1. A junga Rüüt'r, a n'alta Fuesgäg'r. (Bern.) – Zyro, 4.
2. Auch geschickte Reiter werden zuweilen abgeworfen.
3. Das ist kein Reiter auf diesen Gaul, sagte die Witwe, als ein alter Mann um sie buhlte.
Bei Lehmann (144, 66) findet sich: »Ein Witfraw sagte von zweyen die vmb sie buleten, Herr Reichhart vnnd Herr Lamprecht seind auff disem Gaul zu schlecht.«
4. Den Reiter, der die Füsse hängen lässt, muss man nicht bedauern. (Neugriech.)
5. Der Reiter duldet kalt und nass, der Schreiber lobt sein Tintenfass. – Simrock, 8422; Eiselein, 527.
6. Der Reiter mit der Glenen, der Schreiber mit der Feder. – Eiselein, 527; Simrock, 8423.
7. Der Reiter muss reiten wie das Ross will. – Lehmann, 797, 10.
Wenn er es nämlich nicht zu bändigen versteht. »Also die vernunfft, wie sie die affekten müssigen.«
8. Der Reiter und sein Gaul sind nicht immer gleicher Meinung. – Altmann VI, 469.
9. Der Reuter wird davon nicht vnsauber, wenn dass Ross vnter jhme Stalt. (S. ⇒ Herr 5.) – Lehmann, 741, 41.
10. Der schnellste Reiter ist der Tod, er ist noch schneller als das Morgenroth.
11. Ein fränkischer Reiter sieht durch einen neunfachen Kittel, wie viel Geld im Sack ist.
12. Ein guter Reiter füttert, ehe er tränkt.
13. Ein guter Reiter lässt seinem Pferde auch etwas Verstand.
14. Ein guter Reiter reitet den Arsch nicht bald wund.
Dän.: God rytter bliver ikke gjerne øm bag.
[1652] 15. Ein guter Reiter schwingt sich von jeder Seite aufs Pferd.
Frz.: Bon cavalier monte à toute main. ( Cahier, 281.)
16. Ein guter Reiter und ein rechter Regen kommen überall durch.
Das war auch die Ansicht des jungen Seydlitz, des im Siebenjährigen Kriege so berühmten preussischen Reitergenerals.
Frz.: Bon cavalier monte à toute main. (Recueil, 4.)
17. Ein guter Reiter vergisst die Sporen nicht.
Dän.: Det er en taabelig rytter som glemmer sin spore hiemme, og en skipper sit anker. (Prov. dan., 482.)
18. Ein junger Reuter, ein alter Bettler. – Latendorf II, 10.
19. Ein nerrisch reuter muss das sein, wann er die sporen lest daheim.
20. Ein Reiter macht nicht viel Staub.
Ein einzelner Arbeiter kann nicht viel zu Stande bringen.
21. Ein Reiter nicht wohl singen kann. – Eiselein, 527.
22. Ein Reiter ohne Lanze taugt nicht zum Kriegestanze.
It.: A buon cavaliere non manca lancia. (Bohn I, 659.)
23. Ein Reiter, so nur Ein Pferd hat, soll nicht Hafer nehmen für zwei. – Simrock, 8424.
24. Ein Reuter rühmet vnd redt von seinem Pferd. – Petri, II, 221.
25. Ein Reutter ohne Pferdt, ein Kriegsmann ohn ein Schwerdt, ein küche ohne Herdt die sindt nicht gross lobenswerth. – Wehlt's Tagebuch.
Bei Zinkgref (IV, 390) findet sich die Priamel vollständiger: »Ein Reutter ohn Pferdt, ein Kriegsman ohn Schwerdt, ein Doctor ohne lehr, eine fraw ohn scham vnd ehr, ein jahr ohn sonnenschein, ein mahlzeit ohne wein, ein jung mensch ohne zucht, ein Acker ohne frucht, ein Vater ohne forcht, eine Mutter, die nicht sorgt, ein Kauffmann ohne glaub, ein weingard ohne Traub, ein Student ohn buch, ein Richter ohne fug, ein Ehmann ohn Bart, ein Kindt, das nicht wol art, seynd Dingen vff der erd, die nicht eins Hellers werth.«
Holl.: Een ruiter zonder paard, een krijgsman zonder zwaard, een vrijer zonder baard zijn geen zeven oordjes waard. (Harrebomée, II, 234a.)
26. Ein schlechter Reiter kommt weiter als ein guter Fussgänger.
Die Russen: Der Reiter hat Recht vor dem Fussgänger. (Altmann VI, 435.)
27. Es gehören sonderliche Reuter dazu, wenn man wil querfelt hinein setzen, andere müssen die gebaute Strasse reiten. – Petri, II, 247.
28. Es gehört mehr zu einem Reiter, als zwei Beine von einem Pferde herunterhängen zu lassen.
Holl.: Daar behoort meer tot een' ruiter, dan twee beenen op een paard te werpen. (Harrebomée, II, 234a.)
29. Es ist ein närrischer Reiter, der das Pferd auf holprigem Wege spornt.
In Aegypten sagt man ähnlich: Es ist ein schlechter Reiter und galopirt zwischen den Dattelbäumen herum. (Burckhardt, 256.)
30. Es ist ein närrischer Reiter, der seine Sporen zu Hause lässt.
31. Es ist einer ein Reiter, der doch kein Pferd hat. – Lehmann, 118, 15.
»Der ist ein dankbarer Mensch, der die Wohlthaten zu vergelten begierig, ob er schon nichts dazu übrig hat, als den Willen, gleich wie der ein Meister seiner Kunst ist, wenn er schon die Instrumente seiner Kunst nicht hat.«
32. Es ist nicht jeder ein Reiter, der Sporen trägt.
33. Es sind nicht alle Reuter, die Reuterliedlein singen. – Lehmann, II, 158, 184.
34. Fetter Reiter ist des Pferdes Gift.
35. Gutem Reiter fehlt's nie an der Lanze. – Winckler, XVI, 84.
36. Jeder Reiter lobt sein Pferd. – Keller, 172b.
37. Junger Reiter, alter Betler. – Gruter, III, 57; Lehmann, II, 286, 79; Sailer, 80; Simrock, 5303.
38. Man hat weder Reiter noch Ross gesehen.
Poln.: Ani posła, ani osła. (Lompa, 5.)
39. 'N gôden Ridder wordt nich to 't Land ûtjâgt. – Bueren, 907; Hauskalender, I.
[1653] 40. Reiter und Fussgänger kommen abends in Eine Herberge.
Holl.: Paardrijders en voetgangers komen 's avonds allen in eene herberg. (Harrebomée, II, 166a.)
41. Reuter hören zu Hof, nit in die Kirchen. – Aventin, CCCXXXIIIIb.
42. Tausend Reiter sind nicht im Stande, einen Nackten zu plündern. – Cahier, 2686.
43. Um des Reiters willen küsst die Dame den Diener.
Frz.: Pour l'amour du chevalier baise la dame l'écuyer. (Kritzinger, 27a.)
44. Uppen Rîder kummt 'n Hüder. – Weserzeitung, 4097.
Bin Landmann, der reitet, gilt in Oldenburg für einen schlechten Hauswirth, dem wieder ein besserer in dem erblichen Besitz folgen soll. (S. ⇒ Verderben.)
45. Wenn der Reiter nichts taugt, gibt er dem Pferde die Schuld.
»Als wenn einer nit wol rheiten kan, so muss das Pferdt sein schuldig dran. Will er des Lesens sein verhaben, spricht er: es sein böss Buchstaben.« (Waldis, IV, 54.)
46. Wenn der weisse Reuter helt fürm holtz1, so ist gewiss der Sommer fürhanden. – Henisch, 734, 13.
1) Vom »Dornbusch in der Blut«.
47. Wenn zwei Reiter ein (und dasselbe) Pferd besteigen, muss einer hinten sitzen.
Wurde 1863 zur Zeit des Fürstentages in Frankfurt von einer Zeitung auf den Vorsitz Oesterreichs und Preussens in der deutschen Bundesregierung angewandt.
48. Wie der Reiter, so das Ross.
Auch russisch Altmann VI, 420.
49. Zum Reiten gehört mehr als ein Paar Schuhe. – Mayer, II, 22.
*50. Die Reiter haben es (auf ihren Weg) mitgenommen. – Burckhardt, 336.
Von einer Neuigkeit, die so bekannt ist, dass sie die reisenden Beduinen gehört und allenthalben auf ihrem Wege erzählt haben.
*51. Es ist ein lateinischer Reiter. – Eiselein, 527.
So nennt der Cavalier den Professor, der schlecht zu Pferde sitzt. »Das mag mir in der Warheit wol ein Lateinischer Reuter gewesen seyn.« (Zinkgref, IV, 515.) Die Dänen nennen einen Reiter, der nicht fest im Sattel sitzt, einen Grasritter: En græs-rytter som ei kand sidde fast i sadelen. (Prov. dan., 252.)
Frz.: Pique en latin. (Kritzinger, 413b.)
*52. Es ist ein Reiter zu Fuss.
Holl.: Hij is ruiter (ridder) te voet. (Harrebomée, II, 234a.)
53. Ein feiger Reiter gebraucht lieber die Sporen als das Schwert.
54. Einem wackern Reiter fehlt die Lanze nicht.
It.: A buon cavalier non manca lancia. (Giani, 331.)
55. Reiter zu Pferd! Der Sattel ist leer. Möcht doch gern wissen, wohin's Reiterl gleich wär! Nach Klein-Schönhof ist's gelaufen, that's Hemdlein versaufen. Hat's Röcklein verbrannt! Ist nackend heimgerannt! – Egerbote, 1877.
Kinderschaukellied aus der Podersam-Saazer Gegend.
56. Reiter zu Pferd, Sattel verkehrt! Ist der Schwed gekommen, hat alles mitgenommen, hat die Fenster eingeschlagen, hat's Blei davongetragen, hat Kugeln draus 'gossen, und die Bauern erschossen. – Egerbote, 1877.
Schwedensprüchlein aus der Zeit des Dreissigjährigen Kriegs in der Umgegend von Hauenstein.
57. Reiter, Säuffer und Jäger sind die angenehmsten Hofleute. – Wirth, I, 214.
Brockhaus-1911: Spanische Reiter · Reiter · Friesische Reiter
Goetzinger-1885: Deutsche Reiter
Meyers-1905: Reiter [2] · Reiter [1] · Spanische Reiter · Schwarze Reiter · Deutsche Reiter · Apokalyptische Reiter · Reïter · Friesische Reiter
Pierer-1857: Reïter. · Schwarze Reiter · Spanische Reiter · Reiter-Steinberg · Deutsche Reiter · Friesische Reiter · Reiter
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