braun, I, 4478.
Dän.: Lige bytte giør mindste trette. (Prov. dan., 98.)
9. Gleiche Theile machen keine schelen Gesichter.
Lat.: Ex aequo da omnibus. (Schulblatt, 493; Faselius, 78.)
10. Jeder hat (kriegt) sein bescheiden theil. – Petri, II, 204.
11. Man kann vom Theil aufs Ganze schliessen.
Engl.: Judge of the size ef the statue of Hercules by the foot.
12. Man muss beide Theile hören, ehe man ein Urtheil spricht, sonst trifft man's nicht. – Simrock, 10251.
»Es steht nit vmbsonst auff allen richtheusern: Audiatur et u.s.w. Man soll den andern Theil auch verhören.« (Pauli, Schimpff, XLVb.)
Lat.: Non est judicium, si non sint ambo locuti. (Gaal, 1594; Seybold, 45.)
13. Man soll auch den andern Theil hören.
Jüd.-deutsch: Es steht: Schomoom been Acheechen. (Tendlau, 835.)
Lat.: Audiatur et altera pars. (Seybold, 266.)
14. Ungleiches Theil macht schele Augen. – Simrock, 10249; Braun, I, 4479.
15. Viel Theil machen schmal Erb vnd geringe Müntz. – Petri, II, 575.
16. Viel theil machen schmale bissen. – Henisch, 396, 19; Petri, II, 575.
17. Viel Theile, schmal Eigen. – Simrock, 10250a.
18. Viel Theile, schmale Brocken. – Simrock, 1020; Körte, 5931; Braun, I, 4480.
19. Wenn man einen theil zum früh Mahl verzehret, so kan man den andern zum nacht Imbs zum besten haben. – Lehmann, 776, 29.
20. Wer es hält mit keinem Theil, wird zur Beute jedem Theil. – Körte, 5932.
21. Wer sein theil tregt mit Geduld, der ist weiss genug. – Petri, II, 754.
22. Wo ainer kainen theil an hat, da mag er umb kainen theil kriegen. – Klingen, 186; Graf, 69, 37.
Wenn das Gemeindegut (Almende) zur Vertheilung an die Marktgenossen kam, so konnten sich hierbei nur diejenigen Mitglieder der Gemeinde betheiligen, deren Güter oder Höfe in der ursprünglichen Marktgenossenschaft mit vollem Gemeinderecht gelegen waren; denn wer nicht berechtigtes Glied der Gemeinschaft gewesen war, konnte auch kein Genosse der Theilung sein. (S. ⇒ Wald.)
[1145] 23. Wo zwei Theile hin wollen, da soll der dritte folgen. – Graf, 75, 57.
Die Minderheit soll sich den Beschlüssen der Mehrheit unterwerfen. Im Westerwalde: Waer di twe del hin wellen, daer sal de derde volgen. (Richthofen, 269.)
24. Zwei Dêl sind net beschrêven: et Donnerwedder un et Beiwonnen. (Bedburg.)
In Bezug auf das Zusammenwohnen unverträglicher Personen.
*25. Der hat (bekommt) sein Theil.
*26. Du sast dîn Dêl wol krîgen. (Altmark.) – Danneil, 258.
Eigentlich: Du wirst das dir an der Sache gebührende Antheil erhalten; die Redensart enthält aber meistens eine Drohung oder Warnung.
*27. Er hat das bessere Theil erwählt.
Um den Vorzug einer getroffenen Wahl anzuerkennen. Die Redensart hat ihre Quelle in Luc. 10, 42, wo es heisst: »Maria hat den guten Theil erwählt«. (Büchmann, 216.)
*28. Er hat sein Theil gegessen (getrunken). – Mayer, II, 1060.
*29. Er hat sein Theil gekriegt.
Das, was seinem Betragen, seiner Handlung u.s.w. gebührt, seine Lection, seine Strafe, Züchtigung. Mit einer Art Schadenfreude von dem, dem etwas Unangenehmes begegnet ist.
Frz.: Il en tient. (Lendroy, 1414.)
Holl.: Hij heeft zijne portie gekregen. (Harrebomée, II, 197a.)
*30. Er könnte sein Theil vom Kinde am Charfreitage essen, ohne die Fasten zu brechen.
*31. Hä kriegt 'r mit d'n decke Däl. (Henneberg.)
Bekommt Schläge mit dem dicken Theil oder Ende.
*32. Ich habe mein Theil. (Henneberg.)
Ich bin tödtlich geschlagen, oder der Aerger hat mir den Rest gegeben; auch: ich habe meine Strafe.
Frz.: Il en a en tout du long de lanne.
33. Vier tail aus dem schalkhafftigen wort: guet, beess, leben, todt. – Rasch, 229.
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